Jahreslosung 2018
1. Einleitung
Was fällt Euch ein zum Begriff Fernweh?
(Ein Begriff mit dem wohl jeder spätestens dann etwas anfangen kann, wenn Kinder da sind, weil dann mit einem durchschnittlichen Einkommen nicht mehr so viel für Reisen übrig bleibt. Nicht nur kleine Kinder, gerade auch große kosten Geld.)
Und wie ist es mit Sehnsucht? Was fällt Euch dazu ein?
(Ich war überrascht, dass der Begriff ursprünglich eher pathologisch verwendet wurde. Als Krankheit des menschlichen Verlangens. Als ein Verzehren nach Personen, Objekten oder Zuständen mit dem schmerzhaften Bewusstsein, sie nicht erreichen zu können.
Sehnen und Sucht in einem Wort. Das drückt schon viel aus. Das Sehnen wird zur Sucht. Sich sehnen ist noch keine Sehnsucht im eigentlichen Wortsinn.
Sehnsucht ist auch ein Gemanismus. Ein typisch deutscher Begriff, den es so in anderen Sprachen nicht 1zu1 gibt und daher als deutsches Fremdwort übernommen wird.)
Und wie ist es mit Durst? Was fällt Euch dazu ein?
(Die Karawane zieht weiter…..)
Alle drei Begriffe haben etwas mit Sehnen, Begehren usw. zu tun. Und darum geht es mir heute.
2. Jahreslosung 2018: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst (Offb. 21,6)
In meiner Predigt heute geht es um Durst. Mir ist nämlich aufgefallen, dass wir noch keine Predigt zur diesjährigen Jahreslosung hatten.
Die Jahreslosung stammt aus dem Buch der Offenbarung und zwar aus einem Abschnitt, in dem der neue Himmel und die neue Erde beschrieben werden. Ich lese sie mal im Zusammenhang:
„1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;
4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!
6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offb. 21, 1-6 Luth 2017)
Andere Übersetzungen:
„Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst.“ (Rev. Elb.)
„Wer Durst hat, dem werde ich umsonst von dem Wasser zu trinken geben, das aus der Quelle des Lebens fließt.“ (NGÜ)
„Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.“ (EÜ 2016)
Hier spricht Gott! Worte in der Bibel, in denen Gott direkt spricht, haben eine ganz besondere Bedeutung!
Wasser ist wichtig! Ohne Wasser verdursten wir.
Wasser hat auch in der Bibel eine besondere Bedeutung. Nicht nur regional, weil in den Gegenden des Orients Wasser knapp war, sondern auch rituell und symbolisch.
Es gab im AT rituelle Bäder und Waschungen um sich von der Schuld und Unreinheit zu säubern.
Und im NT die Taufe als Bild für das Abwaschen der Schuld und das Sterben des alten Menschen.
Und in beiden Testamenten die Bilder vom Wasser als Lebensstrom, als Strom des Heiligen Geistes.
Also, Wasser als Bild für etwas das neues Leben spendet, war den Hörern bereits vertraut. Und dieser Vers ist jetzt auch nicht neu, sondern wir finden ihn bereits in anderen Zusammenhängen. Z.B. bei Jesus im Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen.
„Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“ (Joh. 4, 13.14 Rev. Elb.)
Eigentlich die gleiche Aussage mit etwas anderen Worten und geringen anderen Aspekten.
Wenn wir noch einmal zurück zur Offenbarung gehen, dann fällt auf, Jesus sagt am Anfang: Es ist geschehen. Es ist fest gemacht! Es ist zementiert!
Das erinnert an die Worte Jesu am Kreuz: „Es ist vollbracht“ (Joh. 19,30) und es erinnert an das rückblickende Schauen Gottes auf seine Schöpfung: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1. Mose 1,31)
Es ist geschehen! Das Werk Jesu ist geschehen und das Angebot an alle Dürstenden gilt!
Und es gilt umsonst!
Umsonst, nicht vergeblich, aber unentgeltlich.
Umsonst, nicht käuflich, aber erhältlich.
