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Sonntag, 29. Januar 2023

Predigt von Norbert Wohlrab (29.01.2023)

Jahreslosung 2023 „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13)

Ein kleiner Junge einer katholischen Schule geht mittags in die Kantine zum Mittagessen. Am Beginn der Essensausgabe sieht er eine große Schüssel mit Äpfel stehen, daneben ein Schild: "Nimm dir einen Apfel, Gott sieht dir zu."
Als er dann am anderen Ende der Essensausgabe eine Schüssel mit Keksen sieht, schreibt er auf ein Schild: "Nimm dir soviele Kekse wie du willst, Gott beobachtet die Äpfel.“


„Du bist ein Gott, der mich sieht“. So lautet die Jahreslosung für dieses Jahr. Heute geht es also ums Sehen. Darum dass Gott - uns - sieht.

Dieser Vers aus dem ersten Buch Mose ist etwas ganz Besonderes - in vielerlei Hinsicht. Es ist nämlich das erste Mal, dass ein Vers für die Jahreslosung ausgewählt worden ist, der von einer Frau gesprochen wurde. Es handelt sich ja um den Ausspruch Hagars.
Zu den weiteren Besonderheiten komme ich später. Denn zuerst wollen wir uns den Vers mal - wie üblich - in seinem Kontext anschauen. Dazu lesen wir das Kapitel 16 einmal Vers für Vers. Ich habe dazu die Übersetzung aus „Neues Leben. Die Bibel“ (NLB)  ausgewählt.

V. 1 Doch Sarai, die Frau Abrams, bekam keine Kinder. Sarai hatte jedoch eine ägyptische Sklavin namens Hagar.

Im Kapitel vorher können wir lesen, wie Gott Abraham einen leiblichen Sohn und zahlreiche Nachkommen, so viele wie Sterne am Himmel verheißt. Nur wird da seine Frau Sarai noch nicht explizit erwähnt. Es ist jedoch der logische Schluss, dass diese Verheißung sie mit einschließt, da er eben mit ihr verheiratet war. Aber bisher ist noch nichts passiert. Sie wurde nicht schwanger.

Aber Sarai hat eine Magd. Oder sogar Sklavin. Aus Ägypten. Ihr Name ist Hagar. Hagar bedeutet im hebräischen „fremd bzw. die Fremde“. Es ist also anzunehmen, dass dies nicht ihr eigentlicher Name war, sondern sie nur so tituliert wurde. Vielleicht lautete ihr ägyptischer Name ähnlich und wurde umgewandelt. Vielleicht hat sich aber auch nie jemand für ihren Namen interessiert. Vielleicht war er schlichtweg egal. Sie war eine Fremde, eine Sklavin aus Ägypten. Vielleicht ein Geschenk des Pharaos aus ihrem letzten Aufenthalt in Ägypten (Kap. 12).

Nun hat Sarai eine Idee.

V. 2 Da sagte Sarai zu Abram: »Der HERR hat mir keine Kinder geschenkt. Schlaf du mit meiner Sklavin. Vielleicht kann ich durch sie Kinder haben.« Abram war einverstanden.

Dass was Sarai hier vorschlägt ist ein damals absolut rechtskonformes Verhalten. Eine orientalische Form der Leihmutterschaft. Die Sklavin war Eigentum von Sarai. Sie konnte sie also Abram geben. Und wenn Hagar dann ihr Kind in den Schoß von Sarai hinein gebiert, gilt es als Sarais leibliches Kind.
Und Abram willigt ein. Kurz vorher hieß es noch, dass er an Gottes Verheißung glaubt und Gott hat mit ihm sogar extra einen Bund gemacht, mit Feuer und Opfertieren (Kap. 15) und jetzt willigt er so einfach in diesen Handel ein?

Es ist zum einen schon irgendwie ein Ausdruck von mangelnden Glauben und auch von mangelnder Willensstärke, zum anderen denkt Abram vielleicht aber auch, dass Gott möglicherweise auf diesem Weg wirken möchte, denn es gab ja noch keine spezifische Verheißung für Sarai. Die kommt erst im nächsten Kapitel. Und außerdem war Gott ja für Abram noch ein recht unbekannter Gott.

Außerdem sagt man ja, ein kluger Mann hört auf die Ratschläge seiner Frau. Vielleicht ist Hagar auch jung und schön und Abram denkt sich: „Okay, wenn Sarai das unbedingt will, mir soll es recht sein.“
Wie auch immer. Es war auf jeden Fall ein ähnliches Prozedere wie im Garten Eden. Dort war es Eva, jetzt ist es Sarai die ihren Mann fehlleitet. Dort war es Adam und hier ist es Abram, der nicht dagegenhält.

