Die
Taufe - ein Mysterium?!
1.
Einleitung
Wie
Ihr sicherlich schon mitbekommen habt, findet im Mai ein
Taufgottesdienst statt. Wir haben vier Täuflinge, die sich zu Jesus
Christus bekennen und sich dazu entschlossen haben, sich taufen zu
lassen.
Im
Vorfeld haben wir zwei Taufgespräche durchgeführt und zum Abschluss
des Gesprächs habe ich sie dann immer gefragt, ob sie alles
verstanden haben. Worauf sie immer mit „Ja“ geantwortet haben.
Das fand ich dann immer sehr erstaunlich, weil ich für mich zugeben
muss, dass ich noch nicht alles verstanden habe. Intellektuell
nachvollzogen gewiss, aber nicht in seiner Gänze, in seiner Tiefe
„erkannt“. Warum? Weil die Taufe irgendwie doch ein Mysterium
ist.
Nicht
im Sinne der Mysterienreligionen, sondern im Sinne eines Sakraments.
Eine menschliche Handlung, ein Ritus, der eine geistliche
Wirklichkeit bewirkt. (Die alte Kirche kannte übrigens nur zwei
Sakramente: die Taufe und das Abendmahl.) Und diese geistliche
Dimension zu erkennen - nicht nur in der Taufe, sondern in allen
Inhalten des christlichen Glaubens - ist ein lebenslanger
Wachstumsprozess.
Heute
geht es also um die Taufe. Ich habe schon das ein oder andere Mal
über die Taufe gepredigt, daher weiß ich jetzt nicht, ob ich allzu
viel neues oder anderes heute sagen werde. Also wenn Ihr das Gefühl
habt, das habt Ihr schon mal von mir gehört, dann bitte ich schon
mal um Entschuldigung (im Sinne einer vorlaufenden Gnade).
In
der weltweiten Christenheit besteht ja zumindest in einem Punkt
Einigkeit: nämlich dass wir taufen sollen (mit Ausnahme der
Heilsarmee, die meines Wissens überhaupt nicht taufen). Der
Missionsbefehl ist hier eindeutig:
„Geht
nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr diese tauft
auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und
sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe,
ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“
(Mt. 28, 19.20 Rev. Elb.)
Schwieriger
wird es hier schon in der Frage, wie und wer getauft werden soll.
Gläubige Erwachsene oder nicht glaubende Säuglinge, mit
Untertauchen oder mit Besprengen. Kaum eine Frage hat die
Christenheit so gespalten wie diese Frage. In der katholischen Kirche
werden Säuglinge mit Wasser besprengt, in der orthodoxen Kirche
werden sie ganz untergetaucht und in den protestantischen Kirchen
dominiert die Glaubenstaufe (ca. 70%).
Könnte
es sein, dass viele Streitigkeiten um die Taufe und viele
Missverständnisse darauf zurückzuführen sind, dass wir sie - wie
so vieles andere - vom jüdischen Hintergrund getrennt haben und
daher missverstanden haben? Oder liegt es einfach daran, dass man
sich so manche Theologie nach Gutdünken zurechtgezimmert hat?
2.
Die Vorläuferhandlungen in Judentum
Auch
wenn das Judentum an sich gar keine Taufe kennt, so gibt es doch
verschiedene Vorläuferhandlungen.
„Weil
uns nun aber daran liegt, dass ihr im Glauben erwachsen werdet,
wollen wir
nicht
bei den Anfangslektionen der Botschaft von Christus stehen bleiben,
sondern uns dem zuwenden, was zur Reife im Glauben gehört. Wir
wollen nicht von neuem über die Dinge reden, die das Fundament
bilden: über die Abkehr von Taten, die letztlich zum Tod führen,
und über den Glauben an Gott, über die Bedeutung der Taufe im
Unterschied zu anderen Waschungen
und
über die Handauflegung, über die Auferstehung der Toten und über
das letzte Gericht mit seinem ewig gültigen Urteil. Nein, wenn Gott
es zulässt, wollen wir jetzt weitergehen.“ (Hebr. 6, 1-3 NGÜ)
Hier
wird darauf hingewiesen, dass es im Judentum des Alten Bundes
verschiedene Waschungen, verschiedene Reinigungsrituale gab.
