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Sonntag, 27. März 2022

Predigt von Norbert Wohlrab (27.03.2022)

Ist Gott wirklich gut?


1. Einleitung

Mei geht’s mir gut. Mir gehts ja so gut.
X hat jetzt einen höhenverstellbaren Schreibtisch, der hat sogar ein Gütesiegel.
Neulich haben wir wieder mal eine Pizza gegessen…von der Rustica auf der Hardhöhe. Die war so gut. So gut war die. Es gibt keine bessere Pizzeria in Fürth.
Ys Freund hatte kürzlich ein Vorstellungsgespräch. Das lief sowas von gut, dass er die Stelle gleich gekriegt hat.
Ach ja und Gott….Gott ist natürlich auch gut.

Ihr habt es vielleicht schon gemerkt - an meiner etwas ungewöhnlichen Einleitung - meine Predigt heute hat irgendetwas mit „gut“ zu tun.
Ich möchte heute etwas der Frage nachspüren: Ist Gott wirklich gut? - Und falls ja, was hat das mit meinem Leben zu tun? Oder hat das überhaupt was mit meinem Leben zu tun?

Manche von uns durchlaufen gegenwärtig Phasen in ihren Leben, teils schon seit Jahrzehnten, die geprägt sind von Krankheiten und Schmerzen.
Geschwister, die wir kannten, sind unerwartet früh an Krankheiten gestorben und dann kommen Zweifel und Fragen in uns hoch: Wie kann ein guter Gott das zu lassen? Ist Gott wirklich gut?

Und ich habe dann angefangen mich zu fragen: Könnte es nicht sein, dass das Problem nicht ist, dass Gott nicht gut ist, sondern dass unsere Theologie einfach falsch ist, dass wir einfach nur die falschen Schlussfolgerungen und Lehren gezogen haben, die falschen Erwartungen haben?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich heute viele Antworten liefern werde, aber ich werde Euch etwas teilhaben lassen, an meinen Entdeckungen und Gedankengängen.


2. Wortbedeutungen

Wenn wir Menschen etwas als gut bewerten: die Pizza, ein Gefühl, eine Note, ein Gespräch etc. dann ist es zum einen subjektiv und zum anderen wird diese Bewertung in einer Relation zu etwas, in einem bestimmten Bewertungssystem vorgenommen.
Ist das bei Gott auch so oder ist hier nicht eine ganz andere Qualität von „Gutsein“ vorhanden?

Zahlreiche Philosophen haben sich im Laufe der Jahrtausende den Kopf darüber zerbrochen, was eigentlich gut ist, mit teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

„Keiner der philosophischen Definitionsversuche hat im neuzeitlichen Diskurs allgemeine Anerkennung gefunden: weder die metaphysische Bestimmung, wonach das Gute objektiv vorgegebene Idee (Platon) oder Zielvorstellung (Aristoteles) ist, noch die Reduktion des Guten auf streng subjektive Kategorien wie die des Angenehmen (Hedonismus) oder des Nützlichen (Utilitarismus). Aus dem sprachlich-philosophischen Befund lassen sich nur wenige konsensfähige Charakteristika für das Gute festhalten“ (WiBILex zu Gut/Gutes (AT))

D.h. wir Menschen reden von „gut“, aber eigentlich wissen wir gar nicht wovon wir reden oder ob unser Gesprächspartner nicht was ganz anderes meint, als wir meinen und als wir meinen, dass er meint bzw. er meint, dass wir meinen.

Aber muss nicht eigentlich das „Gutsein“ Gottes außerhalb unserer menschlichen Erklärungsmodelle und Wortdefinitionen und „-definitiönchen“ liegen?

Im griechischen finden wir hier die Begriffe „agathos“ und „kalos“, die zum einen
tüchtig, brauchbar, gut und gütig bedeuten und zum anderen
das wesensmäßig Gute und Schöne beschreiben.
Die Begriffe werden im NT aber leider teilweise synonym verwendet. Genauere Studien und Analysen hätten mich als Laien hier überfordert.


