Sonntag, 26. Mai 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (26.05.2013)

Die Freiheit des Evangeliums, Teil 2: Der Neue Bund
Link zur mp3-Version von "Der Neue Bund"

1. Einleitung: Die heilsgeschichtlche Einordnung der vier Evangelien

Im ersten Teil der Predigtreihe habe ich versucht darzustellen, dass wir immer im Zustand der Vergebung leben. Vergebung ist nichts, was wir neu bekommen, wenn wir sündigen; es ist nichts, was Gott neu vollbringen muss, weil Jesus einmal für immer ans Kreuz gegangen ist und dies nicht wiederholt werden kann und auch nicht wiederholt werden muss. Unsere Vergebung basiert einzig und allein auf dem Blut Jesu.

Heute möchte ich mir mit Euch das Wesen des neuen Bundes in dem wir leben etwas näher anschauen.

Zunächst einmal eine frei erfundene Geschichte: Wir wissen Fritz hat eine kleine Landwirtschaft. Und auf dieser Landwirtschaft hat er auch Traktoren. Und sein ganz besonderer Stolz ist ein Oldtimer: ein Porsche Super 308, Baujahr 1957 mit 38 PS, limitiert auf 500 Stück. Und diesen Traktor pflegt er ganz besonders. Der wird nicht mehr auf dem Feld eingesetzt, sondern der wird poliert und wenn es im Sommer schönes Wetter hat, dann wird er rausgeholt und dann schnappt er sich seine Christine und dann drehen sie gemeinsam ein paar Runden im Dorf und über die Hügel und Felder und dann wird er wieder sauber gemacht und kommt wieder in die Garage. Und der Johannes, der teilt die Liebe zu den Traktoren. Und weil Fritz nur einen Oldtimer hat, möchte er, dass Johannes, den einmal später bekommt. Deshalb legt er in seinem Testament fest, dass der Porsche Super 308 später mal an den Johannes geht. Soweit so gut. Jetzt ist wieder mal schönes Wetter und Fritz möchte ein paar Runden drehen und stellt dann fest, dass der Traktor nicht mehr da ist. Und nach kurzem Nachforschen stellt sich dann heraus, dass sich der Johannes den Traktor einverleibt hat und in seine eigene Garage gestellt hat um damit Runden durchs Dorf mit seiner Schwester Anna drehen zu können. Ist das in Ordnung? Nein, weil der Traktor erst dann in den Besitz von Johannes geht, wenn Fritz gestorben ist und das Testament vollzogen ist. So ist es in unserer Gesetzgebung geregelt.

Und so finden wir es auch in der Bibel geregelt. Dort steht nämlich:

„Denn wo ein Testament ist, da muss notwendig der Tod dessen eintreten, der das Testament gemacht hat. Denn ein Testament ist gültig, wenn der Tod eingetreten ist, weil es niemals Kraft hat, solange der lebt, der das Testament gemacht hat.“ (Hebr. 9, 16.17 Rev. Elb.)

Nun ist es ja so, wenn wir uns unsere Bibel hernehmen, dann finden wir hier das Alte Testament (besser der Alte Bund, eigentlich die Tora, also die jüdische Heilige Schrift) und das Neue Testament (der Neue Bund).

Wir wissen, wir sind erlöst durch das Opfer auf Golgatha. Dort wurde der Neue Bund besiegelt. Wenn ich jetzt mal anfange im NT zu blättern, muss ich fragen: Bin ich erlöst durch die Geburt Jesu? Nein. Bin ich erlöst durch die Bergpredigt? Nein. Bin ich erlöst durch das Hohepriesterliche Gebet? Und wieder nein. Ich bin erlöst durch das Geschehen auf Golgatha. Dort beginnt der Neue Bund. Eigentlich müsste ich dieses Zwischenblatt, dass den Beginn des Neuen Testamentes kennzeichnet, heraus reißen und hier irgendwo kurz nach dem Geschehen der Kreuzigung einfügen. (Ich mach das jetzt hier mal symbolisch um für ein bisschen Adrenalin-Zufuhr bei Euch zu sorgen.)

Die vier Evangelien nehmen heilsgeschichtlich nämlich eine Zwischenstellung zwischen dem Alten und dem Neuen Bund ein. Sie bilden die Hinführung zum Neuen Bund, der durch das Blut Jesu besiegelt wurde, aber sie sind noch innerhalb der Gültigkeit des Alten Bundes platziert. Das ist nun eigentlich keine neue Lehre und keine neue Erkenntnis, es ist nur nicht unbedingt in unserem Bewusstsein beim Bibellesen.

Im Galaterbrief lesen wir:

„als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz, damit er die loskaufte, die unter dem Gesetz waren, damit wir die Sohnschaft empfingen.“ (Gal. 4, 4.5 Rev. Elb.)

D.h. Jesus Christus kam und lebte und wirkte unter den Vorgaben des Gesetzes Mose um die zu befreien, die unter dem Gesetz lebten, also das Volk Israel. Er befolgte vollständig das Gesetz - und sogar mehr als das - um vollkommen ohne Sünde, ohne jegliche Verfehlung ans Kreuz gehen zu können. Und d.h., dass auch seine Reden mit dem Gesetz übereinstimmen musste. Und er kam zunächst zu den Kindern Israels.

Jesus sagt, bevor er die Tochter der kanaanäischen Frau heilt:

„Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ (Mt. 15,24 Rev. Elb.)

Den Missionsauftrag gibt er erst nach seiner Auferstehung.

Warum sage ich das? Es ist wichtig, dass wir beim Lesen der Evangelien die richtige Brille aufsetzen. Dort spricht Jesus überwiegend a) zu Juden und b) zu Menschen unter dem Gesetz. Wenn wir das vernachlässigen, missachten wir unter Umständen das Wesen des Neuen Bundes. Ich komme später noch einmal zu einigen beispielhaften Aussagen Jesu zurück.


2. Das Wesen und das Ende des Alten Bundes

Wir leben heute unter der Gültigkeit des Neuen Bundes: Freiheit, Vergebung, Gnade, Rechtfertigung aus Glauben, Liebe, der Zugang zum Allerheiligsten, zur Vaterschaft Gottes und noch manches mehr basierend auf dem Opfer Jesus sind wesentliche Wesenszüge des Neuen Bundes.

Was wir aber vielfach in den Gemeinden tatsächlich haben und was über Jahrhunderte die Kirchengeschichte geprägt hat, ist eine Mischform aus Neuem und Alten Bund. Die Freiheit durch Glauben vermengt mit einer mehr oder weniger großen Prise Gesetz. Manchmal ist es sogar eher umgekehrt: Gesetz gewürzt mit einer Prise Gnade. Dieselben Probleme, mit denen schon die Apostel zu kämpfen hatten: die Bewegung des Judaismus versuchte die christlichen Gemeinden zu beeinflussen. Gerechtfertigt aus Glauben? Ja, aber für den Alltag das Leben nach dem Gesetz.

Juan Carlos Ortiz (argentinischer Pastor) hat einmal gesagt: „Das Gesetz ist ein Witwer, der eine Freundin sucht, und sie ohne Probleme in der Gemeinde findet.“ (1961)

Aber der Neue Bund ist nicht einfach eine Verbesserung des Alten Bundes, er ist kein Update, sondern er ist grundlegend anders.

Und es beginnt damit, dass Jesus in seiner Funktion als Hoherpriester überhaupt nicht in die Vorgaben des Alten Bundes passt.

„Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendig auch eine Änderung des Gesetzes statt. Denn der, von dem dies gesagt wird, gehört zu einem anderen Stamm, aus dem niemand die Wartung des Altars hatte. Denn es ist offenbar, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist, von welchem Stamm Mose nichts in Bezug auf Priester geredet hat.“ (Hebr. 7, 12-14 Rev. Elb.)

Gott wollte alles auf den Kopf stellen. Er wollte etwas völlig Neues machen. Einen radikal anderen Weg der Erlösung. So radikal anders, dass selbst all die Glaubenshelden, von denen wir bspw. in Hebr. 11 lesen, die doch so große Vorbilder für uns sind, ihn nicht erlangen konnten.

„Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erhielten, haben die Verheißung nicht erlangt.“ (Hebr. 11, 39 Rev. Elb.)

Der alte Bund war fehlerhaft und deshalb musste ein neuer Weg gesucht werden.

