Dienstag, 27. Januar 2015

Predigt von Norbert Wohlrab zur Jahreslosung 2015 (25.01.2015)

Jahreslosung 2015


Heute wollen wir uns gemeinsam mal ein paar Gedanken zur Jahreslosung 2015 machen.

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob“ (Röm 15,7, Luther)

Eigentlich eine klare und verständliche Aussage: „Einander annehmen!“ Das ist schnell verstanden, leicht gesagt und doch oft schwer getan. Aber bevor wir anfangen unser Leben im Licht dieses Verses zu bespiegeln, wollen wir erst mal verstehen um was es Paulus hier eigentlich geht.

Der Vers stammt aus dem Brief an die Christen in Rom. Rom war eine Millionenstadt. Ein Schmelztiegel an Kulturen und religiösen Kulten. Menschen von ganz unterschiedlicher Herkunft lebten dort zusammen. Freie und Sklaven. Die gleiche ethnisch-kulturelle Vielfalt fand man auch in der christlichen Gemeinde. Nach dem für einige Jahre die Juden aus Rom vertrieben waren, waren sie mittlerweile wieder ansässig und so bestand die Gemeinde aus Heidenchristen und Judenchristen, die wahrscheinlich die Minderheit bildeten. Paulus kannte die Gemeinde noch nicht persönlich, aber er kannte einige ihrer Mitglieder, die er auf seinen Missionsreisen kennengelernt hat und teilweise sogar selbst nach Rom geschickt hatte.

Paulus legt in diesem Brief das Evangelium der Gnade dar, er spricht über die Befreiung von Sünde und Gesetz, erklärt die Bedeutung Israels im Heilsplan Gottes und geht zum Abschluss auf die Probleme im Miteinander zwischen den jüdischen und heidnischen Gläubigen und die drohende Spaltung ein.

Welches sind die Probleme?

Zunächst erinnert er sie noch einmal an verschiedene Grundprinzipien des christlichen Lebens und Zusammenlebens:

Stellt euer Leben Gott zur Verfügung! Das ist der wahre Gottesdienst! (Röm, 12,1)
Ihr seid ein Leib in Christus! (12,5)
Seid herzlich in der Bruderliebe! (12,10) Seid gleich gesinnt! (12,16)
Seid einander nur schuldig Euch zu lieben, so lebt Ihr nach dem Wesen des Gesetzes! (12,8)
Denkt daran, dass Jesus bald wieder kommt! Lebt entsprechend dem Wesen Jesu! (13,11-14)

Das waren so ein paar der allgemeinen Aussagen. Und dann kommt er auf ihren Konflikt zu sprechen. Letztlich geht es auch hier um den in vielen Gemeinden immer wieder auftretenden Konflikt zwischen Judenchristen und Heidenchristen über den richtigen heiligen Lebensstil in den Fragen des Essens und der Feiertage.

„Den Schwachen im Glauben aber nehmt auf, doch nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen! Einer glaubt, er dürfe alles essen; der Schwache aber isst Gemüse. (Kraut, Luther 1545) Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst! Denn Gott hat ihn aufgenommen. Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt dem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn der Herr vermag ihn aufrecht zu halten. Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt! Wer den Tag beachtet, beachtet ihn dem Herrn. Und wer isst, isst dem Herrn, denn er sagt Gott Dank; und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und sagt Gott Dank. Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Denn sei es auch, dass wir leben, wir leben dem Herrn; und sei es, dass wir sterben, wir sterben dem Herrn. Und sei es nun, dass wir leben, sei es auch, dass wir sterben, wir sind des Herrn.“ (Röm. 14, 1- 8 Rev. Elb.)

Es ging um doch so scheinbar banale Fragen nach dem, was man essen und trinken darf und welcher Feiertag zu halten sei.  Die jüdisch geprägten Christen hatten da ganz andere Vorstellungen, als die aus dem heidnischen Lager. Für die einen musste das Essen koscher sein gemäß den jüdischen Speisevorschriften und Schweinefleisch ging natürlich gar nicht, die anderen hatten dagegen Probleme mit dem Götzenopferfleisch vom Wochenmarkt. Wiederum andere - die Starken - wussten, dass sie frei waren von jeglichen Gesetz und Götzen, und hatten überhaupt kein schlechtes Gewissen. Die konnten fröhlich sowohl Schweinefleisch, als auch Götzenopferfleisch essen.