3. Das Wesen Gottes: Gott ist gut…

In der Bibel lesen wir über Gott Aussagen wie:

„Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen.“ (Ps. 86,5 Luth)

und

„Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind.“ (Ps. 73,1 Rev. Elb.)

oder in anderer Übersetzung

„Lauter Güte ist Gott gegen Israel, gegen die, die reinen Herzens sind.“ (Zürcher)

Und die bekannte Lobpreisformel:

„Denn der HERR ist gut; seine Gnade währt ewiglich““ (Ps. 100,5a Schlachter)

oder in der Luther-Übersetzung

„Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig“ (Luther)

In diesen Psalmtexten können wir lesen: Gott ist gut! Überhaupt finden wir die Bezeichnungen, dass Gott gut ist, hauptsächlich in den Lobliedern der Bibel. Gott wird von den Psalmisten als gut beschrieben und besungen. Ist es vielleicht einfach nur Poesie?

Wenn man sich diese und andere Verse anschaut, fällt etwas auf.
Zum einen werden die Begriffe „gut“ und „Güte“ häufig synonym verwendet, denn das zu „gut“ gehörende Substantiv scheint am ehesten mit Güte wiedergegeben werden zu können.
Im griechischen NT ist es dann eindeutig der selbe Wortstamm mit „agathos“ und „agathosyne“.
Und zum anderen ist die Güte Gottes, sein „Gutsein“ - zumindest in manchen Stellen - an Bedingungen geknüpft: die ihn anrufen, die reinen Herzens sind, er spricht zum Volk Israel usw. …..

Aber andererseits lesen wir auch:

„Der HERR ist gut gegen alle, und sein Erbarmen waltet über allen seinen Werken.“ (Ps. 145,9 Zürcher)

Hier gibt es dann keine Begrenzung.

Lasst uns noch etwas weiter suchen, was zum Thema „Gott ist gut“ in der Bibel steht.

Interessant ist hier eine Begebenheit bei Jesus im Markusevangelium. Ein reicher junger Mann fragt Jesus:

„Als Jesus sich wieder auf den Weg machte, kam ein Mann angelaufen, warf sich vor ihm auf die Knie und fragte: »Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekomme?« –  »Warum nennst du mich gut?«, entgegnete Jesus. »Gut ist nur Gott, sonst niemand.“ (Mk. 10, 17.18 NGÜ)

„Es gibt nur einen, der gut ist, und das ist Gott.“ (HfA)

Auch Jesus stellt klar: Gott ist gut und nur Gott ist gut! Wenn Jesus selbst da so sagt, dann bekommt das doch eine ganz andere Qualität und Dimension. Spätestens jetzt dürfen wir wissen, dass die Aussagen aus dem AT nicht nur Poesie sind, sondern wirklich wahr sind.

Warum weist er eigentlich die Titulierung „gut“ für sich selbst zurück?
Jesus steht hier als Mensch, als Rabbi und wird als solches verehrt, nicht als Christus, daher weist er daraufhin, dass diese Titulierung nur Gott gebührt.
Außerdem vermutlich, weil hier die Werksgerechtigkeit, das Machbarkeitsdenken des Jünglings deutlich wird: der Rabbi ist gut, ich bin gut, wo kann ich noch gut sein, das ich ewiges Leben erhalte.

In meinem Bibellexikon steht:

„Die bibl. Verfasser beurteilen Gott nicht nach einem bereits vorhandenenBegriff der Güte. Vielmehr betrachten sie seine Vollkommenheit und wenden auf ihn das Wort an, das gewöhnlich zur Anerkennung eines Wertes gebraucht wird. Indem sie das tun, geben sie dem Wort aber eine neue, tiefere Bedeutung. Sie definieren „gut“ von Gott her, nicht umgekehrt, Deshalb ist es bibl. Aussage, dass Gott, und nur Gott, vorbehaltlos gut ist.“
(Das große Bibellexikon, Band 2, Brockhaus)


Gott ist also moralisch und ethisch vollkommen gut.

Die erste Frage ist also beantwortet: Ja, Gott ist gut! Wir sind es nicht. Wir wissen nicht mal, was es eigentlich so genau bedeutet, aber Gott ist es. Er ist gut!

„Gott ist Licht, und Finsternis ist keine in ihm.“ (1. Joh 1,5b Zürcher)

4. …und die Bedeutung für mein Leben? (1)

Die Frage ist jetzt, wie wirkt sich das auf mein Leben aus, das Gott gut ist? Wo sind die Zusammenhänge oder wo sollten sie sein?

a) Gott teilt mit den Menschen

Gott möchte sein Gutsein, sein Güte nicht nur für sich, sondern er teilt sie aus. Das beginnt schon mit der Schöpfung:

„Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.“ (1. Mose 1, 31 Rev. Elb.)

Allein dass wir leben ist schon Teil seiner Güte.

b) Das Erlösungswerk als Ausdruck der Güte

Seine Güte gebührt allen Menschen.

„denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“ (Lk. 6,35b Luth)

Und dies zeigt sich in seiner Vollkommenheit im Tod Jesu.

„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (Joh. 10,11 Luth)

Das ich Erlösung bekommen habe durch Jesus Tod am Kreuz, ist das Hauptmerkmal von Gottes Güte. Weil Gott gut ist, konnte ich erlöst werden, bin ich jetzt erlöst. Das ist der Hauptbezug zu meinem Leben.

c) Seine Gebote sind gut

„Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.“ (Rom. 12,2 NGÜ)

Gottes Wille, sein Gebote sind gut (Röm. 7,12, 5. Mose 6,18), sie sind Ausdruck seines Wesens.

d) das Gute soll in unserem Leben umgesetzt werden

Und hat für uns sogar gute Werke vorbereitet:

„Denn was wir sind, ist Gottes Werk; er hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist. Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen.“ (Eph. 2,10 NGÜ)

Denn „Ihr sollt aber vollkommen sein, so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Mt. 5,48 NL)

 
Wenn wir also jetzt die Frage beantworten wollen: Wenn Gott gut ist, was hat das mit meinem Leben zu tun? Dann ist die Antwort: Deshalb soll auch ich gut sein!

Gott ist gut und deshalb soll auch ich gut sein! Er ist moralisch-ethisch vollkommen und ich soll es auch sein! Das ist die Schlussfolgerung, die wir aus der Bibel entnehmen können.
Es geht nicht darum, Gott ist gut und deshalb soll es mir gut gehen. Da kommt zwar zweimal das Wort gut vor, das ist aber nicht die logische Ableitung.

Wenn ich ein gutes Auto habe, heißt das ja nicht automatisch, dass der Fahrer gut fährt oder das es ihm immer gut geht.

Diesen Zusammenhang zwischen Gottes Gutsein und meinem Leben herzustellen, ist eine arg verkürzte Theologie.

5. …und die Bedeutung für mein Leben? (2)

Trotzdem berichtet die Bibel natürlich von Segen, der mir zuteil wird, wenn ich nach seinem Willen lebe und von Gutem, dass Gott mir geben will.

„Denn »wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.“ (1. Petr. 3, 10.11 Luther)

Gute Tage werden mir versprochen, wenn ich nach seinem Willen lebe. Aber ich denke, dass ist so gemeint, dass es kein besseres Lebenskonzept gibt, als eines, dass auf dem Willen Gottes gegründet ist.

Und weiter:

„Wenn also ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen, die ihn bitten, Gutes geben.“ (Mt. 7,11 Zürcher)

Er will mir Gutes geben. Aber wohl nicht im Sinne eines Automatismus.

Denn ich erfahre ich ja nicht immer. Trotzdem ist da Leid und Krankheit. Und die Bibel löst diese Spannung nicht auf. Im Gegenteil sie ist voll von Geschichten von Nachfolgern, denen es nicht immer gut ging, sondern die Mangel und Leid erfahren haben.

„Sowohl erniedrigt zu sein, weiß ich, als auch Überfluss zu haben, weiß ich; in jedes und in alles bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.“ (Phil.4, 12.3 Rev. Elb.)

Auch wenn ich jetzt versucht habe herzuleiten, dass nur weil Gott gut ist, es nicht die logische Schlussfolgerung für mein Leben ist, dass es mir immer gut geht, so muss Gott es doch trotzdem zulassen, wenn es mir eben nicht gut geht oder eben meine Gebete nicht erhört werden.

Wie geht es eigentlich Gott dabei? Das ist nun eigentlich nicht zu beantworten, aber wir wissen, wie es Jesus ging. In Gethsemane. Am Kreuz. Wie er selbst all das Leid und den Schmerz ertragen musste. Und wir können uns vorstellen, wie es Gott im Himmel dabei ging, als sein Sohn all dies erleiden musste.

Und wir wissen aus dem NT auch, wie es Jesus dabei ging, als er mit all dem menschlichen Leid um ihn herum konfrontiert wurde. Er war traurig, betrübt, es jammerte ihn. Jesus litt mit all den Menschen, er war voller Mitleid und Erbarmen.

Gott ist einer von uns, so wie es in dem Lied „One of us“ von Joan Osborne heißt. Er kennt unseren Schmerz, unser Leid aus eigener Erfahrung. Er leidet mit uns.

Ich möchte Euch zum Schluss noch die Geschichte von Horatio Spafford erzählen.