Wir
wissen alle zur Genüge, egal wie gut man das Auto putzt und reinigt,
es wird immer wieder dreckig. Schlamm und Dreck spritzen hoch,
Insekten hinterlassen ihr Testament bevor sie ihr Dasein aufgeben,
Vögel kacken drauf, die lästigen Fußgänger, die bei Rot über die
Ampel gehen hinterlassen Schleifspuren (joke) usw.
Ähnlich
war es bei den Juden: sie wussten, dass sie unrein waren (z.B. durch
den Kontakt mit bestimmten Tieren, mit Aas, mit Toten, mit Blut,
Eiter, Samen, Aussatz, der Geburt usw.) und dass sie Gott (z.B. im
Tempel) nur begegnen konnten, wenn sie rein waren. Daher gab es
verschiedene Reinigungsvorschriften und Ritualbäder im Außenbereich
des Tempels um sich rituell zu reinigen.
Aber
wir wissen auch, dass es eigentlich nicht die äußeren Dinge sind,
die uns verunreinigen, sondern die Sünden, die aus uns herauskommen.
Jesus
sagt: „Was
aber aus dem Mund herausgeht, kommt aus dem Herzen hervor, und das
verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen hervor böse
Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse,
Lästerungen; diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen,
aber mit ungewaschenen Händen zu essen, verunreinigt den Menschen
nicht.“ (Mt. 15, 18-20 Rev. Elb.)
Das
schönste polierte und blitzende Auto ist doch nichts, wenn der
Innenraum völlig verdreckt ist. Deshalb führte Johannes, eine Tauf
der Buße ein. Er wies daraufhin, dass ein Veränderung des Lebens
notwendig sei. Seine Taufe der Buße stellte im Leben des einzelnen
den Beginn eines auf Gottes Gebote hin ausgerichteten Lebens dar.
Auf
diesem historischen Hintergrund basierte das Taufverständnis s der
ersten Christen. Die Waschungen des Alten Bundes waren nicht
gleichzusetzen mit der Taufe auf den Namen Jesus Christus. Aber sie
verstanden, dass die Taufe eine - wie auch immer geartete -
reinigende Bedeutung hatte und dass sie einen Neuanfang markiert.
3.
Der Beginn des Christseins
Es
gibt vier Eckpfeiler, die den Beginn des Christseins markieren. Dazu
eine Bibelstelle aus der Pfingstpredigt des Petrus:
„Das
ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum
Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr
gekreuzigt habt. Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs
Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Was sollen
wir tun, ihr Brüder? Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und
jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur
Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes
empfangen.“ (Apg. 2, 36 – 38 Rev. Elb.)
Hier
werden vier Eckpfeiler deutlich: Buße, Glaube (auch wenn das Wort
hier nicht vorkommt, so ist es doch aus der Reaktion der Hörer auf
die Botschaft ersichtlich), Taufe und Geistestaufe bzw. Geistempfang.
Diese vier Eckpfeiler stehen idealerweise in einem engen zeitlichen
Zusammenhang und idealerweise in dieser Reihenfolge. Aber bereits in
der Apostelgeschichte wird gelegentlich vom Idealfall abgewichen,
z.B. bei der Taufe der ersten Heiden im Haus des Cornelius, als Gott
den Heiligen Geist souverän auf die Heiden fallen ließ, damit
Petrus ihnen die Wassertaufe nicht verwehren konnte (Apg. 10, 47.48)
oder als Paulus auf die Jünger in Ephesus traf, die weder die Taufe
auf den Namen Jesus hatten, noch etwas vom Heiligen Geist wussten und
beides schleunigst nachgeholt werden musste (Apg. 19, 1-7).
