Dienstag, 27. Mai 2014

Predigt von Norbert Wohlrab (25.05.14)

Götzendienst


1. Einleitung

Ich möchte mit einem der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Gemeinde beginnen: mit dem 1. Konzil in Jerusalem. Dort wurde festgelegt, dass den Heiden, die sich zu Jesus Christus bekehrt haben, keine weiteren Lasten, also kein Gesetz und auch keine Beschneidung aufzuerlegen sind.

„Deshalb urteile ich, man solle die, welche sich von den Nationen zu Gott bekehren, nicht beunruhigen, sondern ihnen schreiben, dass sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Unzucht und vom Erstickten und vom Blut.“ (Apg. 15,19 Rev. Elb.)

Keine Beschneidung und kein Gesetz gilt für die Heidenchristen. Der Glaube ist ausreichend. Wegen der Tisch-Gemeinschaft von Heiden- mit Judenchristen wurden ihnen aber spezielle Regeln auferlegt (vgl. Kritik an Petrus in Galaterbrief): Ersticktes und Blut war den Juden ein Gräuel, genauso wie bestimmte im Gesetz verbotene Verwandtenehen (sind hier wahrscheinlich mit Unzucht gemeint). All dies hat Paulus nie in den Briefen explizit erwähnt, auch beim Götzenopfer (Verunreinigungen der Götzen) galt die christliche Freiheit (Verantwortung vor Gewissen). Aber es gibt durchaus Warnungen vor Götzendienst in den Briefen des NT.

„Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst!“ (1. Kor. 10,14 Rev. Elb.)

Was hat es mit dem Götzendienst auf sich? Wo lauert die Gefahr? Wie sieht Götzendienst in der Bibel aus? Wie schaut moderner Götzendienst aus? Was sind eigentlich Götzen?

Definition: die Bibel versteht darunter a) andere Götter oder b) deren Abbilder.

Im Hebr. gibt es viele verschiedene Worte, oft wird in diesen die Nichtigkeit der Götzen deutlich. Sie werden als Nichtse, Hauch oder Mistdinger (von Kot abgeleitet, also Scheißdinger) bezeichnet. Das gr. Wort ist „eidolon“ = Schattenbild, davon ist unser Begriff Idol abgeleitet.

Die Bibel sagt diese Götter sind Nichts, so sehen wir heute auch nur noch Steinhaufen ihrer Tempel in den antiken Städten Italiens und Griechenlands. Auch von Odin/Wodan ist nichts mehr übrig.

Trotzdem sind Götzen eine Gefahr, denn hinter den Götzen stecken Dämonen, sagt Paulus. Götzendienst nährt die Mächte der Finsternis.

„Was sage ich nun? Dass ein Götze etwas sei, oder dass ein Götzenopfer etwas sei? Nein, sondern dass die Heiden das, was sie opfern, den Dämonen opfern und nicht Gott! Ich will aber nicht, dass ihr in Gemeinschaft mit den Dämonen seid.“
(1. Kor. 10, 19.20 Schlachter 2000)


Betrachten wir mal ein paar Stellen zum Thema Götzendienst in der Bibel.



2. Götzendienst im AT

Zunächst wird deutlich: im AT zeigt sich ein kompromissloser Umgang mit Götzen, denn
unser Gott ist ein eifersüchtiger Gott.

„Du sollst keine andern Götter haben neben mir. - Du sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild dessen, was oben im Himmel oder was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott…“ (2. Mose 20, 3-5a Rev. Elb.)


Im Bereich fremde Götter/Götzen gilt bei Gott die Null-Promille-Grenze. In anderen Religionen konnte man mehrere Götter haben, nebeneinander, dort gab es Arbeitsteilung unter ihnen. Bei JHWH geht das nicht.

Welche Bsp. aus dem AT fallen Euch ein?

- der Wettkampf Elias mit den Baalspriestern auf dem Karmel, Gott hat gewonnen, am Ende heißt es:

„Und Elia sagte zu ihnen: Packt die Propheten des Baal, keiner von ihnen soll entkommen! Und sie packten sie. Und Elia führte sie hinab an den Bach Kischon und schlachtete sie dort.“ (1. Kön. 18,40 Rev. Elb.)

Es gab keine Gnade für die Baalspriester, keine Gefangenen, keine Kompromisse.

