Montag, 2. Dezember 2013

Termine und Aktuelles Dezember 2013

01.12. dezentrale Hausgottesdienste

08.12. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Gottesdienst zur Weltweiten Christenverfolgung mit Marion Schwarz und Karin Tschaftary)

15.12. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Christiane Schönberger, JG St. Paul)


22.12. kein Gottesdienst


24.12. 15.00 Uhr Gottesdienst (Gemeindehaus St. Paul)

29.12. kein Gottesdienst


Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Sonntag, 3. November 2013

Termine und Aktuelles November 2013

31.10. - 03.11. CGF-Freizeit im Gästehaus Hensoltshöhe in Gunzenhausen mit Klaus Sparla (Vineyard Nürnberg) und Friedrich Horänder (GMS Frommetsfelden)

10.11.     10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Anbu Balanboobalan, Indien)

17.11.     10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Sabine Auerochs)

24.11.    dezentrale Hausgottesdienste


Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Termine und Aktuelles Oktober 2013

06.10.     kein Gottesdienst wegen der Sperrung der Innenstadt (Kirchweihumzug)

13.10.     10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Lobpreis & Segnung)


20.10.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)


27.10.     dezentrale Hausgottesdienste

31.10. - 03.11. CGF-Freizeit im Gästehaus Hensoltshöhe in Gunzenhausen mit Klaus Sparla (Vineyard Nürnberg) und Friedrich Horänder (GMS Frommetsfelden)

Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Samstag, 28. September 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (22.09.13)

Jesus - unsere Quelle des Lebens


(Lieblingswitz: Junge in der Oberpfalz will nicht sprechen)

Ähnlich - nur umgekehrt, geht es mir heute. Ich habe wahrscheinlich mittlerweile weit über 100 Predigten gehalten und irgendwie hab ich das Gefühl: eigentlich hab ich alles schon mal gesagt. Mehr gibt es nicht zu sagen - zumindest von meiner Seite. Ich könnte natürlich irgendwas altes auskramen oder irgendein Lehrthema behandeln, aber es sollte ja auch irgendwie Relevanz für uns haben.

Nun, ein Thema (bzw. ein Begriff), der mir in den letzten Wochen immer wieder mal in den Sinn kam, war: Quelle.

Eine Quelle ist ein Ort, wo dauerhaft oder nur zeitweise aus Niederschlägen gespeistes Grundwasser auf natürliche Weise austritt. (Wikipedia)

Ihr habt bestimmt schon mal Quellen auf Wanderungen gesehen (im Fichtelgebirge bspw. die Quelle des Weißen Mains am Ochsenkopf oder die Egerquelle etc.). Da sprudelt und strudelt das Wasser aus einem Stein oder Hang o.ä. heraus.

Was sind Eure Assoziationen, wenn Ihr an „Quelle(n)“ denkt?

Was steht eigentlich in der Bibel zu Quellen? Das ist jetzt kein Hauptthema der Schrift, zu dem man unzählige Bibelstellen findet. Es sind eigentlich nur ein paar wenige, überschaubare Bibelstellen, aber relativ ausdrucksstarke Stellen.

„HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.“
(Ps. 36, 6 - 10 Luther)


David versucht hier mit der Beschränktheit der menschlichen Sprache die Güte Gottes zu beschreiben. Er benutzt dabei die Dimensionen der sichtbaren Schöpfung: er redet von der Weite des Himmels (Wolken), der Höhe der Berge und der Tiefe des Ozeans. Er beschreibt das alles Gute, alle materielle Versorgung, alles Leben bei Gott zu finden ist und bei ihm seinen Ursprung hat. Aber er drückt auch eine geistliche Wahrheit aus, die letztlich erst im Neuen Bund Gültigkeit erlangt. Nämlich dort, wo Jesus von sich spricht:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh, 14,6a Luther)

Jesus ist die Quelle des Lebens. Er ist uns zur Quelle des Lebens geworden. Er ist das Leben.

Welche Stellen finden wir noch in der Bibel? Jesus sagt z.B. im Gespräch mit der samaritanischen Frau am Brunnen:

„wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Joh. 4,14 Luther)


Und in einer anderen Stelle in der Offenbarung heißt es:

„Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offb. 21,6 Luther)


Wenn man diese beiden Stellen zusammen nimmt, heißt es also:
Jesus gibt uns lebendiges Wasser, er gibt es uns umsonst, dieses Wasser hat eine besondere Qualität: es sättigt lebenslang: dieses Wasser sprudelt sogar aus dem Gläubigen heraus und es mündet im ewigen Leben. Und das nicht erst in der Zukunft, wenn wir in die Ewigkeit eingehen, nein, dieser Prozess findet bereits jetzt in der Gegenwart statt. Und wer davon trinkt hat nie wieder Durst.

Dieses Bild, welches Jesus hier gebraucht, ist zum einen ein Bild für das Heil. Es ist ein Bild für das, worauf im Alten Bund das Volk Israels sich hingesehnt hat.

„Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils“ (Jes. 12,3 Rev. Elb.)

wird ihnen im AT verheißen. Und dieses ersehnte Heil konnte nun in Jesus empfangen werden.

Und wenn man es empfängt, dann löscht es ein für allemal den Durst unserer Seele, den Durst unseres Schlundes, unserer Kehle (was „Seele“ aus dem hebr. wörtlich übersetzt heißt).

„Meine Seele verzehrt sich nach deinem Heil.“ (Ps. 119,81a Rev.Elb.)

Diese Sehnsucht nach Heil, nach ewigen Leben, nach Vergebung, nach göttlicher Annahme, nach Göttlichkeit, nach Gott selbst, sie wird ein für allemal gestillt.

Quellen spenden Leben, aus der Quelle wird ein Fluß, er bewässert das Land, das Land wird grün, Ackerbau und Viehzucht wird möglich, Fischfang wird möglich, Leben wird möglich. Eine Quelle spendet lebendiges Wasser.

Aber es gibt auch künstliche Quellen. Kennt Ihr diese kleinen Quellen für´s Wohnzimmer. Diese Sprudelsteine. Da wird das Wasser im Kreislauf gepumpt und plätschert vor sich hin. Das ist kein lebendiges Wasser, das Leben hervorbringt, sondern ein künstliches System, das nur dazu dient, dass man sich am Plätschern erfreut und evt. auch das Raumklima etwas verbessert wird - und vielleicht öfters die Toilette aufsuchen muss.

Sind wir nicht manchmal ähnlich und suchen uns künstliche Quellen? Künstliche Kraftquellen?

Ich hab letzte Woche erwähnt, dass für mich der Sommerurlaub im Kreis der Familie eine Quelle der Kraft gewesen ist. Und wir können wahrscheinlich noch viele andere solcher kleinen und großen Kraftquellen aufzählen: Sport, Wandern, Freunde, Hobbys, Musik, Gartenarbeit, Natur uvm.

Alles wunderbare Sachen, die unserem Leben Qualität geben, die gut und wichtig sind. Dinge, die uns Gott geschenkt hat, die Gott angelegt hat, als er das menschliche Leben entworfen hat, die das Leben teilweise erst wirklich zum Leben machen. „Der Mensch wird am Du zum Ich.“ hat der jüdische Philosoph Martin Buber gesagt. Erst durch die Gemeinschaft mit anderen wird mein Leben erst zum Leben. Also alles gute und wertvolle Schätze des Lebens. Alles Elemente, durch die ich die Liebe Gottes, seine Güte, Gnade, Göttlichkeit usw. erfahren und erleben kann.

Analog zu „Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird“ 1. Tim. 4,4 Luther (Aussage über die Reinheit der Speisen) könnte man sagen: Alle Quellen sind gut, die in Dankbarkeit empfangen werden (theologisch natürlich nicht korrekt).

Aber: keine dieser Quellen ist Jesus selbst. Ich möchte nicht sagen, dass sie künstlich sind, aber sie sind nicht Gott. Wir können Gott darin finden, aber sie können Gott nicht ersetzen. Das ist der Unterschied zur Esoterik.

Nichts von dem hat die Qualität um die Tiefe des Ruhens vor Gott, der Stille vor Gott, der Anbetung, der Zeit in Gottes Gegenwart zu ersetzen. Wir probieren es immer wieder, aber es funktioniert nicht. Die meisten von uns haben die Tendenz zur Martha und nicht zur Maria (vgl. Luk. 10).

Es ist schon irgendwie paradox: einerseits gibt Jesus mir ein Wasser, das zur Folge hat, dass ich nie mehr Durst habe, also nie mehr zu ihm kommen muss um zu trinken, weil ich das Heil erhalten habe; andererseits, wenn ich seine Nähe nicht suche, wird diese sprudelnde Quelle dieses Wassers, des geistlichen Lebens in mir, nur noch zu einem schwachen Rinnsaal.

Wir haben es vorhin gesungen: Jesus möchte der Mittelpunkt in meiner Schwäche und in meiner Stärke sein. Im Mangel und im Überfluss. In Freude und im Leid.

Dieses Bild von der Wasserquelle ist nicht nur ein Bild für das Heil, sondern auch für den Heiligen Geist. Am Laubhüttenfest sagt Jesus nämlich:

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh. 7, 37b - 39 Luther)

Aus unserem Leib, aus unserem Inneren, aus unserem Bauch fließen Ströme des Heiligen Geistes, fließen Ströme göttlichen Lebens. Aus uns heraus fließen die Ströme. Jesus sagt nicht, „der wird die Ströme lebendigen Wassers von Gott weiterleiten“, obwohl das theologisch sicher auch nicht falsch wäre, sondern er spricht hier bewusst davon, dass sie aus uns heraus kommen.

Wie kann das sein? Weil Christus in uns lebt, weil der Heilige Geist in uns wohnt. Dies sollten wir nicht gering achten, aus einer falsch verstandenen Frömmigkeit oder einer falsch verstandenen Demutshaltung heraus.

Ich denke dies hat auch etwas mit Souveränität zu tun. Wir sind die beauftragten Verwalter, die Haushalter, die Treuhänder, die Besitzer des Geistes. Zwar nicht die Eigentümer, aber wir entscheiden wo und wann wir uns zur Verfügung stellen um die Ströme fließen zu lassen. Wo wir nicht präsent sind, wo wir uns verweigern, wird auch nichts fließen können.

Dieses Bild vom Bauch, vom Inneren, von aus-uns-herausfließen hat vielleicht auch etwas damit zu tun, das unser Wesen, unsere Natürlichkeit, unsere Seele hier mit involviert, mit in diesem Prozess verwoben sind.

Und: die Ströme fließen von uns weg. Wir dürfen uns füllen, einweichen und durchtränken lassen...aber dann fließt er zu den Menschen. Vom In-Christus-Sein zu denen, die durstig sind.

Und das geht manchmal einfacher als man denkt. Wir hatten neulich ein Treffen mit einem Mädchen, wo ich eigentlich dachte: wir machen da ein bisschen Befreiungsdienst und gut ist. Und dann ging es eigentlich eher darum ihr die Liebe Gottes zu offenbaren, den Fluss der Liebe Gottes zu ihr durchfließen zu lassen.

Wir haben viel mehr zu geben, als wir oft von uns denken.

Es gibt aber noch eine besondere Art von Quelle: die Oase.

