Donnerstag, 15. Mai 2008

Predigt von Norbert Wohlrab (11.05.08)

Der Preis der Nachfolge (Phil. 3, 1-17)

1. Die Entstehung der Gemeinde in Philippi


Ich möchte heute die Predigt von letzter Woche wie angekündigt fortführen und mit der Betrachtung des Philipperbriefes, insbesondere des 3. Kapitels weiter machen. Man kann sich natürlich mit Recht fragen, ob da irgendein Zusammenhang mit Pfingsten besteht.Vielleicht werden wir ja einen entdecken. Lasst uns zunächst mal die Entstehung der Gemeinde in Philippi betrachten.

„Paulus und seine Begleiter zogen nun durch den Teil Phrygiens, der zur Provinz Galatien gehört. Eigentlich hatten sie vorgehabt, die Botschaft Gottes in der Provinz Asien zu verkünden, aber der Heilige Geist hatte sie daran gehindert. Als sie sich dann Mysien näherten, versuchten sie, nach Bithynien weiterzureisen, aber auch das ließ der Geist Jesu nicht zu. Da zogen sie, ohne sich aufzuhalten, durch Mysien, bis sie in die Hafenstadt Troas kamen. Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Er sah einen Mazedonier vor sich stehen, der ihn bat: „Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!“ Daraufhin suchten wir unverzüglich nach einer Gelegenheit zur Überfahrt nach Mazedonien; denn wir waren überzeugt, dass Gott selbst uns durch diese Vision aufgerufen hatte, den Menschen dort das Evangelium zu bringen.“ (Apg. 16, 6-10 NGÜ)

Hier kommt auch schon der Heilige Geist ins Spiel. Paulus möchte weiter nach Asien, er hat das sog. Kleinasien (die heutige Türkei) bereits einmal bereist und möchte dort noch weiter vordringen um das Evangelium zu verkündigen. Der Heilige Geist selbst aber leitetPaulus nach Philippi. Er verbietet die Reise nach Phrygien und Bithynien - wie auch immer das geschehen ist, ich persönliche denke durch einen starken Unfrieden - und ruft ihn durch einen Traum nach Mazedonien.
Und so entsteht etwas ganz Wesentliches in der Geschichte des Christentums: das Evangelium kommt nach Europa. Es entsteht die erste Missionsbasis in Europa. Es ist natürlich spekulativ, aber vielleicht wäre die ganze Menschheits- und Kirchengeschichte ganz anders verlaufen, hätte Paulus Europa links liegen lassen. Vielleicht würden wir noch auf den Bäumen sitzen und alte keltische Götter anbeten, so wie in Asien heute noch alle möglichen Götter angebetet werden. Vielleicht wäre Europa mit der technischen Entwicklung jetzt gerade zum Schwellenland geworden. Vielleicht hätte sich der Islam in Europa breit gemacht. Vielleicht hätten die Chinesen Amerika entdeckt. Wäre alles denkbar.
Wie geht es weiter mit Paulus?

„...und von dort ging die Reise landeinwärts nach Philippi. Philippi, eine römische Kolonie, war die bedeutendste Stadt in diesem Teil der Provinz Mazedonien. Hier blieben wir einige Tage und warteten, bis es Sabbat war. Am Sabbat gingen wir vor das Stadttor an den Fluss, wo wir eine jüdische Gebetsstätte vermuteten und dann auch tatsächlich einige Frauen antrafen, die sich dort versammelt hatten. Wir setzten uns zu ihnen und begannen mit ihnen zu reden. Eine dieser Frauen - sie hieß Lydia - war eine Purpurhändlerin aus Thyatira, die an den Gott Israels glaubte. Während sie uns zuhörte, öffnete ihr der Herr das Herz, sodass sie das, was Paulus sagte, bereitwillig aufnahme. Nachdem sie sich dann mit allen, die in ihrem Haus lebten, hatte taufen lassen, lud sie uns zu sich ein.“ (Apg. 16, 12-15a NGÜ)

Paulus macht das, was er immer getan hat: er beginnt mit den Juden. Nun war zwar Philippi eine bedeutende Militärbasis, aber es gab keine Synagoge in Philippi, d.h. es gab nicht mindestens zehn männliche Juden. Aber, die Frauen treffen sich am Sabbat zum Gebet und zu rituellen Waschungen am Fluss. Es ist nicht wie heute: es ist kein Gottesdienst und man bleibt im Bett, nein es waren gottesfürchtige Frauen, die auch ohne Gottesdienst zusammen kamen. Eine davon - Lydia - öffnet mit ihrem gesamten Haus ihr Herz für das Evangelium. Gott sät hier ein kleines Samenkorn zur Durchdringung Europas mit dem Evangelium.