Horatio Spafford, ein presbyterianischer Kirchenältester, lebte im 19. Jahrhundert in Chicago. Er war ein erfolgreicher Anwalt und Immobilienbesitzer. Der große Brand von 1871 zerstörte fast seinen ganzen Besitz. 1873 wollte er mit seiner Familie nach England reisen um den Evangelisten Moody zu unterstützen. Er wurde jedoch in Chicago beruflich aufgehalten und so beschloss er, dass seine Frau mit den vier Töchtern allein fuhr und er später nachkommen würde.
Am 2.11.1873 wurde das Passagierschiff mitten auf dem Ozean von einem englischen Containerschiff gerammt und sank innerhalb von 12 Minuten. Alle vier Töchter wurden von Bord gespült und ertranken. 226 Passagiere ertranken. Nur seine Frau war einer der wenigen, die überlebten. Sie wurde von einem Matrosen gerettet und nach Cardiff gebracht. Dort schrieb sie ihm ein Telegramm: „Alles ist verloren, nur ich überlebte.“ Horatio reiste sofort hinterher um seiner Frau beizustehen. Als sie an die Stelle kamen, wo die „Ville du Havre“ unterging, wurde er vom Kapitän darauf hingewiesen. Und er schreibt dann in dieser Nacht  das Kirchenlied „It is well with my soul“ „Mir ist wohl in dem Herrn“, weil er spürt, dass seine Kinder sicher und geborgen bei Gott sind und er sie wiedersehen wird. Später hatten sie noch einmal zwei Kinder und auch das erste Kind starb in jungen Jahren an Scharlach. Spafford begann später noch eine große missionarische und diakonische Arbeit in Jerusalem.

Hier ist der Text des Liedes:

Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt,
Ob Stürme auch drohen von fern,
Mein Herze im Glauben doch allezeit singt:
Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn!
Refrain:
Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn!
Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn!

Wenn Satan mir nachstellt und bange mir macht,
So leuchtet dies Wort mir als Stern:
Mein Jesus hat alles für mich schon vollbracht;
Ich bin rein durch das Blut meines Herrn!
Refrain

Die Last meiner Sünde trug Jesus, das Lamm,
Und warf sie weit weg in die Fern;
Er starb ja für mich auch am blutigen Stamm;
Meine Seele lobpreise den Herrn.
Refrain

Nun leb ich in Christus für Christus allein.
Sein Wort ist mein leitender Stern.
In ihm hab ich Fried' und Erlösung von Pein;
Meine Seele ist selig im Herrn.
Refrain


6. Schluss

Es gab und gibt in der Kirchengeschichte verschiedene Arten, wie mit Leid umgegangen wird.

In der katholischen Lehre bspw. sind alle „Leiden…die Folgen der Erbsünde. Sie sind untrennbare Weggefährten des Menschen bis zu seiner Todesstunde.“ (Quelle Kathpedia)

Dann geht es nicht darum nach einem „Warum?“ zu fragen, sondern einfach darum sie zu ertragen. Ähnlich auch im Pietismus. Und dabei darauf zu vertrauen, dass Gott die Kraft zum Durchhalten schenkt.  (1. Kor. 10,13; 2. Kor. 12,9)

Manchmal wurde Leiden auch als besonderes Privileg betrachtet, da man dadurch Anteil an den Leiden Christi haben durfte.

Für uns sind Leiden eher ein Anlass um ins Gebet zu gehen, Gott zu bedrängen, füreinander einzutreten und durchzuhalten. Trotzdem wissen wir, dass es nicht immer so kommt, wie wir es wünschen.
Wir haben keine Antwort, aber wir dürfen wissen: Gott ist gut und immer gegenwärtig!

Und eines Tages wird es heißen

„Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ (Offb. 21,4 Luth)

AMEN.

