Samstag, 28. September 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (22.09.13)

Jesus - unsere Quelle des Lebens


(Lieblingswitz: Junge in der Oberpfalz will nicht sprechen)

Ähnlich - nur umgekehrt, geht es mir heute. Ich habe wahrscheinlich mittlerweile weit über 100 Predigten gehalten und irgendwie hab ich das Gefühl: eigentlich hab ich alles schon mal gesagt. Mehr gibt es nicht zu sagen - zumindest von meiner Seite. Ich könnte natürlich irgendwas altes auskramen oder irgendein Lehrthema behandeln, aber es sollte ja auch irgendwie Relevanz für uns haben.

Nun, ein Thema (bzw. ein Begriff), der mir in den letzten Wochen immer wieder mal in den Sinn kam, war: Quelle.

Eine Quelle ist ein Ort, wo dauerhaft oder nur zeitweise aus Niederschlägen gespeistes Grundwasser auf natürliche Weise austritt. (Wikipedia)

Ihr habt bestimmt schon mal Quellen auf Wanderungen gesehen (im Fichtelgebirge bspw. die Quelle des Weißen Mains am Ochsenkopf oder die Egerquelle etc.). Da sprudelt und strudelt das Wasser aus einem Stein oder Hang o.ä. heraus.

Was sind Eure Assoziationen, wenn Ihr an „Quelle(n)“ denkt?

Was steht eigentlich in der Bibel zu Quellen? Das ist jetzt kein Hauptthema der Schrift, zu dem man unzählige Bibelstellen findet. Es sind eigentlich nur ein paar wenige, überschaubare Bibelstellen, aber relativ ausdrucksstarke Stellen.

„HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.“
(Ps. 36, 6 - 10 Luther)


David versucht hier mit der Beschränktheit der menschlichen Sprache die Güte Gottes zu beschreiben. Er benutzt dabei die Dimensionen der sichtbaren Schöpfung: er redet von der Weite des Himmels (Wolken), der Höhe der Berge und der Tiefe des Ozeans. Er beschreibt das alles Gute, alle materielle Versorgung, alles Leben bei Gott zu finden ist und bei ihm seinen Ursprung hat. Aber er drückt auch eine geistliche Wahrheit aus, die letztlich erst im Neuen Bund Gültigkeit erlangt. Nämlich dort, wo Jesus von sich spricht:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh, 14,6a Luther)

Jesus ist die Quelle des Lebens. Er ist uns zur Quelle des Lebens geworden. Er ist das Leben.

Welche Stellen finden wir noch in der Bibel? Jesus sagt z.B. im Gespräch mit der samaritanischen Frau am Brunnen:

„wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Joh. 4,14 Luther)


Und in einer anderen Stelle in der Offenbarung heißt es:

„Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offb. 21,6 Luther)


Wenn man diese beiden Stellen zusammen nimmt, heißt es also:
Jesus gibt uns lebendiges Wasser, er gibt es uns umsonst, dieses Wasser hat eine besondere Qualität: es sättigt lebenslang: dieses Wasser sprudelt sogar aus dem Gläubigen heraus und es mündet im ewigen Leben. Und das nicht erst in der Zukunft, wenn wir in die Ewigkeit eingehen, nein, dieser Prozess findet bereits jetzt in der Gegenwart statt. Und wer davon trinkt hat nie wieder Durst.

Dieses Bild, welches Jesus hier gebraucht, ist zum einen ein Bild für das Heil. Es ist ein Bild für das, worauf im Alten Bund das Volk Israels sich hingesehnt hat.

„Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils“ (Jes. 12,3 Rev. Elb.)

wird ihnen im AT verheißen. Und dieses ersehnte Heil konnte nun in Jesus empfangen werden.

Und wenn man es empfängt, dann löscht es ein für allemal den Durst unserer Seele, den Durst unseres Schlundes, unserer Kehle (was „Seele“ aus dem hebr. wörtlich übersetzt heißt).

„Meine Seele verzehrt sich nach deinem Heil.“ (Ps. 119,81a Rev.Elb.)

Diese Sehnsucht nach Heil, nach ewigen Leben, nach Vergebung, nach göttlicher Annahme, nach Göttlichkeit, nach Gott selbst, sie wird ein für allemal gestillt.