Nachdem Paulus einer Frau einen Wahrsagegeist ausgetrieben hatte, der interessanterweise auf das Evangelium hingewiesen hat („Diese Leute sind Diener des höchsten Gottes! Sie sagen euch, wie ihr gerettet werden könnt!“) und dafür ins Gefängnis musste, woraus er übernatürlich frei kam, was die Bekehrung des Kerkermeisters zur Folge hatte, entstand hier eine kleine Gemeinde (Apg. 16, 16-40). An diese Gruppe, die inzwischen gewachsen ist, wendet sich Paulus in seinem Brief.

2. Allgemeines zum Brief

Der Brief - aus dem Gefängnis geschrieben - ist besonders unter den Schriften des Paulus. Er ist in einer besonderen Warmherzigkeit und Liebe abgefasst. Paulus lässt sich hier nicht den Apostel raushängen, sondern schreibt ihn als „Mit-Heiliger“, als Knecht an die Gemeinde der Heiligen. Er ist besonders froh über ihren Glauben und ist mit ihnen im Geben und Nehmen verbunden. Diese partnerschaftliche Beziehung hat er zu keiner anderen Gemeinde. Er hat die Philipper ganz besonders ins Herz geschlossen.
In den ersten beiden Kapitel lässt Paulus ihnen einige persönliche Mitteilungen zukommen (z.B. das letzte Woche gehörte über den Dienst des Epaphroditus) und einige Ermahnungen für das Zusammenleben. Er beschreibt sein Leben in der Gefangenschaft und dass es sich sogar positiv auf die Verkündigung des Evangeliums auswirkt. Seine Erklärungen gipfeln in den Versen:

„Denn der Inhalt meines Lebens ist Christus, und deshalb ist Sterben für mich ein
Gewinn. Andererseits kann ich, solange ich noch hier auf der Erde lebe, eine Arbeit tun, die Früchte trägt. Daher weiß ich nicht, was ich vorziehen soll. Ich bin hin- und hergerissen: Am liebsten würde ich das irdische Leben hinter mir lassen und bei Christus sein; das wäre bei weitem das Beste. Doch ihr braucht mich noch, und deshalb - davon bin ich überzeugt - ist es wichtiger, dass ich weiterhin hier auf der Erde bleibe.“ (Phil. 1, 21-24 NGÜ)

Hier in diesen Versen wird seine ganze Hingabe deutlich, seine Hingabe an Christus, seinen Auftrag und an seine gegründeten Gemeinden.
Nun zum dritten Kapitel des Philipperbriefs.

3. Das Alte und das Neue
3.1 Der Rückblick

„Vor allem, liebe Geschwister: Freut euch darüber, dass ihr mit dem Herrn verbunden
seid! Was ich euch im Folgenden schreibe, sind Dinge, die ich euch schon früher gesagt habe. Mir macht es nichts aus, mich zu wiederholen, und euch gibt es eine umso größere Sicherheit im Glauben. Nehmt euch in Acht vor den unreinen Hunden! Nehmt euch in Acht vor den Unruhestiftern! Nehmt euch in Acht vor denen, die letztlich nicht beschneiden, sondern verstümmeln!“ (Phil. 3, 1-2 NGÜ)

Paulus warnt hier vor einer bestimmten Gruppe von Menschen, den sog. „unreinen Hunden“. Dies ist eine Bezeichnung für die Juden, die versuchen die philippische Gemeinde zur Haltung des Gesetzes zu verführen. Dies war für Paulus immer die größte Sorge, dass den Heidenchristen das Halten des jüdischen Gesetzes auferlegt wurde und sie somit die Gerechtigkeit durch das Evangelium der Gnade mit der Gerechtigkeit durch das Halten von Gesetzen eintauschen würden. Hier ging es insbesondere darum, dass man sie hat beschneiden wollen, weil man ihnen glauben machen wollte, dass der Glaube nicht ausreicht, sondern noch die Beschneidung notwendig ist um gerettet zu werden. Aber es gibt nichts, was man dem Kreuz noch hinzufügen kann.Nun stellt Paulus klar.

