Montag, 11. Juni 2012

Predigt von Norbert Wohlrab (10.06.2012)

Die Heiligung des Sabbats und seine Bedeutung für Christen


1. Einleitung

Schabbat schalom, schabbat schalom. schabbat, schabbat, schabbat schalom.“ So lautet ein jüdisches Lied mit dem der Schabbat eingeleitet wird.

Wir leben heute in einer Zeit, in der sich die Christenheit wieder mehr ihrer jüdischen Wurzeln bewusst wird und ganz neu oder manchmal sogar erstmals die Bedeutung verschiedener Passagen der Bibel erkennt. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr bei allem positiven Interesse am Judentum die Unterschiede zwischen dem Alten Bund und dem Neuen Bund zu verwässern und den Blick abzuwenden von der Einmaligkeit des Erlösungswerks Jesu Christi. Daher war es uns bspw. wichtig bei dem Passah-Abend, den wir vor kurzem gefeiert haben, nicht nur die jüdischen Traditionen kennenzulernen, sondern auch die christozentrische Bedeutung des Passah-Festes zu erfassen.

Heute möchte ich über das Gebot der Sabbat-Heiligung sprechen und darüber, was es für uns für eine Bedeutung haben kann.


2. Das Sabbat-Gebot im AT

Lesen wir zunächst die relevanten Schriftstellen aus dem AT. Bei der Gesetzgebung am Sinai sprach Gott zum Volk Israel zunächst:

Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe“ (2. Mose 20, 1 Rev. Elb.)

Dann gibt er die einzelnen Ausführungen. Und im - nach jüdischer Zählweise vierten Gebot - heißt es dann:

Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt. Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ (2. Mose 20, 8-11 Rev. Elb.)

An anderer Stelle heißt es:

Sechs Tage soll man seine Arbeit verrichten, aber den siebten Tag sollt ihr heilig halten, er sei euch ein ganz feierlicher Sabbat für den HERRN. Jeder, der an ihm eine Arbeit verrichtet, muss getötet werden. Ihr dürft am Sabbattag in all euren Wohnsitzen kein Feuer anzünden. (2. Mose 35, 2.3 Rev. Elb.)

Ganz schön harte Worte: jeder, der arbeitet muss getötet werden. Da wäre der Saal heute leer bzw. Fürth wäre ziemlich entvölkert. Und eine weitere Stelle:

Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen: Die Feste des HERRN, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, meine Feste sind diese: Sechs Tage soll man Arbeit tun; aber am siebten Tag ist ein ganz feierlicher Sabbat, eine heilige Versammlung. Keinerlei Arbeit dürft ihr tun; es ist ein Sabbat für den HERRN in all euren Wohnsitzen.“ (3. Mose 23, 2.3 Rev. Elb.)
Eine heilige Versammlung soll stattfinden! Und eine letzte Stelle:

Beachte den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, so wie der HERR, dein Gott, es dir geboten hat! Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun; aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt, damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen wie du. Und denke daran, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat! Darum hat der HERR, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern.“ (5. Mose 5, 12-15 Rev. Elb.“

Also nicht einmal das Vieh durfte arbeiten am Sabbat, so ernst war es Gott mit diesem Gebot.
Was wird daraus deutlich? Warum sollte das Volk Israel den Sabbat heiligen?
Es sind drei Gründe, die hier deutlich werden:

1. Gott ruhte am siebten Tag, deshalb ist der Sabbat ein heiliger Tag
2. Der Sabbat ist ein Gedenktag für die Befreiung Israels aus Ägypten und
3. Der Sabbat ist ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel.

Haltet nur ja meine Sabbate! Denn sie sind ein Zeichen zwischen mir und euch für all eure Generationen, damit man erkenne, dass ich, der HERR, es bin, der euch heiligt.“ (2. Mose 31, 13 Rev. Elb.)

Der Sabbat soll verdeutlichen, dass Israel das auserwählte Volk Gottes ist. Das Volk, welches Gott sich geheiligt hat. Deshalb legt er auch ganz strenge Vorschriften fest, damit Israel diesen Tag ernst nimmt und einhält.

Es darf bspw. kein Feuer angezündet werden. Damit kann auch die Hausfrau den Sabbat einhalten kann. Jegliches Essen muss entweder vor Beginn des Sabbats fertig sein oder es wird bis zum Ende des Sabbats auf kleiner Flamme warm gehalten. Denn die schlauen Juden hatten natürlich einen Dreh gefunden, wie sie damit am Sabbat doch noch zu einem warmen Essen kommen konnten (es heißt ja nur, dass man kein Feuer anzünden darf!).

Heute gibt es entsprechende Regelungen für den Umgang mit Elektrizität: man darf sie nicht einschalten, aber sie darf durchlaufen. In Hotels gibt es dann bspw. Aufzüge, die vor Beginn des Sabbats auf Dauerbetrieb gestellt werden und während des Sabbats in jedem Stockwerk halten. Schwierig ist es mit Verbrennungsmotoren. Hier gibt es noch keinen Trick. Deutsche Automobilhersteller sollen daher ein Auto entwickeln, dass von den Hirnströmen gesteuert wird, denn das Hirn ist ja auch ständig „unter Strom“.

Ich weiß jetzt nicht, ob das alles so im Sinne Gottes war oder ist. Gott war es auf jeden Fall ernst mit dem Sabbat. Sogar die Knechte, die Sklaven und das Vieh sollten ihn halten. Ihn heiligen! Im ganzen Land sollte deutlich werden, wer der Gott Israels ist. Er soll geehrt werden! Gott der Erlöser, Gott der Befreier soll geehrt werden.

Aber auch Gott als Schöpfer soll geehrt werden! Sabbat heißt auf deutsch Ruhetag. Gott ruhte am siebten Tag und deshalb soll am Sabbat alle Arbeit ruhen. Der Mensch soll ruhen, innehalten, zur Ruhe in Gott kommen.

All die jüdischen und pharisäischen Vorschriften (z.B. Spazierengehen (bis 900 Meter) aber nicht Wandern, nichts Tragen, sich die Schnürsenkel binden aber keine zwei Schleifen machen usw.), die im Lauf der Zeit entstanden sind und regelten, was am Sabbat getan werden darf und was nicht und letztlich zum Selbstzweck mutiert sind und damit zur Last geworden sind, hätten doch eigentlich Hilfe sein sollen, dass der Mensch zur Ruhe kommen kann, frei werden von den werktäglichen Lasten und Mühen.

Jesus sagt: „Denn das Joch, das ich auferlege, drückt nicht, und die Last, die ich zu tragen gebe, ist leicht.“ (Mt. 11,30 NGÜ)

Er wollte den Menschen keine unnötigen Lasten auflegen, wie die Pharisäer es getan haben.

Die Frage ist: Was hat das Gebot den Sabbat zu heiligen mit uns zu tun? Hat es überhaupt etwas mit uns zu tun? Sind wir Juden? Nein!
Wurden wir oder unsere Vorfahren aus Ägypten befreit? Nein!
Leben wir in Israel? Nein!
Sind wir israelitische Knechte, Sklaven oder Ochsen? Nein!
Warum sollte das Gebot der Heiligung des Sabbats dann für uns irgendeine Bedeutung haben? Können wir es auf den Sonntag anwenden?