- die Berufung des Gideon

„Und es geschah in jener Nacht, da sprach der HERR zu ihm: Nimm einen Stier von den Rindern, die deinem Vater gehören, und zwar den zweiten Stier, den siebenjährigen! Und reiße den Altar des Baal, der deinem Vater gehört, nieder und die Aschera, die dabeisteht, haue um! Und baue dem HERRN, deinem Gott, einen Altar auf dem Gipfel dieser Bergfeste in der rechten Weise! Und nimm den zweiten Stier und opfere ihn als Brandopfer mit dem Holz der Aschera, die du umhauen sollst! Da nahm Gideon zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie der HERR zu ihm geredet hatte. Und es geschah, da er sich vor dem Haus seines Vaters und vor den Männern der Stadt fürchtete, es bei Tag zu tun, tat er es bei Nacht.“ (Ri. 6, 25 - 27 Rev. Elb.)

Bevor Gideon berufen werden konnte, musste er erst für Klarheit im eigenem Haus sorgen. Wieder gilt: keine Kompromisse.

- das goldene Kalb (2. Mose 32)

Die wohl bekannteste Stelle, während Mose auf dem Berg bei Gott ist, will das Volk sich ein Götterbild machen. Sie wollen etwas Sichtbares zum Anbeten. Der Jungstier (abwertend Kalb) soll ein Bild für JHWH sein, kein fremder Gott. Dennoch ist es Götzendienst, denn ein Bildnis von Gott machen, um es anzubeten, ist genauso ein Götze. Israel hinkt in seiner Geschichte immer wieder auf beiden Seiten, sie wollen JHWH dienen aber trotzdem die fassbaren Götterbilder der umliegenden Völker, Bildnisse zum Anfassen und Ansehen, haben. Aber auch hier bei dem Tanz um das goldene Kalb gilt wieder die Null-Toleranz-Grenze.

„da trat Mose in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer für den HERRN ist! Daraufhin versammelten sich bei ihm alle Söhne Levis. Und er sagte zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder lege sein Schwert an die Hüfte! Geht im Lager hin und zurück, von Tor zu Tor, und erschlagt jeder seinen Bruder und seinen Freund und seinen Verwandten! Die Söhne Levis nun handelten nach dem Wort des Mose; und es fielen vom Volk an jenem Tage etwa dreitausend Mann.“ (2. Mose 32, 26 - 28 Rev. Elb.)

Gnadenlos, erschreckend. Es zeigt die Heiligkeit Gottes, die Unvereinbarkeit von Gott und Götze.

Gott ist immer noch der gleiche gestern und heute, und auch morgen. Am Ende der Bibel heißt es immer noch: kein Eintritt für Götzendiener! (Offb. 21,8)

Der Unterschied ist, dass wir in Jesus vor Gott stehen, und damit gerechtfertigt und unantastbar vor Gott sind, aber Gott ist immer noch der heilige Gott.


3. Götzendienst im NT

Wie hat Götzendienst in den Erdenjahren Jesu in Israel ausgeschaut?

Interessanterweise kommt das Wort in den Evangelien nicht einmal vor. Israel war wohl endlich mal nicht gefährdet mit fremden Göttern zu huren, aber es gab trotzdem Formen von Götzendienst.

- Mammon

Mammon bedeutet in etwa Vermögen. Jesus warnt vor dessen Macht. Er ist kein religiöser sondern ein materieller Götze, er hat die Macht gefangen zu nehmen, uns von Gott zu entfernen. Genauso wie bei den Götzen des AT gilt: man kann nicht auf zwei Seiten hinken (Mt. 6,24). Hier haben wir schon eine Relevanz zur Gegenwart. Diese Warnung gilt auch uns. Der beste Umgang mit dem Mammon ist freigiebig und großzügig zu sein.

- Religiosität/Selbstgerechtigkeit

Dass Pharisäertum war eine Form von Götzendienst. Ihre Religiosität, die Einhaltung ihrer Regeln war ihnen wichtiger als Gott. Sie haben sich selbst gerechtfertigt, sie haben sich damit mit Gott auf eine Ebene gesetzt.

Und in den neutestamentlichen Gemeinden?