Sonntag, 23. April 2017

Predigt von Norbert Wohlrab (23.04.2017)

Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
 

Ich möchte heute mit Euch ein Gleichnis Jesu anschauen, und zwar das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Jesus erzählte Gleichnisse, die einen Alltagsbezug hatten, die zur Lebenswelt der Menschen gehörten, um den Jüngern geistliche Zusammenhänge verständlich zu machen. Manche von diesen Gleichnissen haben auch heute noch eine erstaunliche Aktualität. Ich lese das Gleichnis in der neuen Luther-Übersetzung:

„1 Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter anzuwerben für seinen Weinberg.
2 Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg.
3 Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere auf dem Markt müßig stehen
4 und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist.
5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe.
6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?
7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand angeworben. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg.
8 Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten.
9 Da kamen, die um die elfte Stunde angeworben waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen.
10 Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeder seinen Silbergroschen.
11 Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn
12 und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.
13 Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen?
14 Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir.
15 Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin?
16 So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.“
(Mt. 20, 1-16 LUT2017)


Die Ausgangslage in diesem Gleichnis ist uns bekannt: Arbeitslosigkeit. Vielleicht war nicht jeder von uns schon mal arbeitslos, aber wir können uns alle die Situation von arbeitslosen Menschen gut vorstellen. Vielleicht haben wir ja welche in unserem Bekanntenkreis.
Heute ist man als Arbeitsloser in unserem Land ja einigermaßen abgesichert. Wenn man lange genug einbezahlt hat, dann bekommt man für sechs Monate bis zu zwei Jahre Arbeitslosengeld, das sind rund zwei Drittel des letzten Einkommens. Damit kann man einigermaßen klar kommen. Blöd wird es danach, wenn der Anspruch verbraucht ist und man immer noch keinen neuen Job hat und dann nur noch Arbeitslosengeld 2 (Hartz IV) bekommt. Mit dann rund 400,- Euro kann man eigentlich nur noch überleben, aber nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Würde geht anders!


Früher gab es bei den Arbeitsämtern eine Tagesjobvermittlung. Wer früh aufstand und keine harte Arbeit scheute, konnte dort manchmal für einen Tag einen Job bekommen, bei dem er am Abend cash ausbezahlt wurde und sich so sein Arbeitslosengeld aufstocken konnte. In der Nähe vom Plärrer in Nürnberg gab es auch eine Ecke, an der Arbeitslose standen, die ihre Arbeitsleistung anboten. Das war dann die illegale Variante. Soweit ich weiß gibt es heute beides nicht mehr.

So eine ähnliche Situation finden wir hier in diesem Gleichnis. Arbeitslose stehen herum und warten auf eine Möglichkeit sich Geld zu verdienen. Der Unterschied ist, dass sie keine soziale Absicherung haben. Hier geht es nicht um ein Zubrot zur staatlichen Unterstützung. Hier geht es um die blanke Existenz. Hier geht es darum einen Job zu finden, mit dem sie ihre Frau, Kinder und vielleicht die alten Eltern ernähren können.
Der Silbergroschen (oder Denar) entspricht etwa 40 Cent und war damals der wohl übliche Tageslohn. Ein Lohn, der ausgereicht hat um seine Familie zu ernähren.

Auch heute noch gibt es in Jerusalem eine Ecke nahe des Damaskustores, wo jeden Morgen arbeitslose Palästinenser stehen und auf potenzielle Arbeitgeber (meist Israelis) warten.

Gleich am Anfang lesen wir etwas Ungewöhnliches in diesem Gleichnis. Die erste von vielen Ungewöhnlichkeiten: der Hausherr, der Weinbergbesitzer geht früh am Morgen selbst los um Arbeiter für die Arbeit im Weinberg (vermutlich zur Weinernte oder zum Schneiden der Stöcke) einzustellen. Normalerweise mach dies sein Verwalter oder ein Vorarbeiter. Aber hier geht der Hausherr selbst los. Er scheint ihm selbst immens wichtig zu sein. Ein kleines aber wichtiges Detail, wenn wir später zur Auslegung kommen.

Der Hausherr geht sogar öfters los, nicht nur einmal. Er geht am Beginn des Tages und zur dritten, sechsten, neunten und schließlich noch zur elften Stunde los um immer wieder Nachschub an Arbeitskräften zu holen. Der Tag war damals in zwölf Stunden von 6 bis 18 Uhr eingeteilt, d.h. also zwischen  6 und 17 Uhr war er immer wieder, insgesamt fünfmal unterwegs um neue Arbeiter anzuheuern. Während er mit den ersten noch einen konkreten Lohn vereinbart hat, heißt es bei den anderen nur, dass sie bekommen sollten „was recht ist“.