Genauso beim Sabbat, die einen glaubten unbedingt den Sabbat halten zu müssen, die anderen gar keinen Feiertag.

Für die Konfliktparteien waren es keine banalen Fragen, für sie ging es um ihre innerste Überzeugung, um ihre theologische Erkenntnis, exklusiv mit ihrer Ansicht und dem diesbezüglichenLebensstil Gott zu ehren. Die anderen dagegen waren falsch gewickelt. Und deshalb hat jeder den anderen abgelehnt und gerichtet, das Gewissen des anderen gerichtet, die Freiheit des anderen gerichtet.

Und Paulus sagt ihnen dann: Leute, hört auf einander zu richten! Verachtet einander nicht! Das ist nicht Eure Aufgabe und dazu habt Ihr ohnehin kein Recht, weil Ihr nicht der Chef, der Herr des anderen seid! Jeder soll in diesen Fragen die Freiheit haben nach seinem Gewissen zu handeln. Schaut vielmehr darauf, dass Ihr einander keinen Anstoss gebt.

„Lasst uns nun nicht mehr einander richten, sondern haltet vielmehr das für recht, dem Bruder keinen Anstoß oder kein Ärgernis zu geben! Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an sich unrein ist; nur dem, der etwas als gemein ansieht, dem ist es unrein. Denn wenn dein Bruder wegen einer Speise betrübt wird, so wandelst du nicht mehr nach der Liebe. “ (Röm. 14, 13 - 15a Rev. Elb.)

Für Gott ist zwar alles rein, aber wenn der jüdische Bruder keine Schweinefleisch essen kann, dann verzichtet man in seiner Gegenwart darauf und wenn der heidnische Bruder, kein Götzenopferfleisch essen kann, dann verzichtet man in seiner Gegenwart darauf, denn

„…das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Röm. 14,17 Rev. Elb.)

Nach diesem Maßstab sollen sie leben. Und die Starken sollen dabei die Schwachen tragen.

„Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen.“ (Röm. 15,1 Rev. Elb.)
Die Starken waren die, die die christliche Freiheit im vollen Umfang erkannt haben. Die Schwachen diejenigen, deren Gewissen ihnen nicht alle Freiheiten ließ. Und wer stark ist, der ist dann auch in der Lage aus seiner Freiheit heraus freiwillig verzichten.

„Es ist gut, kein Fleisch zu essen noch Wein zu trinken noch etwas zu tun, woran dein Bruder sich stößt…Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung!“ (Röm. 14,21+15,2 Rev. Elb.)

Und am Ende dieser Erklärungen steht dann jetzt endlich der Vers der Jahreslosung als eine Art Fazit:

„Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit!“ (Röm. 15,7 Rev. Elb.)

Und Ihr habt gemerkt, der Vers klingt jetzt in der Elberfelderübersetzung ein bisschen anders. Hier heißt es nämlich aufnehmen. Wie aufnehmen? Wie jetzt? Geht es nicht um gegenseitige Annahme?

Das gr. Verb „proslambánō“ lässt sich zwar mit beidem übersetzen, aber ich bevorzuge das praktische „aufnehmen“ der Elberfelder-Übersetzung, weil damit deutlich wird, worum es eigentlich geht.
Es geht eben nicht nur um tolerieren, den anderen zu ertragen ohne ihn gleich zu erschlagen, sondern es geht um die ganzheitliche Aufnahme in die Gemeinschaft, in die Tischgemeinschaft, in den Kreis der verschiedenen Hausgemeinden und Gruppen, in die Abendmahlsgemeinschaft, in das gemeinschaftliche Essen und Feiern. Annehmen ist nur ein kleiner Teil davon. Aufnehmen ist ein viel intensiverer und intimerer Ausdruck von geschwisterlicher Liebe.