3. Die Bedeutung des Gesetzes

3.1. Frei vom Gesetz des Alten Bundes

Ich möchte darauf verschiedene Antworten geben. Zunächst die heilsgeschichtliche Antwort. Das Sabbat-Gebot hat für uns als Christen überhaupt keine Bedeutung und es hat auch niemals eine Bedeutung gehabt.

Das Sabbat-Gebot ist wie alle anderen Gebote auch Teil des Gesetzes. Und das Gesetz - es umfasst 613 Gebote inkl. der zehn Hauptgebote wurde nur dem Volk Israel gegeben. Darauf waren sie auch besonders stolz.

Und wo gibt es eine große Nation, die so gerechte Ordnungen und Rechtsbestimmungen hätte wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?“ (5. Mo. 4,8 Rev. Elb.)

Nun gut, du kannst von dir sagen, dass du ein Jude bist. Du fühlst dich sicher, weil du das Gesetz hast, und bist stolz darauf, den wahren Gott zu kennen.“ (Röm. 2,17 NGÜ)

Das Gesetz war also - in der Form, wie es uns im AT vorliegt - nie für die nicht-jüdische Welt gedacht. Es war ein Vertag mit Israel.

Aber selbst wenn es für uns gegolten hätte, hätte es doch seinen Endpunkt, seine Erfüllung in Christus gefunden.

Denn Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.“ (Röm. 10,4 Rev. Elb.)

Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden“ (Röm. 7,6a Luther)

Also die erste Antwort lautet: Das Sabbat-Gebot ist Teil des Gesetzes und hat daher keinerlei Bedeutung für uns Christen. Wir können also ganz entspannt oder ganz gestresst zwischen Freitagabend und Samstagabend (ich rede ja immer noch vom Sabbat!) arbeiten, wandern, einkaufen, Strom an- und ausschalten oder was auch immer wir sonst tun wollen.

3.2 Frei zum Gesetz des Neuen Bundes

Ja aber, Moment: Hat Jesus nicht auch was zum Sabbat gesagt? Und Luther? Warum denn dann überhaupt die Auslegung der Zehn Gebote?

Es gibt hier wirklich viel Verwirrung durch manchmal falschen Gebrauch von Bibelstellen.
Zunächst zu Jesus. Er hat tatsächlich etwas zum Sabbat gesagt.

Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat.“ (Mk. 2, 27.28 Rev. Elb.)

Dies sagte Jesus in einer Auseinandersetzung mit den Pharisäern. Die Pharisäer hatten nämlich rund 1500 Gebote aufgestellt, was man am Sabbat tun darf und was nicht.
Die Jünger hatten, weil sie Hunger hatten ein paar Ähren gepflückt und die Körner gegessen. Dadurch hatten sie nach pharisäischen Verständnis geerntet (Ausraufen der Ähren = Ernten), gedroschen (Trennen der Spreu vom Korn = Dreschen), geworfelt (in die Hände pusten = Worfeln) und vermutlich auch eingelagert (Schlucken der Körner = Einlagern).

Jesus verdeutlichte den Pharisäern, dass es nicht der Sinn des Sabbats ist, menschliche Vorschriften einzuhalten, sondern eine Zeit der Ruhe und Besinnung in Gott zu haben. Er hat damit das Sabbat-Gebot nicht aufgelöst, sondern den originalen Zweck herausgestellt. Gleichzeitig hat er verdeutlicht, dass er ebenfalls ein Definitionsrecht beansprucht.
Es ist keinesfalls eine Aufforderung am Sabbat zu tun und zu lassen, was man will.

Aber auch diese Auseinandersetzung war vom Juden Jesus mit anderen Juden (Pharisäern). Sie hat also ihren Platz innerhalb des Bundes mit Israel. Was aber können wir Heidenchristen aus dem NT über den Sabbat lernen?

Noch mal zur Wiederholung: alle 613 Gebotes des AT waren ausschließlich für Israel und sind in Jesus erfüllt und beendet worden. Dies wurde in der Kirchengeschichte oft übersehen und wird oft noch übersehen.

Luther hat u.a. deshalb das Gesetz gepredigt, damit Sündenerkenntnis entsteht und der Mensch sich seiner Erlösungsbedürftigkeit bewusst wird:

dass es die Erbsünde mit den Früchten und allem offenbare und dem Menschen zeige, wie gar tief seine Natur gefallen und grundlos verderbt ist …“

Er befand sich ja in einer volkskirchlichen Situation mit nomineller Kirchenzugehörigkeit von Geburt an. In einer verrohten Gesellschaft mussten die Menschen erstmal erkennen, dass sie vor Gott schuldig geworden sind.

Wir leben in einem neuen Bund. Wir sind erlöst aus Gnade. Durch Glauben. Aber auch dieser neue Bund hat seine Gesetze. Nur bewirken sie keine Erlösung, sie sind aber trotzdem vorhanden.

Wie heißt es im Missionsbefehl?

Lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt. 28,20b NGÜ)

und

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Joh. 14,15 NGÜ)

Jesus Christus hat uns eine Vielzahl an Geboten gegeben, nach denen wir unser Leben gestalten sollen! Ich hab sie jetzt nicht systematisch erfasst - meines Wissens gibt es überhaupt noch keine systematische Erfassung - , aber es sind über 100 Anweisungen, die uns gegeben sind.

Und Johannes schreibt dazu: „seine Gebote sind nicht schwer.“ (1. Joh. 5,3b Luther)

Paulus bezeichnet sie als das „Gesetz des Christus“ (Gal. 6,2 Rev. Elb.).

Helft einander, eure Lasten zu tragen! Auf diese Weise werdet hr das Gesetz erfüllen, das Christus uns gegeben hat.“ (Gal. 6,2 NGÜ)

Das klingt wirklich nicht schwer.
Verwirrung entsteht, weil manche der Gebote, die Jesus uns gegeben hat, auch schon im Alten Bund vorhanden waren. Jesus hat ja bspw. das Verbot des Ehebruchs genommen und weiter ausgeführt und dargestellt, dass der Ehebruch bereits im Kopf stattfindet oder dargestellt, dass derjenige, der seinem Bruder zürnt eigentlich schon gemordet hat usw.

Der messianische Jude und Theologe Dr. Arnold Fruchtenbaum erklärt dazu in seinem Buch „Gesetz und Gesetzlichkeit“, das wir in der Bibel verschiedene heilsgeschichtliche Epochen (Bündnisse) finden (z.B. den abrahamitischen Bund, den Bund der Landverheißung usw.) und in diesen Epochen gibt es auch unterschiedliche Kodexe (Verhaltensrichtlinien, -kataloge, Vertragsrichtlinien, Gesetzessammlung), so z.B. den Eden-Kodex, den adamitischen, den nohaitischen, den mosaischen und den christlichen Kodex.

Jeder Kodex enthält z.T. die gleichen Gebote wie im vorherigen Kodex und z.T. auch neue Gebote. Im Garten Eden bspw. durften die Menschen nicht vom Baum der Erkenntnis essen, das spielte für die Menschen danach keine Rolle mehr, da sie ja nicht mehr im Paradies lebten und keinen Zugang mehr zu den Bäumen im Garten Eden hatten.