Auffällig
ist: es wurde nachgeholt! Sowohl für Petrus, als auch für Paulus
war es wichtig, dass die Initiation (Christwerdung) vollständig
vollzogen wurde: die Taufe im Heiligen Geist war vorhanden, aber die
Wassertaufe wurde nachgeholt, die Jünger in Ephesus folgten Jesus
bereits nach und hatten schon die Taufe des Johannes, aber die Taufe
auf den Namen Jesus und die Geistestaufe wurden sofort nachgeholt.
Die Christwerdung musste vollständig sein. So praktizierten es die
Apostel, die von Jesus zur Belehrung und Gründung der Gemeinden
bevollmächtigt wurden. Beide Elemente sind wohl in Gottes Gnade
nicht heilsnotwendig, denn Jesus sagt ja nur, dass der, der nicht
glaubt, nicht errettet wird und nicht der nicht wasser-/geistgetauft
ist (Mk. 16,16), aber sein Wille soll ja auch hier auf der Erde
geschehen und nicht nur im Himmel.
Eine
Anmerkung noch, auch wenn die Reihenfolge von Taufe und Geistestaufe
unterschiedlich war, so gibt es doch kein Beispiel im NT wo die
Reihenfolge von glauben und taufen umgedreht wird.
Der
Kämmerer aus Äthiopien in Apg. 8 hat keine Minute gezögert und
sich gleich taufen lassen. Ich selbst war echt ein Weichei und hab 4
Jahre gebraucht, von der Bekehrung bis zur Taufe. Ich konnt´s gar
nicht glauben, habe extra am Freitag meine Taufurkunde noch mal raus
gesucht. Vier Jahre bis ich bereit war diesen Schritt gegen alle
kulturellen und religiösen Widerstände zu gehen. Mit der
Geistestaufe ging´s dann glücklicherweise schneller.
4.
Das Geschehen in der Taufe
4.1
Die Taufe ist keine Magie
Was
geschieht eigentlich in der Taufe?
Zunächst
einmal was nicht geschieht. Die Taufe ist keine magische Handlung.
Dazu ein passender Witz:
Ein
Jude zog in eine sehr katholische Gegend. Jeden Freitag wurden die
Katholiken sehr nervös, denn während sie ihren Fisch aßen, saß
der Jude im Garten und grillte Steaks. Also machten sie sich daran,
ihn zu konvertieren. Schließlich, mit Bitten und Drohungen,
schafften sie es. Sie brachten ihn zu einem Priester, der
besprenkelte ihn mit gesegnetem Wasser und sprach: "....geboren
als Jude....aufgewachsen als Jude....jetzt ein Katholik."
Die
Katholiken waren begeistert. Keine verführerischen Gerüche mehr am
Freitag.
Aber
am nächsten Freitag zog der Grillgeruch wieder durch die
Nachbarschaft. Die Katholiken rannten alle zum Haus des Juden um ihn
an seine neue Diät zu erinnern. Sie fanden ihn am Grill stehend, wo
er Wasser über das Fleisch sprenkelte und sagte:"....geboren
als Kuh....aufgewachsen als Kuh....jetzt ein Fisch."
Was
der Witz verdeutlicht: ohne Glaube macht die Taufe keinen Sinn. Taufe
ohne Glaube ist Tauche! Man kann niemand durch eine Zwangstaufe - wie
es in der Geschichte allzu oft passiert ist - zum Christen machen.
Bei
der Christianisierung der Sachsen durch Karl dem Großen hatten die
unterworfenen Sachsen die Wahl sich taufen zu lassen und zu leben
oder ihre alte Religion zu behalten und zu sterben.
Auf
dem Missionsfeld gab es Auswüchse, dass Missionare heimlich
Säuglinge getauft haben um sie dadurch zu Christen zu machen. Dies
alles impliziert ein magisches Verständnis der Taufe, d.h. die Taufe
selbst könne etwas vollbringen, ohne die Zustimmung des Täuflings.
Die Taufe allein kann aber keine Sünden vergeben!
Aber
auch wenn sie keine magische Handlung ist, ist sie doch mehr als ein
Symbol. Der Tod Jesu am Kreuz war nicht nur symbolisch. Die Gabe des
Geistes ist nicht nur symbolisch. Die persönliche Umkehr ist nicht
nur symbolisch. Und auch die Taufe ist nicht nur symbolisch. Wir
dürfen das Geistliche nicht einfach vom Physischen trennen. Es
gehört zusammen.