Genauso wie Christus Euch, wie er uns in seine Gemeinschaft aufgenommen hat. Christus akzeptiert uns nicht einfach als Sünder, sondern er nimmt uns auf in seine heilende, gerechtmachende und befreiende Gemeinschaft.

In der English Standard Version heißt dieser Vers so schön:

„welcome one another as Christ has welcomed you, for the glory of God.“

Und Christus hat uns nicht ins Nichts aufgenommen, sondern in „Gottes Herrlichkeit!“

Es geht hier meiner Meinung nach nämlich nicht darum, dass der richtige Umgang mit dem Bruder, das An- und Aufnehmen des Andersartigen zum Lob Gottes dient, obwohl das sicherlich nicht falsch ist, im Gegenteil das ist Ausdruck eines gottgefälligen Lebensstil, aber ich denke nicht das, was Paulus hier ausdrücken will.
Sondern es geht darum, dass Christus uns bereits zur Herrlichkeit Gottes oder zur Ehre Gottes oder zum Glanz Gottes (gr. „doxa“) aufgenommen hat.

Dieser Vers steht im Gegensatz zur Aussage vom Beginn des Briefes, wo Paulus darstellt:

„denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes“, (Röm. 3,23 Rev. Elb.)
Kein Mensch ist zur Herrlichkeit Gottes gelangt hat, aber jetzt durch Christus sind wir aufgenommen zur Herrlichkeit Gottes, d.h. durch das perfekte Opfer Christi treten wir ein in seine Herrlichkeit und sein Glanz kommt auf uns.

Es ist noch nicht so physisch wahrnehmbar, wie bei der Verklärung Jesu (Mt. 17), als sein Angesicht glänzte oder bei Mose in der Stifthütte, als sein Gesicht die Herrlichkeit Gottes widerspiegelte (2. Mo. 34,35), aber trotzdem schon durch unser Leben spürbar, wenn Jesus Christus in uns lebt und sein Wesen in uns Gestalt annimmt.

Nach diesen jetzt eher theologischen Abhandlungen, stellt sich wieder mal die Frage, was hat dieser Vers mit uns im Jahre 2015 zu tun?

Wer sind heute die Schwachen? Wer sind heute die Konfliktparteien im Leib Christi? Was gibt es heute noch für Überzeugungen, für die Christen über Leichen gehen?

Wir leben hier in der CGF ja auf einer Insel der Glückseligen. Wir sind stark im Glauben und genießen viele Freiheiten, Wir haben vieles schon hinter uns. Wir sind so homogen, dass es vielleicht schon kontraproduktiv ist. Aber wenn ich im Internet mal so in verschiedenen Foren schaue, dann erschreck ich immer wieder wie viele unreife, engstirnige, besserwisserische und gesetzliche Christen da unterwegs sind, deren Hauptanliegen es zu sein scheint, andere zu belehren. Viele Kämpfe, die ich schon für ausgestorben hielt, werden da kultiviert.

Charismatiker gegen Evangelikale, Evangelikale gegen Liberale, Lutherische gegen Katholiken, Glaubenstäufer gegen Kindertäufer, militante Vegetarier/Veganer gegen Fleischesser, Konsumverweigerer gegen Konsumierer, TV-Verweigerer gegen TV-Glotzer, Gepiercte gegen Nicht-Gepiercte, Tätowierte gegen Nicht-Tätowierte, Radikalpazifisten gegen Berufssoldaten, Gesangbuchsänger gegen Lobpreisrocker, Weihnachtsverweigerer gegen Weihnachtszelebrierer, Abstinenzler gegen Alkoholtrinker, Gemeindebauer gegen Schäfchenklauer, Folie gegen Beamer…..oder Deutsch-Nationalisten gegen Ausländerfreundliche.

Das „Erschreckende“: Jesus hat alle an seinen Tisch geladen! Unglaublich. Er hat sie nicht nur angenommen, er hat sie aufgenommen in seine Gemeinschaft. Leute, mit denen wir normalerweise nichts zu tun hätten. Wir würden einfach getrennte Wege gehen. Solche Leute sind Teil seiner Gemeinschaft. Haben Teil an der Herrlichkeit Gottes. Solche Leute sollen auch wir aufnehmen, annehmen.