„Die wirklich Beschnittenen sind wir, denn wir dienen Gott unter der Leitung seines Geistes und vertrauen nicht auf unsere Vorrechte und auf eigene Leistungen, sondern auf Jesus Christus; er ist unser ganzer Stolz. Dabei hätte gerade ich allen grund, mich auf Vorrechte und Leistungen zu verlassen. Wenn andere meinen, sie könnten auf solche Dinge bauen - ich könnte es noch viel mehr. Ich wurde, wie es das Gesetz des Mose vorschreibt, acht Tage nach meiner Geburt beschnitten. Ich bin meiner Herkunft nach ein Israelit, ein Angehöriger des Stammes Benjamin, ein Hebräer mit rein hebräischen Vorfahren. Meine Treue zum Gesetz zeigt sich darin, dass ich zu den Pharisäern gehörte, und in meinem Eifer, für das Gesetz zu kämpfen, ging ich so weit, dass ich die Gemeinde verfolgte. Ja, was die vom gesetz geforderte Gerechtigkeit betrifft, war mein Verhalten tadellos.“ (Phil. 3, 3-6 NGÜ)

Paulus selbst hätte allen Grund stolz zu sein. Er hätte allen Grund - und hat das früher auch getan - sich etwas einzubilden auf seine Herkunft, ein reiner Israelit zu sein (die Juden glaubten ja bereits durch ihre Zugehörigkeit zum Volk Israel privilegiert und errettet zu sein), auf seine Gesetzestreue, er führte ein tadelloses Leben nach pharisäischen Ansprüchen, er war wohl Mitglied des Hohen Rats gewesen und hatte damit eine bedeutende religiöse und gesellschaftliche Position inne. Also wenn jmd. hätte stolz sein können auf seine Leistung, dann er. Wenn jmd. berechtigt wäre von anderen irgendwelche Leistungen zu fordern, dann er. Aber Paulus sagt:

„Doch genau die Dinge, die ich damals für einen Gewinn hielt, haben mir - wenn ich es von Christus her ansehe - nichts als Verlust gebracht. mehr noch: Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen ist etwas so unüberbietbar Großes, dass ich, wenn ich mich auf irgendetwas anderes verlassen würde, nur verlieren könnte. Seinetwegen habe ich allem, was mir früher ein Gewinn zu sein schien, den Rücken gekehrt; es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll. Denn der Gewinn, nach dem ich strebe, ist Christus; es ist mein tiefster Wunsch, mit ihm verbunden zu sein. Darum will ich nichts mehr wissen von jener Gerechtigkeit, die sich auf das Gesetz gründet und die ich mir durch eigene Leistungen erwerbe. Vielmehr geht es mir um die Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben an Christus geschenkt wird - die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und deren Grundlage der Glaube ist.“ (Phil. 3, 7-9 NGÜ)

„Ich achte es für Kot!“ übersetzt Luther. Das griechische „skybalon“ bedeutet Mist, Abfall, Kehricht, Kot oder einfach auf neudeutsch: Scheiße. Paulus sagt: All das was mir früher wichtig war, ist jetzt Scheiße in meinen Augen. Meine Leistung, mein Ansehen, meine Position ist alles nur Dreck gegenüber dem, was ich jetzt habe - Christus.
Das klingt ja alles ganz nachvollziehbar, wenn das Leben vorher wirklich Mist war. Wenn ich das sagen würde, das ganze Leben mit Drogen, das ich vor meiner Bekehrung geführt habe, war nur Mist, dann kann man das objektiv nachvollziehen. Aber das Leben von Paulus war ja nicht so verkehrt. Es war angesehen und erfolgreich. Aber es war Mist, weil es auf die eigene Leistung gegründet war. Das was ihn früher als Gewinn erschien, ist nun Verlust. Paulus benutzt hier Begriffe des Glücksspiels, er hat nun alles auf eine Karte, auf die Karte Jesus gesetzt.

Diese klare Betonung der Rechtfertigung aus Gnade finden wir übrigens hauptsächlich bei ihm. Die Judenchristen hatten immer Schwierigkeiten damit ihre Gesetzlichkeit loszulassen. Wie ist es mit unserem Leben: Können wir sagen, es war alles nur Mist im Vergleich zu dem, was ich jetzt habe oder sind wir wie manche Judenchristen, die zu ihrem relativ erfolgreichen Leben noch Christus dazu packen? Eine Frage, die wir uns immer wieder stellen müssen.

