Dienstag, 28. Februar 2012

Predigt von Karin Tschaftary (26.02.12)

Gott will dich, aber er braucht dich nicht!


Vorbemerkung:

Auch wenn das alles sehr allgemein klingen mag, ist es für mich ein sehr persönlicher Prozess, durch den ich gerade gehe – herauszufinden, dass Gott mich liebt und dass nur durch seine barmherzige Art (und durch den Tod Jesu) ich Zugang zu ihm habe, nicht dadurch, dass ich irgendetwas leiste. Wer im Folgenden keinen „roten Faden“ erkennen kann, soll die Dinge als Puzzlesteine nehmen, vielleicht passt ja das eine oder andere Teilchen in das persönliche Leben.

Fast ein Märchen:

Es war einmal eine Prinzessin. Ihr Vater, der König beschloss, dass sie für ihr Leben etwas lernen sollte, deshalb ließ er sie zunächst nicht auf seinem Schloss wohnen, sondern schickte sie zu einer Familie, in der sie aufwachsen sollte. Er gab den Eltern einen Brief, in dem er schrieb, auf was sie achten sollten und welche Dinge seine Tochter lernen sollte, bis sie wieder mit ihm auf dem Schloss wohnen würde. Die kleine Prinzessin fühlte sich wohl bei ihrer neuen Familie, hatte alles, was sie brauchte und vergaß ab und zu, dass sie eigentlich die Tochter des Königs war. Als sie lesen konnte, bekam sie das Schreiben ihres königlichen Vaters ausgehändigt und las die Anweisungen. Sie sollte jeden Tag einen Brief an ihren Vater schreiben; im Dorf sollte sie dafür sorgen, dass der König gut angesehen war, der König wünschte, dass sie stets ehrlich, fleißig und fröhlich sei; ihren Zieheltern sollte sie gehorchen, als sei sie deren eigenes Kind; sie sollte über niemanden schlecht reden und noch hundert andere wichtige Dinge tun oder lassen. Die Prinzessin bemühte sich nach Kräften, alle diese Wünsche des Königs zu erfüllen. Sie spielte auf ihrer Flöte für die Alten im Dorf, verband von der Schlacht Verwundete, scherzte mit den Kindern, jätete im kleinen Gärtchen am Haus das Unkraut und hatte immer ein offenes Ohr für alle Nöte, die an sie herangetragen wurden. Manchmal weinte sie sich nachts leise in den Schlaf, damit es niemand hören sollte. An manchen Tagen wusste sie nicht, was sie ihrem Vater im Schloss schreiben sollte, aber sie arbeitete hart daran, eine gute Königstochter zu sein und las sich immer wieder die Anweisungen durch, dass sie auch keine vergessen oder missachten würde. Als sie ins heiratsfähige Alter kam, besuchte sie ihren Vater auf dem Schloss. Sie wollte wissen, was sie zu tun hätte, um zu ihm ziehen zu dürfen und als Prinzessin leben zu können. Der König fragte sie, ob sie all die Regeln, die er ihr gegeben hatte, stets befolgt hätte. Darauf antwortete sie, dass sie von klein auf nichts anderes tat, als nach diesen zu leben. Da sprach der König: „Glaubst du, dass das ausreicht, um in mein Schloss zurück zu kommen?“ Da senkte die Prinzessin traurig ihr Haupt, drehte sich um und wollte zurückkehren, woher sie gekommen war. In dem Moment legte sich eine Hand, zugleich schwer und leicht auf ihre Schulter. „Meine Tochter“, sprach der König und drehte die Prinzessin sanft zu sich herum. „Meine Tochter, meinst du, du schaffst es, aus eigener Kraft all das zu erfüllen, was ich dir befohlen habe zu tun? Niemals würdest du es schaffen und du hast es bis jetzt nicht einmal geschafft! Die bösen Worte gegen deine Eltern, nur selten ein Brief an mich, deine niedergeschlagene Art … zu jedem Punkt auf meiner Liste könnte ich dir unzählige Beispiele nennen, wo du dich nicht an die Regeln gehalten hast! Aber vergiss nicht, du darfst immer und zu jeder Zeit zu mir kommen, dein Bruder, der Prinz hat sich darum gekümmert, dass du bei mir wohnen darfst und meine Liebe reicht aus, dass – egal was du schaffst oder nicht schaffst – du Zugang zu meinem Thronsaal hast.“

