Freitag, 17. Februar 2012

Predigt von Norbert Wohlrab (12.02.12)

Gemeinschaft braucht Eigeninitiative


1. Einleitung

Ich möchte heute mal mit einem Zitat beginnen - vielleicht habe ich es auch irgendwann schon mal in einem anderen Zusammenhang erwähnt, aber ich finde es nach wie vor sehr bedeutsam:

Eine Gemeinschaft lebt nur, wenn sie selbst aktiv ist. Wenn sie sich nur betreuen lässt, stirbt sie.“

Diese Aussage, die so viel Wahrheit enthält, stammt weder aus der Bibel, noch von weisen Menschen wie Sokrates, Plato oder Einstein. Nein, sie stammt von einem FDP-Politiker (den Namen habe ich mir leider nicht notiert) aus einer Debatte zum Haushalt der Stadt Fürth aus dem Jahre 2010 (oder 2011?).

Ihr kennt ja alle das Infoblatt der Stadt Fürth und da sind manchmal Reden aus den Ratssitzungen abgedruckt und so bin ich einmal zufällig über diese Aussage gestolpert, die mir sehr gut gefällt. Ich weiß nicht, ob er es irgendwo geguttenbergt hat - auf jeden Fall ist es eine unheimlich tiefgründige Aussage: „Eine Gemeinschaft lebt nur, wenn sie selbst aktiv ist. Wenn sie sich nur betreuen lässt, stirbt sie.“

Das Erschreckende an dieser Aussage ist, dass sie eigentlich für alle oder zumindest viele Bereiche des sozialen Lebens anwendbar ist. So gilt sie bspw. im Wirtschaftsleben: eine Firma kann sich nur weiter entwickeln, wenn immer wieder neue Ideen entwickelt werden, neue Innovationen und Initiativen entstehen, neue Wege gegangen werden, sonst kann sie im Konkurrenzkampf nicht mithalten, sonst wird sie den Anforderungen von sich veränderten Märkten nicht gerecht. Wenn ein Versandhandel bspw. ignoriert, dass mittlerweile ein Großteil der Geschäfte über das Internet abgeschlossen werden, ist er nicht länger konkurrenzfähig. Wenn eine Firma keine Plattform für Innovation und Kreativität bietet, wird sie sich nicht weiter entwickeln.

Sie gilt aber genauso für die politische Gemeinde und sie gilt genauso für Verbände und Vereine. Ohne Initiative von Einzelnen oder von Gruppen erstarrt das Leben, gibt es keine Entwicklung. Ohne das Einbringen neuer Ideen entsteht kein neues Leben, keine Vielfalt; wenn nur versucht wird den status quo zu verwalten, wird das Leben erstickt.

Sie gilt genauso für die Ehe, für Partnerschaften und auch für das Fußballteam. Jede Zweierschaft braucht neue Anregungen, damit sie nicht erstarrt, jede Fußballelf braucht die genialen Geistesblitze von kreativen Offensivspielern, sonst kann sie das gegnerische Abwehrbollwerk nicht überwinden. Eine Mannschaft, die nur den Ball halten will (wie letzte Saison bei Bayern München unter Louis van Gaal) spielt nicht nur unattraktiven Fußball, sondern wird sich auch schwer tun das Spiel zu gewinnen.


2. Prinzipien aus dem Reich Gottes (oder der Nachfolge)

Und diese Wahrheit gilt - wie könnte es anders sein - natürlich auch für die Gemeinde, für die Gemeinschaft der Christen. Ja gerade hier, denn in diesem Satz finden wir fundamentale Wahrheiten des Reiches Gottes!

2.1 Das Einbringen der eigenen Begabungen

Wir finden hier z.B. das Prinzip des Einbringens der eigenen Fähigkeiten, der eigenen Gaben und Möglichkeiten.

Christliche Gemeinschaft, christliches Leben im Allgemeinen ist auf Wachstum angelegt. Im Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt. 25, 14-30), wird derjenige bestraft, der nichts aus seinen Möglichkeiten gemacht hat, der keine Initiative gezeigt hat, der die Talente nur vergraben hat und es werden diejenigen belohnt, die sie gewinnbringend, sich vervielfältigend eingesetzt haben.

Gott hat uns ausgerüstet! Einem jeden aber ist gegeben, sagt Paulus! Jeder hat seine ganz speziellen Möglichkeiten und Fähigkeiten bekommen, die er einbringen kann. Seien es jetzt geistliche Gaben oder natürliche Begabungen: wir sind alle bestens ausgerüstet.

