Montag, 1. April 2013

Termine und Aktuelles April 2013

07.04.    dezentrale Haus-Gottesdienste


14.04.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Die Freiheit des Evangeliums, Teil 1: Vergebung")

21.04.    19.30 Uhr LKG Lobpreis & Segnung

28.04.   10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Stefan Thieme, LKG Gebhardtstr.) 


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Freitag, 1. März 2013

Termine und Aktuelle März 2013

03.03. dezentrale Hausgottesdienste

10.03. kein Gottesdienst


17.03. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Fritz Stimpfig)


24.03. 10.00 Uhr LKG Gemeindeversammlung & Jahreshauptversammlung Verein (nicht öffentlich)

 
31.03. dezentrale Haus-Osterfeiern


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.



LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Sonntag, 24. Februar 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (24.02.13)

Ströme lebendigen Wassers
 

1. Die Bedeutung des Laubhüttenfestes

Wenn man eine Predigt vorbereitet, ist es manchmal so, dass man von vornherein etwas Bestimmtes auf dem Herzen hat, dass in einem brennt und man ist sich ganz sicher, dass Gott möchte, dass man das weiter gibt. Manchmal ist es auch so, dass man ein Predigtthema vorgegeben bekommt und dann forscht, was Gott der Gemeinde darin sagen möchte. Und manchmal ist es so, dass man Gott fragt über was man predigen soll und man hört dann eine relativ klare Antwort, bekommt einen Bibelvers und denkt sich dann: „Und darüber soll ich predigen?“ So erging es mir diesmal. Ich hatte sofort einen Vers vor Augen, den ich mir selber auf keinem Fall raus gesucht hätte.

Nein, er ist nicht aus den Geschlechtsregistern, sondern wir finden ihn im Johannes-Evangelium.

„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh. 7, 37-39 Luther) 


Schauen wir uns zunächst mal die Situation an, in der Jesus diese Worte sprach. Es war das Laubhüttenfest. Der letzte Tag des Festes, der gleichzeitig auch der höchste, der wichtigste Tag war.

1.1 Das Erntefest

Das Laubhüttenfest (Sukkot) war das letzte von drei Wallfahrtsfesten (2. Mose 23, 14-17), an denen jeder männliche Israelit teilnehmen musste. Es war das Fest des Einsammelns der Ernte am Ende des Jahres, also der Obst- und Weinernte. Das Fest dauert eine Woche, aber nur der erste und der letzte Tag sind Feiertage.

„Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage zu den Israeliten: Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den HERRN, sieben Tage lang. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein; keine Arbeit sollt ihr tun. Sieben Tage sollt ihr dem HERRN Feueropfer darbringen. Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Arbeit sollt ihr tun. Das sind die Feste des HERRN, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, um dem HERRN Feueropfer darzubringen: Brandopfer, Speisopfer, Schlachtopfer und Trankopfer, ein jedes an seinem Tage, abgesehen von den Sabbaten des HERRN und euren andern Gaben und Gelübden und freiwilligen Gaben, die ihr dem HERRN gebt. Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des HERRN halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag. Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, dass sie im siebenten Monat so feiern. Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen. Wer einheimisch ist in Israel, soll in Laubhütten wohnen, dass eure Nachkommen wissen, wie ich die Israeliten habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus Ägyptenland führte. Ich bin der HERR, euer Gott. Und Mose tat den Israeliten die Feste des HERRN kund.“ (3. Mose 23, 33-44 Luther) 


Während dieser sieben Tage wohnt das Volk also in Laubhütten zur Erinnerung an die Nomadenzeit während der Wüstenwanderung, es soll an die Versorgung durch Gott erinnern, an die völlige Abhängigkeit von ihm und es soll als ein fröhliches Fest vor ihrem Gott gefeiert werden.

Es gibt ja Christen die denken, fröhlich zu sein, d.h. jetzt man isst zusammen Kuchen, klopft sich fröhlich auf die Schulter und spricht sich den Segen Gottes zu. Das ist natürlich auch sehr schön, aber ich persönlich glaube ja, wenn ich mir anschaue, welche Vorgabe Gott für den Zehnten gegeben hat:

„und gib das Geld für alles, woran dein Herz Lust hat, es sei für Rinder, Schafe, Wein, starkes Getränk oder für alles, was dein Herz wünscht, und iss dort vor dem HERRN, deinem Gott, und sei fröhlich, du und dein Haus“ (5. Mose 14,26 Luther)

dass es da ganz schön feuchtfröhlich zuging und der Alkohol nicht nur in homöopathischen Dosierungen genossen wurde. Aber vielleicht steht das ja in jeder Übersetzung anders......

Und am letzten Tag des Festes gab es nun eine besondere Tradition, die sog. Schoeva-Prozession (= Wasserschöpf-Prozession).  Ein Priester zog zu dem Teich Siloah bzw. zu der Gihon-Quelle, die den Teich gespeist hat, schöpfte dort Wasser in einem goldenen Gefäss um es dann auf dem Altar in ein Gefäss zu gießen. Da dieses aber Löcher hatte, ergoss sich das ganze Wasser über den Altar.