Oder ein weiteres Beispiel: Adam und Eva durften nur samentragendes Kraut und Obst essen, die Menschen nach der Sintflut durften alles essen was sich regt, jedoch ohne Blut. Im mosaischen Gesetz wurde das Ganze dann noch viel weiter in ausführliche Speisevorschriften ausdifferenziert.

Ich habe meinen Führerschein in Deutschland erworben und hier in Deutschland fahre ich nach der deutschen Straßenverkehrsordnung. Wenn ich jetzt nach England ziehe, kann ich zwar noch meine Fahrerlaubnis verwenden, ich muss auch immer noch an roten Ampeln halten und darf bei grünen Ampeln fahren, aber ich muss auf der linken Straßenseite fahren. Die englische Straßenverkehrsordnung ist in manchen Punkten gleich und in manchen Punkten unterschiedlich. Aber für mich gilt in England nicht mehr die deutsche, auch nicht die deutsche und die englische, sondern ausschließlich die englische Straßenverkehrsordnung.

Daher gelten für mich also heute nicht ein paar Gebote aus dem Alten Bund (z.B. die zehn Gebote, Zehnten geben, sexuelle Reinheit vor der Ehe, Sabbatgebot) und andere nicht (z.B. kein Schweinefleisch essen, keine Muscheln essen, seinen Bart nicht schneiden, keine unterschiedlichen Stoffe anziehen), sondern es gelten nur die Gebote des Neuen Bundes.

Paulus sagt denen, die sich beschneiden lassen wollten, um so das Gesetz zu erfüllen:

Ich weise jeden, der sich beschneiden lassen will, noch einmal mit allem Nachdruck darauf hin: Mit seiner Beschneidung verpflichtet er sich, das ganze Gesetz zu befolgen.“ (Gal. 5,3 NGÜ)

Wie absurd dies wäre, wird z.B. in dem folgenden sehr spöttischen und bibelkritischen Brief an eine US-Radiomoderatorin deutlich. Ich lese nur ein paar Auszüge:

Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?

Ich weiß, dass ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich hab versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.

Lev. 25:44 stellt fest, dass ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freun- de meint, das würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?

Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deut- lich fest, dass er getötet werden muss. Allerdings: Bin ich moralisch verpflichtet ihn eigenhändig zu töten?

Ich weiß aus Lev. 11:16-8, dass das Berühren der Haut eines toten Schweines mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen, wenn ich dabei Hand- schuhe trage?

Wir sind heute frei vom Gesetz des Alten Bundes und frei dazu nach den Geboten Jesu, den Geboten des Neuen Bundes zu leben. Nicht um eine formal-juristische Pflichten zu erfüllen, sondern aus Liebe zu Jesus und zu den Menschen. Dabei ist der Heilige Geist in uns unser Motor, denn im Neuen Bund ist uns das Gesetz in unser Herz geschrieben (Jer. 31,33).


4. Die Bedeutung des Sabbats für uns als Christen

Da Jesus aber trotzdem in einem jüdischen Kontext gelebt und gelehrt hat, lassen sich manche seiner Anweisungen nicht in einem heidnischen Kontext anwenden oder zumindest nicht so einfach übertragen (z.B. Wie oft werden wir gezwungen jmd. eine Meile zu begleiten?) oder es haben sich neue Sachverhalte ergeben, zu denen Jesus sich nie direkt geäußert hatte (z.B. der Umgang mit Götzen-opferfleisch).
Deshalb hat er die Apostel mit etwas Besonderem ausgestattet. Mit dem Recht zu „Binden“ und zu „Lösen“ (Mt. 16,19). Das hat jetzt nichts mit dem Lösen irgendwelcher dämonischen Bindungen zu tun, sondern sie durften für die Gemeinde festlegen, was verboten ist und was erlaubt ist. Dies wurde im heidenchristlichen Kontext dann auch des öfteren benötigt.

Zurück zur Ausgangsfrage. Was sagt Jesus zum Sabbat? Außer der bereits erwähnten Bibelstelle in der Kontroverse mit den Pharisäern sagt Jesus nichts. Jesus wiederholt alle der zehn Gebote des Alten Bundes, aber nicht das Sabbat-Gebot. Müssen wir jetzt Sonntags wieder arbeiten?

Unsere Hoffnung ist nun Paulus. Er ist der Apostel der Heiden. Er war von Jesus beauftragt uns das Evangelium zu bringen und zu erklären. Paulus, was sagst Du?

Niemand soll euch also Vorhaltungen machen wegen dem, was ihr esst oder trinkt oder was ihr an den Festen, am Neumondstag oder am Sabbat tut.“ (Kol. 2,16 NGÜ)

Wie jetzt? - Und weiter:

Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt!“ (Röm. 14,5 Rev. Elb.)

Mit anderen Worten: Gott gibt uns durch Paulus die absolute Freiheit, ob wir den Sabbat oder einen anderen Tag (also Sonntag) als Ruhetag feiern - oder nicht. Auch der Apostel-konzil (Apg. 15) hat dazu keine Vorgaben gemacht. Da ging´s um Unzucht und um Götzendienst und um Blutwurst, aber kein Wort zum Sabbat.

Warum war das so? Ich denke, es könnte vier Gründe haben:

1. Die Christen in Israel hatten keine Probleme den Sabbat zu feiern - und haben dies auch getan - da der Sabbat ja bereits ein Feiertag war. Außerhalb Israels war dies nicht der Fall. Der Sabbat war Werktag. Sie hätten gar nicht die Möglichkeit einen Ruhetag einzulegen. Kein Herr hätte es geduldet, wenn seine Knechte und Mägde, seine Sklaven regelmäßig für einen Tag der Woche die Arbeit eingestellt hätten. (Der Sonntag als Tag der Arbeitsruhe für alle hat sich übrigens erst im 6. Jahrhundert durchgesetzt. Für die Stadtbevölkerung gab es ihn im römischen Reich ab dem 4. Jahrhundert. Zuvor gab es verschiedene religiöse Feiertage.)

2. Während im alten Bund zumindest ein Tag der Woche ganz Gott gehören sollte, also für Gott geheiligt war, gehört ja jetzt alles Gott. Das ganze Leben soll für Gott geheiligt sein (Röm. 12,1), nicht nur ein spezieller Tag.

3. Viele der Gebote die aus dem Alten Bund von Jesus und den Aposteln übernommen wurden, sind ethisch-moralische Richtlinien. Die kultisch-zeremoniellen Gebote wurden nicht
übernommen. In diese Kategorie könnte man auch das Sabbat-Gebot einordnen.

4. Der Sabbat hatte heilsgeschichtlich für die Heidenchristen nicht dieselbe Bedeutung wir für die Juden bzgl. der Befreiung aus Ägypten. Es gab also zumindest in dieser Hinsicht keinerlei Veranlassung ihn überhaupt einzuführen. Zum Gedenken an das Erlösungswerk Christi gab es das Abendmahl als regelmäßige Feier.


5. Die christliche Versammlung am Sonntag

Und dies wurde auch regelmäßig getan:

Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen“ (Apg. 20,7 Rev. Elb.)