- fremde Götter

Hier war Götzendienst wieder eine große Gefahr, denn in der damaligen Welt war alles voller Götter. Durch die soziale und kulturelle Nähe und Verquickung konnte man sich nicht einfach dem Einfluss entziehen. Der Umgang mit Götzenopferfleisch war nur eine Gewissensherausforderung, aber darüber hinaus sind einige wieder in die Tempel gegangen, sei es um dort soziale Kontakte zu pflegen (Einladungen fanden bspw. im Tempel statt), aus Unbedarftheit oder weil sie auch wieder sichtbare Götter haben wollten. Hier ist Paulus kompromisslos.


„Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst! Ich rede als zu Verständigen. Beurteilt ihr, was ich sage! Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot. Seht auf das Israel nach dem Fleisch! Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? Was sage ich nun? Dass das einem Götzen Geopferte etwas sei? Oder dass ein Götzenbild etwas sei? Nein, sondern dass das, was sie opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilnehmen und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen? Sind wir etwa stärker als er?“ (1. Kor. 10, 14-21) 


Manche Korinther dachten sich, wenn sie Christus gehören, können sie ja zur Prostituierten oder in den Tempel gehen, es macht ja nichts, denn Christus ist ja stärker. Paulus sagt hier nein, es muss genau umgekehrt sein: gerade weil man zu Christus gehört, darf man keine Gemeinschaft mit anderen Göttern (oder der Prostituierten) eingehen.


4. Götzendienst in der Gegenwart

Nun die interessante Frage zum Schluss: wie schaut Götzendienst heute aus?

- Materialismus (s.o.)
fremde Götter (wirken auch heute noch, keine Artemis, Jupiter und Wodan, aber z.B. im Bereich der Esoterik, auch hier gilt: Null-Toleranz, gerade für Menschen die sich aus diesem Bereich heraus bekehrt haben ist dies wichtig, es geht nicht um den Verzehr von Produkten)
- politische Ideologien und Parteien (lebe ich nur noch für die Partei?)
- Idole (Sport, Musik, Kultur…)
- Arbeit (kann Götze werden, mache ich meinen Job und fühle ich mich dabei wohl oder sagen mir die Leute, dass ich besessen von meiner Arbeit bin? beschäftigt sie mich immer und überall? habe ich ihr meine Familie, meine Gesundheit untergeordnet?, heute werden die Opfer um Schlechtes fern zuhalten nicht Steinfiguren gebracht, sondern in Bürogebäuden)
- Familie (selbst die Familie kann mein Götze sein, denke ich immer nur an ihren Vorteil? ordne ich alles immer ihr unter? ist sie mir wichtiger als Gott?)
- Körper/Schönheit (es gibt gerade unter den jungen Leuten einen absoluten Körperkult, klar ist es schön wenn das Sixpack nicht nur im Kühlschrank steht, aber die Intensität die heute auf körperliche Fitness und Aussehen gelegt wird, ist absoluter Götzendienst)
- Ernährung (hier gibt es jetzt schon das entsprechende Krankheitsbild, Orthorexia nervosa, wenn man sich zwanghaft gesund ernähren muss)
- Gemeinde (wird in manchen Gemeinden zum Götzen, der Leib wird zum Haupt, alles muss der Gemeinde dienen, alles wird ihr untergeordnet, sie ist über alle Kritik erhaben und sowieso die beste, sie bestimmt mein Leben rund um die Uhr)
- Pastoren oder Theologien (Starkult um Pastoren, die theologische Überzeugung wichtiger als Gott, eine Gemeinde hat sich gespalten weil im Foyer ein Bild von Adam und Eva aufgehängt wurde, das Problem war nicht ihre Nacktheit, sondern ihre Bauchnabel….)
- ICH (Ich kann selbst zum Götzen werden….)