Dieses Ritual hatte mehrere Bedeutungen:

Zum einen ist das Laubhüttenfest ja ein Erntefest. Daher weiß man sich abhängig von der Versorgung Gottes mit Wasser, dankt ihm für die Ernte und bittet ihn um ausreichend Regen für das kommende Erntejahr. Dies wird durch das überfließende Wasser verdeutlicht. Die Idee für dieses Ritual - es gibt dafür keinen biblischen Auftrag - kommt aus dem Buch Jesaja. Dort steht:

„Und mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils.“ (Jes. 12,3 Rev. Elb.)
   
Für Heil steht hier im Hebr. „Je-schua“, also eigentlich JAHWE heilt, erlöst, hilft usw.
Hier ist also bereits ein erster Bezug zu Jesus vorhanden.

Zum Besprengen mit Wasser fällt mir ein Witz ein.

Ein Jude zieht in eine sehr katholische Gegend. Jeden Freitag sind die Katholiken sehr nervös, denn während sie ihren Fisch essen, sitzt der Jude im Garten und grillt Steaks. Also machen sie sich daran, ihn zu konvertieren. Schließlich, mit Bitten und Drohungen, gelingt es ihnen. Sie brachten ihn zu einem Priester, der besprenkelte ihn mit gesegnetem Wasser und sprach: "....geboren als Jude ....aufgewachsen als Jude ....jetzt ein Katholik." Die Katholiken sind begeistert, keine verführerischen Gerüche mehr am Freitag. Aber am nächsten Freitag zieht der Grillgeruch wieder durch die Nachbarschaft. Die Katholiken rennen schnell zum Haus des Juden, um ihn an seine neue Diät zu erinnern. Sie finden ihn am Grill stehend, wo er Wasser über das Fleisch sprenkelt und sagt: "....geboren als Kuh ....aufgewachsen als Kuh ....jetzt ein Fisch." 


1.2 Wasser aus dem Felsen 

Einen weiteren Ursprung dieses Schoeva-Rituals finden wir in einer Begebenheit während der Wüstenwanderung. Das Volk Israel ist in der Wüste und hat kein Wasser mehr und begehrt gegen Mose auf. Mose ist entnervt und verzweifelt und wendet sich an Gott. Dann heißt es:

„Der HERR sprach zu ihm: Tritt hin vor das Volk und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir und nimm deinen Stab in deine Hand, mit dem du den Nil schlugst, und geh hin. Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Da sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke. Und Mose tat so vor den Augen der Ältesten von Israel.“ (2. Mose 17, 5.6 Luther)
An diese Begebenheit, diese hier erlebte Versorgung wird während des Rituals gedacht. Diese Begebenheit in der Wüste hat aber auch eine prophetische Dimension. Sie weist auf Jesus und das Kreuz hin.

Das Wort „Horeb“ wird wohl von dem hebräischen Wort für „Gericht“ abgeleitet. (Ganz sicher bin ich mir da nicht, ob meine Quellen da stimmen. Bei zehn jüdischen Kommentaren findet man manchmal 15 verschiedene Meinungen.) Tatsächlich wird aber der letzte Tag (Hoschanna Rabba) des Laubhüttenfestes, als ein Tag des Gerichts betrachtet, an dem die Erlösungsbedürftigkeit herausgestellt wird.

Mose schlug also auf den Felsen und es geschah wie Gott es verheißen hatte.

„Er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich, wie mit Urfluten. Er ließ Bäche hervorkommen aus dem Felsen und Wasser herablaufen wie Flüsse.“ (Ps. 78, 15.16 Rev. Elb.)

Womit schlug er? Mit denselben Stab, mit den Mose den Nil geschlagen hatte. Mit denselben Stab, mit den er das Gericht über die Ägypter herabgerufen hatte. Dieser Stab ist ein Sinnbild für das Gericht Gottes.

Und wer war der Felsen? Christus! Paulus sagt:

„und alle tranken den gleichen gottgeschenkten Trank; denn sie tranken aus dem Leben spendenden Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus.“ (1. Kor. 10, 4 EÜ)

Der Felsen wurde am Ort des Gerichts mit dem Stab des Gerichts geschlagen. Christus wurde am Ort des Gerichts am Stab des Gerichts, am Kreuz, für uns geschlagen.
Wir haben hier also einen doppelten Hinweis auf Jesus: er ist der Fels der mit dem Gericht geschlagen wurde und er ist die Quelle des Heils, aus der geschöpft wird.

Und nun steht Jesus auf und sagt: „Wenn Ihr wirklich Durst habt nach lebendigen Wasser, nicht nur wie eure Vorväter nach physischen Bedürfnissen, wenn ihr eine Sehnsucht nach Leben habt, dann kommt zu mir und trinkt. Es wird euren Durst stillen und wird als lebendige Wasser aus Euch heraus strömen, so wie es den Altar überflutet hat.“

Die Juden sagten über ihr Laubhüttenfest, dass es ein Fest von großer Freude war. Es war laut und bunt und schrill und es wurde getanzt usw. und wer diese Freude nie erlebt hatte, wusste nicht was wahre Freude ist, trotzdem ist es nur fades Wasser im Vergleich zu dem lebendigen Wasser, das Jesus gibt.