„Denn wenn jener erste Bund tadellos wäre, so wäre kein Raum für einen zweiten gesucht worden.“ (Hebr. 8,7 Rev. Elb.) 


Mit Gültigkeit des Neuen Bundes wurde der Alte Bund ungültig.

„Indem er von einem "neuen" Bund spricht, hat er den ersten für veraltet erklärt; was aber veraltet und sich überlebt, ist dem Verschwinden nahe.“ (Hebr. 8, 13 Rev. Elb.)

Was war der Kern des Alten Bundes? Das Gesetz! Und das Gesetz sagt: Tue dies und du wirst leben (Gal. 3,12).

Aber nicht nur ein bisschen hiervon und ein bisschen davon, sondern alles. Alle 613 Gebote mussten eingehalten werden.

„Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!"“ (Gal. 3,10 Rev. Elb.) 


und

„Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.“ (Jak. 2,10 Rev. Elb.)

Das Gesetz erlaubt keine Auswahl: nicht ein bisschen hiervon und ein bisschen davon. Das Gesetz sagt: Alles oder nichts! Für die Juden galt: alles; für uns Christen gilt: nichts.

„In Wirklichkeit jedoch ´habe ich mit dem Gesetz nichts mehr zu tun;` ich bin durch das Urteil des Gesetzes dem Gesetz gegenüber gestorben, um ´von jetzt an` für Gott zu leben; ich bin mit Christus gekreuzigt.“ (Gal. 2,19 NGÜ)

Ich bin dem Gesetz gegenüber gestorben! Wir müssen uns das folgendermaßen vorstellen: Heutzutage spielt Ernährungsberatung, gesunde Ernährung, Fitness, Gesundheitsvorsorge eine große Rolle. Und es ist ja auch wichtig auf seinen Körper und seine Gesundheit zu achten. Setzen wir diese Gesundheitsvorsorge mal mit dem Gesetz gleich. Aber wenn Du jetzt als Gesundheitscoach im Einsatz bist und findest einen frisch Verstorbenen und dann anfängst seinen BMI zu bestimmen und Vorträge über gesunde Ernährung zu halten, dann macht das überhaupt keinen Sinn. Er ist völlig unerreichbar für jeglichen Diätplan, er ist absolut unansprechbar in Bezug auf jedes der 613 Gebote des Alten Bundes. Genauso sind wir dem Gesetz gegenüber gestorben.

Daher macht es überhaupt keinen Sinn sich irgendwelche der alttestamentlichen Gebote aufzuerlegen. Ihr seid dem Gesetz getötet worden (Röm. 7,4)!

Und wie steht es mit den Zehn Geboten? Die müssten doch gelten. Es ist interessant sich einmal zu vergegenwärtigen, wie Paulus sie beschreibt.

„unsere Tüchtigkeit ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Wenn aber schon der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit geschah, so dass die Söhne Israels nicht fest in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die doch verging, wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit bestehen?“ (2. Kor. 3, 5b-8 Rev. Elb.)

Ich wette, es ist Euch nicht aufgefallen, was Paulus hier sagt: „der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben“! Mit Buchstaben in Steine eingegraben. In Stein eingegraben durch den Finger Gottes sozusagen, gab es nur die Zehn Gebote. Paulus beschreibt sie als Dienst des Todes. Das ist seine Einstellung dazu.

Tod. Verwesung. Sünde. Die Gebote bewirkten Tod.

„Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.“ (Röm. 7,8 Rev. Elb.)

Die Gebote bewirkten Begierde, die Begierde bewirkte Sünde, die Sünde bewirkt Tod!

Für Christen gilt jedoch, „dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist“ (1. Tim. 1,9 Rev. Elb.)

Das bedeutet, unsere Beziehung zum Gesetz und zu den Zehn Geboten ist welche?
Gar keine!

Der Neue Bund sagt: Jesus hat alles getan; der Alte Bund sagt: Du musst etwas tun! Das ist Religion. Wir gehören nicht mehr dem Gesetz. Wir sind ihm gestorben! Wir gehören nicht mehr der Religion. Wir sind ihr gestorben! Im Reich Gottes ist dafür kein Platz mehr.

Als Marie Antoinette zu ihrem künftigen Ehemann gebracht wurde, wurde auf der Grenze zwischen Österreich und Frankreich ein Pavillon aufgestellt. Dort musste sie sich aller Habseligkeiten entledigen und wurde völlig neu eingekleidet. Sie durfte keinen Schuh, keinen Strumpf, kein Hemd, kein Band, nichts was sie trägt über die Grenze tragen.

So soll auch unsere Beziehung zum Alten Bund sein. Keine Religion, kein Gesetz, kein Gebot hat mehr Platz im Leben des Neuen Bundes.

„So seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht bringen....Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens.“ (Röm. 7, 4.6 Rev. Elb.)

Denn im neuen Bund gehören wir Christus und dienen nicht mehr nach dem Buchstaben, sondern im Geist.

Andrew Farley schreibt in seinem Buch „Gott ohne Religion“ auf S. 41/42: „Keine Lust auf die mehr als 600 Gesetze des Alten Testaments? Dann lass dich vielleicht auf die Elf Gebote ein - die allseits bekannten Zehn Gebote plus dem Zehnten? Du willst dich nicht auf die vorgeschriebenen zehn Prozent festlegen? Gut, dann lass es bei den Zehn Geboten. Was, du kannst nicht darauf verzichten, am Freitagabend E-Mails zu schreiben und am Samstag im Garten zu arbeiten? Okay, dann bleiben uns eben nur noch die Neun Gebote. Während wir so lange am Gesetz herumschnippeln, bis es uns in den Kram passt und nett und bekömmlich ist, suhlen wir uns in religiöser Verwirrung. Darüber hinaus verwirren wir auch alle um uns herum, weil wir es nicht schaffen, in der wunderbaren Einfachheit des neuen Weges Gottes zu bleiben. Das Gesetz funktioniert nicht, wenn wir uns nur die Rosinen herauspicken. Es geht um Alles oder Nichts.“

Werdet wie die Kinder! Es ist ganz einfach.

Okay, soweit so gut, aber wie gestalten wir im Neuen Bund unser Leben? Ist jetzt alles erlaubt? Ist es jetzt egal, wie ich lebe? Sind denn jetzt nicht die Maßstäbe, die Jesus bspw. in der Bergpredigt oder an anderen Stellen der Evangelien anlegte, für unser Leben entscheidend?


3. Mose 2.0

Ich habe am Anfang darauf hingewiesen, dass Jesus unter dem Gesetz geboren wurde und lebte, um die zu erretten, die unter dem Gesetz standen. Dazu musste er es zum einen absolut einhalten und zum anderen, hat er den frommen Juden - die sich ja selbst für absolut gesetzestreu und gerecht betrachtet haben - vor Augen malen müssen, wo sie am Kern des Gesetzes vorbei gelebt haben. Er hat ihnen sozusagen eine Lupe vor Augen gehalten und gesagt: „Schaut mal genau hin. Darum geht´s. So schaut´s aus!“ Jesus hatte also im Wesentlichen zwei Botschaften:
er hat das Reich Gottes verkündigt, das war nach vorne gerichtet, das hat Bedeutung auch für die Gemeinde und
er hat die Lupen-Botschaft, die Killer-Botschaft gebracht, Mose 2.0 sozusagen um den Volk Israel seine Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit aufzuzeigen.

Wo kann man dies finden? Z.B. überall da, wo es heißt „Ihr habt gehört...ich aber sage euch“. Zwei Beispiele dazu:

„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr!, der Hölle des Feuers verfallen sein wird. (Mt. 5, 21.22 Rev. Elb.)

Niemanden töten, das kriegt man ja relativ einfach noch hin. In diesem Punkt ist es leicht, ein gottesfürchtiger gerechter Jude zu sein. Aber nicht zu zürnen? Das ist unmöglich. Jeder ist mal auf andere zornig. Ohje, Hölle und Verdammnis sind die Folge.

„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“ (Mt. 5, 27-30 Rev. Elb.)

