Montag, 1. November 2021

Termine und Aktuelles November 2021

Do 04.11. - So 07.11. Gemeindefreizeit in Selb-Silberbach mit Bob Hatton

So 14.11. 10.30 Uhr Haus-Gottesdienste

So 21.11. 10.30 Uhr Zoom-Gottesdienst

So 28.11. 10.30 Uhr Zoom-Gottesdienst

 

Achtung! Kurzfristige Änderungen möglich! 

Bei Interesse an den Haus- und Zoom-Gottesdiensten bitte per Email anfragen.

Predigt von Norbert Wohlrab (30.09.2021)

Gleichnisse von den beiden Knechten und von dem anvertrauten Vermögen
 

Letzte Woche haben wir im gemeinsamen Gottesdienst mit der JG St. Paul eine Predigt über die Ölbergrede gehört. Eine wirklich hervorragende Predigt. Man kann sie sich über YouTube noch anschauen. Das Thema hat mich sehr interessiert, v.a. weil ich nur ein paar Tage vorher eine längere Abhandlung von Arnold Fruchtenbaum darüber gelesen habe.

In dieser Rede  beantwortet Jesus drei Fragen der Jünger. Sie fragen ihm

„»Sag uns doch: Wann wird das (gemeint ist die Zerstörung des Tempels) geschehen, und welches Zeichen wird deine Wiederkunft und das Ende der Welt ankündigen?«“ (Mt. 24, 3b NGÜ)

Jesus beschreibt ihnen dann was die Vorzeichen der Zerstörung des Tempels sein werden, was die Zeichen seiner Wiederkunft sein werden und was am Ende der Welt geschehen wird.

Bezüglich der bevorstehenden Zerstörung Jerusalems und des Tempels waren seine Aussagen noch sehr konkret und die daraus resultierende Handlungsaufforderung ebenfalls. Er sagt nämlich bspw.:

„Wenn ihr aber Jerusalem von Heerscharen umzingelt seht, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe gekommen ist!“ (Lk. 21,20 Rev. Elb.)

Und die daraus resultierende Handlungsanweisung:

„Dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen, und die, die in seiner Mitte sind, daraus fortgehen, und die, die auf dem Land sind, nicht dort hineingehen.“ (Lk. 21.21 Rev. Elb.)

Also kurz gesagt: Flieht!

Was übrigens genau das war, was die christliche Gemeinde getan hat. Ich hab mich bei dieser Stelle immer gefragt: Wie geht das denn? Kann man fliehen, wenn man bereits umzingelt ist? Dann ist es doch eigentlich schon zu spät. Aber das war genau das, was passiert ist.

Im Jahre 66 brach der erste jüdische Aufstand gegen die Römer aus. Der römische General Cestus Gallus umzingelte darauf Jerusalem. Die Umzingelung der Stadt war das von Jesus angekündigte Zeichen. Die christusgläubigen Juden wussten jetzt, dass Jerusalem bald zerstört werden würde. Aber wie fliehen, wenn man eingeschlossen war? Cestus Gallus merkte dann das seine Nachschublinien nicht gesichert waren und hob die Belagerung auf. Dadurch war die Flucht möglich und die jüdischen Christen verließen Jerusalem und gründeten in Pella in Jordanien eine neue Gemeinschaft.
Im Jahr 68 wurde dann Jerusalem durch Vespasian und Titus erneut belagert und im Jahre 70 wurde dann sowohl die Stadt als auch der Tempel zerstört. Über 1 Million Juden verloren dabei ihr Leben. Kein einziger christusgläubiger Jude ist dabei zu Tode gekommen - so die Überlieferung.

Aber bezüglich der Frage nach seiner Wiederkunft war Jesus weniger konkret, denn er sagt:

„Doch wann jener Tag und jene Stunde sein werden, weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn; nur der Vater weiß es.“ (Mt. 24,36 NGÜ)

Jesus beschreibt zwar verschiedene Zeichen, die geschehen werden, aber den genauen Zeitpunkt beschreibt er nicht, denn

„Darum haltet auch ihr euch ständig bereit; denn der Menschensohn kommt zu einem Zeitpunkt, an dem ihr nicht damit rechnet.«“ (Mt. 24,44 NGÜ)

Den Höhepunkt seiner Ölbergrede bilden dann nicht die vagen Angaben bezüglich den Vorzeichen seiner Wiederkunft und dem Ende der Welt (also dem Gericht über die Völker), sondern verschiedene Gleichnisse, in denen eigentlich immer wieder die gleiche Botschaft drin steckt, nämlich:
Seid bereit! Seid wachsam!

Ich möchte heute morgen mit Euch zusammen zwei dieser Gleichnisse anschauen. Es sind diesmal eher ernste Texte, die uns mahnen sollen. Und zwar das Gleichnis von dem treuen und dem untreuen Verwalter und das Gleichnis von dem anvertrauten Vermögen. Beide aus der Ölbergrede.