Umsonst, nicht ohne Kosten für Jesus, aber kostenlos für uns.
3. Durst und menschliche Stillversuche
Das Angebot gilt für alle die Durst haben, für alle Dürstenden.
Das Problem bei Durst ist systemimmanent. Egal wie viel Du trinkst, Du wirst später immer wieder Durst haben.
„Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten“ (Joh. 4,13a) sagt Jesus zu der Samaritanerin. Das war keine neue Erkenntnis, das war und ist allen Menschen zu allen Zeiten klar: genau wie ich immer wieder essen muss, muss ich auch immer wieder trinken. Hilft nichts. Selbst wenn ich mal „über den Durst getrunken habe“ gilt das.
Das gilt für den biologischen Durst und genauso für den Durst nach materiellen und immateriellen Dingen.
Vielleicht könnt Ihr Euch noch an die Freizeit auf dem Hesselberg vor etwa 15 Jahren mit M. Kettner erinnern. Er hat damals u.a. über die Seele gesprochen. Er hat erklärt dass das hebr. Wort für Seele Schlund oder Kehle bedeutet. Unsere Seele ist ein Schlund, sie sucht danach gestillt zu werden. Jeder Mensch sucht nach Erfüllung, nach Füllung dieses Schlundes, dieses Lochs, dieses Vakuums, dieser Leere.
Je nach dem wie wenig Liebe man in seinem „Schlundsystem“, in seiner Seele speichern konnte, und wie wenig Wert man dann in sich selbst empfindet, wie wenig man emotional in sich selbst ruhen kann, desto stärker ist der Drang diesen Durst durch verschiedenste Dinge von außen zu stopfen.
Es dürstet die Seele nach Leben, nach erfüllten vollen Leben. Und sie sucht es zu finden in mich-erfüllenden Partnerschaften, in mich-befriedigender Sexualität, in erfolgreicher beruflicher Karriere, in sportlichen Leistungskicks und Erfolgen, Körperkult, Ernährungs-kult, materiellen Reichtum und Luxus uvm.
Egal was man anstrebt und auch erreichen mag, es ist niemals genug. „Never enough“ heißt es in einem Rocksong. Selbst wenn man in einem Bereich 100% erreicht, wird es keine dauerhafte Befriedigung schenken und man braucht ein neues Betätigungsfeld.
Nichts davon ist geeignet dieses Vakuum dauerhaft zu stillen. Nichts Immaterielles und nichts Materielles.
Bei der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen war es vielleicht ähnlich. Sie hat ja nicht nur regelmäßig Wasser geschöpft. Sie hatte auch einen gewissen Männerverschleiß. „fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann“ (Joh. 4,18 Rev. Elb.). Es lässt sich nur spekulieren, aber vielleicht hatte ja auch sie ein starkes emotionales Defizit, dass sie versucht hat irgendwie zu füllen.
Übrigens Jesus verurteilt sie nicht, sondern er bietet ihr lebendiges Wasser an.
Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie hat einmal gesagt: „Sobald die Leute genug haben, wovon sie leben können, stellt sich heraus, dass sie nicht wissen, wofür sie leben können.“ Dies gilt in jeder Hinsicht. Egal nach welchem System man Löcher stopfen will, es funktioniert nicht.
„Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten.“ (Jer. 2,13 Rev.Elb.)
Die Zisternen sind löchrig. Das „Schlundsystem" unseres Seins, kann nur durch lebendiges Wasser gestillt werden.
„Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ (Pred. 3,11a Rev. Elb.)
Der Mensch hat in sich ein systemimmanentes Vakuum. Dieses Vakuum dürstet nach Ewigkeit, dürstet nach Gott.
„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“ (Ps. 42,3a Rev. Elb.)
Es ist dieser Durst nach Ewigkeit, nach inneren Frieden und Versöhnung, nach Gnade und Annahme, nach Heil und Geborgenheit, den ich nur in Jesus löschen kann, der nur von ihm gestillt werden kann.