2. Jesus gibt das Wasser des Geistes

In der Bibel ist Wasser oft ein Symbol für den Heiligen Geist. Und so auch hier: Jesus spricht von strömenden lebendigen Wasser des Geistes, das aus uns herausfließt.

Wer kommt in den Genuss dieser Verheißung? Das ist einfach. Jeder, der an Jesus glaubt, so wie die Schrift es sagt. Das AT stellt ihn vor, als den Messias, den Christus, den Erlöser. Jeder der glaubt, dass er der Christus, der für mich gesandte Erlöser ist.

Aber um an diesen Punkt zu kommen, muss ich erst mal Durst haben. Ich muss mir meiner Erlösungsbedürftigkeit bewusst sein, ich muss mich danach sehnen frei von meiner Schuld zu werden, ich muss mich danach sehnen gerechtfertigt zu werden von Gott. Ohne dies bleibt es beim intellektuellen Zustimmen - so wie ich der Wirkung eines Antibiotikums intellektuell zustimme „Ja, ich glaube, dass dieses Medikament gesund macht und diese und jene Wirkung hat“ ohne dass ich es jedoch einnehme - und wird nicht zum persönlichen Glauben.

Aber wenn ich diesen Glauben habe, dann habe ich die Verheißung, dass der Heilige Geist in mir (aus meinem Leib, aus meinem Inneren, aus meinem Bauch) zu einer überfließenden Quelle lebendigen Wassers wird.

Dr. Eckart von Hirschhausen fragt ja in seinem aktuellen Buch „Wo geht die Liebe hin, wenn sie durch den Magen durch ist?“, analog könnten wir hier fragen „Wo geht der Heilige Geist hin, wenn er aus meinem Bauch raus ist?“
Ich weiß nicht, ob Hirschhausen Antworten gibt, ich werde auf jeden Fall welche geben.

Zu dem Zeitpunkt des Auftretens Jesu auf dem Laubhüttenfest war der Heilige Geist noch nicht da. Wir leben jetzt nach Pfingsten und haben den Heiligen Geist. Wir haben ihn in Empfang genommen, haben unterschiedliche Erfahrungen der Erfüllung/Taufe/Freisetzung des Heiligen Geistes erlebt. Wir wissen also, wovon Johannes hier schreibt.

Trotzdem gibt es manchmal Differenzen zwischen unserer Erfahrung und der Verheißung Jesu. Manchmal fließt´s, manchmal strömt´s und manchmal tröpfelt´s auch nur. Woran könnte dies liegen?


 

3. Die verschiedenen Wirkungsweisen des Heiligen Geistes

Der Theologe Detmar Scheunemann differenziert vier verschiedene Dienste bzw. Wirkungsweisen des Heiligen Geistes, die ich für sehr hilfreich empfinde:
- der evangelistische Dienst: er überführt mich von Sünde, macht Jesus groß, führt mich zur Bekehrung
- der organisch-umgestaltende Dienst: er lässt die Früchte des Geistes in mir wachsen, lässt mich Christus-ähnlicher werden
- der charismatische Dienst: all die verschiedenen Geistesgaben und Kraftwirkungen (Prophetie, Heilung usw.) und
- der pädagogische Dienst: er lehrt mich durch das Wort, führt mich, tröstet mich usw.

Und ich denke diese vier Differenzierungen sind genauso auf die Ströme des Geistes anwendbar, die aus uns heraus fließen.

Wir charismatisch geprägten Christen haben oft nur die charismatische Seite des Wirkens des Heiligen Geistes im Blick oder sind zumindest etwas einseitig darauf fixiert. Wenn um uns herum oder durch uns die Kranken geheilt werden, die Prophetie fließt, die Dämonen weichen usw., dann sehen wir uns im Fluss des Heiligen Geistes. Dann bin ich da, wo der Geist Gottes ist und er strömt aus mir heraus und das Wasser fließt und alles ist bestens.

Aber wenn ich nur das charismatische Wirken im Blick habe, bin ich pneumatalogisch etwas restringiert. Dann bin ich in meiner Sicht der Dinge eingeschränkt, dann ist meine Wahrnehmung limitiert und dann ist auch meine Erwartungshaltung verkürzt.

Es könnte nämlich sein, dass der Heilige Geist gerade aus mir aktuell eher organisch-umgestaltend oder pädagogisch herausfließen möchte, weil es der Person neben mir einfach gut tut, wenn ich ihr bspw. mit Güte und Geduld begegne oder ihr einen Rat gebe. Und ich krieg es nicht mit, weil ich die falsche Brille aufgesetzt habe.


4. Hinderungsgründe für den Fluss des Geistes

Es gibt also tatsächlich Mechanismen, wie wir den Strom des Heiligen Geistes aus uns heraus behindern können.