V. 3 Sarai gab ihrem Mann ihre ägyptische Sklavin Hagar als Nebenfrau. Sie lebten damals schon zehn Jahre im Land Kanaan.

Abram heiratet jetzt ganz offiziell Hagar. Sie ist also nicht nur eine Konkubine, sondern seine offizielle Nebenfrau.

V. 4 Abram schlief mit Hagar und sie wurde schwanger. Als Hagar bemerkte, dass sie schwanger war, verachtete sie ihre Herrin Sarai.

Der Plan geht auf: Hagar wird schwanger, aber damit gehen die Probleme erst so richtig los in dieser etwas komplizierten Familienkonstruktion. In dieser 3er-Konstellation. Hier wäre wohl mal dringend eine Familienaufstellung nötig gewesen. „Drei sind einer zuviel“, es gab da mal eine Fernsehserie in den 70er-Jahren.

Hagar ist nun Abrams Frau und gleichzeitig Sarais Sklavin. Sarai ist also weiter ihre Herrin, aber sie darf jetzt nicht mehr mit ihr schalten und walten wie sie will, denn sie ist ja gleichzeitig Abrams Frau. Eine komplizierte Situation. Wer ist jetzt der Chef?

Und Hagar ist jetzt von Abram schwanger, vom Sippenoberhaupt und trägt jetzt sein Kind, vielleicht sogar den Sohn der Verheißung in sich. Immer wenn sie ihren Bauch stolz durch das Lager trägt, bedeutet das: „Seht her! Ich bin schwanger von Abram!“ Und jetzt blickt sie auf Sarai hinab, denn Sarai ist unfruchtbar. Und damit war sie damals die geringste, die verfluchte, die am meisten verachtete aller Frauen. Hagar überhebt sich jetzt.

V. 5 Da machte Sarai Abram einen Vorwurf: »Das ist alles deine Schuld! Jetzt, wo meine Sklavin schwanger ist, werde ich von ihr verachtet. Dabei habe ich sie dir doch zur Frau gegeben. Der HERR soll Richter sein zwischen dir und mir!«

So ganz logisch ist jetzt ihre Reaktion für mich nicht. Denn es war ja alles Sarais Idee. Aber sie beschwert sich bei Abram mit Recht über Hagars Verhalten. Hagar trägt offiziell ja nur Sarais Kind aus. Sie ist ihr Eigentum. Das Kind ist Sarais Kind. Sie hat keinerlei Recht sich über sie zu erheben oder sich gar jetzt als die wahre Ehefrau Abrams zu verstehen.

Ich denke Sarai hält ihm vor allem vor, dass er nicht genügend auf Hagar eingewirkt hat und sie zu respektvollem und demütigen Umgang mit ihrer Herrin aufgefordert hatte. Und das kann schon gut sein, denn man kann schon den Eindruck gewinnen, dass er sich gern raushält aus so zwischenmenschlichen Konflikten.

V. 6 Abram entgegnete ihr: »Sie ist deine Sklavin. Mach mit ihr, was du für angebracht hältst.« Doch als Sarai hart mit ihr umsprang, lief Hagar fort.
 

Hier hat man wieder den Eindruck Abram zieht sich aus der Verantwortung. Er will sich nicht einmischen. Denkt sich vielleicht auch: „Boah! Zickenterror! Sollen die doch machen was sie wollen.“ Auf jeden Fall wird hier jetzt irgendwie das ursprüngliche Rangverhältnis wieder hergestellt. Jetzt gilt wieder zuerst Hagars Stand als Sklavin.

Interessant ist, dass im Kodex Hammurabi, einer Gesetzessammlung aus dem 2. Jahrtausend vor Christus, ein ähnlicher Fall erwähnt wird. Dort steht nämlich:

„Gab sie ihren Eheherrn eine Sklavin, welche dann Kinder gebar; und beanspruchte dann diese Sklavin gleiches Recht wie ihre Herrin, weil sie Kinder geboren hatte, so durfte ihre Herrin sie nicht verkaufen; sie sollte sie zu den Sklaven rechnen.“

Und jetzt wo Sarai wieder das vollumfängliche Sagen hat, springt sie hart mit ihr um und Hagar läuft davon.