Bereits nach kurzer Zeit haben die Christen angefangen sich regelmäßig am ersten Tag der Woche (also am Sonntag) zu treffen um Abendmahl zu feiern, Gemeinschaft zu haben, Gottesdienst zu feiern. Sie wurden von keinem der Apostel dazu aufgefordert. Nirgends findet sich eine Bibelstelle, die dies anordnet, aber es war auch nie strittig, es wurde auch nirgends widerrufen. Es scheint, als ob der Heilige Geist dies eigenständig initiiert hat und es sich sehr schnell überall durchgesetzt hat.

Wie wurde es begründet? Ich habe eingangs erwähnt, dass die Sabbatfeier bei den Juden mit der Schöpfung und mit der Errettung begründet wird. Auch hier finden wir wieder diese beiden Elemente: Christus ist am Sonntag auferstanden. Er ist die erste neue Schöpfung. Und sein Erlösungswerk wird im Abendmahl gefeiert. Also wieder Schöpfung und Erlösung. Ja, in Christus fällt sogar beides zusammen.

Justin der Märtyrer schreibt im Jahr 165 n. Chr in seiner ersten Apologie (Verteidigungsschrift):

An dem Tage, den man Sonntag nennt, findet eine Versammlung aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen; dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es angeht....Am Sonntage aber halten wir alle gemeinsam die Zusammenkunft, weil er der erste Tag ist, an welchem Gott durch Umwandlung der Finsternis und des Urstoffes die Welt schuf und weil Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tage von den Toten auferstanden ist.“

Die ersten Christen blieben beständig in dieser Gemeinschaft, sie hielten hartnäckig daran fest, sie ließen nicht nach (Apg. 2,42). Es zog sie zueinander und zur gemeinsamen Feier des Gottesdienstes. Sie hatten keinen Sabbat, keinen freien Sonntag, sie hatten keinen wöchentlichen Ruhetag, aber sie hatten die gemeinsame Gottesdienst-Feier, die sie nicht missen wollten.

Es findet sich nur eine einzige Bibelstelle im NT, in der die Christen ermahnt werden zum Gottesdienst zu kommen.

Lasst uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das umso mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!“ (Hebr. 10, 24.25 NGÜ)

Dies wird m. M. deshalb nur einmal im NT erwähnt, weil es damals noch kein Problem dargestellt hat. Die Christen wollten sich versammeln! Sich nicht „um Christus“ und „zu einander“ zu versammeln, wäre für sie so gewesen, als wenn sie den Glauben verleugnet hätten.

Es spielt dabei keine Rolle, ob sich die Gemeinde am Freitag, Samstag oder Sonntag versammelt. Wichtig ist, dass sie sich versammelt und man dieser Versammlung nicht fern bleibt!


6. Schluss

Wir haben heute den Vorzug - ähnlich wie Israel den Sabbat - den Sonntag als arbeitsfreien Tag zu genießen. Für die religiösen Juden ist der Sabbat nicht einfach ein arbeitsfreier Tag, sondern ein Tag des Besinnens auf Gott, des Nachsinnens über seinem Wort, des Studierens und des Eintretens in seine Gegenwart. Sie haben bestimmte Rituale und Zusammenkünfte, mit denen sie ihn am Freitagabend einleiten (begrüßen), am Samstagvormittag feiern und abends wieder verabschieden. Dies waren Hilfsmittel um ihn ganz Gott zu widmen - die aber auch schnell erstarren konnten.

Solche Rituale kennen wir nicht. Wir sind absolut frei den Sonntag zu feiern, wie wir wollen. Dabei ist es sicherlich gut und richtig aus der Schöpfungsgeschichte einen Ruhetag für uns und alle Menschen abzuleiten.

Aber, wir sind frei! Du bist frei am Sonntag zu kochen - zu lernen - zu arbeiten - zu lesen - zu entspannen - zu schlafen - zu reden - Zeit mit der Familie, mit Freunden zu verbringen - Sport zu machen usw...Ganz so, wie Du es vor Gott in Dankbarkeit machen möchtest. Niemand darf Dich richten.

Aber wovor wir gewarnt werden, ist den Gottesdienst zu versäumen. Ihn brauchen wir als gemeinschaftliches Erleben. Gesellige Zeit mit Freunden oder der Familie kann hier kein Ersatz sein. Gemeinschaft fängt da an, wo wir uns um Jesus versammeln.
Gottesdienst ist Teilhabe aneinander, Teilhabe am Leib. Ihn besuche ich nicht wie eine Kino- oder Theatervorstellung. Wenn uns der Sonntag als arbeitsfreier Tag daran hindert gemeinsam Gottesdienst zu feiern und stattdessen anderes zu pflegen, dann hat das „Arbeitsfreie“ seinen Sinn verfehlt.

Die Märtyrer Saturnius, Dativus und ihre Gefährten haben sich im Jahr 304 nicht hinrichten lassen, weil sie am Sonntag nicht arbeiten wollten, sondern weil sie von den Gottesdienstfeiern nicht absehen wollten.

Wir müssen nicht unser Leben riskieren, sondern dürfen gefahrlos daran festhalten.



AMEN.

Freitag, 1. Juni 2012

Termine und Aktuelles Juni 2012

03.06. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste

10.06. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)


17.06. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst m. anschl. Grillen gemeinsam mit der LKG (Predigt Stefan Thieme, LKG)


24.06. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Michael Koch)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Samstag, 5. Mai 2012

Termine und Aktuelles Mai 2012

06.05. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst m. anschl. Essen (Predigt Klaus Sparla, Vineyard Nürnberg; Thema: "Der Umgang mit Enttäuschungen")

13.05. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


19.05. 14.00 Taufgottesdienst in Hubmersberg

20.05. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Werdet wie die Kinder!")


27.05. 10.00 Uhr LKG Pfingsten Gottesdienst gemeinsam mit der JG St. Paul (Predigt Torben Friese, FCGF)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Predigt von Norbert Wohlrab (20.04.12)

Die Taufe - ein Mysterium?!


1. Einleitung

Wie Ihr sicherlich schon mitbekommen habt, findet im Mai ein Taufgottesdienst statt. Wir haben vier Täuflinge, die sich zu Jesus Christus bekennen und sich dazu entschlossen haben, sich taufen zu lassen.

Im Vorfeld haben wir zwei Taufgespräche durchgeführt und zum Abschluss des Gesprächs habe ich sie dann immer gefragt, ob sie alles verstanden haben. Worauf sie immer mit „Ja“ geantwortet haben. Das fand ich dann immer sehr erstaunlich, weil ich für mich zugeben muss, dass ich noch nicht alles verstanden habe. Intellektuell nachvollzogen gewiss, aber nicht in seiner Gänze, in seiner Tiefe „erkannt“. Warum? Weil die Taufe irgendwie doch ein Mysterium ist.
Nicht im Sinne der Mysterienreligionen, sondern im Sinne eines Sakraments. Eine menschliche Handlung, ein Ritus, der eine geistliche Wirklichkeit bewirkt. (Die alte Kirche kannte übrigens nur zwei Sakramente: die Taufe und das Abendmahl.) Und diese geistliche Dimension zu erkennen - nicht nur in der Taufe, sondern in allen Inhalten des christlichen Glaubens - ist ein lebenslanger Wachstumsprozess.