2.2. Den Bau des Reiches Gottes (oder Leib Christis)

Ein weiteres Prinzip, dass in diesem Zitat verborgen ist: es geht um die Gemeinschaft. Es geht nicht um mich, es geht nicht nur um meine Familie, es geht um viel mehr. Und das steht so ganz im Gegensatz zum Zeitgeist und zur zunehmenden Individualisierung in unserer Gesellschaft.

Alles was gegeben ist, „dient zur Erbauung des Leibes Christi“ (Eph. 4,12) schreibt Paulus. Jede Gabe, jede Aufgabe, jede Fähigkeit, jede Initiative hat dieses Ziel: der Leib Christi soll erbaut, soll auferbaut, soll gebaut werden! Darum geht es! Und ich sehe den Leib Christi hier größer als die Gemeinde, ich sehe ihn hier als jede Initiative, jedes Werk, dass das Ziel hat Reich Gottes in dieser Welt auszubreiten!

Es geht darum, dass Wohl des Ganzen im Blick zu haben! Auf politischer Ebene oder kommunaler Ebene spricht man von dem Gemeinwohl! Ein leicht antiquierter und angestaubter Ausdruck, der heute zwar zunehmend an Bedeutung verloren hat, aber der nach wie vor für das Wohlergehen einer Gesellschaft unabdingbar ist. Da wo nur die Ziele Einzelner oder einzelner Gruppen verfolgt werden, geht jede soziale Komponente verloren. Dann dominieren nur noch Egoismus, Gewinnmaximierung und Macht!

Gott wollte eine soziale Gesellschaft. Er wollte weder den Kapitalismus des Westens noch die Oligarchien des Ostens. Beides sind Systeme, in denen der Mammon regiert. Und da wo der Mammon regiert, freut sich der Teufel. Bedenken wir, er hat Jesus in der Versuchung alle „Reiche dieser Welt und ihre Herrlichkeit“ (Mt. 4,8) angeboten. (Natürlich die USA ausgenommen, weil das ist ja „God´s Country“.)

Vor ein paar Tagen stand folgender Vers in der Tageslosung:

Wehe denen, die ein Haus zum anderen bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und sie allein das Land besitzen!“ (Jes. 5,8)

Deshalb hat er im Gesetz Mechanismen eingeführt wie das Jobeljahr, in denen es nach 50 Jahren wieder zu Rückverteilungen kommen sollte. Jedes erworbene Land musste nach 50 Jahren wieder an den vorherigen Besitzer zurückgegeben werden (3. Mo. 25,10). So hätte verhindert werden sollen, dass einzelne verarmen und andere zu Oligarchen werden und außerdem wäre dadurch verdeutlicht worden, dass das Land wirklich Gottes Land ist und die israeliten nur die Nutzer sind mit dem Auftrag es zu bebauen und zu bewahren. Leider gibt es keine historischen Belege, dass dies jemals tatsächlich durchgeführt worden ist. Der Einfluss des Mammon war wohl schon damals zu stark.

Auch das Verbot von einander Zinsen zu verlangen, sollte die Verarmung des Bruders verhindern (3. Mo. 25,37). Es gibt ein Gedankenexperiment von Richard Price. Er hat festgestellt, wenn Joseph zur Geburt Jesu einen Penny angelegt hätte mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 5%. Dann ergäbe das heute durch Zins und Zinseszins 150 Millionen Erden mit reinem Gold. Wenn man sich dies vergegenwärtigt, wird deutlich, dass unsere ganze Finanzwirtschaft auf einer riesigen virtuellen Blase basiert.

Selbst Wolfgang Schäuble hat neulich zugegeben, dass wir erkennen müssen, dass unsere Wirtschaft saturiert ist und die Mär vom grenzenlosen Wachstum global gesehen weder sozial gerecht, noch unbegrenzt möglich ist.

Wenn schon auf politischer Ebene die Bedeutung des Gemeinwohls erkannt wird, wie viel mehr muss es uns wichtig sein die Königsherrschaft Gottes in diese gefallene Welt hineinzubringen.

2.3. Das eigene Sterben

Hier wird mir ein weiteres Prinzip deutlich: das persönliche Einbringen ist verbunden mit dem eigenen Sterben!

Jesus sagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh. 12, 24 Rev. Elb.)

Natürlich meint Jesus hier zunächst sich selbst: er ist das Weizenkorn, dass in die Erde fällt; er stirbt und geht in´s Grab um dann aufzuerstehen und um ein Vielfaches an Frucht zu bringen: millionenfaches neues Leben, wozu auch wir gehören. Aber der Text geht noch weiter und da wird deutlich, dass auch wir damit gemeint sind.

Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren.“ (Joh. 12, 25 Rev. Elb.)

Das Ablehnen mancher eigenen Wünsche und Ziele, solange bis die Wünsche und Ziele Christi zu meinen eigenen geworden sind, ist ein wesentliches Prinzip des Lebens als Christ.

Wer war schon einmal in Jerusalem? Ich sage, wir waren alle schon mal in Jerusalem! Nur ist das schon ziemlich lange her, an die 2000 Jahre, da erinnert sich vielleicht nicht mehr jeder daran.

Denn es heißt: „ich bin mit Christus gekreuzigt“ (Gal. 2,20a Rev. Elb.)

Und beim besten Willen, wenn ich mit Jesus Christus gekreuzigt bin, wenn ich da auch mit am Kreuz hing auf Golgatha, dann muss ich ja auch schon mal dort gewesen sein, oder? Jedes Kind Gottes war damals in der Mitte der dreißiger Jahre des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung mit in Jerusalem und hing da mit Jesus am Kreuz.

Nehmt das jetzt symbolisch, allegorisch oder wie auch immer. Paulus sagt: wir hingen da mit dran. Mitgefangen, mitgehangen!

Ich finde dieses Bild sehr hilfreich - denn, wenn man sich vorstellt, dass man da irgendwie in Jesus Christus drin war, dass Jesus als er meine Schuld getilgt hat, mich auch irgendwie da mit genommen hat - dann kann man sich vielleicht auch leichter vorstellen, wie dieses stellvertretende Opfer Jesu mich mit einschließt.

und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20b Rev. Elb.)

schreibt Paulus dann weiter.

Und obwohl dies so ist, obwohl unser alter Mensch mit der Taufe in den Tod begraben wurden (Röm. 6,4), obwohl Christus in mir lebt, sind wir doch einen Kampf ausgesetzt, der unser ganzes Leben anhält: das tägliche Sterben!

Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach.“ (Lk. 9,23 Rev. Elb.)

Täglich! Obwohl wir mit Christus gekreuzigt sind, obwohl unser alter Mensch begraben ist, obwohl Jesus Christus in uns lebt, obwohl wir den Heiligen Geist haben - bleibt doch noch ein Restkampf übrig: ein tägliches Ringen mit uns selbst; weil Gott unsere Persönlichkeit nicht eliminiert hat, bleibt es uns überlassen unseren Willen immer wieder neu zu opfern und ihn hinzugeben.

Und fällt Euch auf, es heißt, dass wir unser eigenes Kreuz auf uns nehmen sollen. Nicht das des anderen und wir sollen schon gar nicht das Kreuz tragen, von dem der andere, der besorgte Bruder oder die es gut meinende Schwester meint, dass könnte zu mir ganz gut passen.

Weder Gott noch sonst jmd. legt mir ein Kreuz auf, sondern ich selbst darf mich demütigen, ich selbst darf erkennen, wo ich mich verleugnen muss. Wir dürfen unseren persönlichen Hochmut (oder was auch immer) selbst ans Kreuz bringen.


3. Hinderungsgründe

Die eigenen Gaben einbringen, zuerst an den Bau des Reiches Gottes und des Leibes Christi denken, sich selbst immer wieder hingeben. Eigeninitiative entwickeln und neues Land einnehmen, mutig neue Wege gehen (so wie wir es in dem neuen Lied singen). Die Frage ist, was hindert uns oft daran, dass wir es zwar wissen, aber nicht immer umsetzen.

Und denkt jetzt nicht, ich sehe das jetzt bloß mit der Gemeindebrille, nur im Gemeindehorizont, damit sich die aktive Mitarbeiterschaft erhöht. Nein, unser Leben ist doch viel vielfältiger, viel vielschichtiger. Unsere Gaben und Berufungen umfassen Bereiche, die gibt´s ja gar nicht in der Gemeinde. Wenn man eine Begabung hat zum Bücher schreiben oder Bilder malen, um auf diese Weise die frohe Botschaft ausdrücken zu können, dann muss man doch nicht hier die Tapeten vollkritzeln (zumal das ja gar nicht unsere sind).

Andere Begabungen hätten hier natürlich sehr wohl Raum und Platz und vielleicht ist ja bereits eine Sehnsucht vorhanden. Eine Sehnsucht von jemanden oder danach, dass jemand eigeninitiativ wird und Träume in die Wirklichkeit holt.

Von Anfang an war es ein großer Wert in der CGF, dass Eigeninitiative ihren Raum finden konnte und wertgeschätzt wurde.