Ich möchte Euch ein paar Strategien nennen, wie wir das möglichst „erfolgsversprechend“ schaffen könnten.

Eine habe ich schon erwähnt:
„1. Fokussiere Dich auf eine bestimmte Wirkungsweise des Heiligen Geistes und lass alles andere nicht in Dein Blickfeld!“

Im Gleichnis vom vierfachen Acker spricht Jesus davon, dass „die Sorgen des Alltags, die Verführung durch den Wohlstand und die Jagd nach den Freuden dieses Lebens“ (Lk. 8, 14 HfA) das geistliche Leben ersticken.

Auch dies ist eine sehr gute Strategie um den Strom des Heiligen Geistes abzutöten. Wir leben in einer Welt voller Freiheit und Möglichkeiten, aber auch voller Verpflichtungen und sozialer und medialer Einbindungen. Fluch und Segen liegen hier oft nah beieinander. Weniger ist hier oft mehr. „Simplify Your Life!“ ist das Schlagwort dazu.

Die erfolgsversprechende Strategie ist daher: „2. Versenke Dich in möglichst alle Anforderungen und Gelegenheiten des beruflichen, medialen und sozialen Lebens und sorge Dich stets um Deine Zukunft!“

Was kann den Fluss noch behindern? Ich habe vorhin erwähnt, dass das Laubhüttenfest ein Fest der Freude sein sollte. Und Freude hängt viel mit Freiheit zusammen. Paulus ruft uns zu:

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal. 5,1 Luther)

Obwohl die Hoch-Zeit des Pietismus mit seinen vielen Übertreibungen schon lange vorbei ist, setzen wir uns doch oft wieder selbst unter religiösen Druck oder lassen uns religiöse Erwartungen anderer aufladen. Wir haben irgendwelche Ideale, die wir erfüllen wollen; Vorbilder, denen wir nacheifern oder Prinzipien, nach denen wir zu leben trachten. Leider gibt es auch viele an sich gute christliche Bücher, die nur neuen Druck auf uns legen.

Daher lass Dir gesagt sein: Du musst gar nichts! Es ist vollbracht! Es ist vollständig erfüllt! Es ist vollendet! Es ist vollkommen vollkommen! Es gibt keine Verdammnis mehr. Gott liebt Dich, egal ob Du heute Plus- oder Minuspunkte in Deinem persönlichen Anspruchskatalog gesammelt hast.

Eine gute Verhinderungsstrategie ist daher: „3. Zweifle beständig und zuverlässig an Gottes persönlicher Liebe zu Dir und versuche Dir jeden Tag eine neue Pflicht aufzuerlegen!“

Man könnte noch ergänzen: „3a. Arbeite in mindestens so vielen gemeindlichen Gremien mit, dass es Dir schwer fällt Zeiten zur Entspannung und für Dinge, die Dir Spaß machen zu finden!“


5. Der Fluss des Geistes und seine Flussrichtung

Einen Punkt hab ich noch. Vielleicht sogar der Wichtigste. Jeder Fluss fließt immer von oben nach unten. Er entspringt irgendwo in den Bergen und fließt ins Meer.

Der Strom des Heiligen Geistes, der aus uns herausfließt, hat seinen Ursprung bei Gott und er will zu den Menschen fließen. Er ist nicht für mich bestimmt. Er ist nicht dazu da, dass ich mich gut fühle. Das ist ein wunderbarer Neben-Effekt, aber ich bin nicht das Ziel. (Es geht nicht um Individualismus und auch nicht um Gruppen-Egoismus.)

Gott ist Liebe (1. Joh. 4,8) und die Substanz dieses Stroms ist Liebe. Und diese Liebe will zu den Menschen. Dabei fließt sie heraus aus der Intimität mit Gott, aus den Zeiten der Gegenwart Gottes, der Ruhe vor Gott, der Anbetung zu den Menschen - und zwar in den verschiedensten Ausprägungen. Die Liebe will sich ausdrücken in Kraft, in Prophetie, in Heilung, aber genauso in Freundlichkeit und Güte, in Beratung und Hilfeleistung, in Dienen und Geben, in Verkündigung und Zeugnis, in Nähe und Zärtlichkeit, in Lachen und Feiern, Zuhören und gemeinsam Spaß haben....

Manchmal behindern wir den Strom des lebendigen Wassers, weil wir die Adressaten nicht im Blick haben oder weil wir sie vielleicht nur als Subjekt zur Bekehrung gesehen haben, weil wir vielleicht nicht über unsere Gemeinde- und Gottesdienstgrenzen hinaus geschaut haben.

Paulus schreibt:

„Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.“ (Röm. 12,1 NGÜ)

Wenn wir hier aus dem Saal gehen, dann hört der Gottesdienst nicht auf, dann fängt er erst an. Unser Arbeitsplatz, unsere Nachbarschaft, unsere Familie, unsere Stadt, unsere Gesellschaft, das sind die Plätze, an die der Strom Gottes hin fließen möchte. Das sind die Plätze wo er durch uns Reich Gottes bauen und gestalten möchte.