V. 7 Der Engel des HERRN fand Hagar in der Wüste neben der Quelle am Weg nach Schur.

Hagar flieht auf der Hauptstraße in Richtung Ägypten. Der Weg nach Schur ist eine bekannte Verbindung und wird öfters in der Bibel erwähnt. Dort lässt sie sich an einer Quelle nieder. Dort findet sie der Engel des Herrn, der hier das erste Mal in Erscheinung tritt. Und wenn im AT der „Engel des Herrn“ erwähnt wird, sind die meisten Ausleger der Meinung, dass damit der noch-nicht-Mensch-gewordene Messias in Erscheinung tritt. Jesus, als zweite Person der Dreieinigkeit, vor der Fleischwerdung.

V. 8 Er sprach zu ihr: »Hagar, Sklavin von Sarai, woher kommst du und wohin gehst du?« »Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai«, antwortete sie.

Gott weiß natürlich wo Hagar herkommt. Aber er fragt sie dennoch - irgendwie mitfühlend, fast seelsorgerlich. „Hagar. Wo kommst Du her? Wo willst Du hin?“ Er kennt sogar ihren Namen.
Und Hagar beantwortet nur eine der Fragen. Sie weiß, wo sie herkommt, aber weiß sie auch wo sie hin will? Schwanger, allein, ohne Mittel. Und was wäre, wenn sie es wirklich nach Ägypten schaffen würde? Sie wurde ja verkauft oder verschenkt? Wo soll sie denn hin? Würde es ihr dort besser gehen? Auf diese Frage hat sie vermutlich keine Antwort. Sie ist übrigens hier die erste Frau nach Eva in der Bibel, die mit Gott spricht. Und auch noch eine Ägypterin.

V. 9 Da sprach der Engel des HERRN: »Kehr zu deiner Herrin zurück und ordne dich ihr unter.

Das ist jetzt vielleicht erstmal nicht das, was sie hören möchte. Sie soll zurück zu Sarai, die sie so fertig gemacht hat? Fliehen und irgendwo neu beginnen wäre doch die deutlich schönere Lösung.
Das ist ja auch genau das, was viele oft probieren, wenn beispielsweise die Ehe schwierig wird: davon laufen und mit jmd. anderes neu starten. Wir erleben es gerade wieder im Freundeskreis. Oder bei Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Man kann es nicht ganz vergleichen, aber ein bisschen ähnlich ist es schon.

Aber Gott sagt hier: Geh zurück und beuge dich, demütige dich, ertrage ihre Härte. Nimm dein Kreuz auf Dich! Aber dann kommt doch noch etwas Positives:

V. 10 Ich werde dir mehr Nachkommen geben, als du zählen kannst.
V. 11 Du wirst einen Sohn bekommen. Nenne ihn Ismael, denn der HERR hat deine Hilferufe gehört.
V. 12 Dein Sohn wird ungezähmt sein wie ein wilder Esel! Er wird sich gegen alle stellen und alle werden gegen ihn sein. Ja, er wird mit allen seinen Brüdern im Streit leben.«


Jetzt bekommt auch Hagar eine Verheißung. Die Frau, die eigentlich überhaupt keine Rolle spielen sollte in der Geschichte. Diese Frau bekommt eine Verheißung für ihren Sohn, den es überhaupt nicht geben sollte.
Genau wie Abram bekommt sie eine Verheißung bezüglich einer unzählbaren Nachkommenschaft. Sie wird einen Sohn bekommen. Gott hat auch schon seinen Namen ausgewählt: Ismael, das heißt „Gott hört“, weil Gott ihre Hilferufe gehört hat, von denen steht gar nichts in der Bibel, aber es hat sie wohl gegeben.
Sie ist eine der wenigen Frauen in der Bibel, die den Namen ihres Sohnes von Gott ausgesucht bekommen (Elisabeth, Maria….).

Und dieser Sohn, dieses Volk das aus ihm hervorgeht, wird ganz anders sein als es ihr jetzt ergeht. Sie ist die Unfreie, die Sklavin. Aber Ismael wird frei und wild sein, wie die Wildesel in der Steppe. Er wird stark sein und sich niemanden unterordnen. Man vermutet, dass die arabischen Nomaden die Nachfahren der Ismaeliter sind.
Das was für uns vielleicht erstmal gar nicht so toll klingt (wilder Esel?), muss in Hagars Ohren ganz anders geklungen haben: mein Sohn der Freie, der Kämpfer, der Streiter, der Wilde.

V. 13 Da nannte Hagar den HERRN, der zu ihr gesprochen hatte, El-Roï („Gott des Sehens“). Denn sie sagte: »Ich habe den gesehen, der mich sieht!«

Oder in anderen Übersetzungen:

„Du bist ein Gott, der mich sieht“ (LU17)
„Du bist El-Roï - Gott schaut auf mich“ (EÜ)

Jetzt sind wir also endlich bei der Jahreslosung.

