Sonntag, 7. Februar 2010

Predigt von Norbert Wohlrab (07.02.10)

Christliche Glaubensgrundlagen (Teil 1) nach Hebr. 6, 1-3

1. Einleitung

Wir können alle einigermaßen mit Zahlen umgehen. Selbst wenn wir jetzt keine Mathe- Genies sind, beherrschen wir doch im Groben das kleine 1x1 und benutzen es auch mehrfach täglich. Wir wissen z.B., dass wenn wir um 8.00 Uhr im Büro oder in der Schule sein müssen und eine halbe Stunde Fahrtzeit haben, dann müssen wir allerspätestens um 7.30 Uhr aus dem Haus gehen (manchen brauchen ein paar Jahrzehnte um das zu verinnerlichen). Und wenn wir wissen, dass wir - je nach dem wie unser täglicher Morgenablauf aussieht - zuvor noch Frühstücken wollen, ins Bad gehen usw., dann wissen wir unser Wecker muss um 6.30 Uhr oder 7.00 Uhr o.ä. klingeln. Das sind alles ganz banale Rechnereien, die wir ohne groß darüber nachzudenken, täglich ausführen.

Oder - anderes Beispiel - wir können alle mit unserer Währung, dem Euro, umgehen. Wir wissen z.B., wenn der normale Einkauf im Supermarkt 40,- Euro kostet und auf einmal 80,- Euro auf dem Kassenzettel stehen, dann liegt irgendwo ein Fehler vor. Oder wenn mir die Verkäuferin beim Bäcker auf einmal 10,- Euro für einen Leib Brot berechnen will, dann stimmt etwas nicht. Wir überschlagen ganz automatisch die Beträge im Kopf. Schwierig wird es, wenn wir ins Ausland reisen. In der Euro-Zone ist ja alles gleich, da gibt es dann zwar Preisunterschiede bei einzelnen Artikeln, aber wir müssen uns beim Umgang mit der Währung nicht umstellen. Wenn wir in Länder reisen mit sog. „harter Währung“ wie Schweiz, USA oder Großbritannien, können wir uns auch noch relativ schnell umstellen. In anderen Ländern wird´s dann schon schwieriger. Dort müssen wir dann immer mit 10x-Beträgen umgehen und bis wir uns daran gewöhnt haben (wenn überhaupt) sind wir schon wieder zu Hause.

Vor vier Jahren sind wir nach Griechenland gereist und um möglichst wenig Balkan-
Staaten durchqueren zu müssen, sind wir über Ungarn gefahren. Es war schon spät
abends und wir wollten noch vor Serbien übernachten. Also haben wir uns in der letzten Stadt vor der Grenze - ich glaube sie hieß Szeged - ein Hotel gesucht. Zuvor hatten wir etwas Euro in Forint getauscht. Wir hatten dann nach längerem Suchen endlich ein Hotel gefunden, es war zur allgemeinen Überraschung ein Hotel der Novotel-Kette. Ich hab mir dann die Preise angeschaut und gesehen, dass es uns umgerechnet rund 20,- Euro für vier Personen kosten würde. Ich dachte mir noch: „Super, Ungarn ist immer noch so billig wie früher.“ Als wir dann eingecheckt hatten, habe ich mir die Preise noch mal genau angeschaut und festgestellt, es kostet uns nicht 20,- Euro sondern 200,- Euro. Ich hatte mich wegen der hohe Zahlen und der unbekannten Währung um eine Zehnerstelle verrechnet. Wir haben´s dann zwar noch 30,- Euro billiger gekriegt, aber das war schon erstmal ein ganz schönes Loch in unserer Urlaubskasse. Zur Strafe hab ich Ihnen dann am nächsten Morgen die ganzen Ham & Eggs vom Frühstücksbuffet weggefuttert. Wenn ich schon so viel zahle, wollte ich wenigstens den ganzen Tag nichts mehr für Essen ausgeben müssen.