Wir haben in unserem Hauskreis gerade eine Aktion am Laufen, wo wir reihum an einem Hauskreisabend unsere Arbeitsplätze aufsuchen - alle paar Wochen an einem anderen - um dort zu beten, dass dort Reich Gottes durch das einzelne Hauskreismitglied gebaut werden kann. Das Gottes Gegenwart dort einziehen kann und sich die Atmosphäre verändert, dass die Werte Gottes, die Gerechtigkeit des Reiches Gottes sich dort ausbreiten.


6. Zusammenfassung

Ich möchte zum Schluss noch kurz zusammenfassen:

Manchmal sind wir blind für die Ströme des lebendigen Wassers, die aus uns heraus fließen, weil wir den falschen Fokus haben, weil wir nicht wahrnehmen, dass Gott gerade ganz anders wirken möchte.

Manchmal hindert uns unser Alltag.

Manchmal blockieren wir uns selbst durch überzogene Erwartungen und manchmal vergessen wir, dass wir Gottes geliebte Kinder sind.

Und manchmal ist es einfach so, dass wir den Blick abgewendet haben von den Menschen, zu denen die Liebe Gottes eigentlich hin fließen möchte.

Wichtig ist: Gott zieht seine Liebe und den Strom seines Heiligen Geist nie zurück und wird ihn nie zurückziehen.

Wir sind für immer die Gerechtfertigten, die Heiligen, seine Söhne und Töchter.

Christus lebt in uns und will sich durch uns ausdrücken.

Wenn wir in diesem Bewusstsein leben, dann sucht sich der Strom immer wieder seinen Weg zu den Menschen.



AMEN.

Freitag, 1. Februar 2013

Termine und Aktuelles Februar 2013

03.02. dezentrale Hausgottesdienste

10.02. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Hans Heidelberger, Thema: "Das Reich Gottes, die CGF und Du")


17.02. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Mathias Hühnerbein, Nehemia-Team, Thema: "Die Isaak-Generation")


24.02. 10.00 Uhr Gemeindehaus St. Paul, gemeinsamer Gottesdienst mit der "JG St. Paul" (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Ströme lebendigen Wassers")



Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Mittwoch, 23. Januar 2013

Predigt von Norbert Wohlrab (20.01.13)

Der barmherzige Samariter 

Hinter uns liegt wieder die Allianz-Gebetswoche mit ihrem Motto: „Unterwegs mit Gott“. Wir haben in dieser Woche viel für Menschen und ihre Nöte in Fürth gebetet (Arbeitslose und Geringverdiener, soziale Gerechtigkeit, sozialen Wohnungsbau, Schüler und Jugendliche, Greuther Fürth etc). Dies war auch ein Dienst am Nächsten, ein Ausdruck von Nächstenliebe, auch wenn vielfach noch weitere praktische Hilfe nötig ist.

Nicht jeder hat eine Position wo er sich politisch gestaltend einbringen kann, aber jeder kann beten.

Besonders hat mich der Mittwoch bewegt: wir haben im Rathaus stellvertretend um Vergebung gebeten für das Unrecht an den Juden im 3. Reich durch unsere Stadtvertreter, die sie im großen Umfang enteignet haben, ohne dass hier jemals Wiedergutmachung stattgefunden hätte.

Im Lauf der Woche ist mir so das Thema für heute gekommen. Und als ich am Freitag die Zeitung gelesen hab, dachte ich mir: das passt ja optimal zu meiner Predigt.

Eine junge Frau in Köln wurde mit Ko-Tropfen betäubt und missbraucht. Sie wird in der Notarztpraxis behandelt und dann weiter schickt zu weiteren gynäkologischen Untersuchungen in katholische Krankenhaus nebenan. Hier wird die Hilfe aus moralischen Gründen abgelehnt, angeblich weil man auch die Pille danach verabreichen müsste (wovon laut Notarztpraxis nie die rede war). Das gleiche geschieht in einem weiteren katholischen Krankenhaus. Ein unglaublicher Vorfall.

Nun kann man ja durchaus verschiedene Meinungen zum Beginn des Lebens haben und ob die Pille danach einer Abtreibung gleichzusetzen ist. (Bei Juden beginnt das Leben übrigens dann, wenn die Kinder aus dem Haus und der Hund tot ist.) Hier wurde aber auf jeden Fall die Moral - ob nun begründet oder nicht - über die Not eines Menschen gestellt. Das passt zu meinem heutigen Predigttext.