Nicht ehebrechen, ist schon schwerer für einen feurigen Südländer, aber das kriegt man schon auch noch hin, v.a. wenn man weiß, dass man unter Ehebruch wohl nur den Einbruch in eine Ehe verstanden hat, d.h. wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wenn also ein verheirateter Mann sich eine unverheiratete Frau gesucht hat, hat er wohl noch nicht einmal Ehebruch begangen, sie aber schon.
Aber wenn es jetzt schon mit Blicken losgeht. Wer kann schon den ersten Blick kontrollieren? Nur ein Blinder hätte eine Chance. Deshalb Augen ausreißen, Hände abhacken oder ab in die Hölle. Das sind die Lehren Jesu.

Und die, die immer noch meinen gut wegzukommen, sollen einfach alles verkaufen und den Armen geben (Mt. 19,21).

(Beispiel mit Stuhlreihen: Gang durch Mittelgang, Gang durch voll besetzte Stuhlreihe: hier stößt man immer an)

Sind das die Maßstäbe für unser Leben als Christ? Wenn ich jetzt so um mich schaue, stelle ich fest, dass es hier weder Handamputierte noch Blinde gibt, d.h. dass wir diese Anweisungen anscheinend nicht angewendet haben. Haben wir sie nicht ernst genommen?
Ich denke, wenn Jesus mit Gericht und Hölle droht, meint er seine Worte sehr ernst. Und ich glaube nicht, dass wir die Option haben, diese Worte zu modifizieren. Aber wir können sagen, sie sind gar nicht an uns gerichtet, denn Jesus spricht hier zu denen, die unter Gesetz waren um ihnen den wahren Kern des Gesetzes aufzuzeigen. Wir finden nämlich in den Briefen des NT überhaupt nichts von Körperteile abhacken, Augen ausreißen oder zwangsweiser Armut.

Natürlich ist es richtig, dass Ehebruch und Mord bereits im Gedanken anfangen. Aber den Kausalzusammenhang, den Jesus hier darstellt: Euch ist gesagt usw. - uns wurde nie was gesagt, wir hatten nicht Mose und die Propheten, wir sind keine Juden -, der Hinweis, dass nur unser richtiges Handeln uns den Zugang zum Himmelreich ermöglicht usw., damit sind wir nicht gemeint. Unsere Erlösung kommt durch das Kreuz. Hier spricht Jesu zu Menschen unter dem Gesetz.


4. Der Weg der Liebe

Aber nach welchen Maßstäben gestalten wir unser Leben? Die Zehn Gebote gelten nicht, die Bergpredigt wendet sich an fromme Juden. Was gilt denn dann überhaupt?

Wenn man aus dem Gefängnis kommt, ist es nicht unbedingt einfach sich in der Freiheit zurechtzufinden. Ich kenne jmd. der war über die Hälfte seines Lebens im Justizvollzug eingesessen. Dort kommt er gut zurecht, da hat er Arbeit, hat seine Struktur. Sobald er in Freiheit ist, kommt er nicht mehr so gut klar und dann begeht er eine Straftat, damit er wieder für 1 - 1/2 Jahre einsitzt und wieder alles in Ordnung und geregelt ist.

„Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart werden sollte.“ (Gal. 3,23 Rev. Elb.)


Jetzt sind wir nicht mehr eingeschlossen, sondern leben in Freiheit. Das ist jetzt wie Radfahren ohne Stützräder. 

Es sind jetzt nicht mehr die alttestamentlichen Gebote, die uns leiten; wir stehen nicht mehr unter dem Zuchtmeister des Gesetzes (Gal. 3,25), nun ist es der Heilige Geist, der uns leitet (Gal. 5,18). Und er leitet uns nicht mit der Rute, nicht mit Strafe, sondern mit Gnade.

Und jetzt heißt es nicht mehr: Tu dies nicht, mach das nicht! Sondern es heißt: liebe!

Liebe ist das Ziel, die Erfüllung aller Anweisungen (1. Tim. 1,5).

„Denn das: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren", und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Die Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe.“ (Röm. 13, 9.10 Rev. Elb.) 


„Und dies ist sein Gebot: dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat.“ (1. Joh. 3,23 Rev. Elb.)

Wenn wir lieben tun wir automatisch nichts Böses, wenn wir lieben tun wir automatisch Gutes. Wenn wir lieben, ist unser Wesen gekennzeichnet von Erbarmen, Güte, Großzügigkeit usw., wie es vielfach in den Briefen beschrieben steht. Natürlich kann man Liebe spezifizieren und erklären, was es konkret bedeutet. Aber wir brauchen keine Gesetze, die uns etwas verbieten oder befehlen, sondern es gehört zu unserem Wesen. Der Geist Gottes ist in uns, sein Wesen ist in uns. Das ist ja ein Merkmal des neuen Bundes: Gott in uns!

Das Gesetz sagt: Gib dem Zehnten! Die Freiheit des Neuen Bundes sagt: Gib was Du auf dem Herzen hast!
Das Gesetz sagt: Halte den Sabbat! Der Neue Bund sagt: Aus Liebe zu Gott will ich heute nicht arbeiten, aber wenn Du Dich jetzt ganz anders geführt siehst in Deinem Umgang mit dem Feiertag, dann kannst Du es anders machen.
Das Gesetz sagt: Brich nicht die Ehe! Im Neuen Bund, bin ich treu aus der Liebe zu meiner Frau heraus.
Und so könnte man noch viel mehr Gegenüberstellungen finden.

Gesetze beschränken das Handeln, Liebe entfaltet das Handeln. Gesetze können das Leben immer mehr einengen, Liebe ist grenzenlos, es gibt immer mehr an Liebe, an Taten. Aber nicht aus Zwang, sondern aus Freiheit.

„Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.“ (Jak. 1,25 Rev. Elb.)

AMEN.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Termine und Aktuelles Mai 2013

05.05.    dezentrale Haus-Gottesdienste

12.05.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Muttertag)


19.05.    10.00 Uhr Gemeindehaus St. Paul, gemeinsamer 
Gottesdienst mit der JG St. Paul (Pfingsten)


26.05.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt 
Norbert Wohlrab, Thema: "Die Freiheit des Evangeliums, Teil 2: Der Neue Bund")




Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Montag, 15. April 2013

Predigt Von Norbert Wohlrab (14.04.2013)

Die Freiheit des Evangeliums, Teil 1: Vergebung 
Link zur mp3-Version von "Vergebung" 

Nachdem ich mich vor rund 30 Jahren bekehrt hatte, besuchte ich die ersten Jahre die Jugendgruppe der Brüdergemeinde in meiner Heimatstadt Selb. Dort war es so üblich, dass man reihum ein Thema für den Abend vorbereitet hat. Das erste oder zumindest eines der ersten Themen, das ich damals vorbereitet hatte, war „Freiheit und Heiligung“. Auch nach so vielen Jahren des Lebens als Christ, ist die christliche Freiheit, Freiheit und Evangelium, die Freiheit vom Gesetz usw. immer noch oder wieder ein sehr wichtiges Thema für mich.
Inspiriert von zwei Büchern von Andrew Farley („Das nackte Evangelium“ und „Gott ohne Religion“), die ich in den letzten Wochen mehrmals gelesen habe und mir eine völlig neue Sicht auf manche Aspekte dieser Freiheit eröffnet haben und die ich sehr empfehlen kann, möchte ich heute eine Predigtreihe beginnen zum Thema „Die Freiheit des Evangeliums“. Heute wird es zunächst um Vergebung gehen.

Vergebung ist das zentrale Thema des christlichen Glaubens. Darum geht es letztlich. Alle sind Sünder und brauchen Vergebung. Darum ist Jesus in die Welt gekommen. Dies ist alles klar wie Kloßbrühe. Trotzdem ist unser theologischer Umgang damit nicht immer so klar. Doch dazu später.

Für den Reformator Luther hat sich eine Frage besonders gestellt: „Wie bekomme ich Sünder einen gnädigen Gott?“ Luther war sehr streng mit sich selbst und war sich bewusst, dass er ein Sünder war und diese Frage hat ihn umgetrieben und gequält. Und dann hat er den Römerbrief ganz neu entdeckt und verstanden: Ich werde umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade!

„und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ (Röm. 3,24 Rev. Elb.)

Nicht durch irgendwelche Gesetzes-Werke, sondern allein durch den Glauben (Röm. 3,28).

Mit der Gnade ist das jedoch so eine Sache. Denn der Begriff „Gnade“ beinhaltet - zumindest in unserem Wortverständnis - etwas von Willkür, von der Möglichkeit der Rücknahme, des Verweigerns. Gnade ist ja etwas Freiwilliges. In der Geschichte setzt Gnade immer milde und großmütige Autoritäten voraus, was nicht zwingend gegeben war.