Lange Einleitung, kurzer Sinn: es ist für uns alle selbstverständlich in unserem Alltag, dass wir - zumindest im kleinen Rahmen - sicher mit Zahlen umgehen. Ansonsten würden wir zu spät (oder zu früh) zur Arbeit/Schule erscheinen, zuviel beim Einkaufen bezahlen, über´s Ohr gehaut werden usw. und würden dann dadurch einen Schaden erleiden.
Ganz genauso wichtig ist es, dass wir mit den Grundlagen unseres Glaubens vertraut
sind. Dass wir verstehen, was der Inhalt unseres Glaubens ist, dass wir Aussagen,
Verhaltensweisen, Werte, Lehren überprüfen und beurteilen können.

2. Begründung für Predigtreihe

Der Schreiber des Hebräerbriefs - vermutlich Barnabas oder jmd. anderes aus dem
Umfeld des Paulus - schreibt an eine Gruppe von Judenchristen einen Brief, in dem er Ihnen die Bedeutung von Jesus Christus aus der Perspektive des AT betrachtet auslegt. Im 5. Kapitel unterbricht er dann seine Ausführungen und wird richtig stinkig. Er wirft den Lesern vor, dass sie desinteressiert und träge geworden sind, dass sie eigentlich andere lehren müssten und doch selbst wieder Unterweisung brauchen, dass sie wieder Milch statt fester Speise brauchen. Und dann fährt er fort:

„Weil uns nun aber daran liegt, dass ihr im Glauben erwachsen werdet, wollen wir nicht bei den Anfangslektionen der Botschaft von Christus stehen bleiben, sondern uns dem zuwenden, was zur Reife im Glauben gehört. Wir wollen nicht von neuem über die Dinge reden, die das Fundament bilden: über die Abkehr von Taten, die letztlich zum Tod führen, und über den Glauben an Gott, über die Bedeutung der
Taufe im Unterschied zu anderen Waschungen und über die Handauflegung, über die Auferstehung der Toten und über das letzte Gericht mit seinem ewig gültigen Urteil. Nein, wenn Gott es zulässt, wollen wir jetzt weitergehen.“ (Hebr. 6, 1-3 NGÜ)

Ich möchte heute anfangen das zu tun, was der Schreiber hier nicht wieder tun will, ich will über diese sechs Basics sprechen, die er hier als Anfangslektionen voraussetzt. Als ich mit der Vorbereitung angefangen habe, habe ich zunächst an eine Predigt gedacht, dann war mir bald klar, es werden mindestens zwei. Vielleicht werden es sogar drei oder vier.

Warum ist mir dieses Thema so wichtig geworden?
Zunächst gehe ich einmal davon aus, dass Gott es mir auf´s Herz gelegt hat. Nun ist es nicht so, dass ich denke wir brauchen wieder Milch statt fester Speise - dies gleich
vorneweg um niemanden zu beleidigen -, sondern ich sehe und erlebe, dass wir in
gefährlichen Zeiten leben. Die Bibel spricht von Zeiten der Verführung und des Abfalls. Und wir werden davor gewarnt und sollen wachsam sein.

Wir leben in Zeiten, in denen immer mehr gesellschaftliche Strömungen in den Gemeinden Einzug halten. Ein zunehmender Egozentrismus und Individualismus: die Gemeinde muss mir dienen, das Reich Gottes muss meine Bedürfnisse befriedigen, ich muss mich verwirklichen können. Auch bei den Jugendlichen stellt man immer mehr fest, dass für uns selbstverständliche Werte wie Regelmäßigkeit oder Verbindlichkeit nicht mehr vorhanden sind.
Oder ein zunehmender Hedonismus: Alles ist o.k., was mir etwas bringt, was mir gut tut. Damit einhergehend ein zunehmender Liberalismus, eine Toleranz gegenüber allen anderen Werten, unabhängig davon, was die Bibel darüber sagt. Ach ja: die Bibel? Ist sie überhaupt noch Wort Gottes. Selbst die Bibel wird relativiert, nicht mehr ernst genommen.Und das obwohl es doch heißt:

„Du jedoch sollst an der Lehre festhalten, in der du unterwiesen worden bist und von deren Glaubwürdigkeit du dich überzeugen konntest. Du kennst ja die, die dich gelehrt haben, und bist von Kind auf mit den heiligen Schriften vertraut, aus denen du alle Wegweisung bekommen kannst, die zur Rettung nötig ist – zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus. Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen. So ist also der, der Gott gehört und ihm dient, mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen; er ist durch sie dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist.“ (2. Tim. 3, 14-17 NGÜ)

Alle Schrift ist von Gott eingegeben, eingehaucht wie es wörtlich heißt. Was das genau
bedeutet wäre ein eigenes Thema.