4.2
Die Taufe ist ein Gehorsamsakt und ein Bekenntnis
In
den Versen aus der Apostelgeschichte, die ich eingangs gelesen haben,
wird deutlich: die Taufe ist ein Gehorsamsschritt. Die Menschen waren
zutiefst bewegt und betroffen als ihnen Jesus als der Sohn Gottes,
der für ihre Sünden gestorben und wieder auferstanden ist, vor
Augen gemalt wurde. Sie fragen: „Was müssen wir tun?“. Petrus
sagt: „Kehrt um und lasst euch taufen in dem Namen Jesus Christus
zur Vergebung der Sünden.“ Mit anderen Worten: Zeigt eure
Bereitschaft unter der Herrschaft Jesu in Gottes Reich zu leben,
indem ihr euch von der Sünde und eurem alten Leben abwendet und
jetzt unter der Herrschaft Jesu in eine Beziehung mit dem Vater
tretet. Dies drückt dann durch eure Taufe aus. Es war eine Art
Befehl oder Appell. Die Leute gehorchen und gehen im Glauben diesen
Schritt der Taufe.
Die
Taufe ist ein Ausdruck des radikalen Herrschaftswechsels vom alten
Leben ohne Gott zu einem neuen Leben mit Gott.
Das
was heute vielfach durch das Übergabegebet (eine relativ moderne
Erfindung!) ausgedrückt wird, wurde früher mit der Taufe
ausgedrückt. Die Taufe auf den Namen Jesus war der Ausdruck für die
Lebensübergabe.
Ich
muss nicht alle Offenbarungen über die Taufe haben, um mich taufen
zu lassen, aber ich muss Glauben haben, dass Jesus mich von der
Herrschaft der Sünde erlöst hat und mir ein neues Leben aus Gott
schenkt. Viele der ntl. Stellen über die Taufe aus den Briefen (z.B.
Römerbrief) wurden an bereits Getaufte geschrieben, damit sie im
Nachhinein das Taufgeschehen besser begreifen. Deshalb taufen wir im
Mai auch Jugendliche, die sicherlich im Laufe ihres Lebens noch mehr
und mehr über die Taufe erkennen werden, aber jetzt erkennen, dass
sie Jesus brauchen und zu ihm gehören wollen.
So
ist die Taufe gleichermaßen ein Gehorsamsakt, als auch ein
öffentliches Bekenntnis vor der sichtbaren und der unsichtbaren Welt
(vor Zeugen, mit Rechtsgrundlage): ich gehöre zu Jesus, ich trete
aus der Herrschaft des Teufels und der Sünde in das Reich Gottes
hinein. Und die anwesenden Christen bezeugen dies, und die anwesenden
Engel bezeugen dies....und die anwesenden Dämonen zittern und beben,
weil hier wieder neue Krieger Gottes berufen werden.
4.3
Die Taufe ist ein Begräbnis
Der
Beginn der Taufe ist das Begräbnis des alten Menschen.
„In
ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die
nicht mit Händen geschehen ist, sondern im Ausziehen des
fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des Christus, mit ihm
begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben
an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.“
(Kol. 2, 11.12 Rev. Elb.)
Das
Begräbnis im Wasser ist das entscheidende Bindeglied zwischen dem
Gestorbensein des Gläubigen - gegenüber seinem alten Leben - mit
Christus am Kreuz und seiner Auferstehung zu neuem Leben.
„Oder
wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft
wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm
begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus
den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so
auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir verwachsen sind
mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der seiner
Auferstehung sein, da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch
mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sein,
dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist
freigesprochen von der Sünde.“ (Röm. 6, 3 – 7 Rev. Elb.)