Quellen spenden Leben, aus der Quelle wird ein Fluß, er bewässert das Land, das Land wird grün, Ackerbau und Viehzucht wird möglich, Fischfang wird möglich, Leben wird möglich. Eine Quelle spendet lebendiges Wasser.

Aber es gibt auch künstliche Quellen. Kennt Ihr diese kleinen Quellen für´s Wohnzimmer. Diese Sprudelsteine. Da wird das Wasser im Kreislauf gepumpt und plätschert vor sich hin. Das ist kein lebendiges Wasser, das Leben hervorbringt, sondern ein künstliches System, das nur dazu dient, dass man sich am Plätschern erfreut und evt. auch das Raumklima etwas verbessert wird - und vielleicht öfters die Toilette aufsuchen muss.

Sind wir nicht manchmal ähnlich und suchen uns künstliche Quellen? Künstliche Kraftquellen?

Ich hab letzte Woche erwähnt, dass für mich der Sommerurlaub im Kreis der Familie eine Quelle der Kraft gewesen ist. Und wir können wahrscheinlich noch viele andere solcher kleinen und großen Kraftquellen aufzählen: Sport, Wandern, Freunde, Hobbys, Musik, Gartenarbeit, Natur uvm.

Alles wunderbare Sachen, die unserem Leben Qualität geben, die gut und wichtig sind. Dinge, die uns Gott geschenkt hat, die Gott angelegt hat, als er das menschliche Leben entworfen hat, die das Leben teilweise erst wirklich zum Leben machen. „Der Mensch wird am Du zum Ich.“ hat der jüdische Philosoph Martin Buber gesagt. Erst durch die Gemeinschaft mit anderen wird mein Leben erst zum Leben. Also alles gute und wertvolle Schätze des Lebens. Alles Elemente, durch die ich die Liebe Gottes, seine Güte, Gnade, Göttlichkeit usw. erfahren und erleben kann.

Analog zu „Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird“ 1. Tim. 4,4 Luther (Aussage über die Reinheit der Speisen) könnte man sagen: Alle Quellen sind gut, die in Dankbarkeit empfangen werden (theologisch natürlich nicht korrekt).

Aber: keine dieser Quellen ist Jesus selbst. Ich möchte nicht sagen, dass sie künstlich sind, aber sie sind nicht Gott. Wir können Gott darin finden, aber sie können Gott nicht ersetzen. Das ist der Unterschied zur Esoterik.

Nichts von dem hat die Qualität um die Tiefe des Ruhens vor Gott, der Stille vor Gott, der Anbetung, der Zeit in Gottes Gegenwart zu ersetzen. Wir probieren es immer wieder, aber es funktioniert nicht. Die meisten von uns haben die Tendenz zur Martha und nicht zur Maria (vgl. Luk. 10).

Es ist schon irgendwie paradox: einerseits gibt Jesus mir ein Wasser, das zur Folge hat, dass ich nie mehr Durst habe, also nie mehr zu ihm kommen muss um zu trinken, weil ich das Heil erhalten habe; andererseits, wenn ich seine Nähe nicht suche, wird diese sprudelnde Quelle dieses Wassers, des geistlichen Lebens in mir, nur noch zu einem schwachen Rinnsaal.

Wir haben es vorhin gesungen: Jesus möchte der Mittelpunkt in meiner Schwäche und in meiner Stärke sein. Im Mangel und im Überfluss. In Freude und im Leid.

Dieses Bild von der Wasserquelle ist nicht nur ein Bild für das Heil, sondern auch für den Heiligen Geist. Am Laubhüttenfest sagt Jesus nämlich:

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh. 7, 37b - 39 Luther)

Aus unserem Leib, aus unserem Inneren, aus unserem Bauch fließen Ströme des Heiligen Geistes, fließen Ströme göttlichen Lebens. Aus uns heraus fließen die Ströme. Jesus sagt nicht, „der wird die Ströme lebendigen Wassers von Gott weiterleiten“, obwohl das theologisch sicher auch nicht falsch wäre, sondern er spricht hier bewusst davon, dass sie aus uns heraus kommen.

Wie kann das sein? Weil Christus in uns lebt, weil der Heilige Geist in uns wohnt. Dies sollten wir nicht gering achten, aus einer falsch verstandenen Frömmigkeit oder einer falsch verstandenen Demutshaltung heraus.