„45»Wie verhält sich denn ein kluger und zuverlässiger Verwalter?«, fragte Jesus die Jünger. »Angenommen, sein Herr hat ihm die Verantwortung für die übrige Dienerschaft übertragen und ihn beauftragt, jedem rechtzeitig sein Essen auszuteilen.
46 Dieser Verwalter darf sich glücklich schätzen, wenn sein Herr dann zurückkehrt und ihn gewissenhaft bei der Arbeit findet!
47 Ich versichere euch: Einem so zuverlässigen Mann wird er die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen.
48 Wenn jener Verwalter aber unzuverlässig ist und im Stillen denkt: ›Ach was, es dauert bestimmt noch lange, bis mein Herr kommt‹,
49 und er fängt an, die anderen Diener zu prügeln, sich den Bauch vollzuschlagen und Trinkgelage zu veranstalten,
50 dann wird die Rückkehr seines Herrn ihn völlig überraschen. Denn sein Herr kommt, wenn er nicht damit rechnet.
51 Er wird den Verwalter hart bestrafen und ihm den Lohn geben, den die Heuchler verdienen. Er wird ihn hinausstoßen, dorthin, wo es nur noch Heulen und ohnmächtiges Jammern gibt.«“ (Mt. 24, 45 - 51 HfA)

Und das zweite Gleichnis:

 14»Es wird dann so sein wie bei einem Mann, der vorhatte, ins Ausland zu reisen. Er rief alle seine Verwalter zusammen und vertraute ihnen sein Vermögen an. Sie sollten während seiner Abwesenheit gut damit wirtschaften.
15 Dem einen gab er fünf Zentner Silberstücke, einem anderen zwei und dem dritten einen Zentner, jedem nach seinen Fähigkeiten. Danach reiste er ab.
16 Der Mann mit den fünf Zentnern Silberstücke machte sich sofort daran, mit dem Geld Geschäfte zu treiben, und konnte so die Summe verdoppeln.
17 Auch der die zwei Zentner bekommen hatte, verdiente zwei hinzu.
18 Der dritte aber vergrub den Zentner, den sein Herr ihm anvertraut hatte, an einem sicheren Ort.
19 Nach langer Zeit kehrte der Herr von seiner Reise zurück und forderte seine Diener auf, mit ihm abzurechnen.
20 Der Mann, der fünf Zentner Silberstücke erhalten hatte, trat vor und übergab ihm zehn Zentner. Er sagte: ›Herr, fünf Zentner hast du mir gegeben. Hier, ich habe fünf dazuverdient.‹
21 Da lobte ihn sein Herr: ›Gut so, du bist ein tüchtiger und zuverlässiger Verwalter. In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir Großes anvertrauen. Komm zu meinem Fest und freu dich mit mir!‹
22 Danach kam der Mann mit den zwei Zentnern. Er berichtete: ›Herr, ich habe den Betrag, den du mir gegeben hast, verdoppeln können.‹
23 Da lobte ihn der Herr: ›Gut gemacht, du bist ein tüchtiger und zuverlässiger Verwalter. In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir Großes anvertrauen. Komm zu meinem Fest und freu dich mit mir!‹
24 Schließlich kam der Diener, dem der Herr einen Zentner Silberstücke gegeben hatte, und erklärte: ›Ich kenne dich als strengen Herrn und dachte: Du erntest, was andere gesät haben; du nimmst dir, wofür du nichts getan hast.
25 Aus Angst habe ich dein Geld sicher aufbewahrt. Hier hast du es wieder zurück!‹
26 Zornig antwortete ihm darauf sein Herr: ›Was bist du nur für ein böser und fauler Verwalter! Wenn du schon der Meinung bist, dass ich ernte, was andere gesät haben, und mir nehme, wofür ich nichts getan habe,
27 hättest du mein Geld wenigstens bei einer Bank anlegen können! Dann hätte ich immerhin noch Zinsen dafür bekommen!
28 Nehmt ihm das Geld weg und gebt es dem, der die zehn Zentner hat!
29 Denn wer viel hat, der bekommt noch mehr dazu, ja, er wird mehr als genug haben! Wer aber nichts hat, dem wird selbst noch das Wenige, das er hat, genommen.
30 Und jetzt werft diesen Nichtsnutz hinaus in die tiefste Finsternis, wo es nur noch Heulen und ohnmächtiges Jammern gibt!‹«“ (Mt. 25, 14 - 30 HfA)


Zwei Gleichnisse mit sehr ähnlichen Situationen. Der Hausherr geht weg und beauftragt seine Diener mit verschiedenen Aufgaben.

Im ersten Gleichnis muss der Diener nur für die andere Dienerschaft sorgen, er muss schauen das sie ihr Essen, ihren Lohn bekommen. Der eine macht es zuverlässig und wird belohnt, der andere missbraucht seine Stellung und bedient sich eigenmächtig. „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“

Von einem Knecht wird einfach erwartet, dass er treu die ihm zugewiesene Aufgabe erfüllt. Tut er dies, wird er belohnt werden. Tut er dies nicht, wird er bestraft werden.