  • Der erste von einer Frau gesprochene Vers in einer Jahreslosung.
  • Die erste Frau, die außerhalb des Paradieses mit Gott spricht.
  • Der erste Mensch in der Bibel, der eine Begegnung mit dem Engel des Herrn hat.
  • Die erste Frau, der eine göttliche Verheißung für ihr Kind zugesprochen wird.
  • Und die erste Theologin. Denn was Hagar hier formuliert ist Theologie! Sie beschreibt Gott aus ihrer eigenen Erfahrung. „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Gott ist ein sehender Gott. Sicher, es ist nur Erfahrungstheologie, aber eine wahre Beschreibung Gottes.


Gott hat mich wahrgenommen. Er hat mich angesprochen. Er interessiert sich für mich. Er hat mein Schreien gehört. Gott sieht mich von Angesicht zu Angesicht. Das ist mehr als alle Likes auf instagram.

Sie beschreibt Gott so, wie sie ihn gerade erlebt hat. Und das ist etwas, das können wir auch:

  • Du bist der Gott, der mich von meiner Drogensucht befreit hat!
  • Du bist der Gott, der mich geheilt hat!
  • Du bist der Gott, der meine Wege geführt hat!
  • Du bist der Gott, der mir eine Familie geschenkt hat!
  • So wie wir ihn eben - jeder persönlich -  in unserem Leben erfahren und erlebt haben.


Zurück zu Hagar. Trotz der Begegnung mit Gott und der Verheißung wird nicht einfach alles gut. Hagar wird gesehen, wertgeschätzt, geliebt und muss trotzdem zurück in die schwierigen Lebensumstände. Muss sie ertragen. Aber sie macht es. Ob sie von dieser Begegnung erzählt hat? Auf jeden Fall lesen wir später, dass Abram den Sohn Ismael nennt (V. 15), also muss irgendein Austausch stattgefunden haben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie Abram von dieser Begegnung erzählt hat und Abram ihr geglaubt hat. Er hatte ja selbst schon seine übernatürlichen Begegnungen mit Gott gehabt.

Es erinnert mich ein bisschen an den Psalm 23. Dort heißt es ja im Vers 1: „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ und dann im Vers 4 „auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens“ (ELB).

Auch hier bewahrt der Segen, der Zuspruch,  die Versorgung, die Gegenwart Gottes nicht vor dem Gang durchs finstere Tal, durchs Tal der Todesschatten. Und David wusste wovon er schrieb.

Oder wie wir es letzte Woche im Hausgottesdienst gelesen haben:

„Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.“ (Phil. 4, 6.7 ELB)

Nicht die Lösung aller Probleme wird zugesagt, sondern Gottes Frieden! Hagar hat zu Gott geschrien und gefleht und er stärkt sie durch diese Begegnung, gibt ihr Frieden, aber ändert nicht die Umstände.

Ist das jetzt nur eine Einzelbegegnung, ein Einzelfall in der Bibel? Ja und Nein.

Ja, es ist wirklich eine ganz besondere Begegnung zwischen Gott und Hagar. Gott offenbart sich nicht immer so, er begegnet nicht immer den Menschen auf diese persönliche Art und Weise. Hier geschieht schon etwas ganz Besonderes, etwas sehr Berührendes wie ich finde. Und auch der Gottesname „El Roi“ wird nur an dieser Stelle erwähnt.

Aber auch nein, denn wir lesen:

„ Der HERR schaut vom Himmel herab und sieht alle Menschen, von seinem Thron aus sieht er jeden einzelnen.“ (Ps. 33, 13.14 NLB)

Gott sieht alle Menschen. Gott sieht uns. Er kennt sogar die Anzahl unserer Haare (Mt. 10,30). Ich denke, das ist ein Bild dafür, dass er uns und unser Leben in allen Details kennt.
Und wenn wir uns bspw. das Leben Jesu anschauen, dann sehen wir da sehr viele Begegnungen von der Art und der Tiefe, wie die von der wir heute gehört haben. Denken wir bspw. an die Begegnung mit Zachäus. Jesus sieht den, den sonst keiner sehen will, den keiner wahrnimmt, den niemand zum Freund haben will und kehrt bei ihm ein.

Und so wie Hagar durch die Begegnung mit Gott umgekehrt ist, ist auch Zachäus umgekehrt und hat sein Leben geändert.

Nochmal zurück zu unserem Text in Mose 16. Da geht es weiter.

V. 14 Die Quelle erhielt später den Namen Beer-Lachai-Roï („Brunnen des Lebendigen, der mich sieht.“). Sie liegt zwischen Kadesch und Bered.