„Ein Gesetzeslehrer wollte Jesus auf die Probe stellen. »Meister«, fragte er, »was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?« Jesus entgegnete: »Was steht im Gesetz? Was liest du dort?«
Er antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit aller deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand!‹ Und: ›Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich selbst!‹ « – »Du hast richtig geantwortet«, sagte Jesus. »Tu das, und du wirst leben.« Der Gesetzeslehrer wollte sich verteidigen; deshalb fragte er: »Und wer ist mein Mitmensch?«
Daraufhin erzählte Jesus folgende Geschichte: »Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab. Unterwegs wurde er von Wegelagerern überfallen. Sie plünderten ihn bis aufs Hemd aus, schlugen ihn zusammen und ließen ihn halbtot liegen; dann machten sie sich davon. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab. Er sah den Mann liegen, machte einen Bogen um ihn und ging weiter. Genauso verhielt sich ein Levit, der dort vorbeikam und den Mann liegen sah; auch er machte einen Bogen um ihn und ging weiter. Schließlich kam ein Reisender aus Samarien dort vorbei. Als er den Mann sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und versorgte ihn mit allem Nötigen. Am nächsten Morgen nahm er zwei Denare aus seinem Beutel und gab sie dem Wirt. ›Sorge für ihn!‹, sagte er. ›Und sollte das Geld nicht ausreichen, werde ich dir den Rest bezahlen, wenn ich auf der Rückreise hier vorbeikomme.‹« »Was meinst du?«, fragte Jesus den Gesetzeslehrer. »Wer von den dreien hat an dem, der den Wegelagerern in die Hände fiel, als Mitmensch gehandelt?« Er antwortete: »Der, der Erbarmen mit ihm hatte und ihm geholfen hat.« Da sagte Jesus zu ihm: »Dann geh und mach es ebenso!« (Lk. 10, 25 - 37 NGÜ)
 


Bei Luther beginnt dieser Textabschnitt mit „Und siehe...“. Dies bedeutet, dass ein Zusammenhang mit dem vorhergehenden Geschehen besteht. Dort jubiliert Jesus im Geist,  weil Evangelium den sogenannten Unmündigen offenbart wurde, aber den sogenannten Weisen und Klugen verborgen blieb (V. 21). So ein Weiser - bzw. jemand, der sich selbst für weise hält - ist nun dieser Schriftgelehrte. Dieser Lehrer des Gesetzes kennt sich aus in der Schrift. Er hat nun die Absicht Jesus eine Falle zu stellen. Er möchte ihn auf´s Glatteis führen. Er möchte, dass Jesus sich in Widersprüche verwickelt und er etwas gegen ihn in die Hand bekommt.

Dieser Mann fragt jetzt nicht, wie z.B. später der Kerkermeister in Philippi: „Was muss ich tun, damit ich gerettet werde?“ (Apg. 16,30). Wen man so fragt, dann hat man begriffen, dass man verloren ist und nur die Gnade Gottes mich erretten kann. Dieser Schriftgelehrte dagegen offenbart sich als selbstgerechter Mensch, der sich das ewige Leben verdienen will. Er betrachtet sich als kompetent genug um selbstverständlich das zu tun, was Gott von ihm möchte.

Der Kerkermeister bekommt auf seine ehrliche Frage die Antwort: „Glaube an Jesus, den Herrn, und du wirst gerettet werden, du und alle, die in deinem Haus leben!“ (Apg. 16,31).  Der Gesetzeslehrer erhält zwei Gegenfragen: „Was steht im Gesetz? Was liest du dort?“ Jesus bedient sich hier der normalen Form des theologischen Disputs der frommen Juden: Frage und Gegenfrage. Jesus geht auf ihn ein. Er lehnt ihn nicht gleich ab, weil er Jesus nur versuchen will. Er sagt nichts von „Ottern und Schlangengezücht“ o.ä., sondern er begibt sich auf seine Denk-Ebene.

Und nun gibt der Schriftgelehrte eine hervorragende Antwort. Er kombiniert eigenständig zwei verschiedene Schriftstellen des AT, des Gesetzes - 5. Mose 6,5 und 3. Mose 19,18 - und zeigt damit auf, worum es eigentlich geht: Gott lieben und den Nächsten lieben! Er hat aus über 600 Gesetzen die zwei herausgepickt, die den Kern des ganzen Gesetzes ausmachen. Dies zeigt, dass er vom Gesetz wirklich etwas verstanden hat.

Jesus sagt selbst an anderer Stelle:  „An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Mt. 22,40 Rev. Elb.)

Man muss sich das vorstellen wie einem Kleiderhaken. An einem Kleiderhaken hängt die Jacke. Die ganzen Gesetze hängen an diesem Haken des Doppelgebots der Liebe. Ohne den Haken, also ohne die Liebe verlieren die Gesetze ihre eigentliche Bedeutung.

Paulus schreibt dazu: „So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“ (Röm. 13,10b Luther)

Soweit so gut. Theoretisch hat der Gelehrte was verstanden. Die Antwort von Jesus ist jetzt aber niederschmetternd. Es geht nicht um theoretisches Verständnis, es geht um praktische Anwendung: „Richtig! Tu das und du wirst leben!“  Das Gemeine ist: hier steht im Griechischen die Verbform, es heißt quasi: „Tu dies beständig, tu dies ununterbrochen, tu dies immer während!“ Nicht nur jedem dritten Dienstag im Monat, sondern einfach immer!

Kein Mensch kann dies immer tun. Das Problem für ihn und alle anderen, die nach dem Gesetz Gottes leben wollten und vielleicht auch noch wollen, ist folgender:

„Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden.“ (Jak. 2,10 Rev. Elb.)