Diese Geschichte habe ich mir ausgedacht, um ein bisschen zu erklären, wie es mir so mit Gott geht. Ich denke, dass jeder von uns in gewissen Teilen diese Prinzessin ist (für Männer denkt es Euch einfach als Königsohn …). Eine ähnliche Geschichte steht auch in der Bibel, ich werde sie euch am Schluss noch vorlesen. Ich persönlich bin wie die Prinzessin mit ganz vielen Regeln aufgewachsen, was man als Christ tun oder lassen muss. Ich dachte auch immer, dass ich diese Regeln recht gut befolgt hätte. Nur je mehr ich mich mit der Materie beschäftigte, desto mehr Regeln tauchten auf, oder ich habe mir selber welche gebastelt. Versuch nur mal nur folgende (für sich gesehen gute) Regeln gleichzeitig zu befolgen. (Ich habe jetzt Regeln aus meinem Hausfrauendasein gewählt, die kann vermutlich jeder verstehen): kaufe preiswert, ökologisch, langlebig und fair Kleidung ein oder: sei gastfreundlich und habe stets ein offenes Haus und halte dein Haus stets ordentlich …

Bei einigen Regeln ist es mir auch richtig schwer gefallen – oder ich habe sie immer wieder vergessen, z.B. seid dankbar in allen Dingen (1. Thes. 5, 18) Sagt Dank Gott dem Vater allezeit für alles (Eph. 5,20). Ich bin der Meinung, dass das alles wichtig und gut ist, sehr wichtig sogar, aber der Kernpunkt ist für mich, dass Gott seine Liebe zu uns nicht davon abhängig macht, dass wir alles richtig machen.

Wer selber Kinder hat, der hat auch bestimmte Regeln für das Zusammenleben in der Familie aufgestellt. Aber selbst wenn wir sauer sind, wenn die Kinder sich daneben benehmen, sind es immer noch unsere Kinder. Und wenn sie so richtig über die Stränge schlagen (spätestens als Teenager), dann tut es uns eher weh, als dass wir sie nicht mehr lieb hätten, oder?

Ich glaube nicht einmal, dass es darum geht, Gott eine Freude zu machen mit dem, was wir tun. Gott freut sich am meisten daran, dass es uns gibt. Er braucht keine Sklaven, sondern Kinder! (Gal. 4, 7: Ihr seid nicht länger Gefangene des Gesetzes, sondern Kinder Gottes. Und als Kinder Gottes seid ihr auch seine Erben, denen alles gehört, was Gott versprochen hat). Und hier geht es nicht um ein kleines Erbe, es ist ähnlich wie bei der Prinzessin aus der Geschichte, dass wir Eben eines großen Reiches sind und dass uns, wenn wir Jesus als unseren Herrn anerkennen schon jetzt Zugang zu all den Segnungen haben. Außerdem wird hier deutlich, dass buchstabengetreues „Erfüllen“ des Gesetzes und zu Gefangenen macht – und wir sollen doch durch Jesus frei sein! Warum treten wir nicht den Schritt nach vorn in die Freiheit an?

Ich glaube, dass Gott möchte, dass wir zur Ruhe kommen, uns bei ihm ausruhen, bei ihm auftanken und sein Herz erkennen, d.h. rausfinden, wie und wer er wirklich ist. Er hat uns nicht einen Arbeitsplan geschickt, den wir abarbeiten müssen, sondern er hat einen Liebesbrief für uns geschrieben, den wir einfach nur genießen sollen.

Eine Bibelstelle fällt mir dazu ein, die gerne zitiert wird, wenn Geld eingesammelt wird: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“. Ich glaube nicht, dass das heißt: gebe und mach dabei ein nettes Gesicht, auch wenn dir gar nicht nach Geben ist, ich glaube, dass Gott nicht möchte, dass wir unter Druck, unter Stress geben. Sei es nun materiell, also Geld oder Sachen, oder in anderer Form (z.B. Hilfestellung für andere, ehrenamtliche Dienste, „Ämter“ etc.). Es soll uns gut gehen, dann geben wir gerne und es kommt auch an.