Was hindert uns? Was sind Hinderungsgründe? Was blockiert uns?

3.1. Die Altersblockade

Nun, vielleicht hindert uns eine Art Altersblockade, eine Art Altersmüdigkeit. Viele sind um die 50, manche schon über 60. Vielleicht stellt sich in diesem Alter eine gewisse Gesetztheit ein. Man hat manches erreicht in seinem Leben, vieles hat man auch nicht erreicht, man denkt sich jetzt können die Jüngeren mal ran (oops, wo sind die eigentlich?), wie auch immer, man ist etwas bequem geworden, etwas gesetzt geworden. Ich denke, das kann man ganz nüchtern so feststellen, ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlen muss.

Irgendwie ist es schon paradox, wenn man kleine Kinder hat, hat man keine Zeit, weil die Familie einem fordert. Wenn man Berufseinsteiger ist, hat man keine Zeit, weil der Beruf einem fordert. Später hat man keine Zeit, weil man im Beruf Karriere machen muss und die Hypothek abbezahlen muss. Und dann wenn man endlich Zeit hätte, die Schulden getilgt, die Kinder aus dem Haus sind, fühlt man sich zu alt, so dass zwischendrin nur eine kurze Zeitspanne von vielleicht 5 Monaten bleibt, wo die Belastungen erträglich sind. Ich hab´s jetzt ein bisschen überzeichnet, aber es ist schon was Wahres dran.

Es gibt bei Gott keine Altersbegrenzung - weder nach unten, noch nach oben. Moses war 80 als er seinen Dienst begonnen hat, Abraham war uralt, David war ein Teenager, Maria war ein Teenager. Gott hat kein Mitleid mit Alter und Jugend - er beruft, wen er beruft!

Eigentlich sind die meisten von uns jetzt im besten Alter um etwas im Reich Gottes zu bewegen - ein Übermaß an Lebenserfahrung und geistlicher Reife - ja soviel Lebenserfahrung, dass es andere nur schwer ertragen können-, an Weisheit, gepaart mit (Alters-)Milde und

Barmherzigkeit, das ist doch genau das was benötigt wird.

Es gibt keine junge Generation hinter der wir uns verstecken könnten. Es gibt keine junge Generation, auf der ein ausschließlicher Ruf liegt. Derartige Prophetien sind Unsinn und nicht mit dem Wort Gottes vereinbar. Gott beruft immer Jung & Alt. Er gießt seinen Geist auf Jung & Alt (Joel 3)! Er beruft alle Generationen!

Es tut mir jetzt echt für manchen leid, aber es gibt kein Renteneintrittsalter im Reich Gottes! Die Zeit von niemanden hier im Raum ist vorbei, sie fängt höchstens gerade erst an.

3.2 Die Schwächeblockade

Es gibt noch eine weitere Blockade. Ich nenne sie jetzt mal die Schwächeblockade.

Die Jahreslosung 2012 lautet: „Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Kor. 12,9 L)

Wir haben uns diese Woche im Hauskreis den Vers mal in seinem größeren Zusammenhang angeschaut und da wurde uns die Herausforderung, die dieser Zuspruch für Paulus gewesen ist, erst so richtig deutlich.

Paulus berichtet davon wie er in Todesgefahr war, wie er um Christi willen mit Ruten geschlagen wurde, wie er gesteinigt wurde, wie er in Seenot war, Schiffbruch erlitten hat, durch reißende Flüsse musste, auf der Flucht vor Räubern war, Hunger und Durst hatte, Kälte und Nacktheit ertragen musste, Schlafmangel hatte, viele Mühen und Beschwerden ertragen musste und dazu noch von einen „Engel Satans“ körperlich gequält wurde (was immer man darunter auch verstehen soll). All dies hat er auf sich genommen um das Evangelium auszubreiten - und war damit wohl im Gegensatz zu den sogenannten „Super-Aposteln“, deren Leben nicht so entbehrsam war.

Und in diese Situation der Schwäche spricht Jesus jetzt quasi zu ihm: „Lass es so wie es ist. Mach weiter! Denn wenn du körperlich und seelisch und mental am Ende bist, erst dann kommt meine Kraft in Dir zur Entfaltung!“

D.h. für uns, die wir viele dieser Nöte - Gott sei Dank - nicht ertragen müssen, aber doch auch viele Mühen und Beschwerden kennen, die das Leben in einer gefallenen Welt mit sich bringt, dass wir keine eigene Stärke brauchen, denn da wo wir am Ende sind und uns trotzdem in das Reich Gottes investieren, da kommt seine Kraft erst in uns zur Entfaltung.