Dies war seine Krux, sein Problem. Was bin ich froh, dass wir frei vom Gesetz sind und es für uns einfach gilt: in Gott zu bleiben. Denn wenn ich in Gott bleibe, werde ich automatisch lieben - ohne juristischen Zeigefinger.

Der Schriftgelehrte hat erkannt, dass er jetzt nicht so einfach raus kommt aus der Falle und fragt: „Ja, Moment, wer ist denn überhaupt mein Nächster?“ Unter den Schriftgelehrten herrschte damals die Vorstellung, dass nur Blutsverwandte und Gerechte überhaupt als Nächste in Frage kommen könnten, auf jeden Fall keine Ausländer und natürlich schon gar keine Samaritaner.

Jesus antwortet mit einer Geschichte, einer Beispiel-Erzählung. Auch das entsprach der damaligen Art des theologischen Disputs. Es ist eine erfundene Geschichte, die sich aber jederzeit hätte so ereignen können.

Ein Mann - höchstwahrscheinlich ein Jude - wurde auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho überfallen. Es war ein ca. 27 km langes Teilstück des damaligen Haupthandelsweges zwischen Afrika und Asien. Über 1000 Meter Höhenunterschied. Eine 7 Stunden-Wanderung. Es war ein steiniger und beschwerlicher Weg. V.a. für Händler mit ihren Lasten nicht einfach zu bewältigen. Und für Räuber und Wegelagerer ideal um einen Hinterhalt zu legen.

Der Mann wurde also überfallen, ausgeraubt und liegt nun halbtot am Boden. Nun kommen nacheinander ein Priester und ein Levit vorbei und wechseln die Straßenseite anstatt zu helfen. Zwei fromme Menschen, die regelmäßig Gottesdienst verüben im Tempel, ignorieren hier ihren Nächsten. Heutzutage wäre das unterlassene Hilfeleistung.

In einer Bibelschule in den USA gab es ein Predigtseminar. Als besonderes Highlight des Seminars sollten alle Teilnehmer die Chance bekommen eine Predigt zu halten, die im Radio übertragen wird. Das Thema der Predigt war vorgegeben, es war das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Der Tag der Radioübertragung war gekommen, sicherlich waren alle sehr aufgeregt als sie sich auf den Weg zur Radiostation machten. Allerdings hatte der Leiter des Seminars es so arrangiert, dass jedem Studenten auf dem Weg zur Radiostation ein Mann in den Weg gelegt wurde, der einen Herzinfarkt simulierte. Angeblich hat keiner der Studenten angehalten, um dem Mann zu helfen.

Was hätten wir getan? Ich kann mich an eine vergleichbare Situation erinnern: Es ist Winter. Sonntagvormittag. Ich habe am MTV-Parkplatz geparkt, laufe um die Ecke in Richtung CGF-Räume, bin spät dran (ich weiß nicht mehr genau, entweder musste ich Aufsperren oder Predigen - wie üblich halt). Dann spricht mich ein ausländisch Aussehender an und fragt, ob ich ihm überbrücken kann, weil sein Auto nicht anspringt. Was glaubt Ihr was ich gemacht hab? - „Sorry, ich bin spät dran und müsste jetzt das Auto auch noch holen.“ Soweit ich mich erinnern kann, hat ihn dann ein anderer Gottesdienstteilnehmer geholfen und alles war gut.

Das Problem bei den beiden Klerikern, die nicht geholfen haben, ist folgendes: sie hatten wirklich gute Gründe nicht zu helfen.


„Und der HERR sprach zu Mose: Rede zu den Priestern, den Söhnen Aarons, und sage zu ihnen: Keiner von ihnen darf sich an einer Leiche unrein machen unter seinen Volksgenossen, außer an seiner Blutsverwandtschaft, die ihm nahesteht: an seiner Mutter und an seinem Vater, seinem Sohn, seiner Tochter und seinem Bruder und an seiner Schwester, der Jungfrau, die ihm nahesteht, die noch keinem Mann zu eigen geworden ist; wegen dieser darf er sich unrein machen. Er darf sich nicht unrein machen als Herr unter seinen Volksgenossen, sich zu entweihen.“ (3. Mose 21, 1-4 Rev. Elb.)

Wäre der Verletzte bereits tot gewesen, hätte der Priester sich verunreinigt, er wäre untauglich geworden für den Tempeldienst. Er hat also gänzlich korrekt nach dem Gesetz gehandelt - nach dem Buchstaben des Gesetzes.

Ähnlich ist es bei dem Leviten.

„Wer einen Toten berührt, die Leiche irgendeines Menschen, der wird sieben Tage unrein sein.“ (4. Mose 19,11 Rev. Elb.)

Er wäre zumindest für 7 Tage vom Tempeldienst ausgeschlossen gewesen. Also auch er hatte einen guten Grund möglichst nicht in Kontakt mit dem vermeintlich Toten zu kommen.