3.2 Der neue Ehrgeiz

Aber Paulus macht noch etwas anderes: er entwickelt einen neuen Ehrgeiz.

„Ja, ich möchte Christus durch und durch kennen; ich möchte die Kraft, mit der Gott ihn von den Toten auferweckt hat, an mir selbst erfahren und möchte an seinem Leiden teilhaben, sodass ich ihm bis in sein Sterben hinein ähnlich werde. Dann werde auch ich - das ist meine feste Hoffnung - unter denen sein, die von den Toten auferstehen. Es ist also nicht etwa so, dass ich das alles schon erreicht hätte und schon am Ziel wäre. Aber ich setze alles daran, ans Ziel zu kommen und von diesen Dingen Besitz zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat. Geschwister, ich bilde mir nicht ein, das Ziel schon erreicht zu haben. Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück, konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt, und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen - den Preis, der in der Teilhabe an der himmlischen Welt besteht, zu der uns Gott durch Jesus Christus berufen hat.“ (Phil. 3, 10-14 NGÜ)

Paulus ist schon ein besonderer Mensch. Es ist eigentlich so, dass er nun mit dem selben Eifer, mit dem er vorher nach religiöser und judaistischer Tadellosigkeit gestrebt hat, nun danach strebt Jesus ähnlicher zu werden. Es ist wahrscheinlich sogar so, dass sein Ehrgeiz noch stärker geworden ist.
Das Bild vom Wettkampf ist - denke ich - besonders für Männer geeignet. Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber wenn ich in einem Wettkampf bin, dann will ich auch gewinnen, ansonsten hat das Ganze keinen wirklichen Wert, ist allenfalls Training. Wenn Hans Marathon läuft, dann will er auf´s Treppchen. Wenn ich Badminton spiele, will ich gewinnen. Und wenn ich früh mit dem Rad in die Arbeit fahre und so ein junger Schnösel bildet sich ein, mich überholen zu können, dann will ich, dass er mich schnellstmöglich nur noch von hinten sieht. Ein Mann, der im Wettkampf steht, will normalerweise gewinnen - oder zumindest möglichst weit vorne landen.
Frauen sind im allgemeinen nicht ganz so ehrgeizig.

Übrigens habe ich neulich eine Statistik gelesen, die widerlegt, dass Frauen in ihrer beruflichen Position benachteiligt sind, denn im Durchschnitt findet sich nämlich kein signifikanter Unterscheid. Der Unterschied ist nur der, dass Männer extremer sind. Sie sind entweder extrem ehrgeizig und landen deshalb überdurchschnittlich in gehobenen Positionen oder sie sind die extremen Looser, denn bei den Junkies, Alkoholikern, Obdachlosen etc. findet man auch fast keine Frauen.
Paulus war also extrem ehrgeizig und nur auf ein Ziel ausgerichtet: Christus.

John Stott schreibt:
„Sicher kennt sich kein Mensch selbst, solange er sich nicht die Frage nach seinen Motiven stellt. Was ist die treibende Kraft in seinem Leben? Welcher Ehrgeiz treibt ihn an und beherrscht und lenkt ihn? Letztlich gibt es nur zwei beherrschende Ziele, auf die sich menschlicher Ehrgeiz richtet und reduzieren lässt. Der eine ist unser eigener Ruhm, der andere ist der Ruhm Gottes.“

Was ist unser Ehrgeiz? Der Ruhm Gottes oder der eigene Ruhm? Christus ähnlicher zu werden oder Selbstverwirklichung? Das eigene Reich oder die Ausbreitung des Reiches Gottes?
Nehmt es mir nicht übel, aber wenn ich den Besuch der monatlichen Gebetsabende als Indikator dafür nehme, wie wichtig uns Christus und sein Reich ist, dann schneidet es nicht besonders gut in unserer Wertigkeit ab.