Als es dann an die Bezahlung geht (jetzt kommt übrigens der Verwalter ins Spiel), geschieht das nächste Unglaubliche: die Letzten werden als Erstes bezahlt. Die, die am allerwenigsten gearbeitet haben, bekommen ihren Lohn zuerst. Sauber, na gut, meinetwegen, aber dann bekommen sie auch noch einen ganzen Silbergroschen. Sie bekommen den Lohn, der denen versprochen worden ist, die früh morgens angefangen haben im Weinberg zu schuften. Und die denken sich jetzt wahrscheinlich: „Wahnsinn, wenn die schon einen Silbergroschen bekommen, wieviel bekommen denn dann wir?! Die haben eine Stunde gearbeitet und wir zwölf Stunden. Wow, dann bekommen wir sicherlich mehr als nur den einen Silbergroschen.“

Und dann die große Ernüchterung, sie bekommen auch nur einen Silbergroschen. Genau wie ausgemacht. Die nächste Unglaublichkeit! Der Weinbergbesitzer gibt jedem gleich viel Lohn. Jeder bekommt einen Denar, egal wie lange er im Weinberg geschuftet hat. Das passt nicht in das Denken der Arbeiter, in ihre Wirklichkeit hinein und das passt auch nicht in unsere Wirklichkeit hinein. Unser Empfinden von Gerechtigkeit ist doch etwas anders. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, aber doch nicht gleicher Lohn für ungleiche Arbeit!

Diese provozierende Situation wäre leicht zu vermeiden gewesen, wenn in umgekehrter Reihenfolge ausbezahlt worden wäre. Die ersten hätten ihren Denar eingesackt und schwups wären sie weg gewesen. Sie hätte gar nicht mitbekommen, dass die anderen genauso viel bekommen. Aber so wurden sie bewusst damit konfrontiert.

Und jetzt geschieht etwas mit den „gefühlt Übervorteilten“. Sie ärgern sich, sie fühlen sich ungerecht behandelt, sie werden neidisch. Sozialneid! Aber nicht auf die Starken, nicht auf die Reichen und Schönen, sondern auf die Schwachen. Denn die, die länger auf dem Markt standen und auf Arbeit gewartet haben, waren gleichzeitig auch die, die schwächer waren, weniger kräftig, alt und krank, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr so ganz mithalten konnten.
Die, die unten stehen, die kräftigen Tagelöhner, suchen sich solche, die noch weiter unten stehen. Ein auch heute weit verbreitetes gesellschaftliches Phänomen: „Die Hartz4ler, die Ausländer, die Asylanten usw. sind doch alles nur Sozialschmarotzer, die auf Kosten meiner Steuergelder leben.“ So oder so ähnlich wird von vielen gedacht.

„Bist du neidisch, weil ich so gütig bin?“ fragt sie der Besitzer. Diejenigen, die länger auf dem Markt herum standen, brauchen aber auch genauso viel zum Überleben, wie alle anderen auch. Sie brauchen auch ihre 40 Cent am Tag um ausreichend Essen zu kaufen. Was hätte ihnen der Lohn für eine Stunde Arbeit genutzt? Es hätte vielleicht gelangt für einen halben Laib Brot und ein Bier zum Frust runterspülen, aber nicht für den Tagesbedarf einer ganzen Familie.

Der Gutsbesitzer dagegen ist gütig, er will dass alle genug zum Leben haben. Unabhängig von ihrer Leistung. Er ist nicht auf Gewinnmaximierung aus, sondern maximiert seine Güte. Heute würde man vielleicht sagen, er praktiziert eine Form von solidarischer Ökonomie.

Dieses Vergütungsmodell passt nicht in den Kapitalismus. Da hätte der Weinbauer vielleicht nur die Hälfte vom vereinbarten Lohn ausbezahlt, weil sie angeblich zu langsam gearbeitet hätten.
Und das passt auch nicht in die soziale Marktwirtschaft. Da hätte es trotzdem nur einen gewerkschaftlich fest vereinbarten Stundenlohn gegeben. Und aus dem Überfluss etwas für die Kranken und Schwachen.
Und im Kommunismus hätten wahrscheinlich alle gleich wenig bekommen,weil es nichts zum Verteilen gegeben hätte.
Nein, dieses Verhalten ist einzigartig: jeder bekommt den gleichen Tageslohn damit jeder genug zum Leben hat.