Heute geht es also um die Taufe. Ich habe schon das ein oder andere Mal über die Taufe gepredigt, daher weiß ich jetzt nicht, ob ich allzu viel neues oder anderes heute sagen werde. Also wenn Ihr das Gefühl habt, das habt Ihr schon mal von mir gehört, dann bitte ich schon mal um Entschuldigung (im Sinne einer vorlaufenden Gnade).

In der weltweiten Christenheit besteht ja zumindest in einem Punkt Einigkeit: nämlich dass wir taufen sollen (mit Ausnahme der Heilsarmee, die meines Wissens überhaupt nicht taufen). Der Missionsbefehl ist hier eindeutig:

Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr diese tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ (Mt. 28, 19.20 Rev. Elb.)

Schwieriger wird es hier schon in der Frage, wie und wer getauft werden soll. Gläubige Erwachsene oder nicht glaubende Säuglinge, mit Untertauchen oder mit Besprengen. Kaum eine Frage hat die Christenheit so gespalten wie diese Frage. In der katholischen Kirche werden Säuglinge mit Wasser besprengt, in der orthodoxen Kirche werden sie ganz untergetaucht und in den protestantischen Kirchen dominiert die Glaubenstaufe (ca. 70%).

Könnte es sein, dass viele Streitigkeiten um die Taufe und viele Missverständnisse darauf zurückzuführen sind, dass wir sie - wie so vieles andere - vom jüdischen Hintergrund getrennt haben und daher missverstanden haben? Oder liegt es einfach daran, dass man sich so manche Theologie nach Gutdünken zurechtgezimmert hat?


2. Die Vorläuferhandlungen in Judentum

Auch wenn das Judentum an sich gar keine Taufe kennt, so gibt es doch verschiedene Vorläuferhandlungen.

Weil uns nun aber daran liegt, dass ihr im Glauben erwachsen werdet, wollen wir nicht bei den Anfangslektionen der Botschaft von Christus stehen bleiben, sondern uns dem zuwenden, was zur Reife im Glauben gehört. Wir wollen nicht von neuem über die Dinge reden, die das Fundament bilden: über die Abkehr von Taten, die letztlich zum Tod führen, und über den Glauben an Gott, über die Bedeutung der Taufe im Unterschied zu anderen Waschungen und über die Handauflegung, über die Auferstehung der Toten und über das letzte Gericht mit seinem ewig gültigen Urteil. Nein, wenn Gott es zulässt, wollen wir jetzt weitergehen.“ (Hebr. 6, 1-3 NGÜ)

Hier wird darauf hingewiesen, dass es im Judentum des Alten Bundes verschiedene Waschungen, verschiedene Reinigungsrituale gab.

Wir wissen alle zur Genüge, egal wie gut man das Auto putzt und reinigt, es wird immer wieder dreckig. Schlamm und Dreck spritzen hoch, Insekten hinterlassen ihr Testament bevor sie ihr Dasein aufgeben, Vögel kacken drauf, die lästigen Fußgänger, die bei Rot über die Ampel gehen hinterlassen Schleifspuren (joke) usw.

Ähnlich war es bei den Juden: sie wussten, dass sie unrein waren (z.B. durch den Kontakt mit bestimmten Tieren, mit Aas, mit Toten, mit Blut, Eiter, Samen, Aussatz, der Geburt usw.) und dass sie Gott (z.B. im Tempel) nur begegnen konnten, wenn sie rein waren. Daher gab es verschiedene Reinigungsvorschriften und Ritualbäder im Außenbereich des Tempels um sich rituell zu reinigen.

Aber wir wissen auch, dass es eigentlich nicht die äußeren Dinge sind, die uns verunreinigen, sondern die Sünden, die aus uns herauskommen.

Jesus sagt: „Was aber aus dem Mund herausgeht, kommt aus dem Herzen hervor, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen; diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen, aber mit ungewaschenen Händen zu essen, verunreinigt den Menschen nicht.“ (Mt. 15, 18-20 Rev. Elb.)

Das schönste polierte und blitzende Auto ist doch nichts, wenn der Innenraum völlig verdreckt ist. Deshalb führte Johannes, eine Tauf der Buße ein. Er wies daraufhin, dass ein Veränderung des Lebens notwendig sei. Seine Taufe der Buße stellte im Leben des einzelnen den Beginn eines auf Gottes Gebote hin ausgerichteten Lebens dar.

Auf diesem historischen Hintergrund basierte das Taufverständnis s der ersten Christen. Die Waschungen des Alten Bundes waren nicht gleichzusetzen mit der Taufe auf den Namen Jesus Christus. Aber sie verstanden, dass die Taufe eine - wie auch immer geartete - reinigende Bedeutung hatte und dass sie einen Neuanfang markiert.


3. Der Beginn des Christseins

Es gibt vier Eckpfeiler, die den Beginn des Christseins markieren. Dazu eine Bibelstelle aus der Pfingstpredigt des Petrus:

Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt. Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Brüder? Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ (Apg. 2, 36 – 38 Rev. Elb.)

Hier werden vier Eckpfeiler deutlich: Buße, Glaube (auch wenn das Wort hier nicht vorkommt, so ist es doch aus der Reaktion der Hörer auf die Botschaft ersichtlich), Taufe und Geistestaufe bzw. Geistempfang. Diese vier Eckpfeiler stehen idealerweise in einem engen zeitlichen Zusammenhang und idealerweise in dieser Reihenfolge. Aber bereits in der Apostelgeschichte wird gelegentlich vom Idealfall abgewichen, z.B. bei der Taufe der ersten Heiden im Haus des Cornelius, als Gott den Heiligen Geist souverän auf die Heiden fallen ließ, damit Petrus ihnen die Wassertaufe nicht verwehren konnte (Apg. 10, 47.48) oder als Paulus auf die Jünger in Ephesus traf, die weder die Taufe auf den Namen Jesus hatten, noch etwas vom Heiligen Geist wussten und beides schleunigst nachgeholt werden musste (Apg. 19, 1-7).

Auffällig ist: es wurde nachgeholt! Sowohl für Petrus, als auch für Paulus war es wichtig, dass die Initiation (Christwerdung) vollständig vollzogen wurde: die Taufe im Heiligen Geist war vorhanden, aber die Wassertaufe wurde nachgeholt, die Jünger in Ephesus folgten Jesus bereits nach und hatten schon die Taufe des Johannes, aber die Taufe auf den Namen Jesus und die Geistestaufe wurden sofort nachgeholt. Die Christwerdung musste vollständig sein. So praktizierten es die Apostel, die von Jesus zur Belehrung und Gründung der Gemeinden bevollmächtigt wurden. Beide Elemente sind wohl in Gottes Gnade nicht heilsnotwendig, denn Jesus sagt ja nur, dass der, der nicht glaubt, nicht errettet wird und nicht der nicht wasser-/geistgetauft ist (Mk. 16,16), aber sein Wille soll ja auch hier auf der Erde geschehen und nicht nur im Himmel.

Eine Anmerkung noch, auch wenn die Reihenfolge von Taufe und Geistestaufe unterschiedlich war, so gibt es doch kein Beispiel im NT wo die Reihenfolge von glauben und taufen umgedreht wird.