Nun hätten die Zuhörer wahrscheinlich erwartet, dass in dieser Geschichte jetzt der gottesfürchtige Jude vorbei kommt. Aber Jesus macht hier etwas schier Unvorstellbares: er lässt einen Samaritaner erscheinen. Das geht eigentlich gar nicht! Das ist so, als würde er in Fürth einen Clubberer erscheinen lassen.

Was ist eigentlich so schlimm an diesem Samaritaner? Warum gab es so einen Hass auf sie?

Wir wissen, dass Israel geteilt war und die Bevölkerung des Nordreichs in die assyrische Gefangenschaft verschleppt wurde. Assyrien hat das Gebiet des Nordreichs (Samaria) mit Kolonisten aus Persien und Babylon bevölkert (2. Kön. 17, 24 - 41). Diese Kolonisten brachten ihre eigenen Religionen mit und vermischten sich mit der geringen jüdischen Restbevölkerung und bildeten dann die Bevölkerung Samarias (eigentlich Samarier). Sie hatten ihre eigenen Religionen, wurden aber auch im jüdischen Glauben unterwiesen. Ein teil von ihnen glaubte an den Gott Israels, sie hatten ihr eigenes Heiligtum und beteten in Garizim an. Sie bildeten die spezielle Gruppe der „Shamerim“ (= Bewahrer), also die Samaritaner. Sie verstehen sich als Bewahrer des jüdischen Glaubens und akzeptieren nur die fünf Bücher Mose, weil sie der Meinung waren, dass die Juden sich danach vom Gott Israels entfernt hätten. Von den Juden wurden sie aus diesen Gründen abgelehnt.
Diese Gruppe existiert übrigens noch heute (ca. 750 Mitglieder).

Ob es sich in diesem Gleichnis nun um einen Samarier oder Samaritaner handelt ist unklar, beides war auf jeden Fall gleichermaßen undenkbar. Sie wurden öffentlich verflucht, es war undenkbar mit ihnen zu essen oder Gemeinschaft zu haben oder sich von ihnen auch noch helfen zu lassen.

Der Samaritaner half nicht um eine Gesetzesnorm zu erfüllen, sondern aus Mitleid. Er wurde innerlich bewegt. Die Liebe trieb ihn. Erinnert Euch: das Gesetz hängt am Haken der Liebe.

Jesus dreht nun die Frage des Gelehrten um. Die Frage ist nicht, wen kann ich eindeutig als „Nächsten“ definieren, sondern an wem kann ich als „Nächster“, als Mitmensch handeln.

Die Geschichte verdeutlicht auch, dass das Gesetz niemanden helfen kann. Der Priester und der Levit verkörpern dieses Gesetz und zeigen die Unfähigkeit des Gesetzes auf. Religion kann nicht erretten. Nur der Heiland kann dies. Der Samaritaner ist ein Bild für Jesus, den Erretter.

Was bedeutet es für uns?

Zunächst mal: wir sind alle auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen. Keiner kann sich selbst erretten.

Aber auch: lasst uns aufmerksam sein für die Not und die Bedürfnisse der Mitmenschen um uns herum. Im Zweifelsfall kann man auch fragen: „Kann ich ihnen helfen?“ Lasst uns bereit sein unseren geplanten Tagesablauf auch mal zu unterbrechen.

AMEN

(Gebet in kleinen Gruppen, dass wir „Oasen“ der Barmherzigkeit für unsere Mitmenschen sind)

Dienstag, 1. Januar 2013

Termine und Aktuelles Januar 2013

06.01. dezentrale Hausgottesdienste (Orte bitte erfragen)

13. - 20.01. Gebetswoche der Evangelischen Allianz: "Unterwegs mit Gott"  
http://www.ead.de/allianzgebetswoche.html 
 
13.01. 10.00 Uhr LKG Gebetsgottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "...weil er sich gedmütigt hat")

14.01. Mo 19.00 Uhr Hardenberg-Gymnasium (Mensa)
15.01. Di 19.00 Uhr LKG Gebhardtstraße
16.01. Mi 19.00 Uhr Rathaus (Sitzungssaal)
17.01. Do 10.00 Uhr LKG Rosenstraße
17.01. Do 18.00 Uhr Klinikum Fürth (Kapelle)
18.01. Fr 20.00 Uhr FCGF (Jugendgottesdienst)
19.01. Sa 10.00 Uhr Heilsarmee
19.01. Sa 19.00 Uhr St. Johannis, Burgfarrrnbach (Gebetskonzert mit Jonny Pechstein) 

20.01. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Der barmherzige Samariter")


27.01. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst (Predigt Christiane Ahnert, Naomi Ruth e.V., Thema: "Weihnachten, die Ankunft des Messias")


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.



LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Samstag, 1. Dezember 2012

Termine und Aktuelles Dezember 2012

02.12. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste

09.12. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Frieder Schinkel, Diakon i. R.)

16.12. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Birgit Oechsle; Thema: "Vater Martin" nach Tolstoi)

24.12. 15.00 Atelier in der Alten Kirche (Blumenstr. 33 Rückgebäude) Familien-Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)

30.12. kein Gottesdienst


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50