Donnerstag, 25. Dezember 2014

Ein Weihnachtsgruß......

„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell…Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jes. 9,1.5.6a) 

So lesen wir die Geburt Jesu im Propheten Jesaja beschrieben.

Es ist schon eine eigenartige Sache mit diesem Weihnachten. Irgendwie scheint dieses christliche Fest eine Kraft, ein Licht, eine Dynamik in sich zu haben, die Dinge verändert, die Verhärtungen löst oder zumindest lösen kann.

In der bekannten Kindergeschichte "Hilfe! Die Herdmanns kommem!", sind auf einmal aus Außenstehenden ganz besondere Menschen geworden. Menschen, die abgelehnt wurden, belächelt oder schief angeschaut wurden, standen auf einmal im Mittelpunkt und wurden wertgeschätzt.

Nun ist das nur eine Geschichte gewesen, aber auch in der Bibel geschieht im Umfeld der Geburt Jesu Ähnliches. Da sind es bspw. die Hirten, die als Außenstehende, Geringgeachtete und Randfiguren der Gesellschaft auf einmal in den Mittelpunkt des Weltgeschehens gerückt werden.

Etwas ganz Besonderes ist am Heiligabend vor 100 Jahren geschehen. Es war am Anfang des 1. Weltkriegs. Deutsche Soldaten lagen sich auf er einen und französische und britische Soldaten auf der anderen Seite in Schützengräben gegenüber. Alle hatten gedacht, bis Weihnachten ist der Krieg vorbei und man ist wieder zu Hause. Aber daraus ist nichts geworden. Ein jahrelanger Stellungskrieg stand ihnen stattdessen noch bevor. Aber an diesem Weihnachten ist es geschehen, dass ein deutscher Kammersänger namens Walter Kirchhoff angefangen hat Weihnachtslieder im Graben zu singen. Die französischen Soldaten waren davon so begeistert, dass sie Zugaben forderten und so entstand nach und nach ein gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern. Mehr und mehr Soldaten haben ihre Schützengräben verlassen und sind im Niemandsland aufeinander zu gegangen. Man hat Vertrauen gefasst. Es wurde ein gemeinsamer mehrsprachiger Gottesdienst gefeiert. Es wurden Geschenke ausgetauscht: Tabak, Alkohol, Süßigkeiten. Man zeigte einander die Bilder seiner Lieben, es gab ein gemeinsames Fußballspiel. Und dies geschah gleichzeitig an mehreren Stellen der Westfront. Dieser Weihnachtsfrieden hielt teilweise sogar bis zum 6. Januar.

Weihnachten hat eine Kraft in sich. Die Kraft der Geburt Christi. Den Soldaten erschien ein großes Licht. Es war für die Beteiligten ein großes Wunder. Und es hatte Auswirkungen. Den meisten war es danach nicht mehr möglich auf die neu gewonnenen Freunde zu schießen. Wie sollte man denn auch die versuchen zu töten, mit denen man gerade sein Leben geteilt hat?!

Der Heeresleitung war dies natürlich überhaupt nicht recht. Auf allen Seiten. Da man aber nicht ganze Garnisonen erschießen lassen konnte wegen Verbrüderung mit dem Feind, blieb nichts anders übrig, als sie an andere Stellen der Front zu versetzen.

Heute würden wir aus unserer charismatisch geprägten Theologie heraus vielleicht sagen, da ist ein Stück vom Reich Gottes auf die Erde durchgebrochen. Da ist etwas sichtbar geworden von der Herrschaft Christi, von seinem Friedensreich.

Wenn wir heute in die Welt schauen, dann wissen wir, dass es noch viele Kriege und Konflikte, viel Ablehnung gibt. Wir brauchen gar nicht in den Nahen Osten schauen, wir brauchen nur nach Dresden - in den noch näheren Osten - schauen, Stichwort: Pegida. Aber auch in unserem Lebensumfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, gibt es Menschen die ausgegrenzt oder abgelehnt werden.

Aber wenn etwas deutlich wird bei diesem Weihnachtsfrieden des 1. Weltkriegs, dann ist es das, dass die Menschen es sind, dass wir es sind, mit denen Gott die Welt verändert, mit denen er sein Reich, seine Herrschaft, sein Friedensreich baut. Wie im Himmel, so auf Erden. Wie im Himmel, so auch da wo ich lebe, da wo ich stehe.

Ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Der Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.“ Wir haben diesen Glauben. Um uns herum ist oft Dunkelheit, aber wir haben eine andere Hoffnung, eine andere Zukunftserwartung, als diejenigen, die Jesus Christus nicht kennen. Wir wissen von der Liebe und der Güte Gottes, wir wissen von Christi Geburt und von seiner Wiederkunft. Diese Hoffnung gibt Licht in jede Dunkelheit.