Eine Oase ist ein Vegetationsfleck in der Wüste, üblicherweise an einer Quelle, Wasserstelle oder einem Wadi gelegen. (Wikipedia)

In der Wüste bringt eine Quelle eine Oase hervor. Es entsteht daraus kein Fluss, sondern eine Wasserstelle. Je nach Größe der Quelle kann die Oase dann entsprechend bewirtschaftet werden. Früher haben Oase vor allem als Trinkwasserquelle für Karawanen gedient, das ist heute nicht mehr so gebräuchlich.

Aber wenn man bei diesem Bild bleibt, dann ist die Oase eher ein Bild für Menschen, die vorübergehend auftanken wollen.

Könnt Ihr Euch noch an unsere Vision (bzw. Selbstverständnis) als CGF erinnern:


OASE FÜR MENSCHEN

Lust auf ein Leben mit Jesus wecken
Annahme erleben und willkommen sein
Freude am Leben entdecken
Die erfrischende und heilende Gegenwart Gottes und seinen Frieden erfahren
Die eigenen Gaben entwickeln und fördern
Jungen Menschen Raum schaffen


Manchmal muss man sich daran erinnern, was wir für Vision hatten (oder vielleicht noch haben?). Sind wir eigentlich gescheitert? Oder ist es eine Frage der Perspektive?

Wenn ich an unsere Hauskreise denke, dann wird deutlich, da gibt es Menschen (Gäste), für die wir tatsächlich eine Oase sind, die dort entweder regelmäßig oder sporadisch auftanken. Menschen, die nicht zur CGF gehören, die nicht bleiben, aber immer wieder gerne kommen und auftanken, genauso wie man in einer Oase sich nicht zwingend ansiedelt, sondern sie nur benutzt um die Wasservorräte aufzufüllen.

Und auch in den anderen Bereichen: Freude am Leben entdecken, Annahme vermitteln, eigene Gaben entwickeln usw. kann ich uns wiederfinden. Jungen Menschen Raum schaffen: wir schaffen ihnen sogar soviel Raum, dass wir sie alle gehen lassen. Die Gegenwart Gottes erfahren? Ja, sicher mal mehr und mal weniger intensiv. Hier dürfen wir uns immer mehr wünschen.

Der einzige offensichtliche Mangel ist die Größe der Oase, sie ist recht klein. Es sind nur wenige, die sie bewirtschaften und nur wenige, denen sie Wasser geben kann. Aber, ist das eigentlich ein Mangel? Für manche schon, sonst würden sie nicht lieber in größere Oasen gehen. Vielleicht nicht unbedingt ein Mangel an Qualität, aber an Attraktivität.

Wo seht Ihr einen Mangel?

Wenn wir an die Freizeit denken, dann dürfen wir dort auf jeden Fall wieder intensiv Oase sein - für einander und für unsere Gäste.

Heute möchte ich es einmal hierbei belassen und vorschlagen, dass wir uns Zeit und Raum nehmen um in der Gegenwart Gottes neu aufzutanken.

Montag, 2. September 2013

Termine und Aktuelles September 2013

--------------Sommerpause--------------Sommerpause---------

15.09.     10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Zeugnisse und Berichte)

22.09.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Jesus - unsere Quelle des Lebens")


29.09.    10.00 Uhr
Gemeindehaus St. Paul, Gottesdienst 
gemeinsam mit der JG St. Paul und der LKG 
(Predigt Hans Heidelberger, Nehemia-Team)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Donnerstag, 1. August 2013

Termine und Aktuelles August 2013

04.08.    11.00 Uhr Open-Air-Gottesdienst der Evang. Allianz auf 
der Freilichtbühne im Stadtpark

--------- Sommerpause --------- Sommerpause ---------


Donnerstag, 4. Juli 2013

Termine und Aktuelles Juli 2013

07.07.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst mit anschl. Weißwurst-Brotzeit 
(Predigt Frank Mendl, Thema: "Entschleunigung")

14.07.     10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen 

(Predigt Bob Hatton, Forum Leben)

21.07.     dezentrale Haus-Gottesdienste


28.07.    10.00 Uhr Gemeindehaus St. Paul, Gottesdienst 

gemeinsam mit der JG St. Paul



Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Sonntag, 23. Juni 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (23.06.2013)

Vom Umgang mit Niederlagen

Nach der theologisch recht anspruchsvollen Predigtreihe über die Freiheit des Evangeliums, möchte ich heute einmal eine eher praktische und alltagsbezogene Predigt halten und das Ganze auch noch im Dialog mit Euch. Über den Umgang mit Niederlagen. Ein Thema, wo sich sicher keiner von uns etwas darunter vorstellen kann. Niederlagen? Was ist das denn?
Bevor man über Niederlagen spricht, muss man sich jedoch erst mal klar sein, was eigentlich Erfolg ist. Wie definiert unsere Gesellschaft, unsere Kultur eigentlich Erfolg?

Zunächst aber einmal ein kurzes Musikstück als Appetizer.

http://youtu.be/0XGqXhMqitg 

(Die Fantastischen Vier: Geboren)

Allgemein formuliert bedeutet Erfolg das Erreichen von Zielen. Manchmal stecken wir uns die Ziele selbst, oft werden sie uns vorgegeben, manchmal stecken wir uns auch vorgegebene Ziele und sind uns dessen gar nicht bewusst.

Wo habt Ihr Euch in Eurem Leben bisher Ziele gesteckt oder wo wurden Euch welche gesteckt?

(Beispiele)

Von Klein auf stehen wir unter der Vorgabe Erfolg haben zu müssen. In der Schule, beim Übergang in die weiterführende Schule, beim Abschluss, beim Notendurchschnitt, in Studium oder Ausbildung, als Teenager beim In-Sein, bei der Partnerwahl, im Beruf, in der Erziehung usw., ja auch in der Gemeinde, beim Christsein wird uns ständig vorgegeben erfolgreich sein zu müssen. Oder beim Aussehen: jeder muss heute attraktiv und ewig jung sein. (Schon meine verstorbene Schwiegermutter hat jeden Nachmittag „Reich und schön“ im TV angeschaut.)

Sicher, sich Ziele setzen und Herausforderungen zu stellen, gehört zum Leben, zum Menschsein dazu. Nur so sind auch Entwicklung und Fortschritt möglich. Aber nicht alle Vorgaben erfüllen wir leicht und gerne, und so stehen wir unter einem vielfachen Druck. Und das macht was mit uns. Ausgebranntsein, Burnout sind mögliche Folgen, aber auch Minderwertigkeit, Selbstzweifel, Unzufriedenheit, das Gefühl des Versagens usw., wenn wir die geplanten Ziele nicht erreichen.

Wo habt Ihr das Gefühl so richtig versagt zu haben?

(Beispiele)

Auch ich habe so manche Spur des Versagens durch mein Leben gezogen: In der Schule ging es los. Beim Übertritt zum Gymnasium, war ich mit den Textaufgaben komplett überfordert. Ich hatte keine Ahnung, was die da von mir wollen und hab dann in der Prüfung total versagt. Glücklicherweise liefen die anderen sehr gut und so hat es dann doch noch geklappt. Aber dann am Gymnasium: 10. Klasse, 5 Fünfer und drei Sechser, Klasse wiederholt. Beim zweiten Anlauf nahm ich dann Nachhilfe in Latein, Englisch, Physik und Chemie. Am Ende hat es wieder nicht gereicht: drei Fünfer und ab auf die Realschule. Oder im Sport: beim Fußball wurde ich immer als Letzter oder Vorletzter gewählt, weil ich halt mit dem Ball irgendwie nichts anfangen konnte. Und dann mit den Mädchen: irgendwie hatte ich als 14/15-jähriger immer recht hübsche Freundinnen, aber ich glaube, das lag v.a. an meinem „hochfrisierten“  Mofa, denn als die anderen Jungs mit 16 ihre 80er oder Krads hatten, waren die Mädchen bei mir wieder weg. Also überall Versagen. Da blieben nur noch Drogen, aber das ist eine andere Geschichte.

Erfolg hat natürlich auch was mit der Bewertung zu tun, mit den Parametern innerhalb derer er gemessen wird. Konnte man früher noch sagen: der Optimist sagt bei einem Glas Wasser, das halb gefüllt ist, dass es halb voll ist und der Pessimist, dass es halb leer ist; so muss man heute oft sagen, wenn ein Glas nur zu 90% voll ist, dann ist es unzureichend. Die Ansprüche sind gestiegen. Der Druck ist gestiegen.

Und wir werden mehr und mehr zu Sklaven der Wirtschaft, zu Objekten der Leistungsgesellschaft und der Werbebranche. Menschsein wird optimiert. Glücklich sein wird verordnet, aber glücklich sein kann nur der, der optimiert lebt, der leistungsfähig ist, der schön, erfolgreich und reich ist.

Versagen hat keinen Platz, Krankheit und Schwäche haben keinen Platz, Mittelmäßigkeit hat keinen Platz - und sind wir nicht alle irgendwie mittelmäßig? (Mittelstand, Mittelfranken) -, und unterdurchschnittlich zu sein schon gleich gar nicht.

Während es im Mittelalter noch klar war, dass Erfolg etwas ist, dass im Jenseits angeordnet ist, dass es eine Belohnung ist, die die Menschen bei Gott in der Ewigkeit zu erwarten haben und dass das Diesseits geprägt ist von Mangel und Entsagen, Armut. Krankheit und Tod. So hat sich hier durch die protestantische Arbeitsethik eine Verschiebung ergeben. Erfolg findet in der Gegenwart statt. Erfolg muss erreicht werden. Wenn man fleißig war, hatte man Erfolg. Erfolg - wirtschaftlicher und geistlicher - wird auch als Zeichen eines gottgefälligen und frommen Lebensstils angesehen.

Gerade auch in der charismatischen Bewegung wurden oft Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen und hergenommen um ein Wohlstandsevangelium oder ein Erfolgsevangelium zu begründen und zu rechtfertigen.

Da wird das Bekenntnis des Paulus:

„ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ (Phil. 4,13 Luther)

(auch bekannt durch den Umhang von Evander Holyfield beim Boxkampf gegen Mike Tyson) zu einer Formel, mit der es uns möglich sein soll alle Bereiche unseres Lebens durch den Glauben erfolgsbringend zu gestalten. Dabei wird der vorherige Vers aber ignoriert, wo es heißt:

„Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden“ (Phil. 4,12 Luther).

Paulus beschreibt hier nämlich, dass er durch Christus mit allen Umständen des Lebens umgehen kann, mit den widrigen und mit den angenehmen, mit einem vollen und einem leeren Magen, mit einem vollen und einen leeren Geldbeutel. Er sagt sozusagen genau das Gegenteil aus von dem, wozu diese Stelle oft herhalten muss.

Oder genauso wird die Aussage des Paulus

„Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort durch uns offenbart!“ (2. Kor. 2,14 Rev. Elb.)

hergenommen um unseren Anspruch zu untermauern, dass wir überall siegreich zu sein haben - triumphierend von Sieg zu Sieg - und wird dabei doch übersehen, dass Paulus hier von seiner Missionsreise berichtet, auf der er durch das Wirken Christi überall das Evangelium verkünden konnte. „Als ich aber zur Verkündigung des Evangeliums Christi nach Troas kam...“ (V. 12) schreibt er dort. (Mal davon abgesehen, dass man wenn man im Triumphzug umhergeführt wird, nicht zwangsläufig bei den Siegern zu Hause ist, sondern eigentlich der Unterlegene, der Besiegte, der Gefangene oder der Sklave ist. Und Paulus hier wahrscheinlich ausdrückt, dass er sich freiwillig zum Sklaven der Verkündigung des Evangeliums gemacht hat.)