Der Brunnen wurde also später nach dieser Begegnung genannt. Und es wird der Brunnen sein, an dem Isaak sich viele Jahre später ansiedelt.

Ein neues Jahr hat begonnen. Ich würde mir für uns alle wünschen, dass wir viele Begegnungen mit Gott in diesem Jahr haben, wo wir ihn erleben, als der, der uns ansieht, der uns hört, der zu uns spricht, uns hilft oder uns auch zur Umkehr leitet.

Hagar hat zu Gott geschrieen. Vielleicht haben wir nicht alle Nöte, die uns schreien lassen. Aber wir können ihn alle suchen, seine Gegenwart suchen.

Noch einen Vers des Kapitels noch zum Abschluss. Damit auch alles rund ist.

V. 15 Hagar aber gebar Abram einen Sohn und Abram nannte ihn Ismael.

AMEN.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Predigt von Norbert Wohlrab (25.09.16)

Röm. 14, 17 - 19


Da ich heute gleich zwei Predigttermine habe, habe ich mir gedacht, es wäre doch ganz praktisch gleich über den offiziellen Predigttextes des heutigen Sonntags zu predigen. So erspar ich es mir zwei verschiedene Predigten vorbereiten zu müssen. Synergieeffekt sozusagen. Außerdem bleib ich dann davor bewahrt immer wieder über meine Lieblingsthemen zu predigen.

Der Text für heute ist Röm. 14, 17-19:

„Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. Denn wer in diesem dem Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt. So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden, und dem, was der gegenseitigen Erbauung dient.“ (Röm. 14, 17-19 Rev. Elb.)

Das Reich Gottes ist also nicht Essen und Trinken. Wie lebensfeindlich aber auch, oder?

Wir haben in der CGF heute Gottesdienst mit gemeinsamen Mittagessen im Anschluss. Gemeinsames Essen und Trinken gehört bei uns einmal im Monat zum Gottesdienst feiern dazu. Das ist bei uns ein Ausdruck christlicher Lebenskultur. Aber, da haben wir wohl jetzt schon wieder mal alles falsch gemacht. Ätsch! Um sowas geht´s im Reich Gottes nämlich gar nicht. Solche profanen irdischen Dinge sollten wir nämlich nur auf das wirklich Allernotwendigste beschränken. Askese ist angesagt! Essen in der Gemeinde, so was Überflüssiges. Knapp daneben ist auch vorbei.

So oder so ähnlich könnte man diese Bibelstelle, diese Aufforderung ja zunächst einmal verstehen, wenn man sie aus dem Zusammenhang reißt. Aber ist das hier wirklich gemeint? Ist das NT wirklich so lebensverneinend? Hat Jesus selbst nicht ganz anders gehandelt?

Und tatsächlich wenn wir uns das Leben und Wirken unseres Herrn anschauen, dann lesen wir beispielsweise

  • von der Hochzeitsfeier, auf der er Wein vermehrt hat (bei der Heilsarmee wurde diese Bibelstelle in Saft umgewandelt)
  • dass er sich selber bei Zachäus zum Essen eingeladen hat (das sind die liebsten Gäste)  
  • mit Zöllnern und  Sündern gespeist hatund überhaupt so häufig am gemeinschaftlichen Essen und Trinken war, dass die Pharisäer ihn als Fresser und Weinsäufer (Mt. 11,19) tituliert haben uvm. 
  • und auch im AT gibt es bspw. die Aufforderung vor Gott mit Wein, starkem Getränk und allen Speisen, die das Herz begehrt, zu feiern und fröhlich zu sein (5. Mo. 14,26)

Also alles andere als lebensverneinend und so kann dieser Vers aus dem Römerbrief auch nur eine ganz andere Bedeutung haben, die man aber nur im Zusammenhang des ganzes Kapitels erkennt.

Die Gemeinde in Rom war ja keine homogene Gruppe. Nicht so wie wir. Sie bestand wohl nicht nur aus mehreren dezentralen Hauskirchen, sondern auch aus völlig unterschiedlich religiös sozialisierten Gruppen: den Judenchristen und den Heidenchristen, also aus Menschen die vorher im jüdischen Glauben verwurzelt waren oder und aus Menschen, die vorher einer heidnischen Religionen angehört haben.