Die
Taufe ist ein Begräbnis. Wir anerkennen, nehmen in Anspruch, dass
unser alter, von der Sünde beherrschter Mensch mit Christus
gestorben ist. Jesus hat dort am Kreuz nicht nur unsere Sünden,
sondern auch unseren alten, von der Sünde zerstörten Menschen
weggenommen, neutralisiert. In der Taufe wird nun unser altes,
sündiges Leben mit Christus begraben. Es hat nun keine Macht mehr
über uns. Dieses alte Leben kann uns nicht mehr beherrschen und
bestimmen. Dies beinhaltet auch eine juristische Dimension, d.h. wir
sind der Herrschaft der Sünde und der Herrschaft des Teufels
abgestorben. Das Gesetz hat kein Recht mehr an uns; die Anklage kann
nicht mehr greifen. Einem Toten kann man nichts mehr anhaben. Ich bin
frei!
In
den meisten Bibelstellen über die Taufe hat die Sprache nicht
symbolische, sondern instrumentale Funktion, d.h. sie ist nicht wie
ein Begräbnis, sie ist ein Begräbnis. Das Zeichen vollbringt das,
was es bedeutet. Die Taufe ist zwar Symbolik, aber sie ist mehr als
das.
4.4
Die Taufe ist eine Einpflanzung in Christus
„Denn
wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden
wir es auch mit der seiner Auferstehung sein“ (Röm. 6,5 Rev. Elb.)
Denn
die Taufe ist auch Auferstehung: Nachdem die Herrschaft der Sünde
über unser Leben gebrochen ist, sind wir frei durch Gottes Kraft in
ein neues Leben zu gehen.
Dieser
Bedeutung wird durch den Akt des Untertauchens und Auftauchens -
begraben und auferstanden - entsprochen (es wäre andererseits auch
ungünstig den Täufling längerfristig unter Wasser zu lassen).
Wir
vollziehen den Wechsel vom Sünder zum Gerechten!
„Denn
ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus
angezogen.“ (Gal. 3,27 Rev. Elb.)
Wir
werden in Christus hineingepflanzt. Wir sind eins mit ihm. Völlig
verwoben mit Christus. Ich in Christus; Christus in mir. Deswegen
macht es auch Sinn, wenn es in der Apg. heißt: Lasst euch in den
Namen Jesus Christus taufen. Lasst euch in Christus hineintaufen. So
wie ein Samenkorn in den Boden gepflanzt wird und erstirbt und eine
neue Pflanze entsteht, eine neue Identität entsteht, so gibt uns die
Taufe eine neue Identität in Christus.
Im
Altertum war es üblich, dass alle, die zu einem königlichen Mahl
geladen worden sind, zunächst ein Bad nehmen und sich dann in ein
neues, geschenktes Gewand kleiden. Wer sich geweigert hätte, hätte
den König beleidigt und hätte nicht in die Gemeinschaft kommen
dürfen (vgl. Mt. 22, 1-14). So hat der Christ in der Taufe
grundsätzlich sein altes Leben abgelegt und Christus angezogen. Er
trägt nun das Kleid der Gerechtigkeit. Wenn Gott auf uns blickt,
sieht er jetzt zuerst Christus, vollkommen und rein.
Manche
erleben bei ihrer Taufe überwältigende Veränderungen, andere
nicht. Ähnlich wie die Lebensübergabe bei manchen spektakulär ist
und bei anderen nicht. Gerade in Afrika scheint es der Fall zu sein,
dass bei Taufen viele Dämonenaustreibungen geschehen, weil hier oft
eine dramatische Abkehr vom okkulten Leben geschieht.
So
wie man bei der Taufe in Christus eingepflanzt wird, wird man such in
seinen irdischen Leib hineingeplfanzt.
„Denn
in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien
Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit
einem Geist getränkt worden.“ (1. Kor. 12,13 Rev. Elb.)
Durch
die Taufe werde ich zu einem Teil am Leib Christi. Was auch die
Zugehörigkeit zu einer Ortsgemeinde beinhaltet (Merkt Euch das für
die Zukunft. Wenn es such bei uns nicht mehr gefällt oder Euch Euer
Lebensweg woanders hinführt!)