Also wir sehen: auch unsere Theologie wurde vielfach vom Virus des Erfolgs infiziert.

Aber heißt es nicht, dass wir Frucht bringen sollen in unserem Leben? Das ist richtig. Aber was meint Ihr: ist Erfolg in einer Leistungsgesellschaft deckungsgleich mit dem ntl. Bild der Frucht? Wie sieht Frucht in unserem Leben aus?

(Beispiele)

Im Markus-Evangelium spricht Jesus:

„Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same sprießt hervor und wächst, er weiß selbst nicht wie. Die Erde bringt von selbst Frucht hervor, zuerst Gras, dann eine Ähre, dann vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht es zulässt, so schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da.“ (Mark. 4, 26-29 Rev. Elb.) 


Von selbst bringt die Erde Frucht, heißt es hier. Im griechischen steht hier das Wort „automatos“. Ganz automatisch, das Frucht bringen ist genetisch angelegt, jeder der den Geist Gottes in sich trägt, der an den Sohn Gottes glaubt, der dadurch im Sohn Gottes bleibt, bringt automatisch Frucht. Ganz ohne Leistungsdruck. Das ist das Bild des NT. Jesus sagt, dass sein Joch sanft ist und seine Last leicht ist. Ganz entspannt.

Weiß selbst nicht wie: irgendwie ist aus meinem Leben doch noch irgendwas Gescheites geworden. Vom ehemals Drogenabhängigen zum Sozialarbeiter. (Schon mal eine Stufe besser.)

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (Röm. 8,28a Luther)

Uns dient alles zum Besten, weil wir wissen, dass wir in Christus für alle Zeit das Beste haben.

Daher haben wir unseren Platz in Christus, „egal wie Du aussiehst, egal wie Du Dich fühlst, Gott liebt Dich!“ heißt es in einem Kinderlied. Es spielt keine Rolle, ob wir oder andere uns für erfolgreich oder für Versager halten. In Christus sind wir erfolgreich. Von Gott sind wir geliebt! Er legt an uns keine Messlatte an!

Und dadurch haben wir auch die Fähigkeit und auch das Recht zur Mittelmäßigkeit, zur „Durchschnittlichkeit“, wenn wir wollen auch mal besser oder auch mal schlechter, es spielt keine Rolle. Der Zuspruch Gottes: „Du bist mein geliebtes Kind! An Dir habe ich Wohlgefallen!“ ist uns immer gewiss.

Die Bibel ist voll mit Persönlichkeiten, die versagt haben, meist sind sie in Sünde gefallen, aber Gott hält sie fest. So ist es auch bei uns. Es gibt kein Versagen, dass größer sein kann, als die Liebe Gottes.

„wenn wir untreu sind - er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2. Tim. 2,13 Rev. Elb.)

AMEN.

Sonntag, 9. Juni 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (09.06.2013)

Die Freiheit des Evangeliums, Teil 3: Die Liebe zu Gott


1. Zusammenfassung der ersten Predigt

1.1 Teil 1: Vergebung


Ich möchte heute meine Predigtreihe über die Freiheit des Evangeliums zum Abschluss bringen. Zunächst möchte ich die beiden vorangegangenen Predigten kurz zusammenfassen und noch auf ein paar offene Fragen, die sich in Gesprächen ergeben haben eingehen.

Im ersten Teil habe ich dargestellt, dass Jesus Christus ein Opfer gebracht hat, dass für alle Zeiten gilt (Hebr.7,27).

„In diesem Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi...Dieser aber hat ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht und sich für immer gesetzt zur Rechten Gottes....Denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht....Wo aber Vergebung dieser Sünden ist, gibt es kein Opfer für Sünde mehr.“ (Hebr. 10, 10.12.14.18 Rev. Elb.) 


Und deshalb leben wir immer im Zustand der Vergebung Gottes.

„Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“ (1. Joh. 2,12)

oder

„In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph. 1,7) 


Vergebung ist etwas, das wir haben. Etwas, das ein für alle mal geschehen ist. Etwas das Gott mit seinem Blut unterschrieben hat. Jesus muss nicht wieder neu ans Kreuz um für unsere Verfehlungen zu sterben. Das Opfer Jesu war vollkommen, der Auftrag ist vollbracht, der Gerechtigkeit wurde Genüge getan. Es gibt kein weiteres Opfer. 

 „Wo aber Vergebung dieser Sünden ist, gibt es kein Opfer für Sünde mehr.“ (Hebr. 10,18 Rev. Elb.) 

Wir wechseln daher nicht wie bei facebook unseren Beziehungsstatus von „in einer Beziehung“ zu „Single“, wenn wir wieder neu sündigen, sondern wir bleiben immer im Zustand der „Beziehung“, also des „vergebenen“ Kind Gottes. Genauso wie Ehepaare nicht nach jedem Streit neu heiraten müssen.

Die einzige Bibelstelle, die auf eine andere Praxis hinweist, finden wir im 1. Johannesbrief. Dort heißt es:


„Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.“ (1. Joh. 1,9 Rev. Elb.)

Ich habe versucht darzustellen, dass sich Johannes hier in den ersten Versen seines Briefes an die Gnostiker wendet, die versucht haben in die Gemeinden Kleinasiens einzudringen. Sie behaupteten, dass Jesus a) kein Mensch war und b) es überhaupt keine Sünde gibt. Deshalb betont Johannes eingangs, dass er Jesus a) persönlich als Mensch gekannt hat und b) wer sagt, dass er ohne Sünde ist, die Wahrheit nicht erkannt hat und daher - logische Schlussfolgerung - noch kein Christ sein kann.

Ich kann nur empfehlen: prüft die Schriftstellen und dann kommt Ihr entweder zum gleichen oder zu einem anderen Ergebnis.

1.2 Missverständnis 1: Kein Bekennen?

Was ich aber nicht sagen wollte ist, dass wir Sünden jetzt bagatellisieren sollen. Ich habe es erwähnt, aber vielleicht wurde es bei all der inneren Empörung nicht wahrgenommen.

Wenn die Bibel davon spricht, dass wir Sünden „bekennen“ sollen (Jak. 5,16), dann bedeutet dies, dass wir mit Gott übereinstimmen in der Bewertung eines Sachverhalts, denn das gr. „exomologeo“ bedeutet „übereinstimmend aussagen“. Und das setzt auch Umkehr voraus, da ich sonst zu keiner Übereinstimmung komme.

Wenn ich lüge um mir einen Vorteil zu verschaffen oder wenn ich die Ehe breche, dann darf ich das Gott gegenüber bekennen und ihm mein Fehlverhalten eingestehen. Genauso wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn der Sohn bei seiner Heimkehr sagt: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir“ (Lk. 15,22).

Der Unterschied zu uns ist nur der, dass wir, bereits im Vorfeld die Gewissheit haben dürfen, dass uns immer vergeben ist.

Auch das Zusprechen von Vergebung kann seinen Platz haben, da es dabei nicht um das Gewähren von Vergebung geht - das hat Jesus am Kreuz vollbracht - , sondern um das Erlangen eines guten Gewissens.


2. Zusammenfassung der zweiten Predigt

2.1 Teil 2: Der Neue Bund


In der zweiten Predigt habe ich dargestellt, dass wir in einem „Neuen Bund“ leben und das dieser Bund ganz anders geartet ist als der alte Bund. Dieser „Neue Bund“ begann zeitlich gesehen mit dem Opfer Jesu am Kreuz, erst durch den Tod Jesu bekam er seine Gültigkeit.

„Denn wo ein Testament ist, da muss notwendig der Tod dessen eintreten, der das Testament gemacht hat. Denn ein Testament ist gültig, wenn der Tod eingetreten ist, weil es niemals Kraft hat, solange der lebt, der das Testament gemacht hat.“ (Hebr. 9, 16.17 Rev. Elb.)

Ihr erinnert Euch an das Beispiel mit dem Oldtimer-Traktor, der erst nach dem Tod von Fritz in das Eigentum von Johannes übergeht. Das bedeutet, dass das „Neue Testament“ eigentlich heilsgeschichtlich betrachtet erst nach dem Tod Jesu beginnt und nicht an Weihnachten.
Einige Aussagen Jesu sind daher eingebettet in das Gesetz des Mose und können nur in diesem Zusammenhang verstanden werden, weil Jesus unter Gesetz geboren wurde, um die zu befreien, die unter Gesetz waren (Gal. 4, 4.5). Jesus hob daher die Anforderungen des Gesetzes noch ein paar Stufen höher, um es noch heiliger, um sie noch unerfüllbarer zu machen („Euch ist gesagt, ich aber sage euch...“) und natürlich auch um den wahren Kern der Gebote aufzuzeigen.

Für uns gilt jedoch das Gesetz nicht, weil wir dem Gesetz gestorben sind. Und auch das Update des Gesetzes in der Bergpredigt gilt für uns nicht, da wir keine Juden sind. Daher muss sich weder zur Zeit des Paulus, noch heute, jedermann und jederfrau die Augen ausreißen.

„In Wirklichkeit jedoch ´habe ich mit dem Gesetz nichts mehr zu tun;` ich bin durch das Urteil des Gesetzes dem Gesetz gegenüber gestorben, um ´von jetzt an` für Gott zu leben; ich bin mit Christus gekreuzigt.“ (Gal. 2,19 NGÜ)

Und da ein Toter keinen Ernährungsplan mehr benötigt, brauchen wir an Jesus Gläubigen kein Gesetz.

Für Christen gilt daher, „dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist“ (1. Tim. 1,9 Rev. Elb.)

Unser moralischer Leitfaden für die Gestaltung des Lebens wird nicht durch zehn oder 613 Gebote bestimmt (Gesetz zu halten bedeutet immer alle Gebote halten zu müssen, nicht wahlweise!, Jak. 2,10), sondern durch: lieben.

„Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben! Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn das: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren", und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Die Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe. (Röm. 13, 8-10)“

Dies ist uns möglich, weil der Geist Gottes in uns lebt, weil die Gebote Jesu in unser Herz geschrieben sind (Hebr. 8,10). Wir dienen nun nicht mehr nach dem Wort, sondern nach dem Geist.

„Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens.“ (Röm. 7,6 Rev. Elb.)

Dies ist natürlich kein Automatismus, wir können immer den Geist Gottes blockieren und seine Liebesbemühungen ersticken.

Menschen, die den Geist Gottes nicht haben, benötigen dagegen ein Gesetz,

 „denn durchs Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ (Röm. 3,20b Rev. Elb.)

2.2 Missverständnis 2: „schwammig“ 


„Einfach nur lieben?! Das ist mir zu schwammig!“ So ungefähr lautete ein Kritikpunkt an meiner letzten Predigt von einem Hauskreis-Mitglied.

Liebe ist der Überbegriff. Und in einer idealen Welt wäre es wahrscheinlich ausreichend, aber da ein Merkmal der Menschen auch schon zu Zeiten des Paulus, eher ein gewisser Egoismus und ein Mangel an emotionaler Intelligenz war, füllt er Zeile um Zeile seiner Briefe mit praktischen Erläuterungen, was man unter „lieben“ versteht: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut, einander ertragen und sich gegenseitig vergeben, herzliches Mitleid, den anderen höher achten, nicht nachtragend sein, gastfrei sein usw.