Gemeinde Jesu ist bunt. Sie ist vielfältig. Und war es schon immer: Arme und Reiche, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Juden und Araber, Europäer und Afrikaner, Deutsche und Türken, Frauen und Männer, Popfans und Chorsänger, nüchterne und emotionale, zurückhaltende und extrovertierte, spontane und besonnene Menschen…..

Gemeinde Jesu fordert uns heraus. Diese Vielfalt fordert uns heraus. Wie sonst sollten wir lieben lernen, Demut einüben, sich selbst verleugnen? In einer Interessengruppe, wo jeder auf der gleichen Welle liegt, braucht man sich nicht bemühen.

Die Jahreslosung soll für uns ein Ansporn, eine Erinnerung sein, die unangenehmen Geschwister in unsere Gemeinschaft, an unseren Tisch, an meinen Tisch zu holen. Sie willkommen zu heißen, so wie Jesus uns willkommen geheißen hat.

„Vater mach uns eins, dass die Welt erkennt, er hat den Sohn gesandt!“ (Liedtext)
AMEN.

Predigt von Norbert Wohlrab zum Beginn der Allianz-Gebetswoche 2015 (11.01.2015)

Der Vater

 
Heute beginnt also die Allianz-Gebetswoche 2015. Die einzelnen Abende hangeln sich dieses Jahr am „Vaterunser“ entlang und so bildet der Beginn des Gebets „Unser Vater im Himmel“ (bzw. „Vater unser im Himmel“) auch den thematischen Anfang der Gebetswoche. Heute geht es also um den „Vater“ und als Predigttext dazu wurden ein paar Verse aus Römer 8 ausgewählt (V. 14-17a) nach der Übersetzung Martin Luthers.

„Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi.“ (Röm. 8, 14-17a Luther)

Ich persönlich liebe ja den Römerbrief. Nicht dass ich behaupten könnte, wirklich alles zu verstehen, aber ich liebe den Tiefgang dieses Briefes. Und so könnte man wahrscheinlich über diese 3,5 Verse ohne weiteres eine Predigtreihe an 3-4 Sonntagen halten und hätte wahrscheinlich immer noch nicht alles gesagt, was man dazu sagen könnte. Meine Aufgabe ist es jetzt die Wahrheiten dieser Verse in 10-12 Minuten so komprimiert darzustellen, dass wir danach hoffentlich noch mehr Lust und noch mehr Interesse am Gebet haben, als vorher.

Fangen wir an: Luther übersetzt hier mit „die der Geist Gottes treibt“. In anderen Übersetzungen heißt es vielleicht zutreffender: die sich vom Geist Gottes leiten lassen, führen lassen, regieren lassen. Richtig ist alles, aber ich denke, Paulus meint hier nicht ein zwanghaftes getrieben werden oder Getriebensein, gegen das man sich nicht wehren kann, - das würde man wohl eher im Bereich der psychischen Erkrankungen einordnen oder zumindest eher im Bereich von unreifen Verhalten - sondern eher ein Reagieren auf die Impulse des Heiligen Geistes, die jedoch durchaus unterschiedlich stark sein können: vom sanften Flüstern bis zur schweren inneren Last.

Auch der Gegensatz zum vorherigen Vers 13, indem Paulus darüber schreibt, dass man sich nicht vom Fleisch bestimmen lassen soll, legt eher eine Bedeutung in die Richtung nahe: sich leiten lassen, sich führen lassen, sich regieren lassen.

Dann geht es weiter: „die sind Gottes Kinder“ und jetzt muss ich schon wieder mit Luther brechen, denn es heißt eigentlich „die sind Söhne Gottes“, wie es bspw. in der Elberfelder und Schlachter-Übersetzung zu lesen ist. Denn hier steht im grie. „hyioi“, das in erster Linie mit „Söhne“ übersetzt wird.