Nun, es ist ein Gleichnis, eine Geschichte und hat nicht den Anspruch Grundlage für ein Wirtschaftssystem zu sein. Ein ähnliches Modell finden wir in der Bibel meines Wissens nur noch in der Jerusalemer Urgemeinde, die in einer Art Kommunismus zusammen gelebt haben. Dort heißt es:

„Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“
(Apg. 4,32 LUT2017)


Aber auch das Jerusalemer Modell war nicht erfolgreich, denn wenige Jahre darauf, mussten Spenden bei den neuen christlichen Gemeinden für die Gemeinde in Jerusalem gesammelt werden, da diese mittlerweile verarmt war. Auch hier gilt: die Beschreibung beinhaltet erstmal keine Aufforderung genauso zu handeln.
Aber interessant ist doch, wenn man sich anschaut in welchen Kontext das Gleichnis vom Weinberg eingebettet ist. Es folgt nämlich direkt auf die Begegnung des reichen Jünglings mit Jesus, an dessen Ende Jesus feststellt:

„Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen.“ (Mt. 19, 23b LUT 2017)

Dies sollten wir doch bedenken. Sollte das Weinbergmodell doch ein Vorbild für unser Leben sein?  Auf jeden Fall eine Aufforderung zum Großzügigsein.
Es verdeutlicht auf jeden Fall: unser Gerechtigkeitsempfinden, unsere Vorstellung von Gerechtigkeit ist anders, als Gottes Gerechtigkeitsempfinden.
Es gibt wohl unterschiedliche „Gerechtigkeiten“. Unterschiedliche Vorstellungen und Bezugssysteme. Gerechtigkeit nach Leistung und eine Gerechtigkeit der Verteilung, eine Art ausgleichende Gerechtigkeit.

In unserem Land gibt es ja mittlerweile einen Mindestlohn, der aber immer noch so niedrig ist, dass derjenige, dessen Einkommen sich immer auf diesem Niveau bewegt, im Rentenalter auf gesetzliche Unterstützung angewiesen sein wird. Nach dem Motto: „Hättest was Gescheites gelernt, würdest mehr verdienen, hättest mehr Rente.“ Das klingt eher nach Sozialdarwinismus als nach Gerechtigkeit.

Die Schweiz dagegen hat ein 3-Säulen-Rentensystem, in dem alle - also auch die Selbständigen und Beamten - den gleichen Prozentsatz in die erste Säule einzahlen, aus der dann später eine Grundrente für alle finanziert wird. D.h., dass jmd. der gut verdient u. U. mehr einzahlen muss als er später als Maximalrente aus dieser Säule herausbekommen kann. Das ist eine Form von ausgleichender Gerechtigkeit und die Schweizer scheinen damit überhaupt kein Problem zu haben.

Es gibt darüberhinaus heute vielfältige Formen von Solidarökonomie nicht nur in Lateinamerika: Genossenschaften, Fair Trade-Produkte, FoodCoops, Tauschbörsen, OpenSource-Programme usw. sind solche Modelle.

Den Arbeitern in unserem Gleichnis geht es um Lohn für Leistung. Den Gutsherrn geht es darum, dass es ihnen gut geht, dass sie ein genügendes Auskommen haben. Im übertragenen Sinne: wir sind leistungsorientiert, Gott ist Gnade-orientiert.

Damit sind wir jetzt bei der Auslegung. Im Eingang steht. „Denn mit dem Reich der Himmel ist es“. Es geht hier um dass Reich Gottes, um das Himmelreich Gottes, um die Königsherrschaft Gottes.
Also zum einen um das Leben in der Ewigkeit bei Gott und zum anderen, aber auch schon um das Himmelreich unter uns, dort wo die Herrschaft Gottes, wo das Reich Gottes in Kraft und Liebe und Gerechtigkeit und Frieden schon in die Gegenwart hinein wirkt und durch uns sichtbar wird.

„Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lk 17,21 LUT2017)

Gott ist der Weinbergbesitzer, der alle, die in seinem Weinberg kommen, belohnen will. Er will, dass alle genug haben, keiner soll Mangel leiden. Jeder soll ewiges Leben empfangen:
unabhängig davon, ob man als Jude geboren wurde und damit zum auserwählten Volk gehört, zu dem Volk, das das Gesetz hatte oder erst als Heide das Evangelium gehört hatte,
unabhängig davon, ob man sich sein ganzes Leben lang als Pharisäer besondere religiöse Pflichten auferlegt hatte oder ob man als einfacher jüdischer Mensch gelebt hatte,
unabhängig davon, ob man sich als kleines Kind oder als Greis dafür entschieden hat Jesus nachzufolgen,
und auch unabhängig davon, ob man viel oder wenig dazu beigetragen hat. Jeder bekommt gleich.

Gott macht keinen Unterschied. Jesus sagt, dass die Ersten die Letzten sein werden, das also kein Vorteil darin besteht Jude oder Pharisäer zu sein. Dies ist die im historischen Kontext erste Zielgruppe des Gleichnis. Er will ihnen vermitteln, dass sie nicht besser, nicht wichtiger sind als die anderen, als die Sünder.