Ich weiß nicht, ob nur eine zufällige Häufung stattgefunden hat, aber ich hatte viele
Begegnungen in den letzten Monaten, wo ich wirklich erschrocken darüber bin, was
manche heute glauben. Personen, die - wie ich dachte - vor 10, 20 Jahren noch mit mir die selbe Glaubensbasis geteilt haben, haben heute eine liberal-theologische Einstellung.

Die einen reißen Seiten aus der Bibel heraus und erklären sie für ungültig, weil sie ihren Vorstellungen von „sündloser Super-Christ“ widersprechen. Die anderen nehmen nur noch das ernst, was ihnen gerade genehm ist. Dort kann jeder bleiben, wie er ist. Bei ihnen wird - bildlich gesprochen - der wartende Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn zu jmd., der mit dem Sohn gleich zusammen das Geld in Gelagen durchgebracht hat oder Jesus wird zu jmd., der nicht nur mit Sündern gegessen hat, sondern gleich mit ihnen mitgemacht hat. Und für die dritte Gruppe sind auf einmal auch andere Wege zu Gott denkbar. Auch der Moslem, der Esoteriker hat doch auch irgendwie einen Weg zu Gott gefunden. Wir leben in gefährlichen Zeiten in denen die Basis unseres Glaubens ausgehöhlt wird.

Deshalb gibt Paulus den Ältesten von Ephesus auch mit auf den Weg:

„Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, die Gemeinde Gottes, zu deren Leitern euch der Heilige Geist eingesetzt hat. Sorgt für sie als gute Hirten; Gott hat sie ja durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben. Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe bei euch eindringen und erbarmungslos unter der Herde wüten werden. Sogar aus euren eigenen Reihen werden Männer auftreten, die die Wahrheit verdrehen, um die Jünger ´des Herrn` irrezuführen und auf ihre Seite zu
ziehen. Seid also wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang unermüdlich, Tag und Nacht, jedem Einzelnen von euch den rechten Weg gewiesen habe, und das oft genug unter Tränen.“ (Apg. 20, 28-31 NGÜ)

Eine Aufforderung, eine Warnung, die absolut zeitlos ist.

Nun zum Text. Der Schreiber nennt hier sechs scheinbar „banale“ Themen als Grundlage für die christliche Lehre, die aber bei genauerem Betrachten gar nicht so einfach sind.

3. Buße/Umkehr

Als erstes nennt er „die Abkehr von Taten, die letztlich zum Tod führen“ (NGÜ) oder die „Buße von toten Werken“ (Rev. Elb.) oder „Umkehr von den toten Werken“ (Luther 1984).

Betrachten wir zunächst den ersten Teil dieser Aufforderung:
Buße ist ein absolut unangenehmer Begriff. Ein Unwort. Wenn wir dieses Wort hören,
dann ist uns sofort klar, das ist irgendwie unangenehm - selbst wenn wir keine Ahnung haben, was damit eigentlich gemeint ist. Wenn wir diesbezüglich gänzlich unbedarft sind, stellen wir uns dabei vielleicht Szenen vor wie bei „Der Name der Rose“ oder bei „Luther“, wo sich Mönche mit Peitschen selbst Verletzungen zufügen oder wir denken an Pilger, die eine Bußwallfahrt durchführen. Aber all das hat mit Buße nichts zu tun und deshalb wird es in vielen Übersetzungen auch besser mit Umkehr übersetzt. Das griechische Wort „metanoia“ bedeutet nämlich auch Sinnesänderung, Umkehr. Es findet ein Umdenken statt.