Und das ist schon was besonderes, denn wenn im NT vom Sohn die Rede ist, dann geht es eigentlich immer um Jesus Christus, den Sohn Gottes. Und hier werden die vom Geist Geleiteten, hier werden wir, als Söhne bezeichnet.

Warum bedeutet Sohn mehr als Kind? Sohn ist nicht einfach nur ein Kind, es geht hier auch nicht nur um die Abstammung, sondern Sohn meint den mündigen Nachkommen. Sohn beinhaltet den Stand, die Stellung, den Machtbereich. Sohn meint den rechtmäßigen Nachkommen bspw. auch im Gegensatz zu einem unehelichen Kind. Es wird im orientalischen Bereich auch durch den Zusatz des Namen des Vaters ausgedrückt: „Isaak, Sohn (ben) des Abrahams“ („Norbert, Sohn des Arthurs“, „Jesus, Sohn Gottes“).

Gleichzeitig beinhaltet das Wort aber auch die Beziehung zu den Eltern bzw. zum Vater. Dabei steht aber nicht das Geschlecht im Vordergrund. Die maskulinen Pluralformen sowohl im grie. als auch im hebr. können Söhne und Töchter beinhalten (bibelwissenschaft.de). Man könnte also sagen, auch ihr Frauen seid Söhne Gottes!

(Damit bin ich jetzt bestimmt in alle nur denkbaren Gender-Fallen getappt.)

Und jetzt legt Paulus die Begründung nach: weil wir keinen Geist der Knechtschaft, keinen Geist der Sklaverei, keinen knechtischen Geist empfangen haben, mit dem wir uns wieder oder abermals fürchten müssten.

Abermals! Wieder! D.h. früher mussten sie sich fürchten. Sie waren ja damit vertraut. Sie haben gewusst: mit diesem Gott ist nicht zu spaßen. Die jüdisch geprägte Gruppe in Rom war mit einem Gott vertraut, der die Einhaltung von 613 Gesetzen von ihnen forderte. Mit einem „Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben“ (2. Kor. 3,7a), wie Paulus die Gebote Gottes im Korintherbrief bezeichnete. Sie haben gewusst, vor diesem Gott kann man nicht bestehen. Und jetzt sagt Paulus: Nein!  Nicht wieder so, nicht wieder Furcht, „sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“

Einen Geist der Sohnschaft! Der Begriff „hyiothesia“ lässt sich auch übersetzen mit Adoption oder Annahme als Sohn. Das ist unser Status. Von Gott angenommene Söhne! Mit allen Rechten! Die Reformation spricht hier von einem forensischen Begriff, d.h. damit ist unser juristischer Status gemeint, unabhängig von allem Fühlen und Erkennen.

Und dieser Status ermöglicht uns im Gebet zu Gott zu sagen „Abba, Vater“.

„Abba“, dieses kindliche Kosewort für Vater aus dem aramäischen Sprachgebrauch. In einem Kommentar steht, eigentlich ist es gar kein Wort, sondern eher einer der ersten Laute, die ein Kind von sich gibt, wenn es zu sprechen beginnt. Dieses „Abba“ passt jetzt irgendwie schlecht in die griechische und auch in unsere Sprache und so wird ihm gleich das verständliche „Vater“ hinzugestellt.
Aber egal, ob wir nun Abba, Papa, Vati, Daddy oder Vater sagen, das Entscheidende ist die Nähe zu unserem Vater im Himmel, die damit verbunden ist. Unsere Sohnschaft ermöglicht uns diese Nähe. Aus der Ferne wird eine Nähe. Nicht nur Jesus darf Gott seinen „Abba“ nennen, auch wir dürfen „Abba, Papa, Vater“ sagen.

Für Juden war die Anrede Gottes in Gemeindegebeten als „Unser Vater“ noch einigermaßen gebräuchlich. Aber „Abba“, diese vertraute und kindliche Nähe, war ihnen doch völlig fremd. Uns wird sie zugesprochen.