Und diese beiden Gruppen waren sich nicht besonders grün, denn sie hatten unterschied-liche Auffassungen in manchen theologischen Fragen. Und nicht nur in irgendwelchen nebensächlichen Fragestellungen, wie heute vielleicht Erd- oder Feuerbestattung oder  nimmt man nun homöopathische Medikamente oder lieber doch nicht. Da muss man sich nicht bis aufs Blut streiten. Das ist nicht so existenziell.
Nein, es ging um Fragen, die die tägliche Lebensweise, aber v.a. auch die Praxis der täglichen Nachfolge betroffen haben. Es ging beispielsweise um´s Essen.

V. 2 „Einer glaubt, er dürfe alles essen; der Schwache aber isst Gemüse.“

(Paulus hat also eine eindeutige Meinung zur vegetarischen Ernährung. In der Luther-übersetzung von 1912 steht hier noch so nett übersetzt „der ißt Kraut“.)

Es gab hier zwei Konfliktpotenziale: zum einen die jüdischen Reinheitsgebote, die den Verzehr von bestimmten Fleischarten oder von unsachgemäß zubereiteten Fleisch (nicht richtig geschächteten Fleisch, das noch Blut beinhaltet) verbieten und zum anderen die Tatsache, dass es sich wohl bei dem meisten Fleisch, dass auf dem Markt erhältlich war um Götzenopferfleisch gehandelt hat, also um Überreste von Opfern in unterschiedlichen römischen, hellenistischen oder ägyptischen Kulten, d.h. Fleisch, dass heidnischen Göttern geweiht war und die sozusagen nicht alles aufgegessen haben.

Beides dürfte eigentlich für das Leben eines Christen keine Rolle spielen. Alle Speise kommt von Gott. Die Götzen sind Nichtse und die jüdischen Gesetze sind für Christen genauso „nichtsig". Daher kann alles guten Gewissens verzehrt werden. Wer so denkt ist - zumindest in diesem Punkt - stark im Glauben, der hat eine gewisse Reife erreicht. Aber es gibt eben auch die anderen, die Ängstlichen, die Unreifen, die Schwachen, die Anfänger im Glauben, die noch nicht frei sind in ihrem Gewissen, die noch gefangen sind in ihrer Prägung.

Eigentlich könnten sie unbeschadet nebeneinander existieren, wenn sie sich denn in Ruhe lassen würden, aber

V. 3 „Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst! Denn Gott hat ihn aufgenommen.
V. 4 Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt dem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn der Herr vermag ihn aufrecht zu halten.“


Es haut nicht hin mit der friedlichen Koexistenz, sondern sie fangen an einander zu richten, einander zu verurteilen, übereinander herzuziehen. Auch die Starken. Sie sind vielleicht noch gar nicht so reif, wenn sie auf einmal anfangen die Schwachen zu verurteilen und sich über ihre Pedanterie lustig machen.

Dieser Streit ist uns ziemlich fremd. Götzenopferfleisch kriegen wir heute eher selten beim Metzger. (Das müsste man wohl explizit bestellen.) Gewiss auch heute gibt es unterschiedliche Auffassungen in punkto Ernährung, aber es sind keine theologisch motivierten Streitigkeiten, wobei es sicherlich Menschen gibt, bei denen die richtige Ernährung durchaus zu einer Ersatzreligion geworden ist und die eine sehr missionarische Gesinnung haben ihren Standpunkt zu vermitteln.

Es gab aber noch einen anderen Konfliktherd: nämlich der Umgang mit den heiligen Tagen:

  • Sollte man den Sabbat halten?
  • Oder besser den Sonntag, weil Jesus da auferstanden ist?
  • Oder lieber beide Tage?
  • Oder doch gar keinen Tag, weil man doch frei vom jüdischen Gesetz war?

Wie viele würden sich wohl auch heute wünschen, dass Paulus ganz klare Ansagen macht, was die Gestaltung des Sabbats/Sonntages betrifft. Aber weit gefehlt. Es geht hier ja nicht um Ehebruch oder Diebstahl, dazu hätte Paulus sich wohl sehr klar geäußert. Es geht um die Ausgestaltung der Nachfolge. Es geht nicht um besser sündigen, sondern um richtig nachfolgen.

Umso länger ich im Glauben stehe umso mehr stelle ich fest, dass das NT kein Gesetz-buch ist wie das AT. Wir finden hier viel Freiraum in Fragen der Lebensgestaltung und der persönlichen Nachfolge. Und so auch hier:

V. 5 „Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt!
V. 6 Wer den Tag beachtet, beachtet ihn dem Herrn. Und wer isst, isst dem Herrn, denn er sagt Gott Dank; und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und sagt Gott Dank.
V. 7 Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst.“


Beides ist möglich. Man kann zu Gottes Ehre Fleisch essen und man kann zu Gottes Ehre darauf verzichten. Man kann frei sein zum essen und nicht frei sein zum essen.