Natürlich wissen wir, dass Gottes Gnade unumstößlich ist. Es heißt ja:

„Denn ich werde gegenüber ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden werde ich nie mehr gedenken." (Hebr. 8,12 Rev. Elb.)

Und ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber wenn ich an etwas nicht mehr denke, dann habe ich es vergessen. Gott spricht also aus, dass er unsere Sünden für immer vergessen wird.

Aber trotzdem, wie können wir wissen, dass wir uns auf die Gnade Gottes verlassen können? Wenn Gnade doch eigentlich etwas Freiwilliges ist?
Die Antwort ist, weil sich die Gnade Gottes am Kreuz manifestiert hat. Dort am Kreuz hat Gott einen Bund mit uns gemacht, den er selbst mit seinem Blut unterschrieben hat, den er selbst durch sein Blut festgemacht hat. Und dieser Bund ist unauflöslich. Durch diesen Bund wurde die Gnade Gottes sozusagen festgenagelt. Es ist, als ob Gott mit sich selbst einen Vertrag abgeschlossen hat.
Mit wem eigentlich sonst? Mit uns? Der Vertrag hätte nicht lange gehalten.

„Christus hingegen brachte sich selbst als Opfer dar, und er brauchte das nur ein einziges Mal zu tun. Andernfalls hätte er ja seit der Erschaffung der Welt schon viele Male leiden ´und sterben` müssen. Tatsache jedoch ist, dass er nur einmal in die Welt kam – jetzt, am Ende der Zeiten –, um uns durch das Opfer seines eigenen Leibes von der Sünde zu befreien....Und weil Jesus Christus den Willen Gottes erfüllt und seinen eigenen Leib als Opfer dargebracht hat, sind wir jetzt ein für alle Mal geheiligt. Jeder andere Priester steht Tag für Tag ´am Altar`, um seinen Dienst zu verrichten, und bringt unzählige Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals imstande sind, Sünden wegzunehmen. Christus dagegen hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, für immer auf den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite gesetzt. Denn mit diesem einen Opfer hat er alle, die sich von ihm heiligen lassen, völlig und für immer von ihrer Schuld befreit...Das bestätigt uns auch der Heilige Geist. In der Schrift heißt es nämlich zunächst: »Der zukünftige Bund, den ich mit ihnen schließen werde, wird so aussehen: Ich werde – sagt der Herr – meine Gesetze in ihre Herzen legen und werde sie in ihr Innerstes schreiben.« Und dann heißt es weiter: »Ich werde nie mehr an ihre Sünden und an ihren Ungehorsam gegenüber meinen Geboten denken.« Wo aber die Sünden vergeben sind, ist kein weiteres Opfer mehr dafür nötig.“ (Hebr. 9,25b.26...10,10-12.14-18 NGÜ)

Dieser Bund, dieser Vertrag wurde vollzogen durch das Opfer Jesu, er hat Gültigkeit erlangt durch seinen Tod. Und er gilt seitdem, weil das Opfer ein für alle Mal geschehen ist, weil es für alle Zeiten Gültigkeit hat.

Johannes schreibt: „Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“ (1. Joh. 2,12)

oder Paulus: „...so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!“ (Eph. 4,32b)

oder

„In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph. 1,7)

Die Apostel drücken es ganz deutlich aus: Vergebung ist etwas, das wir haben. Etwas, das ein für alle mal geschehen ist. Etwas das Gott mit seinem Blut unterschrieben hat. Etwas, worum wir uns nie mehr Gedanken machen müssen.

Es gibt nur eine Voraussetzung, ich muss mit Gott darin übereinstimmen, dass ich ein Sünder bin und im Glauben in Anspruch nehmen, dass Jesus mein Erlöser ist, dass er für mich gestorben ist und meine Schuld getragen hat. Dann habe ich Vergebung für alle Zeiten. Denn das Opfer Jesu war vollständig vollständig. Es ist vollbracht, erledigt. Deshalb kann Jesus jetzt zur Rechten Gottes sitzen. Ich könnte mir vorstellen, dass er dort im völligen Frieden ist.

Denn, er muss nichts mehr tun. Gott ist zufrieden gestellt. Der Gerechtigkeit ist genüge getan. Er muss nicht mehr neu ans Kreuz, wenn wir wieder neu sündigen. Sein Opfer gilt weiterhin.

Luther hat im Gegensatz zu den anderen Reformatoren ein Problem gehabt (ich hab übrigens kein Problem mit Luther, es war nur so dass die verschiedenen Reformatoren - Calvin, Zwingli oder die Täufer - alle ihre theologischen Mängel hatten, zusammen wären sie wahrscheinlich perfekt gewesen), er hat nämlich nicht wirklich erkannt, dass wir mit diesem Tausch am Kreuz, mit dieser Inanspruchnahme des Erlösungswerkes, auch eine neue Identität bekommen haben, dass unsere natürliche Existenz des Sünders mit der geistlichen Existenz des Gerechten getauscht wurde, dass eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung entstanden ist.

„Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Kor. 5,17 Rev. Elb.)

Luther sah den Christen immer noch als Sünder an und lehrte dementsprechend. Seine Sicht war in diesem Punkt verkürzt.

Ich mag noch sündigen, aber ich bin kein Sünder mehr, weil ich von neuem geboren bin und der alte Mensch begraben wurde.

Wir sind der Sünde gestorben, wir sind frei von ihr, wir sind nun Gerechte, Gerechtfertigte (Röm. 5,8; 6,2.7). Und wir leben als solche, denen beständig vergeben ist.

Beständig vergeben?! Ist das wirklich unsere Theologie? Ist das wirklich unser Verständnis des Neuen Bundes?

Während meiner Studentenzeit engagierte ich mich bei „Campus für Christus“. Und eines der Prinzipien, das ich da gelernt hatte, nannte sich „Geistliches Atmen“. Wenn man gesündigt hatte, musste man Gott im Gebet wieder um Vergebung bitten und dann war man wieder im grünen, im geistlichen Bereich. Dann war alles wieder im Lot.
So oder so ähnlich haben es alle die, die pietistisch oder evangelikal geprägt wurden, gelernt. Aber ist das eigentlich biblisch? Muss ich als an Jesus Christus glaubender Mensch Gott um Vergebung bitten, wenn ich gesündigt habe?

(kurze Umfrage per Handhebung)

Fassen wir noch mal zusammen. Die Schrift sagt: Ihr habt Vergebung! Euch ist vergeben! Gott gedenkt unserer Sünden nicht! Das einmalige Opfer Christi ist für alle Zeiten einmalig gültig!

Brauche ich neue Vergebung, wenn ich gesündigt habe? Habe ich eine Pauschal-Vergebung für alle meine Sünden vor der Bekehrung, aber danach muss ich jede neu zu Gott bringen?

Bei den meisten der hier Anwesenden waren alle Sünden zeitlich gesehen nach dem Erlösungswerk auf Golgatha. Besteht ein Unterschied hinsichtlich seiner Wirkung bis 1983 (Jahr meiner Bekehrung) und nach 1983? Würde das Sinn machen? Oder was ist mit all den Sünden, die ich gar nicht bemerkt habe oder vergessen habe? Wie kann ich damit zu Gott gehen und um Vergebung bitten? Oder was ist wenn ich sterbe bevor ich um Vergebung beten konnte?

Liebe Geschwister, ich hoffe Ihr merkt wie kompliziert das alles wäre. Die Botschaft des Evangeliums ist: Ihr habt Vergebung! Diese Vergebung basiert auf keinen personalen geistlichen Akt des Bekennens und Vergebens, sie basiert auf dem Blut Jesu! 


Die Währung in der Schweiz sind Franken und in der Euro-Zone ist es der Euro. Die Währung in Gottes Vergebungs-Wirtschaft ist Blut! Denn „ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ (Hebr. 9, 22)!

„Nein, Jesus hat nur ein einziges Mal ein Opfer dargebracht, nämlich sich selbst, und dieses Opfer gilt für immer.“ (Hebr. 7,27b NGÜ)

Deshalb findet sich auch im NT keine einzige Stelle, in der Christen (!) dazu ermutigt werden, zu Gott um Vergebung für ihre Schuld zu bitten. Prüft das mal nach. Auf einige der strittigen Stellen werde ich gleich noch eingehen. Wir finden nur solche Stellen, die sich an Ungläubige oder an Menschen zeitlich vor dem Erlösungswerk Christi wenden oder lediglich vom Bekennen sprechen. Den Gläubigen dagegen wird gesagt: Euch ist vergeben!