Ich denke dies hat auch etwas mit Souveränität zu tun. Wir sind die beauftragten Verwalter, die Haushalter, die Treuhänder, die Besitzer des Geistes. Zwar nicht die Eigentümer, aber wir entscheiden wo und wann wir uns zur Verfügung stellen um die Ströme fließen zu lassen. Wo wir nicht präsent sind, wo wir uns verweigern, wird auch nichts fließen können.

Dieses Bild vom Bauch, vom Inneren, von aus-uns-herausfließen hat vielleicht auch etwas damit zu tun, das unser Wesen, unsere Natürlichkeit, unsere Seele hier mit involviert, mit in diesem Prozess verwoben sind.

Und: die Ströme fließen von uns weg. Wir dürfen uns füllen, einweichen und durchtränken lassen...aber dann fließt er zu den Menschen. Vom In-Christus-Sein zu denen, die durstig sind.

Und das geht manchmal einfacher als man denkt. Wir hatten neulich ein Treffen mit einem Mädchen, wo ich eigentlich dachte: wir machen da ein bisschen Befreiungsdienst und gut ist. Und dann ging es eigentlich eher darum ihr die Liebe Gottes zu offenbaren, den Fluss der Liebe Gottes zu ihr durchfließen zu lassen.

Wir haben viel mehr zu geben, als wir oft von uns denken.

Es gibt aber noch eine besondere Art von Quelle: die Oase.

Eine Oase ist ein Vegetationsfleck in der Wüste, üblicherweise an einer Quelle, Wasserstelle oder einem Wadi gelegen. (Wikipedia)

In der Wüste bringt eine Quelle eine Oase hervor. Es entsteht daraus kein Fluss, sondern eine Wasserstelle. Je nach Größe der Quelle kann die Oase dann entsprechend bewirtschaftet werden. Früher haben Oase vor allem als Trinkwasserquelle für Karawanen gedient, das ist heute nicht mehr so gebräuchlich.

Aber wenn man bei diesem Bild bleibt, dann ist die Oase eher ein Bild für Menschen, die vorübergehend auftanken wollen.

Könnt Ihr Euch noch an unsere Vision (bzw. Selbstverständnis) als CGF erinnern:


OASE FÜR MENSCHEN

Lust auf ein Leben mit Jesus wecken
Annahme erleben und willkommen sein
Freude am Leben entdecken
Die erfrischende und heilende Gegenwart Gottes und seinen Frieden erfahren
Die eigenen Gaben entwickeln und fördern
Jungen Menschen Raum schaffen


Manchmal muss man sich daran erinnern, was wir für Vision hatten (oder vielleicht noch haben?). Sind wir eigentlich gescheitert? Oder ist es eine Frage der Perspektive?

Wenn ich an unsere Hauskreise denke, dann wird deutlich, da gibt es Menschen (Gäste), für die wir tatsächlich eine Oase sind, die dort entweder regelmäßig oder sporadisch auftanken. Menschen, die nicht zur CGF gehören, die nicht bleiben, aber immer wieder gerne kommen und auftanken, genauso wie man in einer Oase sich nicht zwingend ansiedelt, sondern sie nur benutzt um die Wasservorräte aufzufüllen.

Und auch in den anderen Bereichen: Freude am Leben entdecken, Annahme vermitteln, eigene Gaben entwickeln usw. kann ich uns wiederfinden. Jungen Menschen Raum schaffen: wir schaffen ihnen sogar soviel Raum, dass wir sie alle gehen lassen. Die Gegenwart Gottes erfahren? Ja, sicher mal mehr und mal weniger intensiv. Hier dürfen wir uns immer mehr wünschen.

Der einzige offensichtliche Mangel ist die Größe der Oase, sie ist recht klein. Es sind nur wenige, die sie bewirtschaften und nur wenige, denen sie Wasser geben kann. Aber, ist das eigentlich ein Mangel? Für manche schon, sonst würden sie nicht lieber in größere Oasen gehen. Vielleicht nicht unbedingt ein Mangel an Qualität, aber an Attraktivität.

Wo seht Ihr einen Mangel?

Wenn wir an die Freizeit denken, dann dürfen wir dort auf jeden Fall wieder intensiv Oase sein - für einander und für unsere Gäste.

Heute möchte ich es einmal hierbei belassen und vorschlagen, dass wir uns Zeit und Raum nehmen um in der Gegenwart Gottes neu aufzutanken.

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