Der Kämmerer aus Äthiopien in Apg. 8 hat keine Minute gezögert und sich gleich taufen lassen. Ich selbst war echt ein Weichei und hab 4 Jahre gebraucht, von der Bekehrung bis zur Taufe. Ich konnt´s gar nicht glauben, habe extra am Freitag meine Taufurkunde noch mal raus gesucht. Vier Jahre bis ich bereit war diesen Schritt gegen alle kulturellen und religiösen Widerstände zu gehen. Mit der Geistestaufe ging´s dann glücklicherweise schneller.


4. Das Geschehen in der Taufe

4.1 Die Taufe ist keine Magie

Was geschieht eigentlich in der Taufe?

Zunächst einmal was nicht geschieht. Die Taufe ist keine magische Handlung. Dazu ein passender Witz:

Ein Jude zog in eine sehr katholische Gegend. Jeden Freitag wurden die Katholiken sehr nervös, denn während sie ihren Fisch aßen, saß der Jude im Garten und grillte Steaks. Also machten sie sich daran, ihn zu konvertieren. Schließlich, mit Bitten und Drohungen, schafften sie es. Sie brachten ihn zu einem Priester, der besprenkelte ihn mit gesegnetem Wasser und sprach: "....geboren als Jude....aufgewachsen als Jude....jetzt ein Katholik."
Die Katholiken waren begeistert. Keine verführerischen Gerüche mehr am Freitag.
Aber am nächsten Freitag zog der Grillgeruch wieder durch die Nachbarschaft. Die Katholiken rannten alle zum Haus des Juden um ihn an seine neue Diät zu erinnern. Sie fanden ihn am Grill stehend, wo er Wasser über das Fleisch sprenkelte und sagte:"....geboren als Kuh....aufgewachsen als Kuh....jetzt ein Fisch."

Was der Witz verdeutlicht: ohne Glaube macht die Taufe keinen Sinn. Taufe ohne Glaube ist Tauche! Man kann niemand durch eine Zwangstaufe - wie es in der Geschichte allzu oft passiert ist - zum Christen machen.

Bei der Christianisierung der Sachsen durch Karl dem Großen hatten die unterworfenen Sachsen die Wahl sich taufen zu lassen und zu leben oder ihre alte Religion zu behalten und zu sterben.
Auf dem Missionsfeld gab es Auswüchse, dass Missionare heimlich Säuglinge getauft haben um sie dadurch zu Christen zu machen. Dies alles impliziert ein magisches Verständnis der Taufe, d.h. die Taufe selbst könne etwas vollbringen, ohne die Zustimmung des Täuflings. Die Taufe allein kann aber keine Sünden vergeben!

Aber auch wenn sie keine magische Handlung ist, ist sie doch mehr als ein Symbol. Der Tod Jesu am Kreuz war nicht nur symbolisch. Die Gabe des Geistes ist nicht nur symbolisch. Die persönliche Umkehr ist nicht nur symbolisch. Und auch die Taufe ist nicht nur symbolisch. Wir dürfen das Geistliche nicht einfach vom Physischen trennen. Es gehört zusammen.


4.2 Die Taufe ist ein Gehorsamsakt und ein Bekenntnis

In den Versen aus der Apostelgeschichte, die ich eingangs gelesen haben, wird deutlich: die Taufe ist ein Gehorsamsschritt. Die Menschen waren zutiefst bewegt und betroffen als ihnen Jesus als der Sohn Gottes, der für ihre Sünden gestorben und wieder auferstanden ist, vor Augen gemalt wurde. Sie fragen: „Was müssen wir tun?“. Petrus sagt: „Kehrt um und lasst euch taufen in dem Namen Jesus Christus zur Vergebung der Sünden.“ Mit anderen Worten: Zeigt eure Bereitschaft unter der Herrschaft Jesu in Gottes Reich zu leben, indem ihr euch von der Sünde und eurem alten Leben abwendet und jetzt unter der Herrschaft Jesu in eine Beziehung mit dem Vater tretet. Dies drückt dann durch eure Taufe aus. Es war eine Art Befehl oder Appell. Die Leute gehorchen und gehen im Glauben diesen Schritt der Taufe.

Die Taufe ist ein Ausdruck des radikalen Herrschaftswechsels vom alten Leben ohne Gott zu einem neuen Leben mit Gott.

Das was heute vielfach durch das Übergabegebet (eine relativ moderne Erfindung!) ausgedrückt wird, wurde früher mit der Taufe ausgedrückt. Die Taufe auf den Namen Jesus war der Ausdruck für die Lebensübergabe.

Ich muss nicht alle Offenbarungen über die Taufe haben, um mich taufen zu lassen, aber ich muss Glauben haben, dass Jesus mich von der Herrschaft der Sünde erlöst hat und mir ein neues Leben aus Gott schenkt. Viele der ntl. Stellen über die Taufe aus den Briefen (z.B. Römerbrief) wurden an bereits Getaufte geschrieben, damit sie im Nachhinein das Taufgeschehen besser begreifen. Deshalb taufen wir im Mai auch Jugendliche, die sicherlich im Laufe ihres Lebens noch mehr und mehr über die Taufe erkennen werden, aber jetzt erkennen, dass sie Jesus brauchen und zu ihm gehören wollen.

So ist die Taufe gleichermaßen ein Gehorsamsakt, als auch ein öffentliches Bekenntnis vor der sichtbaren und der unsichtbaren Welt (vor Zeugen, mit Rechtsgrundlage): ich gehöre zu Jesus, ich trete aus der Herrschaft des Teufels und der Sünde in das Reich Gottes hinein. Und die anwesenden Christen bezeugen dies, und die anwesenden Engel bezeugen dies....und die anwesenden Dämonen zittern und beben, weil hier wieder neue Krieger Gottes berufen werden.


4.3 Die Taufe ist ein Begräbnis

Der Beginn der Taufe ist das Begräbnis des alten Menschen.

In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist, sondern im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.“ (Kol. 2, 11.12 Rev. Elb.)

Das Begräbnis im Wasser ist das entscheidende Bindeglied zwischen dem Gestorbensein des Gläubigen - gegenüber seinem alten Leben - mit Christus am Kreuz und seiner Auferstehung zu neuem Leben.

Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein, da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sein, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“ (Röm. 6, 3 – 7 Rev. Elb.)

Die Taufe ist ein Begräbnis. Wir anerkennen, nehmen in Anspruch, dass unser alter, von der Sünde beherrschter Mensch mit Christus gestorben ist. Jesus hat dort am Kreuz nicht nur unsere Sünden, sondern auch unseren alten, von der Sünde zerstörten Menschen weggenommen, neutralisiert. In der Taufe wird nun unser altes, sündiges Leben mit Christus begraben. Es hat nun keine Macht mehr über uns. Dieses alte Leben kann uns nicht mehr beherrschen und bestimmen. Dies beinhaltet auch eine juristische Dimension, d.h. wir sind der Herrschaft der Sünde und der Herrschaft des Teufels abgestorben. Das Gesetz hat kein Recht mehr an uns; die Anklage kann nicht mehr greifen. Einem Toten kann man nichts mehr anhaben. Ich bin frei!

In den meisten Bibelstellen über die Taufe hat die Sprache nicht symbolische, sondern instrumentale Funktion, d.h. sie ist nicht wie ein Begräbnis, sie ist ein Begräbnis. Das Zeichen vollbringt das, was es bedeutet. Die Taufe ist zwar Symbolik, aber sie ist mehr als das.


