Dienstag, 31. Januar 2017

Predigt von Norbert Wohlrab zum Beginn der Allianz-Gebetswoche 2017 (08.01.2017)

Christus allein - der einzige Weg


„Christus allein - der einzige Weg“ so lautet der Einstieg in die diesjährige Allianz-Gebetswoche.
Dieser Ausspruch „Christus allein“ „solus Christus“ ist ja jetzt kein Bibelzitat, sondern eine der vier Kernaussagen der reformatorischen Theologie, an denen wir uns in dieser Woche entlang beten wollen.
Und es gibt sehr viele Verse und Aussagen des NT, die man damit in Zusammenhang bringen kann und der erste Vers dazu, der einem da wohl sofort einfällt, ist auch genau derjenige aus dem Johannes-Evangelium, der für den heutigen Einstieg vorgegeben ist:

„Jesus spricht (zu ihm): Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6 Luther 2017)


Eigentlich ist damit alles gesagt. Das ist ja so eindeutig und klar formuliert. Niemand, also keiner, kommt zum Vater als nur durch Jesus.

Da braucht man nicht groß drüber diskutieren oder um den heißen Brei herumreden. Da nützt auch keine Toleranz oder irgendwelche Diplomatie etwas. Das ist das Alleinstellungsmerkmal unseres christlichen Glaubens. Das ist das für uns entscheidende Kriterium, durch das sich unser Glauben von allen anderen religiösen Angeboten unterscheidet.

Nur in mir liegt der Weg zum Vater, sagt Jesus selbst. Das ist unser Ausschlusskriterium. Das ist der Punkt, wo Juden und Muslime ein Problem haben.
Denn für die einen ist Jesus nur ein Scharlatan, ein Spinner oder Teufel oder ein Fresser und Weinsäufer und für die anderen halt nur irgendein Prophet.
Das ist der Punkt, wo andere Versuche einen Weg zu Gott ohne Jesus zu finden, keine gemeinsame Basis mit unserem christlichen Glauben bekommen können. Ohne Jesus geht nichts. Nur er ist der Weg!

Daher sagt Jesus auch am Anfang dieses Abschnitts: „Lasst Euch nicht verwirren!“ Egal, was andere sagen. „Glaubt an Gott und glaubt an mich!“

„Ich bin der Weg!“ Jesus sagt nicht: „Ich kenn den Weg!“ oder „Ich zeige Euch den Weg!“ oder „Ich werde mal der Weg gewesen sein!“ Er sagt: „Ich selbst bin der Weg!“

Er sagt auch nicht: „Der Weg ist das Ziel!“ Wir kennen ja alle diese weise Aussage von Konfuzius. Und sicher, es gibt viele Bedingungen und Situationen, unter denen sie ihre Richtigkeit hat.
Wenn man z.B. mit Freunden spazieren oder wandern gehe, dann kommt es eigentlich in erster Linie nicht darauf an das Ziel zu erreichen, sondern dann ist die gemeinsame Zeit und das gemeinsame Erleben der Natur auf dem Weg und das Zusammensein viel wichtiger als das Ankommen. Eigentlich. Theoretisch. Für mich gehört dann schon immer der Gipfel auch dazu.

Ich bin ja so ein passionierter Flugverweigerer. Nicht aus irgendwelchen Gründen des Umweltschutzes, sondern ich mag´s einfach nicht. Bisher bin ich auch überall ohne Fliegen ganz gut hingekommen. Sogar nach Afrika. (An meiner ersten USA-Reise arbeite ich noch.) Aber innerhalb von Europa ist das ja sowieso kein Problem. Ich liebe es an die südlichsten Zipfel des Kontinents zu fahren. Sei es jetzt nach Gibraltar, auf die Peloponnes oder nach Apulien. Ich liebe es Tausende Kilometer mit dem Auto zu düsen und zu erleben wie sich die Landschaft, das Klima, die Kultur langsam verändert. Wenn der Asphalt kocht, die Luft flirrt, der Gestank nach Benzin usw. Einfach herrlich- Das gehört für mich einfach zum Urlaub dazu. Da ist der Weg für mich wichtig. Da ist der Weg für mich schon Urlaub. Aber das Ziel brauch ich dennoch auch noch dazu! Sonst haut es mit dem Entspannungseffekt des Urlaubs dann doch nicht so lange hin.

Und in unserem Leben ist es ja auch so. Wir brauchen Weg und Ziel. Das Leben besteht aus verschiedenen kleinen und großen Etappen, an denen wir reifen und lernen und wachsen. Schwierigkeiten und Erfolge, die uns formen und verändern, unsere Persönlichkeit gestalten. Ohne solch einen Weg würden wir ja einfach nur altern.