Das NT enthält also noch viele Erklärungen wie Liebe praktisch wird. Der Unterschied zum Gesetz ist: Du verspielst nicht Dein ewiges Leben, wenn Du in einem einzigen Bereich versagst.

2.3 Missverständnis 3: Ist alles erlaubt?
Wenn es kein Gesetz mehr für Christen gibt, ist dann jetzt alles erlaubt? Kann ich dann machen was ich will? Dieses Problem hatten auch schon die Korinther.

Paulus antwortet mit:  „Alles ist mir erlaubt; aber nicht alles frommt!“ (1. Kor. 6,12 Schlachter 1951)

Oder anders ausgedrückt: wir haben Jesus Christus angezogen (Gal. 3,27) und dann passt vieles nicht mehr zu unserem Wesen. Und dann gehören viele Verhaltensweisen eben nur noch zum Leben der unerlösten Menschen, aber nicht mehr zum Leben der Gerechten (Kol. 3, 1-17) und ich bin daher überzeugt, dass niemand, der die Wahrheit erkannt hat, dauerhaft mutwillig die Freiheit des Evangeliums ausnutzen kann um in einer Kultur der Sünde zu verharren.

Andererseits hat mal jmd. gesagt, dass diese Fragestellung der beste Beleg dafür ist, dass das Evangelium richtig verkündigt wurde, da sie bei einem gesetzlichen Evangelium erst gar nicht entstehen kann.


3. Das größte Gebot 


Der Vorteil von einer Predigtreihe ist, dass man beim dritten Teil schon die Hälfte der Zeit damit rum bringt, dass man die vorherigen Teile zusammen fasst und damit weniger Arbeit hat.

Im letzten Teil geht es mir heute um eine Veränderung in der Liebe zu Gott, die wir im NT finden. Wir kennen alle die Erläuterungen Jesu zu den beiden größten Geboten:

„Und es fragte einer von ihnen, ein Gesetzesgelehrter, und versuchte ihn und sprach: Lehrer, welches ist das größte Gebot im Gesetz? Er aber sprach zu ihm: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand." Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Mt. 22, 35-40 Rev. Elb.) 


Also, auch wenn hier steht, dass das jetzt die Zusammenfassung des Gesetzes ist, so gilt doch auf auch für uns: Gott lieben und den Nächsten lieben! Darum geht es ja doch im Leben als Christ. Und ich habe ja auch gesagt, dass es um „lieben“ geht im Neuen Bund.

Soweit so gut, aber wir machen einen Fehler, wenn wir diese Verse lesen, nämlich wir setzen wieder unsere christliche Brille auf. Um zu verstehen, was Jesus hier wirklich sagt, brauchen wir aber eine jüdische Brille.

Lesen wir mal den Text im Zusammenhang, den Jesus hier zitiert. Dort spricht Gott zu Mose:

„Möge doch diese ihre Gesinnung bleiben, mich allezeit zu fürchten und alle meine Gebote zu halten, damit es ihnen und ihren Kindern ewig gut geht! Geh, sage zu ihnen: Kehrt in eure Zelte zurück! Du aber bleibe hier bei mir stehen! Und ich will all die Gebote und die Ordnungen und die Rechtsbestimmungen zu dir reden, die du sie lehren sollst, damit sie sie tun in dem Land, das ich ihnen gebe, es in Besitz zu nehmen. Achtet nun darauf, zu tun, wie der HERR, euer Gott, es euch geboten hat! Weicht nicht davon ab zur Rechten noch zur Linken! Auf dem ganzen Weg, den der HERR, euer Gott, euch geboten hat, sollt ihr gehen, damit ihr lebt und es euch gut geht und ihr eure Tage verlängert in dem Land, das ihr in Besitz nehmen werdet. Und dies ist das Gebot, die Ordnungen und die Rechtsbestimmungen, die der HERR, euer Gott, geboten hat, euch zu lehren, damit ihr sie tut in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen, damit du den HERRN, deinen Gott, fürchtest alle Tage deines Lebens, um alle seine Ordnungen und seine Gebote zu bewahren, die ich dir gebiete - du und dein Sohn und deines Sohnes Sohn -, und damit deine Tage lange währen. Höre nun, Israel, und achte darauf, sie zu tun, damit es dir gut geht und ihr sehr zahlreich werdet - wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat - in einem Land, das von Milch und Honig überfließt! Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst.“ (5. Mose 5,29 - 6,7 Rev. Elb.)

Das Gebot Gott „mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft zu lieben“ ist die Quintessenz all der Ordnungen und Gesetze und Gebote des Gesetzes, die sich auf Gott beziehen.

Wenn wir das erste Gebot im Doppelgebot der Liebe lesen, dann denken wir: ja ok, wir sollen mit all unserem Wesen und Fühlen und Denken Gott lieben. Genau!

Wenn ein Jude, der unter dem Gesetz lebt, das hört, dann weiß er, dass er in allem was er tut, darauf achten soll, dass Gott in seiner Heiligkeit geachtet werden soll, z.B. dadurch dass beim Kochen nicht Milch- und Fleischprodukte gemeinsam verwendet werden, oder dass keine Kleidungsstücke aus verschiedenen Stoffen getragen werden, der Sabbat geheiligt wird, die Feste gefeiert, die Opfer dargebracht werden, sein Name nicht missbraucht wird, kein Götze angebetet wird, der Zehnte gegeben wird, die Kanaaniter erschlagen werden uvm.

Dies meint Jesus hier in seiner Zusammenfassung. Daran hängt das Gesetz! Das ist der Kern des Gesetzes.

Was macht Jesus hier also: er zitiert aus dem Gesetz das den Juden gegeben wurde, zu einer Zeit als das Gesetz noch volle Gültigkeit hatte, im Disput mit einem Menschen, der unter dem Gesetz steht, an einem Ort, an dem das Gesetz galt.

Nun wissen wir aber, dass wir Christen, wir Nicht-Juden mit dem Gesetz nichts zu schaffen haben.

„Denn Christus ist des Gesetzes Ende“ (Röm. 10,4a Luther)


 Daher die Frage: Hat das jetzt eigentlich etwas mit uns zu tun? Gewiss, Gott zu lieben hat mit uns etwas zu tun, aber formaljuristisch betrachtet, so wie es hier im Kontext des Gesetzes dargestellt wird, lautet die Antwort: nein!

Juristisch betrachtet, hat es mit uns erst mal gar nichts zu tun, da uns nie ein Gesetz gegeben wurde und wir uns dann auch nicht fragen müssen, welches denn die größten Gebote im Gesetz sind.

Aber mit der Liebe haben wir schon etwas zu tun. Von Paulus wissen wir, dass das Gebot der Nächstenliebe der Kern unseres moralischen Lebens als Christen ist. Wie ist es mit der Liebe zu Gott? Darum muss es doch auch gehen im Leben als Christ. Ja, darum geht es auch, aber es gibt im Neuen Bund ein paar Modifikationen zu dem Gebot des Alten Bundes. Die Parameter haben sich etwas verändert. Die Rahmenbedingungen sind jetzt andere geworden.

1. Es ist tatsächlich so, dass diese Formulierung des Gesetzes: „mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“, nirgends mehr auftaucht im NT. Es wurde weder auf dem Konzil in Jerusalem Paulus damit beauftragt es den Heiden zu verkünden, noch hat er es in den Briefen irgendwo vermittelt. Was immer es auch konkret bedeutet haben mag, es scheint eine spezifische Formulierung des Gesetzes zu sein. Es heißt nun einfach: „Wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat.“ (1. Joh. 4,19 Schlachter)

2. Und das ist auch schon die nächste Modifikation: Geht es im Gesetz um unsere Bemühungen, geht es im Neuen Bund v.a. um Gottes Liebe zu uns. „Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe...“ (1. Joh. 4,16 Rev. Elb.) Die meisten Stellen in den Briefen handeln von seiner Liebe zu uns.

3. Geht es im Gesetz darum Gott zu fürchten und daraus resultierend ihn mit ganzer Kraft zu lieben, heißt es im Neuen Bund nun: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm. 8,15 Rev. Elb.) oder „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat es mit Strafe zu tun. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.“ (1. Joh. 4,18 Rev. Elb.)

4. Haben wir im Gesetz Gott lieben und den Nächsten lieben, finden wir im Neuen Bund stattdessen: „Und dies ist sein Gebot: dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat.“ (1. Joh. 3,23 Rev. Elb.) Also an Jesus glauben und den anderen lieben. Es ist fast so, als ob der Vater sagt: „Wenn ihr an meinen geliebten Sohn glaubt, dann ist das die größte Liebe, die ihr zu mir haben könnt. Denn ihr seid dann die Braut meines Sohnes!“

5. Und noch einen weiteren Unterschied mag es geben. Ist im Alten Bund das Leben im Segen Gottes, im Shalom, das Ziel aller Bemühungen, ist es jetzt der Ausgang. Gott hat uns bereits alles gegeben (Eph. 1,3). Ist es im Alten Bund das Ziel, in die Gegenwart Gottes zu kommen, ist es im Neuen Bund der Ausgang: der Vorhang im Allerheiligsten ist zerrissen. Ist es im Alten Bund das Ziel, Gott zu nahen, ist Gott im Neuen Bund gegenwärtig: „Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?“ (2. Kor. 13,5 Rev. Elb.) Wir haben schon viel, viel mehr an der Nähe, der Gegenwart Gottes in unserem Leben, in uns, als die Bundesmenschen des Alten Bundes überhaupt mit „ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft“ jemals erreichen konnten.

Ich versuche es noch mal mit ein paar Bildern zu verdeutlichen: der Aufwand, die Hingabe, der Einsatz, den man aufbringt um die Champions League zu gewinnen, ist ein anderer, als die Gefühle, die man hat, wenn man sie gewonnen hat. Das Werben um einen Partner ist anders, als die Gefühle beim Gang zum Traualtar. Ein Soldat hat andere Aufgaben im Krieg, als im Frieden. Wer sich bemüht ins „Weiße Haus“ zu kommen, muss anders auftreten, als die Kids der Obamas usw. Wir sind bereits im Zustand der Ruhe bei Gott! Unsere Liebe ist nun eine andere!


4. Schluss

Ich komme jetzt zum Ende der Predigtreihe. Ich denke, dass ich Euch mit diesen drei Predigten einiges zum „Knappern“ gegeben habe. Bei manchen Aussagen könnt Ihr eher „bekennen“, also mit mir übereinstimmen, bei anderen weniger. Das ist ok.

Ich glaube, dass die meisten Gemeinden/Kirchen und die meisten Christen ein Problem haben im Umgang mit Neuem und Alten Bund und dazu neigen vieles zu vermischen. Dabei geht einiges von der Leichtigkeit und Freude des Evangeliums verloren.

Wenn ich mich unter dem Druck sehe, Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft lieben zu müssen (und nicht einmal weiß, was es überhaupt bedeutet), dann muss ich sagen, dass kann ich nicht - und ich habe auch noch nie jmd. kennen gelernt, der dies kann - und ich komme unter eine Schwere, unter eine Last; wenn ich mir aber vergegenwärtige, dass er mich zuerst geliebt hat und ich nur diese Liebe erwidern darf, in all meiner Schwachheit, was auch noch der Heilige Geist in mir vollbringen möchte, dann wird es wieder leicht als Christ zu leben.