4.4 Die Taufe ist eine Einpflanzung in Christus

Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein“ (Röm. 6,5 Rev. Elb.)

Denn die Taufe ist auch Auferstehung: Nachdem die Herrschaft der Sünde über unser Leben gebrochen ist, sind wir frei durch Gottes Kraft in ein neues Leben zu gehen.

Dieser Bedeutung wird durch den Akt des Untertauchens und Auftauchens - begraben und auferstanden - entsprochen (es wäre andererseits auch ungünstig den Täufling längerfristig unter Wasser zu lassen).

Wir vollziehen den Wechsel vom Sünder zum Gerechten!

Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.“ (Gal. 3,27 Rev. Elb.)

Wir werden in Christus hineingepflanzt. Wir sind eins mit ihm. Völlig verwoben mit Christus. Ich in Christus; Christus in mir. Deswegen macht es auch Sinn, wenn es in der Apg. heißt: Lasst euch in den Namen Jesus Christus taufen. Lasst euch in Christus hineintaufen. So wie ein Samenkorn in den Boden gepflanzt wird und erstirbt und eine neue Pflanze entsteht, eine neue Identität entsteht, so gibt uns die Taufe eine neue Identität in Christus.

Im Altertum war es üblich, dass alle, die zu einem königlichen Mahl geladen worden sind, zunächst ein Bad nehmen und sich dann in ein neues, geschenktes Gewand kleiden. Wer sich geweigert hätte, hätte den König beleidigt und hätte nicht in die Gemeinschaft kommen dürfen (vgl. Mt. 22, 1-14). So hat der Christ in der Taufe grundsätzlich sein altes Leben abgelegt und Christus angezogen. Er trägt nun das Kleid der Gerechtigkeit. Wenn Gott auf uns blickt, sieht er jetzt zuerst Christus, vollkommen und rein.

Manche erleben bei ihrer Taufe überwältigende Veränderungen, andere nicht. Ähnlich wie die Lebensübergabe bei manchen spektakulär ist und bei anderen nicht. Gerade in Afrika scheint es der Fall zu sein, dass bei Taufen viele Dämonenaustreibungen geschehen, weil hier oft eine dramatische Abkehr vom okkulten Leben geschieht.

So wie man bei der Taufe in Christus eingepflanzt wird, wird man such in seinen irdischen Leib hineingeplfanzt.

Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ (1. Kor. 12,13 Rev. Elb.)

Durch die Taufe werde ich zu einem Teil am Leib Christi. Was auch die Zugehörigkeit zu einer Ortsgemeinde beinhaltet (Merkt Euch das für die Zukunft. Wenn es such bei uns nicht mehr gefällt oder Euch Euer Lebensweg woanders hinführt!)


4.5 Die Taufe ist eine Inanspruchnahme der Reinigung

Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!“ (Apg. 22,16 Rev. Elb.)

So berichtet es Paulus über seine Bekehrung. Bewirkt die Taufe die Reinigung von den Sünden? Ich glaube, dass hier Paulus den Vorgang einfach knapp zusammenfasst hat, denn es heißt:

das Blut Jesu...reinigt uns von jeder Sünde.“ (1. Joh. 1,7b Rev. Elb.)

Vielmehr ist es so, dass ich diese Reinigung in der Taufe in Anspruch nehme, genauso wie ich für mich persönlich in Anspruch nehme, dass mein alter Mensch gestorben und begraben ist und ich in Christus hineingepflanzt bin, auferstanden zu neuem Leben.
Diese Identifizierung mit dem Wirken Jesu und mit ihm selbst nehme ich in der Taufe in Anspruch und bezeuge sie. Die Taufe ist das irdische Zeichen, der im Himmel vollzogenen Reinigung.


5. Säuglingstaufe - ein praktikabler Weg?

Wenn man sich nun die ganzen Aspekte der verschiedenen geistlichen Bedeutungen der Taufe vergegenwärtigt, wenn man sich die Praxis im NT anschaut, findet man dann noch irgendwelche Aspekte, die man - ohne die Bibel zu verdrehen oder neue Theologien zu entwerfen - auf die Taufe von Säuglingen anwenden kann?

Man kann vielleicht diese Meinung haben, aber man kann sie nicht biblisch begründen. Diese Meinung vertraten auch die Reformatoren (Luther, Calvin, Zwingli).

Luther hat gesagt: „Die Taufe hilft niemand, ist auch niemand zu geben, er glaube denn für sich selbst, und ohne eigenen Glauben niemand zu taufen ist. Der Glaube muss vor oder je in der Taufe sein...wo wir nun nicht können beweisen, dass die jungen Kinder selbst glauben und eigenen Glauben haben, da ist es mein treuer Rat und Urteil, dass man stracks abstehe, je eher, desto besser, und taufe nimmermehr kein Kind, damit wir nicht die Hochgelobte Majestät Gottes mit solchen Alfanzen und Gaukelwerk, dahinter nicht ist, spotten und lästern.“ (Kirchenpostille von 1521)

Calvin hat gesagt: „Da Christus es ihnen auferlegt zu lehren, bevor sie taufen, und will, dass niemand als nur Gläubige zur Taufe zugelassen werden, scheint es, dass die Taufe nicht recht dargereicht ist, wenn nicht vorher der Glaube kommt.“ (Commentaires sur l´harmonie des évangiles Bd. 3)

Warum haben sie ihre Meinung dann wieder geändert? Ganz einfach: Politik.
Der Erfolg der Reformation beruhte auf einer Allianz zwischen Kirche und Staat und war daher nur möglich, wenn Staatsbürgerschaft gleich Kirchenmitgliedschaft war. Es war „unmöglich eine “nationale“ Kirche erhalten, ohne all diejenigen darin willkommen zu heißen, die in eine Nation hineingeboren werden. Die Taufe wird zu einem vertragsmäßigen Siegel der bürgerlich-religösen Zugehörigkeit zu einer Nation, die als ein „neues Israel“ unter Gott betrachtet wird.“ (David Pawson, Wiedergeburt)

Wie wurde dies theologisch begründet? Mit ähnlichen Verdrehungen der Bibel, mit denen schon im Altertum die Säuglingstaufe begründet wurde und die Luther selbst noch als Gaukelei bezeichnet hatte.

Ende des zweiten Jahrhunderts hat eine Irrlehre Einzug in die Christenheit gehalten. Zuerst hat sie nur punktuelle Veränderungen nach sich gezogen, aber im 4. Jahrhundert war das ganze Christentum damit infiziert und dadurch die Säuglingstaufe überall verbreitet.

Die falsche Lehre war die Lehre von der Taufwiedergeburt und ein falsches Verständnis von Erbsünde (ein Begriff der übrigens in der Bibel nicht zu finden ist).

Das Verständnis der Erbsünde war folgendes: seit Adam steht jeder Mensch - egal ob er selbst schon gesündigt hat oder nicht - unter der Erbsünde. Diese wird bei der Zeugung durch den Samen des Mannes vererbt. Diese Erbsünde wird in der Taufe abgewaschen. (Also nicht am Kreuz!) Damit nun auch die Kinder von der Erbsünde befreit werden können, sind sie wegen der hohen Säuglingssterblichkeit kurz nach der Geburt zu taufen. Denn sonst kommen sie in den limbus infantum - in die Vorhölle.
Weder Jesus, noch die Apostel haben sich um diese Erbsünde geschert und deshalb schnell - husch husch - Säuglinge getauft um sie vor dem limbus zu retten.