Trotzdem ist Buße/Umkehr eine Aufforderung, die man heute selten hört. Sie ist uns
unbequem, unangenehm. Wir haben irgendwie das Gefühl, dass sie nicht mit dem
Evangelium zusammenpasst. Das Evangelium ist doch eine frohe Botschaft. Nichts
Unangenehmes. Unser Gott ist doch ein Gott der Liebe. Was sagt denn Gott eigentlich
dazu?

Der letzte Prophet des alten Bundes, Johannes der Täufer, predigt - Walter hat es uns an Heiligabend so vortrefflich demonstriert - Buße: „Kehrt um! (Tut Buße! ) Denn das Himmelreich ist nahe!“ (Mt. 3,2)
Und als das Reich Gottes dann in Jesus Christus hereinbricht in diese Welt müsste diese Aufforderung dann nicht hinfällig geworden sein? Aber Jesus Christus predigt
überraschenderweise: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Rev. Elb.) „Kehrt um und glaubt diese gute Botschaft!“ (NGÜ) (Mk. 1,15).
Und dann auch noch die Jünger. Sie gehen umher und predigen, dass die Menschen
Buße tun sollten. Sie riefen zur Umkehr auf. (Mk. 6,12). O.K., es war ja noch immer der alte Bund, das Blut des neuen Bundes war ja noch nicht vergossen, das Erlösungswerk noch nicht vollbracht. Dann müsste sich doch nach dem Opfertod irgendwas in der Ausrichtung der Botschaft geändert haben. Aber seltsamerweise nicht, denn Jesus sagt zu seinen Jüngern vor der Himmelfahrt, indem er ihnen die Prophetie des AT erklärt, dass in „seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden (muss) allen Nationen, angefangen von Jerusalem.“ (Lk. 24,47 Rev. Elb.)

Und genau das tun die Jünger. Bei der ersten Predigt, der sog. Pfingstpredigt des Petrus,
als aus den ersten Menschen nach der Himmelfahrt Christen werden, als aus den ersten Juden Christen werden und sie Petrus fragen, was sie denn jetzt tun sollen, wie sie denn jetzt auf die Predigt reagieren sollen. (Vielleicht war Petrus erstmal überrascht: Ach so, ja. Reaktion? Wie denn? Ich war neulich auch ganz überrascht, als jmd. auf meine Predigt reagieren wollte. An so eine Möglichkeit hatte ich gar nicht gedacht.) Und Petrus antwortet - und wir sind jetzt im neuen Bund - „Tut Buße!“ „Kehrt um!“ (Apg. 2,38). Und dies ist jetzt keine spezielle Botschaft für die Juden, weil sie Jesus als Messias abgelehnt. Auch Paulus - der Heidenapostel - spricht zu den Ältesten von Ephesus:

Juden wie Nichtjuden forderte ich eindringlich auf, zu Gott umzukehren und an Jesus, unseren Herrn, zu glauben“ (Apg. 20,21 NGÜ)

Buße ist kein Relikt des AT. Buße ist nichts Antiquarisches. Buße ist nichts Überholtes. Buße ist der Weg, den Gott den Menschen vorbereitet hat.

„Begreifst du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr bringen will?“ (Röm. 2,4b NGÜ)

Um die Frage von vorhin zu beantworten. Wie passt den die gute Nachricht, die Botschaft vom Gott der Liebe mit der Aufforderung zur Buße zusammen: Es ist Gottes Liebe, die mir die Möglichkeit zur Umkehr, zur Buße gibt.
Unser Auftrag ist es die Menschen in der Liebe Gottes bzw. durch die Liebe Gottes zur
Buße zu führen.

Man kann Jesus Christus nicht in sein Leben adoptieren und den Weg weiter in die falsche Richtung gehen. Der moderne Mensch ist es gewohnt für sich selbst festzulegen, was gut und richtig ist. Und wenn der christliche Glaube auch noch dazu passt, dann nimmt man ihn halt auch noch mit. Aber damit wird man halt nur ein „angebibelter“ Sünder, nur eine Prise christlich und ist damit immer noch auf dem Weg ins Verderben (Hölle).