„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und "ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen"“ (Mt. 11, 28.29 Rev. Elb.)

AMEN.

Samstag, 1. Juni 2013

Termine und Aktuelles Juni 2013

02.06.    dezentrale Haus-Gottesdienste

09.06.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt 
Norbert Wohlrab, Thema: "Die Freiheit des Evangeliums, 
Teil 3: Die Liebe zu Gott")


16.06.     kein Gottesdienst (wegen Sperrung der Innenstadt 
wegen des Marathons)


23.06.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst
 (Predigt Norbert Wohlrab,
Thema: "Vom Umgang mit Niederlagen")

30.06.    Gemeinde-Ausflug, Wanderung bei Neuhaus an der
Pegnitz



Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50


Sonntag, 26. Mai 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (26.05.2013)

Die Freiheit des Evangeliums, Teil 2: Der Neue Bund
Link zur mp3-Version von "Der Neue Bund"

1. Einleitung: Die heilsgeschichtlche Einordnung der vier Evangelien

Im ersten Teil der Predigtreihe habe ich versucht darzustellen, dass wir immer im Zustand der Vergebung leben. Vergebung ist nichts, was wir neu bekommen, wenn wir sündigen; es ist nichts, was Gott neu vollbringen muss, weil Jesus einmal für immer ans Kreuz gegangen ist und dies nicht wiederholt werden kann und auch nicht wiederholt werden muss. Unsere Vergebung basiert einzig und allein auf dem Blut Jesu.

Heute möchte ich mir mit Euch das Wesen des neuen Bundes in dem wir leben etwas näher anschauen.

Zunächst einmal eine frei erfundene Geschichte: Wir wissen Fritz hat eine kleine Landwirtschaft. Und auf dieser Landwirtschaft hat er auch Traktoren. Und sein ganz besonderer Stolz ist ein Oldtimer: ein Porsche Super 308, Baujahr 1957 mit 38 PS, limitiert auf 500 Stück. Und diesen Traktor pflegt er ganz besonders. Der wird nicht mehr auf dem Feld eingesetzt, sondern der wird poliert und wenn es im Sommer schönes Wetter hat, dann wird er rausgeholt und dann schnappt er sich seine Christine und dann drehen sie gemeinsam ein paar Runden im Dorf und über die Hügel und Felder und dann wird er wieder sauber gemacht und kommt wieder in die Garage. Und der Johannes, der teilt die Liebe zu den Traktoren. Und weil Fritz nur einen Oldtimer hat, möchte er, dass Johannes, den einmal später bekommt. Deshalb legt er in seinem Testament fest, dass der Porsche Super 308 später mal an den Johannes geht. Soweit so gut. Jetzt ist wieder mal schönes Wetter und Fritz möchte ein paar Runden drehen und stellt dann fest, dass der Traktor nicht mehr da ist. Und nach kurzem Nachforschen stellt sich dann heraus, dass sich der Johannes den Traktor einverleibt hat und in seine eigene Garage gestellt hat um damit Runden durchs Dorf mit seiner Schwester Anna drehen zu können. Ist das in Ordnung? Nein, weil der Traktor erst dann in den Besitz von Johannes geht, wenn Fritz gestorben ist und das Testament vollzogen ist. So ist es in unserer Gesetzgebung geregelt.

Und so finden wir es auch in der Bibel geregelt. Dort steht nämlich:

„Denn wo ein Testament ist, da muss notwendig der Tod dessen eintreten, der das Testament gemacht hat. Denn ein Testament ist gültig, wenn der Tod eingetreten ist, weil es niemals Kraft hat, solange der lebt, der das Testament gemacht hat.“ (Hebr. 9, 16.17 Rev. Elb.)

Nun ist es ja so, wenn wir uns unsere Bibel hernehmen, dann finden wir hier das Alte Testament (besser der Alte Bund, eigentlich die Tora, also die jüdische Heilige Schrift) und das Neue Testament (der Neue Bund).

Wir wissen, wir sind erlöst durch das Opfer auf Golgatha. Dort wurde der Neue Bund besiegelt. Wenn ich jetzt mal anfange im NT zu blättern, muss ich fragen: Bin ich erlöst durch die Geburt Jesu? Nein. Bin ich erlöst durch die Bergpredigt? Nein. Bin ich erlöst durch das Hohepriesterliche Gebet? Und wieder nein. Ich bin erlöst durch das Geschehen auf Golgatha. Dort beginnt der Neue Bund. Eigentlich müsste ich dieses Zwischenblatt, dass den Beginn des Neuen Testamentes kennzeichnet, heraus reißen und hier irgendwo kurz nach dem Geschehen der Kreuzigung einfügen. (Ich mach das jetzt hier mal symbolisch um für ein bisschen Adrenalin-Zufuhr bei Euch zu sorgen.)

Die vier Evangelien nehmen heilsgeschichtlich nämlich eine Zwischenstellung zwischen dem Alten und dem Neuen Bund ein. Sie bilden die Hinführung zum Neuen Bund, der durch das Blut Jesu besiegelt wurde, aber sie sind noch innerhalb der Gültigkeit des Alten Bundes platziert. Das ist nun eigentlich keine neue Lehre und keine neue Erkenntnis, es ist nur nicht unbedingt in unserem Bewusstsein beim Bibellesen.

Im Galaterbrief lesen wir:

„als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz, damit er die loskaufte, die unter dem Gesetz waren, damit wir die Sohnschaft empfingen.“ (Gal. 4, 4.5 Rev. Elb.)

D.h. Jesus Christus kam und lebte und wirkte unter den Vorgaben des Gesetzes Mose um die zu befreien, die unter dem Gesetz lebten, also das Volk Israel. Er befolgte vollständig das Gesetz - und sogar mehr als das - um vollkommen ohne Sünde, ohne jegliche Verfehlung ans Kreuz gehen zu können. Und d.h., dass auch seine Reden mit dem Gesetz übereinstimmen musste. Und er kam zunächst zu den Kindern Israels.

Jesus sagt, bevor er die Tochter der kanaanäischen Frau heilt:

„Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ (Mt. 15,24 Rev. Elb.)

Den Missionsauftrag gibt er erst nach seiner Auferstehung.

Warum sage ich das? Es ist wichtig, dass wir beim Lesen der Evangelien die richtige Brille aufsetzen. Dort spricht Jesus überwiegend a) zu Juden und b) zu Menschen unter dem Gesetz. Wenn wir das vernachlässigen, missachten wir unter Umständen das Wesen des Neuen Bundes. Ich komme später noch einmal zu einigen beispielhaften Aussagen Jesu zurück.


2. Das Wesen und das Ende des Alten Bundes

Wir leben heute unter der Gültigkeit des Neuen Bundes: Freiheit, Vergebung, Gnade, Rechtfertigung aus Glauben, Liebe, der Zugang zum Allerheiligsten, zur Vaterschaft Gottes und noch manches mehr basierend auf dem Opfer Jesus sind wesentliche Wesenszüge des Neuen Bundes.

Was wir aber vielfach in den Gemeinden tatsächlich haben und was über Jahrhunderte die Kirchengeschichte geprägt hat, ist eine Mischform aus Neuem und Alten Bund. Die Freiheit durch Glauben vermengt mit einer mehr oder weniger großen Prise Gesetz. Manchmal ist es sogar eher umgekehrt: Gesetz gewürzt mit einer Prise Gnade. Dieselben Probleme, mit denen schon die Apostel zu kämpfen hatten: die Bewegung des Judaismus versuchte die christlichen Gemeinden zu beeinflussen. Gerechtfertigt aus Glauben? Ja, aber für den Alltag das Leben nach dem Gesetz.

Juan Carlos Ortiz (argentinischer Pastor) hat einmal gesagt: „Das Gesetz ist ein Witwer, der eine Freundin sucht, und sie ohne Probleme in der Gemeinde findet.“ (1961)

Aber der Neue Bund ist nicht einfach eine Verbesserung des Alten Bundes, er ist kein Update, sondern er ist grundlegend anders.

Und es beginnt damit, dass Jesus in seiner Funktion als Hoherpriester überhaupt nicht in die Vorgaben des Alten Bundes passt.

„Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendig auch eine Änderung des Gesetzes statt. Denn der, von dem dies gesagt wird, gehört zu einem anderen Stamm, aus dem niemand die Wartung des Altars hatte. Denn es ist offenbar, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist, von welchem Stamm Mose nichts in Bezug auf Priester geredet hat.“ (Hebr. 7, 12-14 Rev. Elb.)

Gott wollte alles auf den Kopf stellen. Er wollte etwas völlig Neues machen. Einen radikal anderen Weg der Erlösung. So radikal anders, dass selbst all die Glaubenshelden, von denen wir bspw. in Hebr. 11 lesen, die doch so große Vorbilder für uns sind, ihn nicht erlangen konnten.

„Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erhielten, haben die Verheißung nicht erlangt.“ (Hebr. 11, 39 Rev. Elb.)

Der alte Bund war fehlerhaft und deshalb musste ein neuer Weg gesucht werden.

„Denn wenn jener erste Bund tadellos wäre, so wäre kein Raum für einen zweiten gesucht worden.“ (Hebr. 8,7 Rev. Elb.) 


Mit Gültigkeit des Neuen Bundes wurde der Alte Bund ungültig.

„Indem er von einem "neuen" Bund spricht, hat er den ersten für veraltet erklärt; was aber veraltet und sich überlebt, ist dem Verschwinden nahe.“ (Hebr. 8, 13 Rev. Elb.)

Was war der Kern des Alten Bundes? Das Gesetz! Und das Gesetz sagt: Tue dies und du wirst leben (Gal. 3,12).

Aber nicht nur ein bisschen hiervon und ein bisschen davon, sondern alles. Alle 613 Gebote mussten eingehalten werden.

„Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!"“ (Gal. 3,10 Rev. Elb.) 


und

„Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.“ (Jak. 2,10 Rev. Elb.)

Das Gesetz erlaubt keine Auswahl: nicht ein bisschen hiervon und ein bisschen davon. Das Gesetz sagt: Alles oder nichts! Für die Juden galt: alles; für uns Christen gilt: nichts.

„In Wirklichkeit jedoch ´habe ich mit dem Gesetz nichts mehr zu tun;` ich bin durch das Urteil des Gesetzes dem Gesetz gegenüber gestorben, um ´von jetzt an` für Gott zu leben; ich bin mit Christus gekreuzigt.“ (Gal. 2,19 NGÜ)

Ich bin dem Gesetz gegenüber gestorben! Wir müssen uns das folgendermaßen vorstellen: Heutzutage spielt Ernährungsberatung, gesunde Ernährung, Fitness, Gesundheitsvorsorge eine große Rolle. Und es ist ja auch wichtig auf seinen Körper und seine Gesundheit zu achten. Setzen wir diese Gesundheitsvorsorge mal mit dem Gesetz gleich. Aber wenn Du jetzt als Gesundheitscoach im Einsatz bist und findest einen frisch Verstorbenen und dann anfängst seinen BMI zu bestimmen und Vorträge über gesunde Ernährung zu halten, dann macht das überhaupt keinen Sinn. Er ist völlig unerreichbar für jeglichen Diätplan, er ist absolut unansprechbar in Bezug auf jedes der 613 Gebote des Alten Bundes. Genauso sind wir dem Gesetz gegenüber gestorben.