Es geht nicht um Leistung, es geht nicht um Gerechtigkeit durch Werke, sondern einzig allein um die Güte des Weinbergbesitzers, um die Gnade die Gott gerne schenkt. Es gibt keine Fleißkärtchen und kein Punktesystem für einen Platz im Himmelreich.

Eigentlich geht es in diesem Gleichnis ja gar nicht um die Arbeiter, sondern um den gütigen Weinbergbesitzer. Um sein Mitgefühl mit den verlorenen Menschen. Er ist es, der sich aktiv um sie bemüht, sich aktiv auf die Suche begibt um sie in den Weinberg zu holen. Er selbst bringt die gute Nachricht: „Hey, komm in den Weinberg. Dort ist noch Platz für Dich.“ Er enthält seinen Lohn, seine Güte, seine Gnade niemanden vor. Jeder bekommt sie. Er ist ähnlich wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn.

Aber es geht auch darum Teil des Weinbergs zu sein. Die Tagelöhner haben Arbeit ge-sucht. Übertragen bedeutet dies, sie haben nach Gott gesucht. Ich flutsche nicht einfach so in das Reich Gottes hinein. Ich muss es wollen. Ich muss Erlösung wollen. Ich muss Jesus wollen.

Es gilt immer noch was Jesus sagt:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh 14,6 LUT2017)

Die Annahme des Jobs entspricht der Annahme des Erlösungsangebots Jesu. Durch ihn werde ich Teil bzw. bekomme ich Anteil am Himmelreich Gottes.

Genauso gilt es aber auch in ihm zu bleiben. Bis zum Schluss in ihm zu bleiben. Den Lauf zu voll-enden, wie Paulus es ausdrückt (2. Tim. 4,7). Es sind leider nicht wenige, die sich im Laufe ihres Lebens von ihrem christlichen Glauben abgewendet haben um irgend-welchen obskuren Theorien anzuhängen.

Hören wir im Lutherjahr, was Martin Luther zur Auslegung des Gleichnisses zu sagen hat:

„So ist nu dies die Summa dieses Evangeliums: kein Mensch ist so hoch noch wird je so hoch kommen, dass er nicht zu fürchten hat, er werde der allerniedrigste. Und umgekehrt, niemand liegt so tief oder kann so tief fallen, der nicht hoffen könnte, dass er der höchste würde. Denn hier ist alles Verdienst aufgehoben und wird allein Gottes Güte gepriesen und ist fest beschlossen: der erste soll der letzte, der letzte soll der erste sein. Damit dass er spricht: der erste soll der letzte sein, nimmt er dir alle Vermessenheit und verbietet dir, dass du dich über keine Hure erhebst, auch wenn du Abraham, David, Petrus oder Paulus wärst. Damit aber dass er spricht: der letzte soll der erste sein, verwehrt er dir alle Verzweiflung und gebietet dir, dass du dich unter keinen Heiligen stellst, auch wenn du Pilatus, Herodes und Sodom und Gomorrha wärst.  Denn gleichwie wir keine Ursache haben, uns zu vermessen, so haben wir auch keine Ursache, zu verzweifeln. Durch dies Evangelium wird die Mittelstraße befestigt und bewahrt, dass man nicht nach dem Pfennig sehe, sondern auf die Güte des Hausvaters, welche gleich und von einerlei Art ist über Hohe und Niedrige, über die ersten und die letzten, über Heilige und über Sünder. Und keiner kann sich derselben mehr rühmen oder trösten oder vermessen als der andre.“
(D Martin Luthers Evangelien-Auslegung, Zweiter Teil, Das Matthäus Evangelium (Kap. 3 - 25), S. 681 ff.)


Gott ruft uns durch dieses Gleichnis in seine Nachfolge. Es ist unsere Entscheidung, wie wir darauf reagieren. Für die Tagelöhner war es die Möglichkeit zum Überleben. Und auch wir wissen, nur in Jesus ist das Leben.

Jesus sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge. (Joh. 10,10 LUT2017) 


Und Gott ist es, der es uns zuspricht, unabhängig von jeglicher Vorgeschichte. Egal, ob wir unser Leben lang gefrömmelt haben oder überall reingetappt sind, wo es nur geht. Wir dürfen durch Jesus Teil haben am Himmelreich Gottes.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

AMEN.