Wir sind aber anders geprägt. Wir leben aus frommer Demut gedanklich in einem Hin- und Her. Und übersehen dabei, dass bereits alles getan ist. Wenn wir Gott neu um Vergebung bitten, wird Jesus nicht neu für uns sterben, sondern er sagt: Mein Bruder, meine Schwester, es ist vollbracht!
Bedenkt, die Währungseinheit ist Blut! Er muss nicht mehr neu ans Kreuz, wenn wir sündigen.

Genauso wie Michael seiner Regine in den rund 30 Jahren Ehe, nicht immer wieder sagen muss, dass er sie heiraten will, weil sie diesen Ehe-Bund bereits vollzogen haben. Er darf ihr seine Liebe bekunden, aber der Ehe-Bund gilt davon unabhängig, selbst wenn er am Standesamt nicht mit Blut unterschrieben wurde.
Am Anfang wäre das vielleicht noch witzig oder süß, aber irgendwann würde es ziemlich nerven.

Und liebe Gemeinde, auch wenn wir wissen, dass unsere menschlichen Ehe-Versprechen nicht immer automatisch bis zum Ende halten, wissen wir doch: Gott hält sein Ehe-Versprechen, sein Bundes-Versprechen.

Denn „wenn wir untreu sind - er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2. Tim. 2,13 Rev. Elb.) 


Aber jetzt kommt die Stellen, die ihr alle im Kopf habt. Was ist mit Bibelstellen wie

„Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.“ (1. Joh. 1,9 Rev. Elb.)

oder mit dem Vaterunser?

Wenn wir die Bibel lesen, tappen wir manchmal in zwei Fallen: zum einen berücksichtigen wir nicht, an wen sich der Autor bzw. der Redner sich wendet und zum anderen setzen wir manchmal nicht die richtige Brille auf. Wir brauchen nämlich eine besondere Brille, sagen wir mal eine 3D-Gleitsichtbrille. Ohne dies sehen wir verzerrt. Wir müssen zum einen die ganze Bibel aus der Perspektive des Evangeliums betrachten und zum anderen aus der Perspektive der Heiden-Christen.
Was wir aber machen ist, dass wir oft Aussagen, die an Juden oder Nicht-Juden, an Christen oder Nicht-Christen, an Erlöste oder Nicht-Erlöste, an unter-Gesetz-Stehende oder nicht unter-Gesetz-Stehende gerichtet sind, gleichrangig nebeneinander stellen und dann verwirrt sind, weil sie sich diametral widersprechen.

Und der Johannesbrief ist hier besonders gemein, weil Johannes nicht systematisch ein Thema abhandelt wie Paulus, der sehr strukturiert an die Sache ran geht, sondern er springt recht wüst hin und her. Wir haben ihn gerade im Hauskreis gelesen und sind mehrmals an ihm verzweifelt.

Da schreibt Johannes noch in einem Vers, dass man seine Sünde bekennen soll, damit man Vergebung bekommt und ein paar Verse weiter schreibt er, dass man Vergebung hat.  Hallo!? Wie passt das zusammen?

Johannes würde heute wohl Probleme mit jedem Lektor bekommen, wenn er seinen Brief veröffentlichen möchte. Aber was er da macht, ist eigentlich etwas, dass man auch in einer Predigt manchmal macht, wenn sich die Hörerschaft unterschiedlich zusammensetzt: er spricht verschiedene Leute an. Und ich muss zugeben, man hat keine Chance drauf zukommen, wenn man nicht verschiedene Kommentare und Bücher dazu wälzt.

Wenn ich jetzt predige: „Komm zum Kreuz und Du wirst Vergebung für Deine Schuld bekommen!“, dann macht diese Aussage für die meisten hier überhaupt keinen Sinn, weil sie schon einmal am Kreuz - in welcher Form auch immer - Jesus ihr Leben übergeben haben. Aber für diejenigen Anwesenden, die das noch nicht getan haben, würde sie Sinn machen, unabhängig ob sie der Aufforderung folgen oder nicht.

Dort in Kleinasien, wo die Gemeinden angesiedelt waren, an die sich Johannes hier wendet, gab es ein spezielles Problem. Es gab viele Gnostiker, die sich zu den christlichen Gemeinden gehalten haben und versucht haben dort Einfluss zu gewinnen. Und sie haben zwei Dinge gelehrt, nämlich zum einen, dass Jesus Christus nicht physisch auf der Erde gelebt hat und zum anderen, dass es keine Sünde gibt, weil Sünde nur körperlich stattfindet, wir aber Geistwesen sind.

Und dieser Gruppe von Menschen spricht Johannes jetzt zu: „Moment mal, ich habe Jesus gesehen und angefasst. Ich kannte ihn persönlich. Er war sehr wohl im Leib auf Erden! (1. Joh. 1,1)“ und zum anderen sagt er:

„Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (1. Joh. 1,8 Rev. Elb.)

Und wenn jmd. sagt, dass er keine Sünde hat und daher keine Vergebung braucht, wenn er es dann also auch nicht braucht, dass ein physischer Jesus für seine Sünde gestorben ist, wenn die Wahrheit nicht in ihm ist, dann ist er was nicht? Er ist kein Christ!

Johannes wendet sich hier an Nicht-Christen, an die Gnostiker und sagt ihnen, dass sie Vergebung bekommen können, wenn sie ihre Sünde bekennen (1. Joh. 1,9). Dann haben sie genauso Vergebung wie die Kinder Gottes (1. Joh. 2,12).

Diese Stelle im ersten Johannesbrief ist keine Aufforderung an Christen, Gott immer wieder neu um Vergebung für ihre Schuld zu bitten, weil sie diese, weil wir diese ja bereits haben. Es gibt keine apostolische Lehre für diese Praxis. Wenn dies so wichtig für unser geistliches Leben wäre, würden wir es in weiteren Briefen der Apostel finden.

Im Jakobusbrief lesen wir zwar vom Bekennen von Schuld im Zusammenhang mit Krankheit und vom Zusprechen der Vergebung (Jak. 5, 13-16), aber nichts von einer Bitte um Vergebung zu erlangen. Wir finden keine Aufforderung diesbezüglich im NT mit Ausnahme des Vaterunsers. Dort lehrt Jesus seine Jünger, dass sie Gott regelmäßig um Vergebung bitten sollen. Wie passt das jetzt zusammen?

Ich möchte da heute noch keine abschließende Antwort darauf geben, da ich mich im nächsten Teil der Predigtreihe mit der heilsgeschichtlichen Einordnung verschiedener Aussagen Jesu beschäftigen möchte und da gehört das dann auch mit dazu. 


Nur ein paar Fragen zum Nachdenken:
Finden wir das Vaterunser in den apostolischen Schriften?
Paulus hatte den Auftrag den Heiden (= uns) das Evangelium zu bringen. Hat er es vergessen?
Wann hat Jesus das Vaterunser gelehrt. Vor oder nach seiner Kreuzigung?
Zu welcher Art von Menschen hat er gesprochen (Juden - Nicht-Juden, unter Gesetz - nicht unter Gesetz)?
Stimmt die Bedingung „wie auch wir vergeben“ eigentlich mit dem Evangelium überein?
Könnte es sein, dass das Vaterunser eigentlich ein Beispielgebet für Menschen vor der Erlösung ist?
Wenn man diese Fragen beantworten kann, kommt man bei der Einordnung des „Vaterunsers“ etwas weiter.

Wie gehen wir dann mit Sünde um? Wir sind uns wohl alle einig, dass wir hin und wieder sündigen.

Natürlich soll und darf man Reue zeigen, wenn man sündigt. Es ist allein schon aus seelsorgerlicher Sicht wichtig, seine Sünden zu bekennen (vgl. Jak. 5). Sünde zu bekennen, heißt mit Gott in der Bewertung übereinzustimmen. Es geht ja nicht darum meine Lieblosigkeiten und mein Fehlverhalten einfach zu ignorieren!