Beides ist möglich. Man kann zu Gottes Ehre einen Tag höher als andere halten und kann aus der Freiheit des Glaubens darauf verzichten.

Jeder soll in der Gestaltung der Nachfolge seiner Überzeugung gemäß handeln, aber ohne über den, der eine andere Überzeugung hat die Nase zu rümpfen und ohne ihn zu richten.

Eine kurze Geschichte, die ich im Internet gefunden habe, verdeutlich dies:

Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan. Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte. „Der arme Junge“, sagte da ein Vorübergehender. „Seine kurzen Beinchen versuchen, mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft.“ Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: „ So eine Unverschämt-heit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenherläuft.“ Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzen. „Hat man so etwas schon gesehen?“ keifte eine schleierverhangene Frau, „solche Tierquälerei? Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan, die arme Kreatur!“ Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter. Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: „So dumm möchte ich einmal sein! Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?“ Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes. „Gleichgültig, was wir machen“, sagte er, „es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.“

(Quelle: Nossrat Peseschkian, Der Kaufmann und der Papagei)


Nach der eigenen Überzeugung handeln ohne den anderen zu verurteilen.

In der CGF sind wir ja mittlerweile so homogenisiert und pasteurisiert, da finden wir gar keinen Ansatzpunkt mehr für irgendwelche theologischen Streitigkeiten. Wir wissen bspw. wie jeder über Taufe denkt. Jeder soll da nach seiner Überzeugung handeln. Manchmal denke ich ein bisschen mehr Reibung würde uns gar nicht schaden, weil mancher dadurch herausgefordert wird, vielleicht auch angetrieben und angespornt wird.

Aber in anderen christlichen Gemeinden gibt es oft noch genug solcher Reizthemen: Ist es für das Reich Gottes förderlicher zu bauen oder nicht zu bauen? Wie laut, wie modern, wie elektrisch usw. soll die Lobpreisband sein? Das sind oft die Gemeindespalter. Frauenordination ist bei manchen auch ein Thema. Es gibt sicher noch viel mehr Konfliktherde, die ich mir mit meinem schlichten Gemüt mir gar nicht vorstellen kann.

V. 10 „Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.“

Und weiter schreibt Paulus, nicht nur nicht richten, sondern sogar so das Leben gestalten, dass es dem anderen kein Stolperstein ist.

V. 13 „Lasst uns nun nicht mehr einander richten, sondern haltet vielmehr das für recht, dem Bruder keinen Anstoß oder kein Ärgernis zu geben!“

Kein Fallstrick sein! Das ist jetzt ein Wort an die Starken. Wenn ich frei bin zum Verzehr, dann kann ich auch frei sein zum Verzicht in der Gegenwart des Schwachen. Nicht damit ich es dem anderen Recht mache, sondern damit ich durch mein Verhalten dem anderen, dem jungen und schwachen im Glauben nicht in Glaubenskrisen führe.

Trotzdem stellt Paulus klar, auf welcher Seite er steht:

V. 14 „Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an sich unrein ist; nur dem, der etwas als gemein ansieht, dem ist es unrein.“

Hier beruft er sich nicht auf sich selbst, sondern auf Jesus Christus. Entweder bezieht er sich auf eine geistliche Offenbarung oder auf Worte Jesu. Und Jesus sagte ja bspw. im Disput mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, dass alle Speisen rein sind und nichts von außen den Menschen verunreinigen kann (Mk. 7, 15 - 23).

Aber trotzdem im gemeindlichen Miteinander geht es nicht darum Recht zu bekommen, nicht um das Urteilen und Verurteilen, sondern es geht um einen gemeinsamen Wandel in der Liebe, um gegenseitigen Respekt und Anerkennung, um Rücksichtnahme.

V. 15b sonst „wandelst du nicht mehr nach der Liebe.“

Denn….und jetzt kommt endlich der Vers des Predigttextes:

V. 16 „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“

oder besser verständlich:

„Denn im Reich Gottes geht es nicht um Fragen des Essens und Trinkens, sondern um das, was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude.“ (Röm. 14,16 NGÜ)

Wenn im NT vom Reich Gottes die Rede ist, dann geht es immer um die ausgeübte Königsherrschaft Gottes, nicht um ein regionales Reich oder Gebiet. Es bedeutet also etwa soviel wie. da:
wo Gott unter Euch herrscht,
wo das Wesen seiner Herrschaft gegenwärtig ist ,
wo seine Liebe gegenwärtig ist…
Dort spielen solche Fragen keine Rolle mehr.