Diese Theologie und gleichzeitig die Einführung des Staatschristentums unter Konstantin, in dem Kirchenmitgliedschaft und damit auch die Säuglingstaufe (Luther: „Ungläubigentaufe“) zur Pflicht wurden, waren für deren Einführung verantwortlich.

Die Reformatoren hatte den selben Staatszwang und eine ähnliche Theologie - nur positiv formuliert: die vorlaufende Gnade. Kein Retten vor der Vorhölle wie bei den Katholiken, sondern ein Zusprechen der Gnade Gottes.
Mal davon abgesehen, dass Gnade immer „vorläuft“ besteht hier das Problem, dass die Taufe im ntl. Sinne der Vollzug der Inanspruchnahme der Gnade ist. Sie ist der Punkt wo die Gnade zusammentrifft mit der Antwort des Gläubigen.

Bei allen theologischen Entscheidungen gibt es nur eine Autorität und das ist die Bibel. Man kann in manchen Punkten anderer Meinung sein - solange man auf dem Boden der Schrift bleibt. Dieser Boden wurde im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder - beabsichtigt und unbeabsichtigt - verlassen. Das Prüfen aller Theologien jedoch ist eine Aufgabe, die mit einem allgemeinen Priestertum verbunden ist. Wir machen es uns zu einfach, wenn wir etwas übernehmen nur weil es kirchliche Lehre ist. Und wir machen es uns zu einfach, wenn wir an etwas festhalten, nur weil wir vielleicht schon 40, 50 oder 60 Jahre daran festhalten.

Wir haben hier seit jeher ein tolerantes Miteinander, rund ein Drittel wird glaubensgetauft sein, ein weiteres Drittel hat bei seinen Kindern zumindest auf die Säuglingstaufe verzichtet, ein anderes Drittel hält für sich aus Überzeugung an den kirchlichen Überlieferungen fest.

Die Eltern unserer Täuflinge haben sich dafür entschieden ihren Kindern den Weg selbst gehen zu lassen, sie selbst entscheiden zu lassen und sie haben nun diese Entscheidung getroffen ein Leben mit Jesus zu leben. Standen die Kinder dann in der Gefahr im Falle ihres Todes im limbus zu landen? Nein, denn sie waren geheiligt durch die Eltern (1. Kor. 7,14), so führt es Paulus aus.

Von der Britischen Bibelgesellschaft gibt es Berichte, dass dort wo Menschen die Bibel bekamen und ohne Auslegung durch einen Missionar gelesen haben und wo in der Folge christliche Gemeinschaften entstanden sind, sie alle ausnahmslos die Gläubigentaufe praktiziert haben. Die Schrift ist einfach zu verstehen, wenn man ihr nicht Gewalt antut.

In diesem Sinne: vielleicht möchte ja jmd. am 19.5. seine an ihm vollzogene Säuglingstaufe durch eine Glaubenstaufe vervollständigen. Im Wasser ist Platz genug.


AMEN.

















Sonntag, 1. April 2012

Termine und Aktuelles April 2012

01.04. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste

08.04. 10.00 Uhr LKG Ostersonntag Familiengottesdienst (mit Karin Tschaftary und Sabine Auerochs)


15.04. Besuchsgottesdienst


22.04. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst m. anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab; Thema: "Die Taufe - ein Mysterium?!")


29.04. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Jeromin Rothemund; Thema: "Das Rettungsboot des Glaubens")



Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Sonntag, 18. März 2012

Hausgottesdienste in der CGF

Einmal im Monat feiern wir dezentrale Hausgottesdienste, d.h. wir treffen uns parallel an verschiedenen Standorten in privaten Häusern oder Wohnungen um dort Gottesdienst zu feiern.

Bei diesem Gottesdienst ist es uns wichtig, dass sich möglichst viele der Teilnehmer aktiv beteiligen. Gemäß den Versen aus 1. Kor. 14,26 ff. soll und kann sich jeder bspw. mit einem Psalm, einem Lied, einer kurzen Lehre, einem prophetischen Wort, einem Zeugnis uvm. einbringen. Dabei ist es sinnvoll, sich schon im Vorfeld des Gottesdienstes (z.B. im Lauf der Woche) von Gott etwas auf´s Herz legen zu lassen, das für das Treffen am Sonntag bestimmt ist. Man kann natürlich zusätzlich auch noch spontane Eindrücke empfangen.

Damit zum einen eine gewisse Vielfalt entstehen kann und zum anderen auch für alle, die es wollen, die Möglichkeit zur aktiven Beteiligung besteht, liegt die optimale Teilnehmerzahl zwischen acht und 15 Personen.

Während ein normales Hauskreistreffen auf den drei Säulen Austausch, Bibellese und Lobpreis ruht, ist bei den Hausgottesdiensten eine viel größere Anzahl an Säulen vorhanden, die alle gleichwertig sind.

Es ist erstaunlich was man alles in einem ca. 75-minütigen Gottesdienst unterbringt: Lobpreis, persönliche Zeugnisse, Bibelverse mit ein paar persönlichen Gedanken, prophetische Worte, Worte der Ermutigung, persönliche Segnung, spontanes Singen, Abendmahl, Fürbitte... (und natürlich hinterher Kaffee)....und das alles ohne jegliche Hektik. Dies gelingt dann, wenn die Leitung des Zusammentreffens wirklich von Jesus Christus ausgeübt wird. Er ist das Haupt!

Im Idealfall muss der Leiter des Gottesdienstes lediglich etwas moderieren und ein bisschen flankieren. Dies gelingt nicht immer, aber immer öfter, je mehr man sich auf diese Form des Gottesdienstes einlässt.

Ein Zusammenkommen dieser Art ist sicherlich nicht so bombastisch wie ein Gottesdienst in einer "Mega-Church" und auch nicht so "durchgestylt" wie manche Gottesdienste, die stark von der Jugendkultur o.ä. geprägt sind, aber sie sind authenthisch, interaktiv und persönlich.

Gäste fühlen sich hier schnell wohl, da sie in eine persönliche Atmosphäre hineinkommen. Auch größere Kinder können hier integriert sein (für kleinere Kinder empfiehlt sich ein Parallelprogramm nach dem gemeinsamen Beginn.)


"Alles geschehe zur Erbauung!"

Freitag, 2. März 2012

Termine und Aktuelles März 2012

So 04.03. 19.30 Lobpreis & Segnung (in der LKG)

So 11.03.
10.00 Gottesdienst mit anschl. Jahreshauptversammlung des Vereins (in der LKG) (Predigt Bob Hatton, Forum Leben)

So 18.03. 10.30 dezentrale Hausgottesdienste

Sa 24.03. 18.00 Feierabend: "Das Passah-
Fest" (mit Christiane Ahnert, Naomi Ruth) (in der LKG)


Wir wollen an diesem Abend unter der Anleitung von Christiane Ahnert eine Passah-Feier nach jüdischem Vorbild feiern und dabei erkennen, welche Elemente auf Jesus Christus hinweisen.

Achtung! Für diesen Abend ist eine verbindliche Anmeldung erforderlich!

Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50