Wenn ich nach Brüssel mit dem Auto fahren will und auf einmal die Oder überquere, bin ich in Polen und nicht in Belgien, dann nützt es nichts weiterzufahren, dann muss ich umkehren. Aber es langt auch nicht, wenn ich das Auto zwar wende und dann rückwärts immer tiefer nach Polen hineinfahre. So komm ich auch nicht nach Brüssel. Auch wenn ich wende und in Richtung Brüssel winke, komme ich nicht dorthin.

Buße ist unangenehm, weil sie hat was mit mir persönlich zu tun, man muss zugeben und sich und anderen und Gott eingestehen, dass man falsch gelegen hat. Und wer lässt sich schon gerne sagen: „So wie Du lebst ist verkehrt!“

Buße heißt, dass ich übereinstimme mit der Bewertung Gottes meiner Situation bzw.
meines Lebens, dass ich zu Gottes Maßstab von Sünde „Ja“ sage, dass ich erkenne ich
bin auch ein Sünder und brauche das Angebot der Vergebung.

Gott ist Liebe und Gott ist der Richter. Das Evangelium ist eine Jacke, die man niemanden drüber werfen kann, er muss sie selber anziehen. Wir ziehen Christus durch die Taufe an (Gal. 3,27). Das Evangelium ist keine Zwangsjacke.
Umkehr heißt auch, dass ich meinen Lebensstil dauerhaft ändern will. Umkehr von den toten Werken. Lassen der toten Werke. Was nicht bedeutet, dass mir das sofort und immer gelingen muss, schon gar nicht aus eigener Kraft. Aber die Willensentscheidung muss vollzogen sein.

Die Empfänger des Hebräerbriefes haben damals unter „tote Werke“ etwas ganz anderes verstanden. Für uns sind es in erster Linie „Werke des Fleisches“ (Auflistung in Gal. 5, 19-21: „sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, okkulte Praktiken, Feindseligkeiten, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Rechthaberei, Zerwürfnisse, Spaltungen, Neid, Trunkenheit, Fressgier und noch vieles andere, was genauso verwerflich ist.“). Für sie waren es jedoch die „Werke des Gesetzes“. Sie waren fromme Menschen und in der Gefahr wieder in Teilen sich an Verpflichtungen des
Gesetzes zu binden. Sie wollten der Erlösung aus Gnade wieder die Opferrituale des
levitischen Bundes hinzufügen. Und hätten damit das Opfer Christi hinfällig gemacht
(Hebr. 6, 4-6). Es wird ja kein Opfer mehr benötigt, da Jesus Christus ein für allemal das Opfer vollbracht hat. Auch scheinbar fromme Werke können tote Werke sein, wenn sie getan werden, weil man denkt dadurch Erlösung zu bekommen.

Die erste Glaubensgrundlage ist also Buße/Umkehr. Umkehr ist die Hinwendung zu Gott. Das Erkennen der eigenen Sünde und der Erlösungsbedürftigkeit. Es gibt keine Umkehr zu Gott ohne eine Umkehr zu Gott. Es ist wichtig, dass wir unsere eigenen
evangelistischen Bemühungen dahingehend reflektieren. Das Evangelium ist eine frohe Nachricht für Sünder, nicht für Menschen, die meinen, dass sie keine Sünder sind.

Aber auch in unserem Leben, wenn wir schon jahrelang in der Nachfolge stehen, kann es notwendig sein in einzelnen Bereichen unseres Lebens umzukehren. Wutausbrüche, Zerwürfnisse, Neid klingt ja irgendwie nicht so ganz unerreichbar ferne.

4. Glaube an Gott

Die zweite Grundlage ist der Glaube. Buße und Glaube bilden beides zusammen die
Bekehrung. Die Buße beinhaltet die negative Seite mit der Abkehr von den Werken, der Glaube die positive Seite mit der Hinwendung an Jesus Christus.

Wir haben das Problem, dass in unserem Sprachumfeld „Glaube/glauben“ ganz anders verstanden wird. Tragen wir doch einmal ein paar typische Alltagsredewendungen mit „Glaube/glauben“ zusammen.