Nächstes Jahr ist Luther-Jahr. Was hat den jungen Luther gequält? Die Frage: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?
Auch darum geht es in unserem Text: Wie esse ich richtig? Wie halte ich den Feiertag richtig? Die Antwort: Ich muss keine Reinheitsvorschriften mehr beachten um vor Gott bestehen zu können. Ich habe bestanden!

Diese Fragestellungen gehen daher am Kern des Evangeliums vorbei. In einer Klassenarbeit würde der Lehrer wohl sagen: Leider eine Themaverfehlung.

Jetzt hatten wir eine lange Herleitung was das Reich Gottes nicht ist. Wahrscheinlich typisch deutsch: immer auf das Negative schauen. Jetzt wollen wir aber noch auf das Schauen, was das Reich Gottes ausmacht: Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist!

Gerechtigkeit, Friede und Freude. Also, ehrlich gesagt: ich hätte es wahrscheinlich anders definiert. Zuallererst hätte ich Liebe geschrieben und wenn ich jetzt ein organisch-dynamischer Vollblut-Pfingstler wäre, hätte ich wohl auch noch Kraft geschrieben und Barm-herzigkeit natürlich und selbstverständlich Gnade und…..

Nun, ich bin mir nicht sicher, ob Paulus dies als abschließende Aufzählung verstanden haben wollte, aber er hat sich sicherlich dabei etwas gedacht.

Und daher ist es sicher kein Zufall, dass hier als erstes Gerechtigkeit steht. Gerechtigkeit ist ein Wesenszug Gottes. Gerechtigkeit meint mehr als unser regulatives Verständnis.

„Die Bibel meint also mit der Gerechtigkeit Gottes seine umfassende Lebensgabe und Lebensgnade.“

(Quelle: Brunnen, Das große Bibellexikon Band 2)


Denn das ist es ja, was im Reich Gottes bewirkt wird: nicht durch mein ängstliches Streben, sondern durch Gottes Gnade: ich werde gerechtfertigt und erfahre ohne eigenes Zutun, durch das Werk Christi Gottes Gerechtigkeit.

„und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ (Röm. 3,24 Rev. Elb.)

Und diese Gerechtigkeit bewirkt Frieden mit Gott.

„Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein.“ (Jes. 32,17 Luther)

So beschreibt Jesaja das Wesen des kommenden Königreiches.

Aber ich denke Gerechtigkeit hat immer auch eine Dimension zu meinen Nächsten hin. Auch in diese Richtung sollen Gerechtigkeit und Frieden als Wesen des Reiches Gottes sichtbar werden. Der wahre Gottesdienst findet im Alltag statt, schreibt Paulus an anderer Stelle im Römerbrief (12,1).

Aus der Gerechtigkeit mit Gott entspringt Gerechtigkeit im Alltag. Gerechtigkeit drückt sich immer in Beziehungen aus. Beim Volk Israel war der Gradmesser der Umgang mit den Witwen, Waisen und Fremden. Auch heute wieder ein aktuelles Thema: der Umgang mit den Fremden.

Als ich von der Partei mit dem C im Namen kürzlich gelesen habe, sie wollen Asyl künftig auf Christen reduzieren, musste ich an das Wort Jesu denken: „Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe?“ (Mt. 5,46 Rev. Elb.)

Gerechtigkeit im Alltag, in der Gesellschaft, in der Politik, im Reich Gottes…ein spannendes Thema. Stoff für viele weitere Predigten.

Frieden. Wer Frieden mit Gott hat, kann auch Frieden mit seinen Mitmenschen leben. Dabei ist nicht nur kein Krieg und kein Streit gemeint, sondern ein füreinander sorgen. Ein sich aktives Einsetzen.

V. 19 „So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden…dient.“

Fehlt noch Freude. Ich muss zugeben: Ich hab´s nicht so mit der Freude. Ich bin einfach sowas von ausgeglichen. (Liegt vielleicht daran, dass ich seit meiner Jugend „beta-geblockt“ bin.) Ich bin schon zufrieden, wenn ich mich mal innerlich freue. Wenn ich auf irgendwelchen Konferenzen bin und dann enthusiastisch jubelnde und emotional verzückte Christen sehe, komm ich mir mit meiner Ausgeglichenheit immer recht minderbegabt vor.

Aber das biblische Freude bedeutet viel mehr. Sie meint ein ganzheitliches Wohlbefinden. (Und mit Wohlbefinden kenn ich mich als Wohlrab aus.) Fülle. Leben in Fülle.

V. 18.19 „So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden, und dem, was gegenseitigen Erbauung dient.“

AMEN.