Und Du darfst das dann Gott gegenüber ausdrücken, wie Du möchtest, aber nicht um neu Vergebung zu erlangen, sondern aus Dankbarkeit, weil Du sie bereits erlangt hast.

Warum ist das wichtig? Spielt es wirklich eine Rolle, wie ich meine Gebete formuliere, wie ich meine Reue, mein Bedauern zum Ausdruck bringe? Ob ich jetzt um Vergebung bitte oder Vergebung in Anspruch nehme?

Vielleicht spielt die Formulierung nicht die entscheidende Rolle. Aber wir wissen, dass wir oft Probleme damit haben, dass unser Glaube vom Kopf ins Herz kommt. Wie viel schwieriger wird es, wenn wir in unserem Kopf schon falsch denken?!

Luther hielt sich zeitlebens für einen Sünder, deshalb hatte er mangels besserer Erkenntnis das NT an manchen Stellen auch falsch übersetzt, wo er aus dem Verb „sündigen“ das Substantiv „Sünder“ gemacht hat.
Aber wir wechseln nicht unser Leben lang zwischen Sünder und Gerechter, wir sind Gerecht(fertigt)e!
Wir wechseln nicht zwischen Verlorenen und Erlösten, wir sind erlöste Kinder Gottes!
Wir wechseln nicht ständig von nicht vergeben zu vergeben, uns ist vergeben!

Wenn wir hier denken, wir müssten immer wieder neu die Vergebung Gottes erlangen, zweifeln wir letztlich daran, - wenn wir das jetzt mal theologisch zu Ende denken - dass das Werk Jesu für uns wirklich vollkommen vollkommen war und schaffen ein neues religiöses System: Gerechtfertigt aus Gnade und meinem regelmäßigen Bitten um Vergebung. Und damit zweifeln wir an Gottes Zusagen. Und der Zweifler hat Probleme im Glauben.

„Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde, ist er doch ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.“ (Jak. 1, 6-8 Rev. Elb.)

Und Johannes drückt es so aus:

„Geliebte, wenn das Herz uns nicht verurteilt, haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm.“ (1. Joh. 3, 21.22a Rev. Elb.)

 
Daher hatte die Taufe der Gläubigen auch die Funktion ein Symbol für die vollzogene Vergebung Gottes zu sein. Damit man ein gutes Gewissen haben konnte und leichter Gewissheit im Glauben haben konnte.

„Das Abbild davon errettet jetzt auch euch, das ist die Taufe - nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen - durch die Auferstehung Jesu Christi.“(1. Petr. 3,21 Rev. Elb.)

Deshalb heißt es in den Briefen des NT auch nicht mehr wie im Vaterunser: vergebt einander, damit auch Euch vergeben wird, sondern genau umgekehrt, vergebt einander, weil Euch vergeben ist.

„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!“ (Eph. 4,32 Rev. Elb.)

Dies ist jetzt die andere Seite der Vergebung. Auch wir sollen einander vergeben. Aus Dankbarkeit, weil uns vergeben ist.


AMEN.


Montag, 1. April 2013

Termine und Aktuelles April 2013

07.04.    dezentrale Haus-Gottesdienste


14.04.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Die Freiheit des Evangeliums, Teil 1: Vergebung")

21.04.    19.30 Uhr LKG Lobpreis & Segnung

28.04.   10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Stefan Thieme, LKG Gebhardtstr.) 


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Freitag, 1. März 2013

Termine und Aktuelle März 2013

03.03. dezentrale Hausgottesdienste

10.03. kein Gottesdienst


17.03. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Fritz Stimpfig)


24.03. 10.00 Uhr LKG Gemeindeversammlung & Jahreshauptversammlung Verein (nicht öffentlich)

 
31.03. dezentrale Haus-Osterfeiern


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.



LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Sonntag, 24. Februar 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (24.02.13)

Ströme lebendigen Wassers
 

1. Die Bedeutung des Laubhüttenfestes

Wenn man eine Predigt vorbereitet, ist es manchmal so, dass man von vornherein etwas Bestimmtes auf dem Herzen hat, dass in einem brennt und man ist sich ganz sicher, dass Gott möchte, dass man das weiter gibt. Manchmal ist es auch so, dass man ein Predigtthema vorgegeben bekommt und dann forscht, was Gott der Gemeinde darin sagen möchte. Und manchmal ist es so, dass man Gott fragt über was man predigen soll und man hört dann eine relativ klare Antwort, bekommt einen Bibelvers und denkt sich dann: „Und darüber soll ich predigen?“ So erging es mir diesmal. Ich hatte sofort einen Vers vor Augen, den ich mir selber auf keinem Fall raus gesucht hätte.

Nein, er ist nicht aus den Geschlechtsregistern, sondern wir finden ihn im Johannes-Evangelium.

„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh. 7, 37-39 Luther) 


Schauen wir uns zunächst mal die Situation an, in der Jesus diese Worte sprach. Es war das Laubhüttenfest. Der letzte Tag des Festes, der gleichzeitig auch der höchste, der wichtigste Tag war.

1.1 Das Erntefest

Das Laubhüttenfest (Sukkot) war das letzte von drei Wallfahrtsfesten (2. Mose 23, 14-17), an denen jeder männliche Israelit teilnehmen musste. Es war das Fest des Einsammelns der Ernte am Ende des Jahres, also der Obst- und Weinernte. Das Fest dauert eine Woche, aber nur der erste und der letzte Tag sind Feiertage.

„Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage zu den Israeliten: Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den HERRN, sieben Tage lang. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein; keine Arbeit sollt ihr tun. Sieben Tage sollt ihr dem HERRN Feueropfer darbringen. Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Arbeit sollt ihr tun. Das sind die Feste des HERRN, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, um dem HERRN Feueropfer darzubringen: Brandopfer, Speisopfer, Schlachtopfer und Trankopfer, ein jedes an seinem Tage, abgesehen von den Sabbaten des HERRN und euren andern Gaben und Gelübden und freiwilligen Gaben, die ihr dem HERRN gebt. Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des HERRN halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag. Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, dass sie im siebenten Monat so feiern. Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen. Wer einheimisch ist in Israel, soll in Laubhütten wohnen, dass eure Nachkommen wissen, wie ich die Israeliten habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus Ägyptenland führte. Ich bin der HERR, euer Gott. Und Mose tat den Israeliten die Feste des HERRN kund.“ (3. Mose 23, 33-44 Luther) 


Während dieser sieben Tage wohnt das Volk also in Laubhütten zur Erinnerung an die Nomadenzeit während der Wüstenwanderung, es soll an die Versorgung durch Gott erinnern, an die völlige Abhängigkeit von ihm und es soll als ein fröhliches Fest vor ihrem Gott gefeiert werden.

Es gibt ja Christen die denken, fröhlich zu sein, d.h. jetzt man isst zusammen Kuchen, klopft sich fröhlich auf die Schulter und spricht sich den Segen Gottes zu. Das ist natürlich auch sehr schön, aber ich persönlich glaube ja, wenn ich mir anschaue, welche Vorgabe Gott für den Zehnten gegeben hat:

„und gib das Geld für alles, woran dein Herz Lust hat, es sei für Rinder, Schafe, Wein, starkes Getränk oder für alles, was dein Herz wünscht, und iss dort vor dem HERRN, deinem Gott, und sei fröhlich, du und dein Haus“ (5. Mose 14,26 Luther)

dass es da ganz schön feuchtfröhlich zuging und der Alkohol nicht nur in homöopathischen Dosierungen genossen wurde. Aber vielleicht steht das ja in jeder Übersetzung anders......

Und am letzten Tag des Festes gab es nun eine besondere Tradition, die sog. Schoeva-Prozession (= Wasserschöpf-Prozession).  Ein Priester zog zu dem Teich Siloah bzw. zu der Gihon-Quelle, die den Teich gespeist hat, schöpfte dort Wasser in einem goldenen Gefäss um es dann auf dem Altar in ein Gefäss zu gießen. Da dieses aber Löcher hatte, ergoss sich das ganze Wasser über den Altar.

Dieses Ritual hatte mehrere Bedeutungen:

Zum einen ist das Laubhüttenfest ja ein Erntefest. Daher weiß man sich abhängig von der Versorgung Gottes mit Wasser, dankt ihm für die Ernte und bittet ihn um ausreichend Regen für das kommende Erntejahr. Dies wird durch das überfließende Wasser verdeutlicht. Die Idee für dieses Ritual - es gibt dafür keinen biblischen Auftrag - kommt aus dem Buch Jesaja. Dort steht:

„Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils.“ (Jes. 12,3 Rev. Elb.)
   