Daher macht es überhaupt keinen Sinn sich irgendwelche der alttestamentlichen Gebote aufzuerlegen. Ihr seid dem Gesetz getötet worden (Röm. 7,4)!

Und wie steht es mit den Zehn Geboten? Die müssten doch gelten. Es ist interessant sich einmal zu vergegenwärtigen, wie Paulus sie beschreibt.

„unsere Tüchtigkeit ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Wenn aber schon der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit geschah, so dass die Söhne Israels nicht fest in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die doch verging, wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit bestehen?“ (2. Kor. 3, 5b-8 Rev. Elb.)

Ich wette, es ist Euch nicht aufgefallen, was Paulus hier sagt: „der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben“! Mit Buchstaben in Steine eingegraben. In Stein eingegraben durch den Finger Gottes sozusagen, gab es nur die Zehn Gebote. Paulus beschreibt sie als Dienst des Todes. Das ist seine Einstellung dazu.

Tod. Verwesung. Sünde. Die Gebote bewirkten Tod.

„Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.“ (Röm. 7,8 Rev. Elb.)

Die Gebote bewirkten Begierde, die Begierde bewirkte Sünde, die Sünde bewirkt Tod!

Für Christen gilt jedoch, „dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist“ (1. Tim. 1,9 Rev. Elb.)

Das bedeutet, unsere Beziehung zum Gesetz und zu den Zehn Geboten ist welche?
Gar keine!

Der Neue Bund sagt: Jesus hat alles getan; der Alte Bund sagt: Du musst etwas tun! Das ist Religion. Wir gehören nicht mehr dem Gesetz. Wir sind ihm gestorben! Wir gehören nicht mehr der Religion. Wir sind ihr gestorben! Im Reich Gottes ist dafür kein Platz mehr.

Als Marie Antoinette zu ihrem künftigen Ehemann gebracht wurde, wurde auf der Grenze zwischen Österreich und Frankreich ein Pavillon aufgestellt. Dort musste sie sich aller Habseligkeiten entledigen und wurde völlig neu eingekleidet. Sie durfte keinen Schuh, keinen Strumpf, kein Hemd, kein Band, nichts was sie trägt über die Grenze tragen.

So soll auch unsere Beziehung zum Alten Bund sein. Keine Religion, kein Gesetz, kein Gebot hat mehr Platz im Leben des Neuen Bundes.

„So seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht bringen....Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens.“ (Röm. 7, 4.6 Rev. Elb.)

Denn im neuen Bund gehören wir Christus und dienen nicht mehr nach dem Buchstaben, sondern im Geist.

Andrew Farley schreibt in seinem Buch „Gott ohne Religion“ auf S. 41/42: „Keine Lust auf die mehr als 600 Gesetze des Alten Testaments? Dann lass dich vielleicht auf die Elf Gebote ein - die allseits bekannten Zehn Gebote plus dem Zehnten? Du willst dich nicht auf die vorgeschriebenen zehn Prozent festlegen? Gut, dann lass es bei den Zehn Geboten. Was, du kannst nicht darauf verzichten, am Freitagabend E-Mails zu schreiben und am Samstag im Garten zu arbeiten? Okay, dann bleiben uns eben nur noch die Neun Gebote. Während wir so lange am Gesetz herumschnippeln, bis es uns in den Kram passt und nett und bekömmlich ist, suhlen wir uns in religiöser Verwirrung. Darüber hinaus verwirren wir auch alle um uns herum, weil wir es nicht schaffen, in der wunderbaren Einfachheit des neuen Weges Gottes zu bleiben. Das Gesetz funktioniert nicht, wenn wir uns nur die Rosinen herauspicken. Es geht um Alles oder Nichts.“

Werdet wie die Kinder! Es ist ganz einfach.

Okay, soweit so gut, aber wie gestalten wir im Neuen Bund unser Leben? Ist jetzt alles erlaubt? Ist es jetzt egal, wie ich lebe? Sind denn jetzt nicht die Maßstäbe, die Jesus bspw. in der Bergpredigt oder an anderen Stellen der Evangelien anlegte, für unser Leben entscheidend?


3. Mose 2.0

Ich habe am Anfang darauf hingewiesen, dass Jesus unter dem Gesetz geboren wurde und lebte, um die zu erretten, die unter dem Gesetz standen. Dazu musste er es zum einen absolut einhalten und zum anderen, hat er den frommen Juden - die sich ja selbst für absolut gesetzestreu und gerecht betrachtet haben - vor Augen malen müssen, wo sie am Kern des Gesetzes vorbei gelebt haben. Er hat ihnen sozusagen eine Lupe vor Augen gehalten und gesagt: „Schaut mal genau hin. Darum geht´s. So schaut´s aus!“ Jesus hatte also im Wesentlichen zwei Botschaften:
er hat das Reich Gottes verkündigt, das war nach vorne gerichtet, das hat Bedeutung auch für die Gemeinde und
er hat die Lupen-Botschaft, die Killer-Botschaft gebracht, Mose 2.0 sozusagen um den Volk Israel seine Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit aufzuzeigen.

Wo kann man dies finden? Z.B. überall da, wo es heißt „Ihr habt gehört...ich aber sage euch“. Zwei Beispiele dazu:

„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr!, der Hölle des Feuers verfallen sein wird. (Mt. 5, 21.22 Rev. Elb.)

Niemanden töten, das kriegt man ja relativ einfach noch hin. In diesem Punkt ist es leicht, ein gottesfürchtiger gerechter Jude zu sein. Aber nicht zu zürnen? Das ist unmöglich. Jeder ist mal auf andere zornig. Ohje, Hölle und Verdammnis sind die Folge.

„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“ (Mt. 5, 27-30 Rev. Elb.)

Nicht ehebrechen, ist schon schwerer für einen feurigen Südländer, aber das kriegt man schon auch noch hin, v.a. wenn man weiß, dass man unter Ehebruch wohl nur den Einbruch in eine Ehe verstanden hat, d.h. wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wenn also ein verheirateter Mann sich eine unverheiratete Frau gesucht hat, hat er wohl noch nicht einmal Ehebruch begangen, sie aber schon.
Aber wenn es jetzt schon mit Blicken losgeht. Wer kann schon den ersten Blick kontrollieren? Nur ein Blinder hätte eine Chance. Deshalb Augen ausreißen, Hände abhacken oder ab in die Hölle. Das sind die Lehren Jesu.

Und die, die immer noch meinen gut wegzukommen, sollen einfach alles verkaufen und den Armen geben (Mt. 19,21).

(Beispiel mit Stuhlreihen: Gang durch Mittelgang, Gang durch voll besetzte Stuhlreihe: hier stößt man immer an)

Sind das die Maßstäbe für unser Leben als Christ? Wenn ich jetzt so um mich schaue, stelle ich fest, dass es hier weder Handamputierte noch Blinde gibt, d.h. dass wir diese Anweisungen anscheinend nicht angewendet haben. Haben wir sie nicht ernst genommen?
Ich denke, wenn Jesus mit Gericht und Hölle droht, meint er seine Worte sehr ernst. Und ich glaube nicht, dass wir die Option haben, diese Worte zu modifizieren. Aber wir können sagen, sie sind gar nicht an uns gerichtet, denn Jesus spricht hier zu denen, die unter Gesetz waren um ihnen den wahren Kern des Gesetzes aufzuzeigen. Wir finden nämlich in den Briefen des NT überhaupt nichts von Körperteile abhacken, Augen ausreißen oder zwangsweiser Armut.

Natürlich ist es richtig, dass Ehebruch und Mord bereits im Gedanken anfangen. Aber den Kausalzusammenhang, den Jesus hier darstellt: Euch ist gesagt usw. - uns wurde nie was gesagt, wir hatten nicht Mose und die Propheten, wir sind keine Juden -, der Hinweis, dass nur unser richtiges Handeln uns den Zugang zum Himmelreich ermöglicht usw., damit sind wir nicht gemeint. Unsere Erlösung kommt durch das Kreuz. Hier spricht Jesu zu Menschen unter dem Gesetz.


4. Der Weg der Liebe

Aber nach welchen Maßstäben gestalten wir unser Leben? Die Zehn Gebote gelten nicht, die Bergpredigt wendet sich an fromme Juden. Was gilt denn dann überhaupt?

Wenn man aus dem Gefängnis kommt, ist es nicht unbedingt einfach sich in der Freiheit zurechtzufinden. Ich kenne jmd. der war über die Hälfte seines Lebens im Justizvollzug eingesessen. Dort kommt er gut zurecht, da hat er Arbeit, hat seine Struktur. Sobald er in Freiheit ist, kommt er nicht mehr so gut klar und dann begeht er eine Straftat, damit er wieder für 1 - 1/2 Jahre einsitzt und wieder alles in Ordnung und geregelt ist.

„Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart werden sollte.“ (Gal. 3,23 Rev. Elb.)


Jetzt sind wir nicht mehr eingeschlossen, sondern leben in Freiheit. Das ist jetzt wie Radfahren ohne Stützräder. 

Es sind jetzt nicht mehr die alttestamentlichen Gebote, die uns leiten; wir stehen nicht mehr unter dem Zuchtmeister des Gesetzes (Gal. 3,25), nun ist es der Heilige Geist, der uns leitet (Gal. 5,18). Und er leitet uns nicht mit der Rute, nicht mit Strafe, sondern mit Gnade.

Und jetzt heißt es nicht mehr: Tu dies nicht, mach das nicht! Sondern es heißt: liebe!

Liebe ist das Ziel, die Erfüllung aller Anweisungen (1. Tim. 1,5).

„Denn das: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren", und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Die Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe.“ (Röm. 13, 9.10 Rev. Elb.) 


„Und dies ist sein Gebot: dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat.“ (1. Joh. 3,23 Rev. Elb.)

Wenn wir lieben tun wir automatisch nichts Böses, wenn wir lieben tun wir automatisch Gutes. Wenn wir lieben, ist unser Wesen gekennzeichnet von Erbarmen, Güte, Großzügigkeit usw., wie es vielfach in den Briefen beschrieben steht. Natürlich kann man Liebe spezifizieren und erklären, was es konkret bedeutet. Aber wir brauchen keine Gesetze, die uns etwas verbieten oder befehlen, sondern es gehört zu unserem Wesen. Der Geist Gottes ist in uns, sein Wesen ist in uns. Das ist ja ein Merkmal des neuen Bundes: Gott in uns!

Das Gesetz sagt: Gib dem Zehnten! Die Freiheit des Neuen Bundes sagt: Gib was Du auf dem Herzen hast!
Das Gesetz sagt: Halte den Sabbat! Der Neue Bund sagt: Aus Liebe zu Gott will ich heute nicht arbeiten, aber wenn Du Dich jetzt ganz anders geführt siehst in Deinem Umgang mit dem Feiertag, dann kannst Du es anders machen.
Das Gesetz sagt: Brich nicht die Ehe! Im Neuen Bund, bin ich treu aus der Liebe zu meiner Frau heraus.
Und so könnte man noch viel mehr Gegenüberstellungen finden.