4.5
Die Taufe ist eine Inanspruchnahme der Reinigung
„Und
nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden
abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!“ (Apg. 22,16 Rev. Elb.)
So
berichtet es Paulus über seine Bekehrung. Bewirkt die Taufe die
Reinigung von den Sünden? Ich glaube, dass hier Paulus den Vorgang
einfach knapp zusammenfasst hat, denn es heißt:
„das
Blut Jesu...reinigt uns von jeder Sünde.“ (1. Joh. 1,7b Rev. Elb.)
Vielmehr
ist es so, dass ich diese Reinigung in der Taufe in Anspruch nehme,
genauso wie ich für mich persönlich in Anspruch nehme, dass mein
alter Mensch gestorben und begraben ist und ich in Christus
hineingepflanzt bin, auferstanden zu neuem Leben.
Diese
Identifizierung mit dem Wirken Jesu und mit ihm selbst nehme ich in
der Taufe in Anspruch und bezeuge sie. Die Taufe ist das irdische
Zeichen, der im Himmel vollzogenen Reinigung.
5.
Säuglingstaufe - ein praktikabler Weg?
Wenn
man sich nun die ganzen Aspekte der verschiedenen geistlichen
Bedeutungen der Taufe vergegenwärtigt, wenn man sich die Praxis im
NT anschaut, findet man dann noch irgendwelche Aspekte, die man -
ohne die Bibel zu verdrehen oder neue Theologien zu entwerfen - auf
die Taufe von Säuglingen anwenden kann?
Man
kann vielleicht diese Meinung haben, aber man kann sie nicht biblisch
begründen. Diese Meinung vertraten auch die Reformatoren (Luther,
Calvin, Zwingli).
Luther
hat gesagt: „Die
Taufe hilft niemand, ist auch niemand zu geben, er glaube denn für
sich selbst, und ohne eigenen Glauben niemand zu taufen ist. Der
Glaube muss vor oder je in der Taufe sein...wo wir nun nicht können
beweisen, dass die jungen Kinder selbst glauben und eigenen Glauben
haben, da ist es mein treuer Rat und Urteil, dass man stracks
abstehe, je eher, desto besser, und taufe nimmermehr kein Kind, damit
wir nicht die Hochgelobte Majestät Gottes mit solchen Alfanzen und
Gaukelwerk, dahinter nicht ist, spotten und lästern.“
(Kirchenpostille von 1521)
Calvin
hat gesagt: „Da
Christus es ihnen auferlegt zu lehren, bevor sie taufen, und will,
dass niemand als nur Gläubige zur Taufe zugelassen werden, scheint
es, dass die Taufe nicht recht dargereicht ist, wenn nicht vorher der
Glaube kommt.“ (Commentaires sur l´harmonie des évangiles Bd. 3)
Warum
haben sie ihre Meinung dann wieder geändert? Ganz einfach: Politik.
Der
Erfolg der Reformation beruhte auf einer Allianz zwischen Kirche und
Staat und war daher nur möglich, wenn Staatsbürgerschaft gleich
Kirchenmitgliedschaft war. Es war „unmöglich
eine “nationale“ Kirche erhalten, ohne all diejenigen darin
willkommen zu heißen, die in eine Nation hineingeboren werden. Die
Taufe wird zu einem vertragsmäßigen Siegel der bürgerlich-religösen
Zugehörigkeit zu einer Nation, die als ein „neues Israel“ unter
Gott betrachtet wird.“ (David Pawson, Wiedergeburt)
Wie
wurde dies theologisch begründet? Mit ähnlichen Verdrehungen der
Bibel, mit denen schon im Altertum die Säuglingstaufe begründet
wurde und die Luther selbst noch als Gaukelei bezeichnet hatte.
Ende
des zweiten Jahrhunderts hat eine Irrlehre Einzug in die Christenheit
gehalten. Zuerst hat sie nur punktuelle Veränderungen nach sich
gezogen, aber im 4. Jahrhundert war das ganze Christentum damit
infiziert und dadurch die Säuglingstaufe überall verbreitet.