Für Heil steht hier im Hebr. „Je-schua“, also eigentlich JAHWE heilt, erlöst, hilft usw.
Hier ist also bereits ein erster Bezug zu Jesus vorhanden.

Zum Besprengen mit Wasser fällt mir ein Witz ein.

Ein Jude zieht in eine sehr katholische Gegend. Jeden Freitag sind die Katholiken sehr nervös, denn während sie ihren Fisch essen, sitzt der Jude im Garten und grillt Steaks. Also machen sie sich daran, ihn zu konvertieren. Schließlich, mit Bitten und Drohungen, gelingt es ihnen. Sie brachten ihn zu einem Priester, der besprenkelte ihn mit gesegnetem Wasser und sprach: "....geboren als Jude ....aufgewachsen als Jude ....jetzt ein Katholik." Die Katholiken sind begeistert, keine verführerischen Gerüche mehr am Freitag. Aber am nächsten Freitag zieht der Grillgeruch wieder durch die Nachbarschaft. Die Katholiken rennen schnell zum Haus des Juden, um ihn an seine neue Diät zu erinnern. Sie finden ihn am Grill stehend, wo er Wasser über das Fleisch sprenkelt und sagt: "....geboren als Kuh ....aufgewachsen als Kuh ....jetzt ein Fisch." 


1.2 Wasser aus dem Felsen 

Einen weiteren Ursprung dieses Schoeva-Rituals finden wir in einer Begebenheit während der Wüstenwanderung. Das Volk Israel ist in der Wüste und hat kein Wasser mehr und begehrt gegen Mose auf. Mose ist entnervt und verzweifelt und wendet sich an Gott. Dann heißt es:

„Der HERR sprach zu ihm: Tritt hin vor das Volk und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir und nimm deinen Stab in deine Hand, mit dem du den Nil schlugst, und geh hin. Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Da sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke. Und Mose tat so vor den Augen der Ältesten von Israel.“ (2. Mose 17, 5.6 Luther)
An diese Begebenheit, diese hier erlebte Versorgung wird während des Rituals gedacht. Diese Begebenheit in der Wüste hat aber auch eine prophetische Dimension. Sie weist auf Jesus und das Kreuz hin.

Das Wort „Horeb“ wird wohl von dem hebräischen Wort für „Gericht“ abgeleitet. (Ganz sicher bin ich mir da nicht, ob meine Quellen da stimmen. Bei zehn jüdischen Kommentaren findet man manchmal 15 verschiedene Meinungen.) Tatsächlich wird aber der letzte Tag (Hoschanna Rabba) des Laubhüttenfestes, als ein Tag des Gerichts betrachtet, an dem die Erlösungsbedürftigkeit herausgestellt wird.

Mose schlug also auf den Felsen und es geschah wie Gott es verheißen hatte.

„Er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich, wie mit Urfluten. Er ließ Bäche hervorkommen aus dem Felsen und Wasser herablaufen wie Flüsse.“ (Ps. 78, 15.16 Rev. Elb.)

Womit schlug er? Mit denselben Stab, mit den Mose den Nil geschlagen hatte. Mit denselben Stab, mit den er das Gericht über die Ägypter herabgerufen hatte. Dieser Stab ist ein Sinnbild für das Gericht Gottes.

Und wer war der Felsen? Christus! Paulus sagt:

„und alle tranken den gleichen gottgeschenkten Trank; denn sie tranken aus dem Leben spendenden Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus.“ (1. Kor. 10, 4 EÜ)

Der Felsen wurde am Ort des Gerichts mit dem Stab des Gerichts geschlagen. Christus wurde am Ort des Gerichts am Stab des Gerichts, am Kreuz, für uns geschlagen.
Wir haben hier also einen doppelten Hinweis auf Jesus: er ist der Fels der mit dem Gericht geschlagen wurde und er ist die Quelle des Heils, aus der geschöpft wird.

Und nun steht Jesus auf und sagt: „Wenn Ihr wirklich Durst habt nach lebendigen Wasser, nicht nur wie eure Vorväter nach physischen Bedürfnissen, wenn ihr eine Sehnsucht nach Leben habt, dann kommt zu mir und trinkt. Es wird euren Durst stillen und wird als lebendige Wasser aus Euch heraus strömen, so wie es den Altar überflutet hat.“

Die Juden sagten über ihr Laubhüttenfest, dass es ein Fest von großer Freude war. Es war laut und bunt und schrill und es wurde getanzt usw. und wer diese Freude nie erlebt hatte, wusste nicht was wahre Freude ist, trotzdem ist es nur fades Wasser im Vergleich zu dem lebendigen Wasser, das Jesus gibt.


2. Jesus gibt das Wasser des Geistes

In der Bibel ist Wasser oft ein Symbol für den Heiligen Geist. Und so auch hier: Jesus spricht von strömenden lebendigen Wasser des Geistes, das aus uns herausfließt.

Wer kommt in den Genuss dieser Verheißung? Das ist einfach. Jeder, der an Jesus glaubt, so wie die Schrift es sagt. Das AT stellt ihn vor, als den Messias, den Christus, den Erlöser. Jeder der glaubt, dass er der Christus, der für mich gesandte Erlöser ist.

Aber um an diesen Punkt zu kommen, muss ich erst mal Durst haben. Ich muss mir meiner Erlösungsbedürftigkeit bewusst sein, ich muss mich danach sehnen frei von meiner Schuld zu werden, ich muss mich danach sehnen gerechtfertigt zu werden von Gott. Ohne dies bleibt es beim intellektuellen Zustimmen - so wie ich der Wirkung eines Antibiotikums intellektuell zustimme „Ja, ich glaube, dass dieses Medikament gesund macht und diese und jene Wirkung hat“ ohne dass ich es jedoch einnehme - und wird nicht zum persönlichen Glauben.

Aber wenn ich diesen Glauben habe, dann habe ich die Verheißung, dass der Heilige Geist in mir (aus meinem Leib, aus meinem Inneren, aus meinem Bauch) zu einer überfließenden Quelle lebendigen Wassers wird.

Dr. Eckart von Hirschhausen fragt ja in seinem aktuellen Buch „Wo geht die Liebe hin, wenn sie durch den Magen durch ist?“, analog könnten wir hier fragen „Wo geht der Heilige Geist hin, wenn er aus meinem Bauch raus ist?“
Ich weiß nicht, ob Hirschhausen Antworten gibt, ich werde auf jeden Fall welche geben.

Zu dem Zeitpunkt des Auftretens Jesu auf dem Laubhüttenfest war der Heilige Geist noch nicht da. Wir leben jetzt nach Pfingsten und haben den Heiligen Geist. Wir haben ihn in Empfang genommen, haben unterschiedliche Erfahrungen der Erfüllung/Taufe/Freisetzung des Heiligen Geistes erlebt. Wir wissen also, wovon Johannes hier schreibt.

Trotzdem gibt es manchmal Differenzen zwischen unserer Erfahrung und der Verheißung Jesu. Manchmal fließt´s, manchmal strömt´s und manchmal tröpfelt´s auch nur. Woran könnte dies liegen?


 

3. Die verschiedenen Wirkungsweisen des Heiligen Geistes

Der Theologe Detmar Scheunemann differenziert vier verschiedene Dienste bzw. Wirkungsweisen des Heiligen Geistes, die ich für sehr hilfreich empfinde:
- der evangelistische Dienst: er überführt mich von Sünde, macht Jesus groß, führt mich zur Bekehrung
- der organisch-umgestaltende Dienst: er lässt die Früchte des Geistes in mir wachsen, lässt mich Christus-ähnlicher werden
- der charismatische Dienst: all die verschiedenen Geistesgaben und Kraftwirkungen (Prophetie, Heilung usw.) und
- der pädagogische Dienst: er lehrt mich durch das Wort, führt mich, tröstet mich usw.

Und ich denke diese vier Differenzierungen sind genauso auf die Ströme des Geistes anwendbar, die aus uns heraus fließen.