Erinnert Ihr Euch noch wie es war, als wir kleine Kinder waren?
Wie nanntet Ihr damals Euren Vater?
Gab es diese vertrauensvolle Nähe?
Welche Bilder, welche Erinnerungen, welche Gefühle kommen da hoch?
Für mich sind die schönsten und tiefsten Gefühle in der Kleinkindzeit angesiedelt. Zeiten des gemeinsamen Spielens. Zeiten ohne große Anforderungen. Man durfte einfach Kind sein bei seinem Vati. Zeiten voller Geborgenheit und Vertrauen.

Aber es ist gar nicht so einfach als Erwachsener in diese kindliche Haltung zurückzufinden. Oft stehen uns Erfahrungen, Kultur, unser Leben im Weg. Auch hat nicht jeder so eine vertrauensvolle Nähe zu seinem Vater erfahren dürfen. Manch Vater war abwesend, vielleicht gestorben oder überhaupt nie da oder nicht zur Nähe fähig. Manche Kulturen und Gesellschaften kennen diese Nähe auch gar nicht. Dort ist der Vater unnahbar. Ich weiß von holländischen Familien, dort muss der Vater sogar gesiezt werden.

Wenn man selbst nie so eine Nähe erlebt hat, kann man sich vielleicht an die Zeit erinnern, wo man selber als Mutter oder Vater seinen Kindern diese Nähe gegeben hat.

Es ist auf jeden Fall die Haltung, die wir gegenüber Gott haben dürfen und hier befinden wir uns wohl im Gegensatz zu wahrscheinlich allen anderen Religionen. Deren Götter sind unnahbar, willkürlich, man ist ihnen ausgeliefert und weiß nicht, ob man vor ihnen bestehen kann. Unser Vater sagt: „Mein Kind, Du hast schon bestanden!“

Dies bezeugt der Heilige Geist unserem Geist, schreibt Paulus weiter. Er bezeugt uns unsere Kindschaft.

Und der Textabschnitt des Tages schließt mit der Aussage: Und deshalb sind wir auch „Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi“. Und Erbe zu sein, bedeutet jetzt nicht, dass der Erblasser gestorben ist (wie es in unserem Sprachgebrauch üblich ist), sondern es bezeichnet die Teilhabe am Familienbesitz. Genauso, wie es der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn zum älteren Bruder gesagt hat: „Was mein ist, ist auch dein“ (Lk. 15,31)

Die Größe dieses Erbes können wir an Gott messen, aber die Gewissheit an Christus. So sicher wie Christus für unsere Rettung gestorben ist, so sicher sind wir auch Miterben.

„Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Röm. 8, 32 Luther)

schreibt Paulus ein paar Verse weiter.

Deshalb können wir in dieser Woche gemeinsam in Dankbarkeit und Freude bezeugen und anbeten: So ist unser Vater im Himmel!

AMEN.