Aber wenn er gestillt ist, dann ist er es auch. Auch wenn die letztendliche Vollendung erst in der Ewigkeit geschieht, wird doch das Vakuum in der Seele schon jetzt gestopft.
„den wird nicht dürsten in Ewigkeit.“ Wenn ich sein Lebenswasser getrunken habe, dann will ich es gar nicht mehr anderweitig stillen. Dann weiß ich auch, dass all die schönen Dinge des Lebens gar nicht dazu geeignet sind, gar nicht dazu gemacht sind, meinen Durst zu stillen. Ich glaube, man kann dann wahrscheinlich erst so richtig genießen.
4. Überfließendes Wasser
Aber Jesus geht ja auch noch weiter. Sein Lebenswasser stopft nicht nur unseren Schlund. Es läuft auch noch über.
„Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Joh. 7,38 Rev. Elb.)
Jesus spricht hier vom Heiligen Geist (V. 39). Wir sind überfließbar angelegt. Gottes Geist wirkt und fließt durch uns, wenn wir uns von ihm leiten lassen. Und hier geht es nicht nur um spektakuläre Heilungsgebete, sondern auch um das ganz normale Leben im Alltag. Der größte Teil unseres Lebens ist Alltagsleben (wenn wir nicht gerade schlafen). Dort will seine Freundlichkeit, seine Güte, seine Liebe, seine Gerechtigkeit weiter aus uns heraus in die Welt hinein fließen.
Und ich glaube, das geschieht oft sogar, ohne dass wir uns dessen groß bewusst sind.
Es passiert, dass sich Leute bei uns bekehren und wir wissen nichts davon.
Ich habe angeblich mal durch eine einzige Frage eine ganze Ehe gerettet.
Neulich habe ich einen ehemaligen Klienten getroffen, der sich bei mir bedankt hat, weil ich ihm immer so motiviert und gedrängt habe und er damals dann schon Schulabschluss und Ausbildung nachholen konnte und er jetzt mittlerweile seit einigen Jahren Vorarbeiter in einer Firma ist und nun sogar so gut verdient, dass er sich in Fürth eine kleine Altbauwohnung kaufen konnte.
Und ich denke, solche Dinge, wo wir etwas von Gottes Herrlichkeit weitergeben konnten, kennen wir alle. Wir vergessen die Sachen nur oft wieder allzu schnell.
5. Schluss
Viele die versuchen ihren Lebensdurst mit irgendwelchen Quellen zu stillen, sind auch auf der Suche nach einem Sinn im Leben oder den Sinn des Lebens.
Paradoxerweise sagt die Bibel zu dieser eher philosophischen Frage gar nichts. Der Begriff Sinn des Lebens oder eine ähnliche Fragestellung finden wir in der Bibel nicht. Es wird nur erwähnt wie unsinnig und nichtig vieles menschliche Streben ist. Sinn ist irgendwie überhaupt kein Thema. Vielleicht auch weil das von Gott gegebene Leben schon automatisch Sinn in sich trägt.
Wir Christen sind ja ganz schnell mit Aussagen wie „Jesus ist der Sinn des Lebens“ oder „Jesus gibt deinen Leben Sinn“ oder so ähnlich. Aber was heißt das denn eigentlich praktisch, ganz konkret und nicht abstrakt? Im konkreten Alltag? Haben wir überall, in jedem Lebensbereich Sinn gefunden oder überhaupt gesucht? Brauchen wir überall Sinn?
Ich denke, wenn ich Jesus gefunden habe, wenn er den Lebensdurst in mir gestillt hat, dann ruhe ich in dermaßen in ihm, der ja das Leben ist, dass sich die Frage gar nicht mehr stellt, weil ich dann weiß wohin ich gehe, weil ich mit ihm verbunden bin, weil ich mich angenommen und geliebt weiß. Dann habe ich eine unheimliche feste Basis für mein Leben. Dann bin ich über diese Daseinsstufe, über diese Fragestufe schon hinaus. Dann dürstet mich nicht mehr.
Und wenn er dann in mir lebt, dann kann ich durch ihn meinem Alltag Sinn geben.