Wir charismatisch geprägten Christen haben oft nur die charismatische Seite des Wirkens des Heiligen Geistes im Blick oder sind zumindest etwas einseitig darauf fixiert. Wenn um uns herum oder durch uns die Kranken geheilt werden, die Prophetie fließt, die Dämonen weichen usw., dann sehen wir uns im Fluss des Heiligen Geistes. Dann bin ich da, wo der Geist Gottes ist und er strömt aus mir heraus und das Wasser fließt und alles ist bestens.

Aber wenn ich nur das charismatische Wirken im Blick habe, bin ich pneumatalogisch etwas restringiert. Dann bin ich in meiner Sicht der Dinge eingeschränkt, dann ist meine Wahrnehmung limitiert und dann ist auch meine Erwartungshaltung verkürzt.

Es könnte nämlich sein, dass der Heilige Geist gerade aus mir aktuell eher organisch-umgestaltend oder pädagogisch herausfließen möchte, weil es der Person neben mir einfach gut tut, wenn ich ihr bspw. mit Güte und Geduld begegne oder ihr einen Rat gebe. Und ich krieg es nicht mit, weil ich die falsche Brille aufgesetzt habe.


4. Hinderungsgründe für den Fluss des Geistes

Es gibt also tatsächlich Mechanismen, wie wir den Strom des Heiligen Geistes aus uns heraus behindern können.

Ich möchte Euch ein paar Strategien nennen, wie wir das möglichst „erfolgsversprechend“ schaffen könnten.

Eine habe ich schon erwähnt:
„1. Fokussiere Dich auf eine bestimmte Wirkungsweise des Heiligen Geistes und lass alles andere nicht in Dein Blickfeld!“

Im Gleichnis vom vierfachen Acker spricht Jesus davon, dass „die Sorgen des Alltags, die Verführung durch den Wohlstand und die Jagd nach den Freuden dieses Lebens“ (Lk. 8, 14 HfA) das geistliche Leben ersticken.

Auch dies ist eine sehr gute Strategie um den Strom des Heiligen Geistes abzutöten. Wir leben in einer Welt voller Freiheit und Möglichkeiten, aber auch voller Verpflichtungen und sozialer und medialer Einbindungen. Fluch und Segen liegen hier oft nah beieinander. Weniger ist hier oft mehr. „Simplify Your Life!“ ist das Schlagwort dazu.

Die erfolgsversprechende Strategie ist daher: „2. Versenke Dich in möglichst alle Anforderungen und Gelegenheiten des beruflichen, medialen und sozialen Lebens und sorge Dich stets um Deine Zukunft!“

Was kann den Fluss noch behindern? Ich habe vorhin erwähnt, dass das Laubhüttenfest ein Fest der Freude sein sollte. Und Freude hängt viel mit Freiheit zusammen. Paulus ruft uns zu:

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal. 5,1 Luther)

Obwohl die Hoch-Zeit des Pietismus mit seinen vielen Übertreibungen schon lange vorbei ist, setzen wir uns doch oft wieder selbst unter religiösen Druck oder lassen uns religiöse Erwartungen anderer aufladen. Wir haben irgendwelche Ideale, die wir erfüllen wollen; Vorbilder, denen wir nacheifern oder Prinzipien, nach denen wir zu leben trachten. Leider gibt es auch viele an sich gute christliche Bücher, die nur neuen Druck auf uns legen.

Daher lass Dir gesagt sein: Du musst gar nichts! Es ist vollbracht! Es ist vollständig erfüllt! Es ist vollendet! Es ist vollkommen vollkommen! Es gibt keine Verdammnis mehr. Gott liebt Dich, egal ob Du heute Plus- oder Minuspunkte in Deinem persönlichen Anspruchskatalog gesammelt hast.

Eine gute Verhinderungsstrategie ist daher: „3. Zweifle beständig und zuverlässig an Gottes persönlicher Liebe zu Dir und versuche Dir jeden Tag eine neue Pflicht aufzuerlegen!“

Man könnte noch ergänzen: „3a. Arbeite in mindestens so vielen gemeindlichen Gremien mit, dass es Dir schwer fällt Zeiten zur Entspannung und für Dinge, die Dir Spaß machen zu finden!“


5. Der Fluss des Geistes und seine Flussrichtung

Einen Punkt hab ich noch. Vielleicht sogar der Wichtigste. Jeder Fluss fließt immer von oben nach unten. Er entspringt irgendwo in den Bergen und fließt ins Meer.

Der Strom des Heiligen Geistes, der aus uns herausfließt, hat seinen Ursprung bei Gott und er will zu den Menschen fließen. Er ist nicht für mich bestimmt. Er ist nicht dazu da, dass ich mich gut fühle. Das ist ein wunderbarer Neben-Effekt, aber ich bin nicht das Ziel. (Es geht nicht um Individualismus und auch nicht um Gruppen-Egoismus.)

Gott ist Liebe (1. Joh. 4,8) und die Substanz dieses Stroms ist Liebe. Und diese Liebe will zu den Menschen. Dabei fließt sie heraus aus der Intimität mit Gott, aus den Zeiten der Gegenwart Gottes, der Ruhe vor Gott, der Anbetung zu den Menschen - und zwar in den verschiedensten Ausprägungen. Die Liebe will sich ausdrücken in Kraft, in Prophetie, in Heilung, aber genauso in Freundlichkeit und Güte, in Beratung und Hilfeleistung, in Dienen und Geben, in Verkündigung und Zeugnis, in Nähe und Zärtlichkeit, in Lachen und Feiern, Zuhören und gemeinsam Spaß haben....

Manchmal behindern wir den Strom des lebendigen Wassers, weil wir die Adressaten nicht im Blick haben oder weil wir sie vielleicht nur als Subjekt zur Bekehrung gesehen haben, weil wir vielleicht nicht über unsere Gemeinde- und Gottesdienstgrenzen hinaus geschaut haben.

Paulus schreibt:

„Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.“ (Röm. 12,1 NGÜ)

Wenn wir hier aus dem Saal gehen, dann hört der Gottesdienst nicht auf, dann fängt er erst an. Unser Arbeitsplatz, unsere Nachbarschaft, unsere Familie, unsere Stadt, unsere Gesellschaft, das sind die Plätze, an die der Strom Gottes hin fließen möchte. Das sind die Plätze wo er durch uns Reich Gottes bauen und gestalten möchte.

Wir haben in unserem Hauskreis gerade eine Aktion am Laufen, wo wir reihum an einem Hauskreisabend unsere Arbeitsplätze aufsuchen - alle paar Wochen an einem anderen - um dort zu beten, dass dort Reich Gottes durch das einzelne Hauskreismitglied gebaut werden kann. Das Gottes Gegenwart dort einziehen kann und sich die Atmosphäre verändert, dass die Werte Gottes, die Gerechtigkeit des Reiches Gottes sich dort ausbreiten.


6. Zusammenfassung

Ich möchte zum Schluss noch kurz zusammenfassen:

Manchmal sind wir blind für die Ströme des lebendigen Wassers, die aus uns heraus fließen, weil wir den falschen Fokus haben, weil wir nicht wahrnehmen, dass Gott gerade ganz anders wirken möchte.

Manchmal hindert uns unser Alltag.

Manchmal blockieren wir uns selbst durch überzogene Erwartungen und manchmal vergessen wir, dass wir Gottes geliebte Kinder sind.

Und manchmal ist es einfach so, dass wir den Blick abgewendet haben von den Menschen, zu denen die Liebe Gottes eigentlich hin fließen möchte.

Wichtig ist: Gott zieht seine Liebe und den Strom seines Heiligen Geist nie zurück und wird ihn nie zurückziehen.

Wir sind für immer die Gerechtfertigten, die Heiligen, seine Söhne und Töchter.

Christus lebt in uns und will sich durch uns ausdrücken.

Wenn wir in diesem Bewusstsein leben, dann sucht sich der Strom immer wieder seinen Weg zu den Menschen.



AMEN.

Freitag, 1. Februar 2013

Termine und Aktuelles Februar 2013

03.02. dezentrale Hausgottesdienste

10.02. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Hans Heidelberger, Thema: "Das Reich Gottes, die CGF und Du")


17.02. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Mathias Hühnerbein, Nehemia-Team, Thema: "Die Isaak-Generation")


24.02. 10.00 Uhr Gemeindehaus St. Paul, gemeinsamer Gottesdienst mit der "JG St. Paul" (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Ströme lebendigen Wassers")



Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50