Freitag, 9. Januar 2015

Weltverfolgungsindex 2015 von Open Doors

(Open Doors) – Am 7. Januar hat Open Doors den Weltverfolgungsindex 2015
veröffentlicht, der in den Medien erneut auf große Resonanz stieß. Der
Weltverfolgungsindex ist die einzige jährlich durchgeführte systematische
Untersuchung zur Lage der Religionsfreiheit und Verfolgung von Christen weltweit
und listet die 50 Länder auf, in denen Christen am stärksten verfolgt und
benachteiligt werden. Wie viel Freiheit bzw. Einschränkung begegnet Christen in
ihrem alltäglichen Leben? Open Doors untersucht die Bereiche Privatleben,
Familie, Gesellschaft, Leben im Staat und kirchliches Leben, um die alltägliche
Bedrängnis aufzuzeigen, in der mehr als 100 Millionen Christen leben. Ebenso
registriert wird die teilweise ungeheure Gewalt, der Christen in vielen Ländern
ausgesetzt sind.
Ihr Leiden lässt sich nicht in eine Statistik fassen. Hinter den Zahlen verbergen sich
Millionen Menschen. Jeder einzelne von ihnen hat seine eigene Geschichte von
Leid, aber auch von großem Mut und Glaubensstärke. Uns ist wichtig, die
persönliche Dimension der gegenwärtigen Christenverfolgung erfassbar zu
machen. Deshalb geben wir die dringlichste und häufigste Bitte unserer verfolgten
Glaubensgeschwister weiter: „Bitte betet für uns!“
Verschlechterung in vielen Ländern – besonders in Afrika
Weltweit hat die Schwere und Verbreitung der Christenverfolgung zugenommen.
Die zunehmende Radikalisierung größerer Bevölkerungsteile in vielen Ländern
führt zu einer stärkeren Ausgrenzung der Christen. Ihr tägliches Leben wird in den
meisten der 50 WVI-Länder immer härter. Wir werden erinnert an die Worte Jesu
in Matthäus 24,8: „Dann werden sie euch in Bedrängnis überliefern und euch
töten; und ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens
willen.“
Positiv zu bewerten ist, dass zwischen bedeutenden Teilen der Christenheit im
Nahen Osten angesichts des enormen Verfolgungsdruckes eine nie gekannte
Einheit herrscht. Viele suchende Menschen hören zum ersten Mal das Evangelium
und wollen Jesus nachfolgen. Die Gemeinden dort benötigen deshalb unsere
geistliche Unterstützung – unser Gebet. Ihr treues Ausharren schenkt Hoffnung.


Hier werden Christen am stärksten verfolgt
Platz 1 Nordkorea
Platz 2 Somalia
Platz 3 Irak
Platz 4 Syrien
Platz 5 Afghanistan
Platz 6 Sudan
Platz 7 Iran
Platz 8 Pakistan
Platz 9 Eritrea
Platz 10 Nigeria


www.weltverfolgungsindex.de


Schätzungsweise 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres
Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles christliches Hilfswerk
seit 60 Jahren in mehr als 50 Ländern im Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich
veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern,
in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors
umfassen die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur, Hilfe zur
Selbsthilfe, Ausbildung von Gemeindeleitern, Engagement für Gefangene, Nothilfe
und die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten
Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über
Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf. Die
Arbeit von Open Doors Deutschland e.V. wird durch Spenden finanziert. Das Werk
trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz.


Kontakt Pressebüro
Open Doors Deutschland e.V.
Postfach 1142
65761 Kelkheim
T 06195 – 67 67 180
F 06195 – 67 67 181
E pressebuero@opendoors.de
I www.opendoors.de

Samstag, 3. Januar 2015

Termine und Aktuelles Januar 2015

04.01.   Winterpause

11.01. - 18.01. Gebetswoche der Evangelsichen Allianz an verschiedenen Orten
http://www.ead.de/gebet/allianzgebetswoche/gebetswoche-2015.html
So 11.01.    17.30 Uhr LKG Gebhardtstr. (Predigt Norbert Wohlrab)
Mo 12.01.   19.00 Uhr Hardenberg-Gymnasium (Predigt New Generation)
Di 13.01.   15.00 Uhr FEG (Predigt Hermann Stecher, LKG Gebhardstr.)
Di 13.01.   19.00 Uhr St. Paul Gemeindehaus (Predigt Matthias Weber, FeG)
Mi 14.01.   19.00 Uhr Rathaus (Predigt Thomas Hermann, JG St. Paul und Harold Koch, FCGF)
Do 15.01.   18.00 Uhr Klinik-Kapelle (Predigt Brigitte Kloostermann, Heilsarmee)
Fr 16.01.   19.30 Uhr LKG Rosenstr., Jugendgottesdienst (Predigt Markus Klein LKG Rosenstr.)
Sa 17.01.   10.00 Uhr Heilsarmee (Predigt Claudia Skibitzki, FCGF) 
 So 18.01.   17.00 Uhr FCGF Allianz-Abschlussgottesdienst (Predigt Hans-Martin Stäbler, Evang. Allianz Deutschland)

25.01.   10.30 Uhr Arche (Predigt Norbert Wohlrab)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Donnerstag, 1. Januar 2015

Jahreslosung 2015

Mit der Jahreslosung für 2015 wünche ich Euch allen ein gesundes und gesegnetes Neues Jahr.