Gesetze beschränken das Handeln, Liebe entfaltet das Handeln. Gesetze können das Leben immer mehr einengen, Liebe ist grenzenlos, es gibt immer mehr an Liebe, an Taten. Aber nicht aus Zwang, sondern aus Freiheit.

„Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.“ (Jak. 1,25 Rev. Elb.)

AMEN.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Termine und Aktuelles Mai 2013

05.05.    dezentrale Haus-Gottesdienste

12.05.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Muttertag)


19.05.    10.00 Uhr Gemeindehaus St. Paul, gemeinsamer 
Gottesdienst mit der JG St. Paul (Pfingsten)


26.05.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt 
Norbert Wohlrab, Thema: "Die Freiheit des Evangeliums, Teil 2: Der Neue Bund")




Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Montag, 15. April 2013

Predigt Von Norbert Wohlrab (14.04.2013)

Die Freiheit des Evangeliums, Teil 1: Vergebung 
Link zur mp3-Version von "Vergebung" 

Nachdem ich mich vor rund 30 Jahren bekehrt hatte, besuchte ich die ersten Jahre die Jugendgruppe der Brüdergemeinde in meiner Heimatstadt Selb. Dort war es so üblich, dass man reihum ein Thema für den Abend vorbereitet hat. Das erste oder zumindest eines der ersten Themen, das ich damals vorbereitet hatte, war „Freiheit und Heiligung“. Auch nach so vielen Jahren des Lebens als Christ, ist die christliche Freiheit, Freiheit und Evangelium, die Freiheit vom Gesetz usw. immer noch oder wieder ein sehr wichtiges Thema für mich.
Inspiriert von zwei Büchern von Andrew Farley („Das nackte Evangelium“ und „Gott ohne Religion“), die ich in den letzten Wochen mehrmals gelesen habe und mir eine völlig neue Sicht auf manche Aspekte dieser Freiheit eröffnet haben und die ich sehr empfehlen kann, möchte ich heute eine Predigtreihe beginnen zum Thema „Die Freiheit des Evangeliums“. Heute wird es zunächst um Vergebung gehen.

Vergebung ist das zentrale Thema des christlichen Glaubens. Darum geht es letztlich. Alle sind Sünder und brauchen Vergebung. Darum ist Jesus in die Welt gekommen. Dies ist alles klar wie Kloßbrühe. Trotzdem ist unser theologischer Umgang damit nicht immer so klar. Doch dazu später.

Für den Reformator Luther hat sich eine Frage besonders gestellt: „Wie bekomme ich Sünder einen gnädigen Gott?“ Luther war sehr streng mit sich selbst und war sich bewusst, dass er ein Sünder war und diese Frage hat ihn umgetrieben und gequält. Und dann hat er den Römerbrief ganz neu entdeckt und verstanden: Ich werde umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade!

„und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ (Röm. 3,24 Rev. Elb.)

Nicht durch irgendwelche Gesetzes-Werke, sondern allein durch den Glauben (Röm. 3,28).

Mit der Gnade ist das jedoch so eine Sache. Denn der Begriff „Gnade“ beinhaltet - zumindest in unserem Wortverständnis - etwas von Willkür, von der Möglichkeit der Rücknahme, des Verweigerns. Gnade ist ja etwas Freiwilliges. In der Geschichte setzt Gnade immer milde und großmütige Autoritäten voraus, was nicht zwingend gegeben war.

Natürlich wissen wir, dass Gottes Gnade unumstößlich ist. Es heißt ja:

„Denn ich werde gegenüber ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden werde ich nie mehr gedenken." (Hebr. 8,12 Rev. Elb.)

Und ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber wenn ich an etwas nicht mehr denke, dann habe ich es vergessen. Gott spricht also aus, dass er unsere Sünden für immer vergessen wird.

Aber trotzdem, wie können wir wissen, dass wir uns auf die Gnade Gottes verlassen können? Wenn Gnade doch eigentlich etwas Freiwilliges ist?
Die Antwort ist, weil sich die Gnade Gottes am Kreuz manifestiert hat. Dort am Kreuz hat Gott einen Bund mit uns gemacht, den er selbst mit seinem Blut unterschrieben hat, den er selbst durch sein Blut festgemacht hat. Und dieser Bund ist unauflöslich. Durch diesen Bund wurde die Gnade Gottes sozusagen festgenagelt. Es ist, als ob Gott mit sich selbst einen Vertrag abgeschlossen hat.
Mit wem eigentlich sonst? Mit uns? Der Vertrag hätte nicht lange gehalten.

„Christus hingegen brachte sich selbst als Opfer dar, und er brauchte das nur ein einziges Mal zu tun. Andernfalls hätte er ja seit der Erschaffung der Welt schon viele Male leiden ´und sterben` müssen. Tatsache jedoch ist, dass er nur einmal in die Welt kam – jetzt, am Ende der Zeiten –, um uns durch das Opfer seines eigenen Leibes von der Sünde zu befreien....Und weil Jesus Christus den Willen Gottes erfüllt und seinen eigenen Leib als Opfer dargebracht hat, sind wir jetzt ein für alle Mal geheiligt. Jeder andere Priester steht Tag für Tag ´am Altar`, um seinen Dienst zu verrichten, und bringt unzählige Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals imstande sind, Sünden wegzunehmen. Christus dagegen hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, für immer auf den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite gesetzt. Denn mit diesem einen Opfer hat er alle, die sich von ihm heiligen lassen, völlig und für immer von ihrer Schuld befreit...Das bestätigt uns auch der Heilige Geist. In der Schrift heißt es nämlich zunächst: »Der zukünftige Bund, den ich mit ihnen schließen werde, wird so aussehen: Ich werde – sagt der Herr – meine Gesetze in ihre Herzen legen und werde sie in ihr Innerstes schreiben.« Und dann heißt es weiter: »Ich werde nie mehr an ihre Sünden und an ihren Ungehorsam gegenüber meinen Geboten denken.« Wo aber die Sünden vergeben sind, ist kein weiteres Opfer mehr dafür nötig.“ (Hebr. 9,25b.26...10,10-12.14-18 NGÜ)

Dieser Bund, dieser Vertrag wurde vollzogen durch das Opfer Jesu, er hat Gültigkeit erlangt durch seinen Tod. Und er gilt seitdem, weil das Opfer ein für alle Mal geschehen ist, weil es für alle Zeiten Gültigkeit hat.

Johannes schreibt: „Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“ (1. Joh. 2,12)

oder Paulus: „...so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!“ (Eph. 4,32b)

oder

„In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph. 1,7)

Die Apostel drücken es ganz deutlich aus: Vergebung ist etwas, das wir haben. Etwas, das ein für alle mal geschehen ist. Etwas das Gott mit seinem Blut unterschrieben hat. Etwas, worum wir uns nie mehr Gedanken machen müssen.

Es gibt nur eine Voraussetzung, ich muss mit Gott darin übereinstimmen, dass ich ein Sünder bin und im Glauben in Anspruch nehmen, dass Jesus mein Erlöser ist, dass er für mich gestorben ist und meine Schuld getragen hat. Dann habe ich Vergebung für alle Zeiten. Denn das Opfer Jesu war vollständig vollständig. Es ist vollbracht, erledigt. Deshalb kann Jesus jetzt zur Rechten Gottes sitzen. Ich könnte mir vorstellen, dass er dort im völligen Frieden ist.

Denn, er muss nichts mehr tun. Gott ist zufrieden gestellt. Der Gerechtigkeit ist genüge getan. Er muss nicht mehr neu ans Kreuz, wenn wir wieder neu sündigen. Sein Opfer gilt weiterhin.

Luther hat im Gegensatz zu den anderen Reformatoren ein Problem gehabt (ich hab übrigens kein Problem mit Luther, es war nur so dass die verschiedenen Reformatoren - Calvin, Zwingli oder die Täufer - alle ihre theologischen Mängel hatten, zusammen wären sie wahrscheinlich perfekt gewesen), er hat nämlich nicht wirklich erkannt, dass wir mit diesem Tausch am Kreuz, mit dieser Inanspruchnahme des Erlösungswerkes, auch eine neue Identität bekommen haben, dass unsere natürliche Existenz des Sünders mit der geistlichen Existenz des Gerechten getauscht wurde, dass eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung entstanden ist.

„Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Kor. 5,17 Rev. Elb.)

Luther sah den Christen immer noch als Sünder an und lehrte dementsprechend. Seine Sicht war in diesem Punkt verkürzt.

Ich mag noch sündigen, aber ich bin kein Sünder mehr, weil ich von neuem geboren bin und der alte Mensch begraben wurde.

Wir sind der Sünde gestorben, wir sind frei von ihr, wir sind nun Gerechte, Gerechtfertigte (Röm. 5,8; 6,2.7). Und wir leben als solche, denen beständig vergeben ist.

Beständig vergeben?! Ist das wirklich unsere Theologie? Ist das wirklich unser Verständnis des Neuen Bundes?

Während meiner Studentenzeit engagierte ich mich bei „Campus für Christus“. Und eines der Prinzipien, das ich da gelernt hatte, nannte sich „Geistliches Atmen“. Wenn man gesündigt hatte, musste man Gott im Gebet wieder um Vergebung bitten und dann war man wieder im grünen, im geistlichen Bereich. Dann war alles wieder im Lot.
So oder so ähnlich haben es alle die, die pietistisch oder evangelikal geprägt wurden, gelernt. Aber ist das eigentlich biblisch? Muss ich als an Jesus Christus glaubender Mensch Gott um Vergebung bitten, wenn ich gesündigt habe?

(kurze Umfrage per Handhebung)

Fassen wir noch mal zusammen. Die Schrift sagt: Ihr habt Vergebung! Euch ist vergeben! Gott gedenkt unserer Sünden nicht! Das einmalige Opfer Christi ist für alle Zeiten einmalig gültig!

Brauche ich neue Vergebung, wenn ich gesündigt habe? Habe ich eine Pauschal-Vergebung für alle meine Sünden vor der Bekehrung, aber danach muss ich jede neu zu Gott bringen?

Bei den meisten der hier Anwesenden waren alle Sünden zeitlich gesehen nach dem Erlösungswerk auf Golgatha. Besteht ein Unterschied hinsichtlich seiner Wirkung bis 1983 (Jahr meiner Bekehrung) und nach 1983? Würde das Sinn machen? Oder was ist mit all den Sünden, die ich gar nicht bemerkt habe oder vergessen habe? Wie kann ich damit zu Gott gehen und um Vergebung bitten? Oder was ist wenn ich sterbe bevor ich um Vergebung beten konnte?

Liebe Geschwister, ich hoffe Ihr merkt wie kompliziert das alles wäre. Die Botschaft des Evangeliums ist: Ihr habt Vergebung! Diese Vergebung basiert auf keinen personalen geistlichen Akt des Bekennens und Vergebens, sie basiert auf dem Blut Jesu! 


Die Währung in der Schweiz sind Franken und in der Euro-Zone ist es der Euro. Die Währung in Gottes Vergebungs-Wirtschaft ist Blut! Denn „ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ (Hebr. 9, 22)!