Tu dir was Gutes. Wenn du es dir gut gehen lässt, dann kannst du unverkrampft Dinge tun, die, wenn es dir schlecht geht nur leere Werke werden. Wenn es dir gut geht, lebst du (nach der Statistik) länger und hast dann genauso viel Zeit das zu tun, was Gott vielleicht wichtig ist. Du kannst es aber aus einer Freude und Entspanntheit heraus tun und dann wird es die „Freude am Herrn“ auch eher widerspiegeln, als wenn du selbst gestresst, griesgrämig und traurig bist.

Zuerst zu Ruhe kommen, das Wohlbefinden genießen, sich am Leben freuen, nicht Leistungsstress, sondern das Gute, die Ruhe, den Frieden dann weitergeben. Die Frucht des Geistes ist nach Gal. 5, 22: Liebe und Freude, Frieden und Geduld, Freundlichkeit, Güte, Besonnenheit, Selbstbeherrschung; Paulus schreibt dann weiter: Ist das bei euch so? Dann braucht ihr das Gesetz nicht zu fürchten.

Was zerstört diese Frucht? Im Natürlichen:

  • Schlafmangel (finde heraus, wie viel Schlaf DU brauchst – vermutlich mehr, als du schläfst)

  • Termine (mache lieber weniger, als mehr Termine – was tut dir gut, was zehrt an deiner Energie, was kannst du ändern?)

  • Essen (tut dir eine Diät wirklich gut, oder nimmt dich das Kreisen um Kalorien etc. eher gefangen?)

  • nicht genügend Auszeiten (Zeit für dich, schöne Zeit mit Gott, stressfrei)

  • Mangelnde Bewegung

  • Schmerzen (manche Schmerzen resultieren aus den obigen Punkten)

D.h. Schlafe genug, achte auf deine Termine, iss „ordentlich“, gönn‘ dir Pausen, bewege dich.

Was kannst du im geistlichen Bereich tun, dass die Frucht reift?

  • Sei dankbar (Schwierigkeiten können auch eine Vorbereitung für etwas sein)

  • Sprich biblische Wahrheiten aus (als Waffe gegen miese oder falsche Gedanken)

  • Lobe Gott in Liedern

  • Versuche, Gott kennen zu lernen


Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ (Jahreslosung 2009) – (Lk. 18,27)

Ich tu, was ich tun kann, Gott tut das, was ich NICHT tun kann. („Keiner kümmert sich um mich“ – kümmre du dich um dich!)

Ein alter Slogan der Post spricht mich in diesem Zusammenhang stark an: „Unter’m Strich zäh‘ ich.“

Wenn du der einzige Mensch wärst, würde sich Gott um dich bemühen, dich lieb haben, wäre Jesus alleine für deine Befreiung gestorben!

In Joh. 16,24 steht: „Bisher habt ihr in meinem Namen (Jesu) noch nichts erbeten. Bittet ihn (Gott) und es wird euch gegeben. Dann wird eure Freude vollkommen sein.“

Gott will uns, aber er braucht uns nicht. D.h. Gott will, dass wir ja zu der Kindschaft sagen, dass wir ja sagen zu ihm, aber er braucht keine Sklaven.

Jetzt möchte ich euch zum Schluss noch die Geschichte vorlesen, wie sie in der Bibel steht:

„Und als er (Jesus) auf den Weg hinausging, lief einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott. Die Gebote weißt du: `Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis reden; du sollst nichts vorenthalten; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er aber sagte zu ihm: Lehrer, dies alles habe ich befolgt von meiner Jugend an. Jesus aber blickte ihn an, gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eins fehlt dir; geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! Er aber ging, entsetzt über das Wort, traurig weg, denn er hatte viele Güter. Und Jesus blickte umher und spricht zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die, welche Güter haben, in das Reich Gottes hineinkommen! Die Jünger aber erschraken über seine Worte. Jesus aber antwortete wieder und spricht zu ihnen: Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes hineinzukommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch das Öhr der Nadel geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt. Sie aber gerieten ganz außer sich und sprachen zueinander: Und wer kann [dann] errettet werden? Jesus aber sah sie an und spricht: Bei Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn bei Gott sind alle Dinge möglich.“ (Mk. 10, 17 - 27)


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