Interessant finde ich hier die Überlegung des untreuen Knechts, die ihm zu diesen zügellosen Verhalten geführt hat. Er denkt sich: „Mein Herr kommt noch lange nicht. Mein Herr lässt auf sich warten.“ Genau das ist ja die Situation der Christenheit seit fast 2000 Jahren: Jesus lässt auf sich warten! Die Frage ist, wie gehen wir damit um? Sind wir treu oder unzuverlässig?

Während im ersten Gleichnis die Abgrenzung des richtigen Verhaltens gegenüber dem negativen Verhalten hervorgehoben wird, treu versus zügellos, liegt das Blickfeld im zweiten Gleichnis woanders. Hier stehen sich Aktivität und Passivität gegenüber.

Wieder verreist der Hausherr. Diesmal vertraut er den Verwaltern sein Vermögen an. Fünf, zwei und ein Zentner Silber. Eigentlich Talente. Die damals größte mögliche Währungseinheit. Ein Talent war bereits das x-fache eines Jahreseinkommen. Eine damals unvorstellbar große Summe.

Hier ist es wieder ähnlich wie im anderen Gleichnis. Die ersten beiden machen sich an die Arbeit, sind treu und vermehren das Vermögen und werden belohnt. Der dritte macht nichts, vergräbt es, angeblich aus Angst, aber eigentlich ist er einfach faul und treulos, ja er nimmt es sich heraus seinen Herrn sogar noch im schlechten Licht darzustellen und wird daher bestraft.

In beiden Gleichnissen geht es um das Treubleiben. Das Erfüllen seiner Aufgabe, seines Auftrags in Treue gegenüber seinem Herrn. In Erwartung seiner Rückkehr.

In zweiten Gleichnis geht es ums Geld, um Vermögen. Aber es ist ja nur ein Vergleich.
Das Silber, die Talente, sind ein Bild für all das, was Gott uns anvertraut hat. Ich denke es  geht nicht nur um unser Geld, es geht um unsere Zeit, um unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten, um unsere Stellung, unsere Geistesgaben und natürliche Gaben, unser Leben, unsere Liebe, um all unsere Möglichkeiten und unserem Glauben. Um diesen spezifischen Talente-Cocktail, den Gott einen jeden von uns mitgegeben hat. Und hier ist jeder anders beschenkt, jeder ist anders begabt, wie in diesem Gleichnis. Und jeder hat eine andere Verantwortung.

Man hat mich mal gefragt, wen ich so als Vorbilder habe. Ich hab glaub ich geantwortet Laurel & Hardy oder Donald Duck. Aber im Ernst, ich hab mir nie andere zum Vorbild genommen, weil ich immer dachte, ich kann niemanden nachstreben, der von Gott mit ganz anderen Gaben und Fähigkeiten beschenkt wurde, als ich es bin. Es nützt nichts. Ich muss aus meinem eigenen Gaben-Mix etwas machen. Und der kommt von Gott.

„Ist nicht alles, was du hast, ein Geschenk Gottes?“ (1. Kor. 4,7 NGÜ)

sagt Paulus.

Alles ist ein Geschenk Gottes. Gott erwartet von uns nichts Unmögliches. Er erwartet nicht, das ich Lobpreislieder komponiere, wenn ich keine Noten lesen kann und nicht, dass ich jeden Tag Menschen zum Glauben führe, wenn ich kein Evangelist bin. Er erwartet nicht, dass ich aus einem Zentner 10 mache. Er erwartet nur, dass ich das, was er mir mitgegeben hat, was er in mich hineingelegt hat, gewinnbringend für sein Reich einsetze und nicht im Garten vergrabe.

Ich möchte heute gar nicht mehr zu diesen beiden Texten sagen. Und ich möchte jetzt auch nichts sagen, was diese Texte relativiert, sondern einfach mal diese Mahnungen stehen lassen.

Sicher, man könnte diese Texte jetzt im Hinblick auf das Gesamt-NT ausbalancieren. Es gibt Kommentatoren, die sagen, damit ist Israel gemeint, andere sagen, damit werden Gläubige und Ungläubige gemeint.

Ich weiß nicht so recht. Dies sind Warnungen Jesu an seine Jünger. Er sagt ihnen, seinen Nachfolgern: Seid bereit! Seid wachsam!

Und er sagt ihnen:

„Bei der Wiederkunft des Menschensohnes wird es wie in den Tagen Noahs sein. Damals vor der großen Flut aßen und tranken die Menschen, sie heirateten und wurden verheiratet– bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging.“ (Mt. 24, 37.38 NGÜ)

Es ist heute eine eher ernste Predigt.

Vielleicht kann sich ja jeder einmal selbst fragen: Setzte ich meine Talente, meine Möglichkeiten für Gott, für sein Reich ein oder nutze ich sie nur für mich oder habe ich welche im Garten vergraben? 

Nehmen wir das doch einfach mal mit in unsere Gebetszeit und schauen, ob Gott uns etwas für uns persönlich aufs Herz legt.

AMEN.