(„Ich glaube, dass es morgen regnet.“, „Ich glaube, dass heute schönes Wetter wird.“, „Ich glaub´ Du hast sie nicht mehr alle!“, „Das glaub´ ich nicht!“, „Glauben heißt nicht wissen!“).

Im Allgemeinen sind dies Äußerungen, die ausdrücken: „Ich weiß es nicht ganz genau.“ Das ist aber der krasse, absolute, vollständige Gegensatz zu dem, was die Bibel unter Glauben versteht. Und wir haben das Problem, dass wir automatisch die
alltagssprachlichen Inhalte in unser christliches Verständnis mit hineinnehmen.

Gottes Wort sagt jedoch:

„Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.“ (Hebr. 11,1 NGÜ)

Das griechische Wort für Glaube „pistis“ ist abgeleitet von dem Verb „peitho“ „überzeugt sein“. Glauben ist nicht ein nebulöses Vorstadium des Wissens. Glauben ist mehr als Wissen. Glauben ist eine Steigerung davon. Glauben ist eine in den tiefsten Schichten meines Wesens eingravierende Erkenntnis.

Ich bin überzeugt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist! Ich weiß, dass mein Erlöser
lebt! Ich weiß, dass ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Ich habe erkannt, dass er für mich gestorben ist!

Genauso, wie ich davon überzeugt bin, dass hier Luft zum Atmen vorhanden ist, auch
wenn ich sie nicht sehe.

Jmd. der glaubt, dass es einen Gott gibt, der vielleicht sogar davon überzeugt ist, glaubt deshalb noch lange nicht an Gott. Oder wie es so schön im Jakobusbrief heißt:

„Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern.“ (Jak. 2,19 Rev. Elb.)

Glauben im christlichen Sinne ist nicht glauben, dass es einen Gott gibt. Glauben ist auch nicht glauben, dass es nur einen Gott gibt. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit des Glaubens an Gott.

Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ (Joh 14,6 Rev. Elb.)

Es gibt nur diese Möglichkeit des Glaubens an Gott. Kein Jude kommt zum Vater, als nur durch Jesus. Kein Muslim, der Jesus vielleicht als Prophet anerkennt, kommt zum Vater, als nur durch Jesus. Kein Namenschrist, der als Säugling getauft wurde, aber mit Jesus nichts am Hut hat, kommt zum Vater, als nur durch Jesus. Kein angebibelter Esoteriker, kein noch so netter Philanthrop, kein Gutmensch. Es gibt nur diesen Weg! Würde es auch noch einen anderen geben, hätte sich Jesus den ganzen Aufwand schenken können.

Das sind die Grundlagen unseres Glaubens: Umkehr zu Gott und Überzeugtsein von
Jesus Christus. Wir tun niemanden einen Gefallen, wenn wir ihn Christ nennen oder so behandeln und er ist es doch nicht. Er hat nichts davon, wenn er in der Hölle landet und wir auch nicht. Nur weil wir ihm im Alltag dadurch vielleicht nicht vergrätzen? Oder weil wir uns angenehmer fühlen? Jesus redet von einem schmalen Weg, einer engen Pforte, einem Nadelöhr. Es ist nicht Party im Himmel, wenn sich wieder jmd. Christ nennt, sondern wenn ein Sünder Buße tut (Lk. 15,7). Wir müssen unser Reden auf Klarheit überprüfen. Klar sein ohne vor den Kopf zu stoßen ist sicher eine absolute gesprächstechnische Herausforderung.

Paulus hat mit seiner Klarheit viele Anfeindungen erlebt, er wurde verhöhnt, verspottet, gesteinigt, verfolgt, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit, aber es gab auch viele, die sich von ihm haben überzeugen lassen.
Wir haben den Vorteil: wir wissen es gibt nichts Besseres, nichts Erfüllenderes als ein
Leben mit Gott. Davon können wir Zeugnis geben!

Lasst uns zum Abschluss dieses ersten Teils noch das Glaubensbekenntnis sprechen.

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

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