„Nein, Jesus hat nur ein einziges Mal ein Opfer dargebracht, nämlich sich selbst, und dieses Opfer gilt für immer.“ (Hebr. 7,27b NGÜ)

Deshalb findet sich auch im NT keine einzige Stelle, in der Christen (!) dazu ermutigt werden, zu Gott um Vergebung für ihre Schuld zu bitten. Prüft das mal nach. Auf einige der strittigen Stellen werde ich gleich noch eingehen. Wir finden nur solche Stellen, die sich an Ungläubige oder an Menschen zeitlich vor dem Erlösungswerk Christi wenden oder lediglich vom Bekennen sprechen. Den Gläubigen dagegen wird gesagt: Euch ist vergeben!

Wir sind aber anders geprägt. Wir leben aus frommer Demut gedanklich in einem Hin- und Her. Und übersehen dabei, dass bereits alles getan ist. Wenn wir Gott neu um Vergebung bitten, wird Jesus nicht neu für uns sterben, sondern er sagt: Mein Bruder, meine Schwester, es ist vollbracht!
Bedenkt, die Währungseinheit ist Blut! Er muss nicht mehr neu ans Kreuz, wenn wir sündigen.

Genauso wie Michael seiner Regine in den rund 30 Jahren Ehe, nicht immer wieder sagen muss, dass er sie heiraten will, weil sie diesen Ehe-Bund bereits vollzogen haben. Er darf ihr seine Liebe bekunden, aber der Ehe-Bund gilt davon unabhängig, selbst wenn er am Standesamt nicht mit Blut unterschrieben wurde.
Am Anfang wäre das vielleicht noch witzig oder süß, aber irgendwann würde es ziemlich nerven.

Und liebe Gemeinde, auch wenn wir wissen, dass unsere menschlichen Ehe-Versprechen nicht immer automatisch bis zum Ende halten, wissen wir doch: Gott hält sein Ehe-Versprechen, sein Bundes-Versprechen.

Denn „wenn wir untreu sind - er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2. Tim. 2,13 Rev. Elb.) 


Aber jetzt kommt die Stellen, die ihr alle im Kopf habt. Was ist mit Bibelstellen wie

„Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.“ (1. Joh. 1,9 Rev. Elb.)

oder mit dem Vaterunser?

Wenn wir die Bibel lesen, tappen wir manchmal in zwei Fallen: zum einen berücksichtigen wir nicht, an wen sich der Autor bzw. der Redner sich wendet und zum anderen setzen wir manchmal nicht die richtige Brille auf. Wir brauchen nämlich eine besondere Brille, sagen wir mal eine 3D-Gleitsichtbrille. Ohne dies sehen wir verzerrt. Wir müssen zum einen die ganze Bibel aus der Perspektive des Evangeliums betrachten und zum anderen aus der Perspektive der Heiden-Christen.
Was wir aber machen ist, dass wir oft Aussagen, die an Juden oder Nicht-Juden, an Christen oder Nicht-Christen, an Erlöste oder Nicht-Erlöste, an unter-Gesetz-Stehende oder nicht unter-Gesetz-Stehende gerichtet sind, gleichrangig nebeneinander stellen und dann verwirrt sind, weil sie sich diametral widersprechen.

Und der Johannesbrief ist hier besonders gemein, weil Johannes nicht systematisch ein Thema abhandelt wie Paulus, der sehr strukturiert an die Sache ran geht, sondern er springt recht wüst hin und her. Wir haben ihn gerade im Hauskreis gelesen und sind mehrmals an ihm verzweifelt.

Da schreibt Johannes noch in einem Vers, dass man seine Sünde bekennen soll, damit man Vergebung bekommt und ein paar Verse weiter schreibt er, dass man Vergebung hat.  Hallo!? Wie passt das zusammen?

Johannes würde heute wohl Probleme mit jedem Lektor bekommen, wenn er seinen Brief veröffentlichen möchte. Aber was er da macht, ist eigentlich etwas, dass man auch in einer Predigt manchmal macht, wenn sich die Hörerschaft unterschiedlich zusammensetzt: er spricht verschiedene Leute an. Und ich muss zugeben, man hat keine Chance drauf zukommen, wenn man nicht verschiedene Kommentare und Bücher dazu wälzt.

Wenn ich jetzt predige: „Komm zum Kreuz und Du wirst Vergebung für Deine Schuld bekommen!“, dann macht diese Aussage für die meisten hier überhaupt keinen Sinn, weil sie schon einmal am Kreuz - in welcher Form auch immer - Jesus ihr Leben übergeben haben. Aber für diejenigen Anwesenden, die das noch nicht getan haben, würde sie Sinn machen, unabhängig ob sie der Aufforderung folgen oder nicht.

Dort in Kleinasien, wo die Gemeinden angesiedelt waren, an die sich Johannes hier wendet, gab es ein spezielles Problem. Es gab viele Gnostiker, die sich zu den christlichen Gemeinden gehalten haben und versucht haben dort Einfluss zu gewinnen. Und sie haben zwei Dinge gelehrt, nämlich zum einen, dass Jesus Christus nicht physisch auf der Erde gelebt hat und zum anderen, dass es keine Sünde gibt, weil Sünde nur körperlich stattfindet, wir aber Geistwesen sind.

Und dieser Gruppe von Menschen spricht Johannes jetzt zu: „Moment mal, ich habe Jesus gesehen und angefasst. Ich kannte ihn persönlich. Er war sehr wohl im Leib auf Erden! (1. Joh. 1,1)“ und zum anderen sagt er:

„Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (1. Joh. 1,8 Rev. Elb.)

Und wenn jmd. sagt, dass er keine Sünde hat und daher keine Vergebung braucht, wenn er es dann also auch nicht braucht, dass ein physischer Jesus für seine Sünde gestorben ist, wenn die Wahrheit nicht in ihm ist, dann ist er was nicht? Er ist kein Christ!

Johannes wendet sich hier an Nicht-Christen, an die Gnostiker und sagt ihnen, dass sie Vergebung bekommen können, wenn sie ihre Sünde bekennen (1. Joh. 1,9). Dann haben sie genauso Vergebung wie die Kinder Gottes (1. Joh. 2,12).

Diese Stelle im ersten Johannesbrief ist keine Aufforderung an Christen, Gott immer wieder neu um Vergebung für ihre Schuld zu bitten, weil sie diese, weil wir diese ja bereits haben. Es gibt keine apostolische Lehre für diese Praxis. Wenn dies so wichtig für unser geistliches Leben wäre, würden wir es in weiteren Briefen der Apostel finden.

Im Jakobusbrief lesen wir zwar vom Bekennen von Schuld im Zusammenhang mit Krankheit und vom Zusprechen der Vergebung (Jak. 5, 13-16), aber nichts von einer Bitte um Vergebung zu erlangen. Wir finden keine Aufforderung diesbezüglich im NT mit Ausnahme des Vaterunsers. Dort lehrt Jesus seine Jünger, dass sie Gott regelmäßig um Vergebung bitten sollen. Wie passt das jetzt zusammen?

Ich möchte da heute noch keine abschließende Antwort darauf geben, da ich mich im nächsten Teil der Predigtreihe mit der heilsgeschichtlichen Einordnung verschiedener Aussagen Jesu beschäftigen möchte und da gehört das dann auch mit dazu. 


Nur ein paar Fragen zum Nachdenken:
Finden wir das Vaterunser in den apostolischen Schriften?
Paulus hatte den Auftrag den Heiden (= uns) das Evangelium zu bringen. Hat er es vergessen?
Wann hat Jesus das Vaterunser gelehrt. Vor oder nach seiner Kreuzigung?
Zu welcher Art von Menschen hat er gesprochen (Juden - Nicht-Juden, unter Gesetz - nicht unter Gesetz)?
Stimmt die Bedingung „wie auch wir vergeben“ eigentlich mit dem Evangelium überein?
Könnte es sein, dass das Vaterunser eigentlich ein Beispielgebet für Menschen vor der Erlösung ist?
Wenn man diese Fragen beantworten kann, kommt man bei der Einordnung des „Vaterunsers“ etwas weiter.

Wie gehen wir dann mit Sünde um? Wir sind uns wohl alle einig, dass wir hin und wieder sündigen.

Natürlich soll und darf man Reue zeigen, wenn man sündigt. Es ist allein schon aus seelsorgerlicher Sicht wichtig, seine Sünden zu bekennen (vgl. Jak. 5). Sünde zu bekennen, heißt mit Gott in der Bewertung übereinzustimmen. Es geht ja nicht darum meine Lieblosigkeiten und mein Fehlverhalten einfach zu ignorieren!

Und Du darfst das dann Gott gegenüber ausdrücken, wie Du möchtest, aber nicht um neu Vergebung zu erlangen, sondern aus Dankbarkeit, weil Du sie bereits erlangt hast.

Warum ist das wichtig? Spielt es wirklich eine Rolle, wie ich meine Gebete formuliere, wie ich meine Reue, mein Bedauern zum Ausdruck bringe? Ob ich jetzt um Vergebung bitte oder Vergebung in Anspruch nehme?

Vielleicht spielt die Formulierung nicht die entscheidende Rolle. Aber wir wissen, dass wir oft Probleme damit haben, dass unser Glaube vom Kopf ins Herz kommt. Wie viel schwieriger wird es, wenn wir in unserem Kopf schon falsch denken?!

Luther hielt sich zeitlebens für einen Sünder, deshalb hatte er mangels besserer Erkenntnis das NT an manchen Stellen auch falsch übersetzt, wo er aus dem Verb „sündigen“ das Substantiv „Sünder“ gemacht hat.
Aber wir wechseln nicht unser Leben lang zwischen Sünder und Gerechter, wir sind Gerecht(fertigt)e!
Wir wechseln nicht zwischen Verlorenen und Erlösten, wir sind erlöste Kinder Gottes!
Wir wechseln nicht ständig von nicht vergeben zu vergeben, uns ist vergeben!

Wenn wir hier denken, wir müssten immer wieder neu die Vergebung Gottes erlangen, zweifeln wir letztlich daran, - wenn wir das jetzt mal theologisch zu Ende denken - dass das Werk Jesu für uns wirklich vollkommen vollkommen war und schaffen ein neues religiöses System: Gerechtfertigt aus Gnade und meinem regelmäßigen Bitten um Vergebung. Und damit zweifeln wir an Gottes Zusagen. Und der Zweifler hat Probleme im Glauben.

„Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde, ist er doch ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.“ (Jak. 1, 6-8 Rev. Elb.)

Und Johannes drückt es so aus:

„Geliebte, wenn das Herz uns nicht verurteilt, haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm.“ (1. Joh. 3, 21.22a Rev. Elb.)

 
Daher hatte die Taufe der Gläubigen auch die Funktion ein Symbol für die vollzogene Vergebung Gottes zu sein. Damit man ein gutes Gewissen haben konnte und leichter Gewissheit im Glauben haben konnte.

„Das Abbild davon errettet jetzt auch euch, das ist die Taufe - nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen - durch die Auferstehung Jesu Christi.“(1. Petr. 3,21 Rev. Elb.)

Deshalb heißt es in den Briefen des NT auch nicht mehr wie im Vaterunser: vergebt einander, damit auch Euch vergeben wird, sondern genau umgekehrt, vergebt einander, weil Euch vergeben ist.

„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!“ (Eph. 4,32 Rev. Elb.)

Dies ist jetzt die andere Seite der Vergebung. Auch wir sollen einander vergeben. Aus Dankbarkeit, weil uns vergeben ist.


AMEN.