Vielleicht ist es das gleiche, wie „Jesus gibt deinem Leben Sinn“, aber ich habe das Gefühl, er nimmt mich nicht ganz aus der Verantwortung….
Ich habe neulich einen kurzen Clip von Will Smith gesehen und da hat er erzählt, dass er jetzt aufhört seine Frau glücklich machen zu wollen, weil er erkannt hat, dass das nicht geht. Er kann sie lieben, freundlich zu ihr sein, sie zum Lachen bringen usw., aber sie nicht glücklich machen, denn glücklich zu sein, ist ihre eigene Entscheidung. (Und die Amerikaner sind ja sogar durch die Verfassung verpflichtet nach Glück zu streben.)
Glücklichsein liegt sozusagen im Auge des Betrachters.
Vor ein paar Wochen wurde bundesweit eine Umfrage unter Wohnungslosen durchgeführt mit Fragen zu unterschiedlichen Lebensfeldern. Unter anderem ging es auch um ihre materiellen Möglichkeiten. Und eine Frage war: „Können Sie sich alles kaufen, was ihnen wichtig ist?“ (Freizeit, Kultur, Genussmittel, Fahrkarten etc.). Die Antwortmöglichkeiten gingen von 1 (alles) bis 5 (gar nichts). Die Umfrage wurde auch in unserer Einrichtung durchgeführt und man erwartet bei Menschen, die 115,- Euro im Monat dafür zur Verfügung haben, dass sie überwiegend 4 oder 5 ankreuzen. Aber das war überraschenderweise gar nicht der Fall. Es gab eine komplette gleichmäßig verteilte Streubreite von 1 bis 5. Und ich vermute, dass man hier zu den selben Ergebnissen kommt, egal ob die Leute 200, 2000 oder 20.000 Euro im Monat zur Verfügung haben.
Warum? Weil es ist die eigene Entscheidung, ob man zufrieden ist, ob man glücklich ist oder nicht.
Um das ganze Abzurunden: wenn ich Jesus gefunden habe, wenn er meinen Lebensdurst gestillt hat, wenn mein Leben Sinn macht, kann es trotzdem sein, dass ich in einzelnen Lebensbereichen (z.B. im Beruf) keinen Sinn sehe. Deshalb ist aber nicht das Fundament falsch, sondern ich kann Jesus bitten mir zu helfen die Sache mit anderen Augen zu sehen, neu zu bewerten, vielleicht auch zu lassen oder einfach hinzunehmen, zu tragen. .
Ich habe vorhin von dem jungen Ex-Klienten erzählt. Wie oft kommt das vor? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass ist vielleicht einer von 40, der so eine vollständige und nachhaltige Integration in die Gesellschaft erzielt. Das sind 2,5 %. Lohnt das denn? Ich sage Ja. Das sind 2,5% die meiner Arbeit Sinn geben. 2,5% für die es Sinn macht. Für mich ist das heute ok. Früher war das anders. Es ist ja auch nicht so, dass alle anderen scheitern. Es gibt da viele Graduierungen. Erfolg liegt im Auge des Betrachters.
Als Johannes die Offenbarung empfangen hat, lag die Welt für die Christen in Scherben. Verfolgung überall. Da bekommen die Aussagen, dass Gott alle Tränen abwischen wird und das es in der Zukunft bei ihm kein Leid und kein Geschrei mehr geben wird, eine ganz neue Bedeutung.
Wie haben sie ihr Leben wohl gerade bewertet? Verfolgung, Unterdrückung, Misshandlung, Benachteiligung, Tod, Leid und Schmerz. Ob sie sich über den Sinn des Lebens Gedanken gemacht haben? Oder haben sie einfach nur nach Erlösung und Gerechtigkeit gedürstet (Mt. 5,6)?
Auch wenn sich ihre Lebensumstände nicht von jetzt auf gleich geändert haben, so galt auch für sie, dass das lebendige Wasser eine Quelle ist, die durch alle Lebenslagen durch trägt und ein Fundament bildet, das allen Widernissen widerstehen kann. Das gilt auch für uns.
AMEN.
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