Die
falsche Lehre war die Lehre von der Taufwiedergeburt und ein falsches
Verständnis von Erbsünde (ein Begriff der übrigens in der Bibel
nicht zu finden ist).
Das
Verständnis der Erbsünde war folgendes: seit Adam steht jeder
Mensch - egal ob er selbst schon gesündigt hat oder nicht - unter
der Erbsünde. Diese wird bei der Zeugung durch den Samen des Mannes
vererbt. Diese Erbsünde wird in der Taufe abgewaschen. (Also nicht
am Kreuz!) Damit nun auch die Kinder von der Erbsünde befreit werden
können, sind sie wegen der hohen Säuglingssterblichkeit kurz nach
der Geburt zu taufen. Denn sonst kommen sie in den limbus infantum -
in die Vorhölle.
Weder
Jesus, noch die Apostel haben sich um diese Erbsünde geschert und
deshalb schnell - husch husch - Säuglinge getauft um sie vor dem
limbus zu retten.
Diese
Theologie und gleichzeitig die Einführung des Staatschristentums
unter Konstantin, in dem Kirchenmitgliedschaft und damit auch die
Säuglingstaufe (Luther: „Ungläubigentaufe“) zur Pflicht wurden,
waren für deren Einführung verantwortlich.
Die
Reformatoren hatte den selben Staatszwang und eine ähnliche
Theologie - nur positiv formuliert: die vorlaufende Gnade. Kein
Retten vor der Vorhölle wie bei den Katholiken, sondern ein
Zusprechen der Gnade Gottes.
Mal
davon abgesehen, dass Gnade immer „vorläuft“ besteht hier das
Problem, dass die Taufe im ntl. Sinne der Vollzug der Inanspruchnahme
der Gnade ist. Sie ist der Punkt wo die Gnade zusammentrifft mit der
Antwort des Gläubigen.
Bei
allen theologischen Entscheidungen gibt es nur eine Autorität und
das ist die Bibel. Man kann in manchen Punkten anderer Meinung sein -
solange man auf dem Boden der Schrift bleibt. Dieser Boden wurde im
Laufe der Kirchengeschichte immer wieder - beabsichtigt und
unbeabsichtigt - verlassen. Das Prüfen aller Theologien jedoch ist
eine Aufgabe, die mit einem allgemeinen Priestertum verbunden ist.
Wir machen es uns zu einfach, wenn wir etwas übernehmen nur weil es
kirchliche Lehre ist. Und wir machen es uns zu einfach, wenn wir an
etwas festhalten, nur weil wir vielleicht schon 40, 50 oder 60 Jahre
daran festhalten.
Wir
haben hier seit jeher ein tolerantes Miteinander, rund ein Drittel
wird glaubensgetauft sein, ein weiteres Drittel hat bei seinen
Kindern zumindest auf die Säuglingstaufe verzichtet, ein anderes
Drittel hält für sich aus Überzeugung an den kirchlichen
Überlieferungen fest.
Die
Eltern unserer Täuflinge haben sich dafür entschieden ihren Kindern
den Weg selbst gehen zu lassen, sie selbst entscheiden zu lassen und
sie haben nun diese Entscheidung getroffen ein Leben mit Jesus zu
leben. Standen die Kinder dann in der Gefahr im Falle ihres Todes im
limbus zu landen? Nein, denn sie waren geheiligt durch die Eltern (1.
Kor. 7,14), so führt es Paulus aus.
Von
der Britischen Bibelgesellschaft gibt es Berichte, dass dort wo
Menschen die Bibel bekamen und ohne Auslegung durch einen Missionar
gelesen haben und wo in der Folge christliche Gemeinschaften
entstanden sind, sie alle ausnahmslos die Gläubigentaufe praktiziert
haben. Die Schrift ist einfach zu verstehen, wenn man ihr nicht
Gewalt antut.
In
diesem Sinne: vielleicht möchte ja jmd. am 19.5. seine an ihm
vollzogene Säuglingstaufe durch eine Glaubenstaufe vervollständigen.
Im Wasser ist Platz genug.
AMEN.
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