Im Oktober 1995 soll sich Folgendes zugetragen haben. Ort Neufundland. Ob dieses Ereignis tatsächlich stattgefunden hat, ist nicht bewiesen, die Geschichte lehrt uns aber etwas Grundlegendes. Hier ein angeblicher Auszug eines Protokolls des Funkverkehrs zwischen einem amerikanischen Kriegsschiff und der kanadischen Küstenwache. Es beginnt die U. S. Navy:„Würden Sie bitte den Kurs um 15 Grad nach Norden ändern, um eine Kollision zu vermeiden. Over.“ „Würden vielmehr Sie bitte Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden ändern, um eine Kollision zu vermeiden. Over.“ „Hier spricht der Kapitän eines Kriegsschiffes der amerikanischen Navy. Ich wiederhole: Ändern Sie Ihren Kurs. Over.“ „Nein, ändern Sie bitte Ihren Kurs. Ich ersuche Sie darum. Over.“ „Hier spricht der Flugzeugträger ‘USS Abraham Lincoln‘ der Flotte der Vereinigten Staaten von Amerika, Wir werden von drei Zerstörern, drei Kreuzern und weiteren Begleitschiffen eskortiert. Ich ersuche Sie, Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern, oder wir müssen Zwangsmaßnahmen zur Sicherung unseres Verbandes ergreifen. Over.“ „Hier ist ein Leuchtturm. Over.“ (Schweigen)
aus „Leuchttürme der Welt“ von Marie-Haude Arzur, Edition Maritim

Das Problem v.a. der westlichen Christenheit ist ein narzisstisches Christsein. Vor der Bekehrung geht es meistens zuerst um mich, wir leben selbstbestimmt, bei der Bekehrung sagen wir: nun gehört alles Dir, Du bist Herr, Du sollst bestimmen, alles wird Jesus untergeordnet. Aber dann im Laufe unseres Christseins fängt Jesus ganz unmerklich an sich um mich zu drehen. Vieles was wir im Laufe unseres Christenlebens in Gemeinden und Seminaren gelernt haben (Entdeckung der Gaben, DIENST, Erziehung, Seelsorge, Beratung, Innere Heilung heil, heiler, am heilesten, diverse Programme, Lobpreis der mir guttut, die Gemeinde die mir gefällt usw.), all dies hat mich zum Mittelpunkt, dass es mir besser geht, dass ich mich geistlich optimal verwirkliche. Es geht zunehmend um mich und nicht um Jesus Christus.

All diese Dinge sind gut und wichtig, aber sie können uns auch verderben und zum Götzen werden bzw. uns sogar zum Götzen machen. „Ich komm zurück zum Herz der Anbetung“ singt Matt Redman in „When the music fades“, es soll wieder um Jesus gehen, nicht um mich.


5. Lösungsvorschlag
 

„Alles, was uns wichtiger ist als Gott, was unsere Gedanken und Gefühle mehr gefangen nimmt als er, und von dem wir uns das versprechen, was nur Gott geben kann, ist ein Götze.“ (Timothy Keller/Es ist nicht alles Gott, was glänzt)

Unsere Seele ist ein Schlund (Kegle), sie sucht danach gestillt zu werden. Der Mensch sucht nach Sinnfindung und Erfüllung, denn jeder braucht etwas Besonderes in seinem Leben. Das liegt auch an der Sehnsucht nach Ewigkeit, die Gott in uns hineingelegt hat.

„Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ (Pred. 3,11a Rev. Elb.)

Der Mensch wird immer nach Götzen suchen, wenn Jesus nicht den Schlund stillt. Es ist leicht für unsere Seele nach Götzen zu suchen, da wir in einer absoluten Götzenfabrik leben. Ständig produziert unsere Gesellschaft neue Götzen.

Als wir zum Glauben gefunden haben, war der Schlund gestopft, wir waren begeistert von Jesus, er war genug für uns, aber er ist heute immer noch genug.
Es ist notwendig neu zu erkennen, was Jesus getan hat, uns neu daran zu erinnern, wer er ist, wir haben uns an vieles gewöhnt. Das Vakuum in unserem Herzen, den Schlund der Seele kann nur Jesus stillen, er muss wieder groß werden für uns, sein Werk ist das absolut größte was im ganzen Universum jemals geschehen ist, wir dürfen daran teilhaben, wir brauchen keine komplizierte Theologie, er ist genug, lasst uns ihn mehr anschauen und immer wieder neu groß werden lassen.

„Jesus, heilig und gesalbt bist Du.“ (Lied)

AMEN.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Termine und Aktuelles Mai 2014

04.05. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Birgit Oechsle)

11.05. dezentrale Hausgottesdienste

18.05. 10.00 Uhr Gottesdienst gemeinsam mit der JG St. Paul, Gemeidehaus St. Paul (Predigt Christiane Schönberger)

20.05. 19.30 Uhr Gebetsabend

25.05. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst m. anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50