Und wenn wir jetzt zum Bibelvers zurück kommen, wenn Jesus also sagt, dass er der Weg ist, dann heißt es ja für uns, mit ihm und auf ihm und in ihm und durch ihn diesen Weg zu bestreiten. In ihm zu bleiben. Mit allen kleinen und großen Zielen und Herausforderungen des Weges, des Alltags.

Aber dann endet der Weg nicht einfach so mit dem Tod oder als endloser Rundweg, sondern es gibt ein Ziel: den Vater. Ich bin der Weg zum Vater. Und hier kann man die Erlösung darunter verstehen - nur durch Jesus gibt es Erlösung -, aber auch ganz lokal das verortete Ziel unseres Lebens: eine Wohnung beim Vater!

„Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten.“ (Joh. 14,2 Schlachter)

Das Ziel unseres Weges ist die Stätte, die Wohnung beim Vater. Darauf steuern wir hin. Und dahin gibt es nur den einen Weg: Jesus!

Ich möchte noch einen zweiten Aspekt von „Christus allein“ erwähnen.

„Jesus hat nur ein einziges Mal ein Opfer dargebracht, nämlich sich selbst, und dieses Opfer gilt für immer.“ (Hebr. 7,27b NGÜ)

Es war Jesus einmaliges Opfer, das uns für immer gilt. Christus allein - das immer gültige Opfer! Ich brauche nichts dazu tun, ich kann nichts dazu tun, ich darf nichts hinzufügen.

Eigentlich ist dies die Grundlage für eine entspannte und freudige Nachfolge. Er hat alles getan. Nur er - Christus allein! Und ich bin frei von allen Zwängen und Gesetzen und Müssen. Frei um aus der Gnade heraus jesusgemäß in Liebe zu leben.

„Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Mt. 11,7 Luther 2017)

sagt Jesus.

Nur leider hat es der Christenheit von Anfang an gefallen sich selbst und einander Lasten aufzulegen. Das ging los mit dem Judaismus und den Querelen um Beschneidung und Einhalten der Gebote des Alten Bundes über das dunkle Mittelalter und der Lebensverneinung des Pietismus bis hin zu geistlichem Missbrauch und sozialer Kontrolle in den Gemeinden der Gegenwart. Immer wieder hat das Gesetz neue Liebhaber gefunden.

Aber nichts davon brauchen wir. Weil Christus allein das allgültige Opfer gebracht hat.

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!…Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt, sondern durch die Liebe diene einer dem andern. Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt (3. Mose 19,18): »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« (Gal. 1.13b.15 Luther 2017)

Wir Gemeinden müssen aufpassen, dass wir den freien Zugang zu Jesus nicht durch unnötige Lasten verbarrikadieren oder die Freude an der Nachfolge beschweren. Wenn Christsein in einem freien Land zur Last wird, weil vielleicht die Gemeinde mich so sehr vereinnahmt oder kontrolliert, dass ich nicht mehr frei atmen kann, dann läuft etwas falsch! Hier heißt es wachsam zu sein.

Und noch auf einen dritten und letzten Aspekt des Christus allein, möchte ich kurz eingehen.

Bei der Weihnachtsfeier in der Heilsarmee hat mein Chef bei seiner Ansprache den Satz von Blaise Pascal, einem französischen Mathematiker und christlichen Philosophen. zitiert:  „Willst du Gott zum Lachen bringen, dann erzähl ihm von deinen Plänen.“ Im ersten Moment musste ich erstmal schlucken, aber dann musste ich doch schmunzeln. Denn, kennen wir das nicht alle?

Wir machen großartige Pläne und schmieden Visionen, im Privaten aber vor allem in der Gemeinde und vieles davon zerfällt im Nichts. Und auch von dem, was nicht zerfällt, ist noch lange nicht alles „Gold, Silber, Edelstein“ (1. Kor. 3,12).

Ich glaube heute mehr und mehr, dass viele unserer Gemeindeaufbaustrategien in diese Kategorie fallen. Damit meine ich nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen, aber durchaus etwas entspannter sein können und uns selber nicht so wichtig zu nehmen brauchen und hin und wieder über uns selbst lachen sollten, denn die Gemeinde ist seine Gemeinde. Christus allein! Und Gott ist es, der das Gedeihen schenkt (1. Kor. 3,5).

Zurück zum Anfang: Jesus sagt, nur er ist der Weg zum Vater. Das ist radikal, exklusiv und intolerant. Aber es ist auch ein wunderbares Angebot. Das ist die gute Nachricht.

AMEN.

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