Es gibt bei Gott keine Altersbegrenzung und es gibt keine Schwächebegrenzung! Er beruft, wen er beruft - und wir sind alle berufen!

3.3. Die Blockade des Herzens (Liebestöter)

Aber es gibt noch eine weitere Blockade, die uns oft zu Schaffen macht und mit der wir uns oft unser ganzes Leben herumschlagen müssen. Ich nenn sie mal die Blockade des Herzens oder den „Liebestöter“.

Wir kennen alle das Gleichnis von den vier verschiedenen Ackerböden (Lk. 8, 4-15). Ein Bauer sät den Samen aus, manches fällt auf dem Weg und wird zertreten oder von den Vögeln gefressen, manches fällt auf steinigen Boden und verdorrt gleich mangels Feuchtigkeit, manches fällt unter die Dornen und wird nach einiger Zeit erstickt und manches fällt auf guten fruchtbaren Boden und bringt vielfältige Frucht.

In seiner Auslegung sagt Jesus, dass der Samen, der „unter die Dornen fiel...durch Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt (V. 14)“ wurde.

Ein Ackerboden kann sich seine Beschaffenheit ja nicht selbst aussuchen, hier ist das Gleichnis nur beschränkt übertragbar, aber wir Menschen können die Beschaffenheit unseres Bodens, unseres Herzens beeinflussen.

Wir hatten uns im letzten Hausgottesdienst darüber ausgetauscht, was uns Lebensfreude, was uns Lebensenergie raubt. Und tatsächlich diese Sorgen, die Jesus hier anspricht - ich glaube jetzt mal nicht, dass Reichtum und Vergnügungen des Lebens für uns vorrangige Versuchungen darstellen - diese Sorgen haben die Kraft, haben die Qualität unseren Glauben zu ersticken. So wie die Dornen die aufgehende Pflanze ersticken. Sie können zu einer Blockade unseres Herzens werden. Sie können die Freude rauben, sie können die Liebe töten, die Liebe zu Jesus ersticken.

Wie gesagt, der Boden kann sich seine Konsistenz nicht aussuchen, aber wir haben eine Verantwortung für unseren Boden, für unser Herz.

Jesus sagt, nicht dass was wir essen macht uns unrein, sondern das, was aus unserem Herzen heraus kommt (Mt. 15,19). Wir sind die Pfleger unseres Herzens!

Wenn Du ein Essen kochst, bist Du verantwortlich, ob es schmeckt oder nicht. Du wählst die Zutaten aus. Du prüfst, ob sie passen. Du gibst die Zutaten in der richtigen Konsistenz un d Reihenfolge in den Kochtopf. Du überwachst den Kochvorgang.

Und wenn Du eine Pflanze ansäst, bist Du verantwortlich für ihr Gedeihen. Du prüfst, ob es der richtige Boden ist. Du sorgst für ausreichend Wasser, Licht und Nährstoffe. Du bekämpfst die Schädlinge.

Und so ist es mit unserem Herzen. Wir entscheiden, ob wir es zulassen, dass uns die Sorgen des Lebens unseren Glauben ersticken, unsere Liebe rauben, unser Engagement eliminieren oder ob wir unser Herz bewahren.

Und ich sage nicht, dass es einfach ist. Ich weiß wovon ich rede. Wenn man jahrelang immer wieder seine Sorgen bei Gott abgibt ohne dass man große Veränderungen in der Realität sieht, dann kann man schon resignieren und jegliche Lebensfreude verlieren. Und dann gelingt es mir in manchen Phasen besser und in manchen Phasen schlechter. (Das ist wohl normal, nehme ich mal an.)

Aber unser Herz ist es wert, dass wir um es kämpfen und uns um es bemühen, dass wir Bitterkeit keinen Raum geben und Sorgen immer wieder abgeben. Egal was für Nöte und Sorgen es auch sind. Jesus sagt:

Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen.“ (Mt. 11,28 NGÜ)

Dieses Angebot gilt für alle Arten von Sorgen und Nöten.


4. Zusammenfassung

Der Bau des Reiches Gottes und der Gemeinde lebt von der Initiative des einzelnen. Dazu hat Gott uns überreich befähigt. Dazu sind wir weder zu alt, noch zu schwach. Und wir haben die allumfassende Möglichkeit, dass wir dazu auch nicht zu besorgt sein müssen, weil wir unsere Sorgen und Nöte allezeit auf Jesus Christus werfen können, denn er sorgt für uns (1. Petr. 5,7).

AMEN.

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