3.3 Die Bedingungen der Nachfolge

Man könnte nun meinen diese klare Ausrichtung in der Nachfolge ist jetzt eine Eigenart des paulinischen Ehrgeizes, aber wir haben diese Woche im HK eine Text gelesen, in dem Jesus folgendes über die Nachfolge sagte:

„Als sie weitergingen, wurde Jesus von einem Mann angesprochen. „Ich will dir folgen, wohin du auch gehst“, sagte er. Jesus erwiderte. „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann.“ Zu einem anderen sagte Jesus: „Folge mir nach!“ Er aber antwortete. „Herr, erlaube mir, zuerst noch nach Hause zu gehen und mich um das Begräbnis meines Vaters zu kümmern.“ Jesus erwiderte: „Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber geh und verkünde die Botschaft vom Reich Gottes!“ Wider ein anderer sagte: „Ich will dir nachfolgen, Herr, doch erlaube mir, dass ich zuerst noch von meiner Familie Abschied nehme.“ Jesus erwiderte: „Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.“ (Lk. 9, 57-62 NGÜ)

Der erste, bei Matthäus ein Schriftgelehrter, machte sich wohl keine klaren Gedanken über die Entbehrungen, die die Nachfolge mit sich bringt. Vermutlich gab es bei anderen Rabbis auch nicht diese Entbehrungen wie bei Jesus. Der zweite, war zu schwerfällig, der Vater war wohl noch gar nicht gestorben, er wollte seiner Sohnespflicht nachkommen, aber Jesus stellte klar, dass die Sorge um das Reich Gottes über seiner familiären Pflicht steht. Ähnlich wie ein Hoherpriester davon befreit war seine toten Eltern zu begraben (3. Mose 21,11). Und der dritte wollte wahrscheinlich wohl noch eine Abschiedsfeier geben, die über ein „Auf Wiedersehen“ hinausging. Was dem Elisa erlaubt war (1. Kön. 19, 19-21), er durfte noch Ochsen schlachten und feiern bevor er in die Nachfolge Elias eintrat, wurde dem potenziellen Jünger Jesu nicht gestattet. Jesus will ganze Selbstverleugnung. Volle Entschiedenheit mit heiligem Ernst. Er ist hier ganz auf einer Linie mit Paulus.

Was uns oft abgeht ist eine Prise Radikalität. Vielleicht schauen wir am Pflug nicht zurück, aber vielleicht schauen wir zu viel nach rechts und links. Vielleicht ist es nicht die erste oder zweite soziale Pflicht oder gesellschaftliche Aufgabe, die uns bindet oder der wir uns verpflichtet fühlen, aber vielleicht ist es die dritte, vierte und fünfte, die uns unbrauchbar macht für das Reich Gottes. Salz und Licht in der Welt zu sein, heißt nicht überall mitmischen zu müssen. Vielleicht ist es nicht die Scheu vor der Wohnungslosigkeit, sondern die Scheu vor dem Verlust anderer Annehmlichkeiten des Lebens. Jesus ist all diese Risiken eingegangen und Paulus ebenfalls. Was mir den Paulus etwas angenehmer macht ist sein Eingeständnis: Ich hab´s auch noch nicht erreicht, ich bin auch noch auf dem Weg. Aber trotzdem ruft er uns zu.

„Wir alle, die der Glaube an Christus zu geistlich reifen Menschen gemacht hat, wollen uns ganz auf dieses Ziel ausrichten. Und wenn eure Einstellung in dem einen oder anderen Punkt davon abweicht, wird Gott euch auch darin die nötige Klarheit schenken. Doch von dem, was wir bereits erreicht haben, wollen wir uns auf keinen Fall abbringen lassen. Folgt alle meinem Beispiel, Geschwister, und richtet euch auch an denen aus, deren Leben dem Vorbild entspricht, das ihr an uns habt.“ (Phil. 3, 15-17 NGÜ)

Auch wenn Paulus bisher immer von sich gesprochen hat und noch kein direktes Gebot an die Gemeinde gerichtet hat, so fordert uns doch hier eindeutig auf ihn nachzuahmen. Und dies ist die Spannung in der wir stehen und in der auch Paulus sich bewegt hat: Einerseits zu wissen allein aus Gnade bin ich gerechtfertigt, ohne eigene Werke und andererseits in einem Eifer in die Nachfolge gehen, so als würde mein Heil davon abhängen.
Das schenke Gott uns allen.
AMEN

Freitag, 2. Mai 2008

Termine und Aktuelles Mai 2008

So 04.05. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Friedhelm Ernst, Gemeinde am Wetterkreuz Erlangen,
Thema: Epaphroditus (Phil. 2))

So 11.05. 10.00 Pfingsten Gottesdienst
(Predigt Norbert Wohlrab; Thema: Der Preis der Nachfolge (Phil. 3))

So 18.05. 19.30 Lobpreis & Segnung

Di 20.05. 19.30 Gebets- und Infoabend

Do 22.05. - So 25.05. Gemeindefreizeit in Sulzbürg