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16)

FROHE WEIHNACHTEN.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Termine und Aktuelles Dezember 2014

07.12.    10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste

14.12.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst 

(Predigt Georg Schubert, Jugend mit einer Mission; Thema: "Vergebung")

21.12.    kein Gottesdienst


24.12.    15.00 Uhr Heiligabend
St. Paul Gemeindehaus Familiengottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)

28.12.    kein Gottesdienst


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50 

St. Paul Gemeindehaus = Dr. Martin-Luther-Platz 2

Sonntag, 23. November 2014

Predigt von Norbert Wohlrab (23.11.14)

Die Bindung Isaaks
 
Die Bindung Isaaks.mp3

1. Die Person Isaaks

Vor kurzem habe ich den Rundbrief von „Juden für Jesus“ erhalten und darin war u.a. nur in einem Nebensatz von der Akidat Yizhak (dem Binden Isaaks, der Bindung Isaaks) die Rede. Irgendetwas hat mich an diesem Bild angesprochen und so dachte ich, es wäre interessant dies etwas tiefer zu erkunden.

Doch zunächst erstmal zur Person Isaaks.

Aber erst mal ein Witz: Ein schöner Sommermorgen. Isaak spaziert im Stadtpark, ein Hündchen läuft hinter ihm her. Da kommt ein Polizist und sagt streng: „Nehmen Sie den Hund an die Leine! Sonst zahlen Sie Strafe!“ Isaak geht wortlos weiter. Der Polizist wird böse: "Wenn Sie nicht sofort den Hund an den´ Riemen nehmen, zahlen Sie eine Geldbuße!“ Isaak geht weiter. Da zieht der Polizist sein Notizbuch hervor, schreibt etwas hinein und reicht das Blatt Isaak mit dem Befehl: „Zehn Euro!“ Isaak bleibt stehen: "Warum soll ich zahlen? Das ist doch nicht mein Hund!“ "So? Und warum läuft er Ihnen nach?“ "Nun - Sie laufen mir doch auch nach und sind nicht mein Hund..."

Isaak erhält seinen Namen direkt von Gott (1. Mose 17,19). Evt. ist es die Kurzform von „Gott lächelt dem Kind zu“, „Gott hat gelacht“, „Gott hat gescherzt“, „Gott hat jmd. zum Lachen gebracht“. Er bedeutet soviel wie Gelächter, Lacher, man lacht o.ä.
Die Namenswahl geht wohl darauf zurück, dass sowohl Abraham als auch Sarah mehrfach bei der Ankündigung durch Gott, dass sie im hohen Alter noch ein Kind bekommen werden, gelacht habn, man kann fast sagen, Gott ausgelacht haben.

Von seinem Leben wird uns nur wenig berichtet:
- als Kind wurde er von seinem Halbbruder Ismael gehänselt und schikaniert (1. Mose 21,8) (etwa nach dem Motto „Du bist echt so ein Lacher!“)
- er ließ sich von seiner Mutter beschützen, er hatte wohl überhaupt eine intensive Mutterbeziehung (Spätgebärende)
- machte eine traumatische Erfahrung mit seinem Vater (dazu später)
- er war mit 40 noch nicht verheiratet, benötigte Hilfe bei der Suche nach einer Ehefrau
- er hatte die erste Liebesheirat der Bibel mit Rebekka, er lebte monogam, sie tröstete ihn über Verlust der Mutter
- es sind nur wenige Taten von ihm berichtet: er grub z.B. die von den Philistern verschütteten Brunnen seines Vaters Abraham wieder aus, er flehte erfolgreich zu Gott bzgl. der Unfruchtbarkeit von Rebekka
- er war wohlhabend und gesegnet
- er ließ sich im hohen Alter von seiner Frau und seinem Sohn Jakob täuschen, aber so konnte die Verheißung Gottes umgesetzt werden, dass der Ältere (Esau) dem Jüngeren (Jakob) dienen soll (1. Mose 25,23)

Isaak ist für mich persönlich eine eher sympathische Figur des AT. Einfach deshalb, weil er kein geistlicher Überflieger war. Er war nicht von dem Kaliber wie Abraham, Mose oder David. Er war eher Normal. Es gibt nicht viel zu berichten von ihm, damit ist er uns irgendwie ähnlich. Bei ihm gilt vielleicht auch, dass Gott gerne das Schwache erwählt (1. Kor. 1,27).

Aber: Isaak war der „Sohn der Verheißung“. Er ist der Erste in der langen Verheißungslinie der großen Nachkommenschaft Abrahams.

Und dann gab es dann noch dieses eine besondere, dramatische und traumatische Ereignis im Leben Isaaks. Die Fast-Opferung auf dem Altar durch seinen Vater Abraham.


2. Das Beinahe-Opfer Isaaks

„Und es geschah nach diesen Dingen, da prüfte Gott den Abraham. Und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sagte: Hier bin ich! Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Morija, und opfere ihn dort als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir nennen werde! Da machte sich Abraham früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel und nahm seine beiden Knechte mit sich und seinen Sohn Isaak. Er spaltete Holz zum Brandopfer und machte sich auf und ging an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von fern. Da sagte Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr mit dem Esel hier! Ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren. Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak, und in seine Hand nahm er das Feuer und das Messer. Und sie gingen beide miteinander. Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham und sagte: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sagte: Siehe, das Feuer und das Holz! Wo aber ist das Schaf zum Brandopfer? Da sagte Abraham: Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, mein Sohn. Und sie gingen beide miteinander. Und sie kamen an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Und Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz auf. Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben auf das Holz. Und Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sagte: Hier bin ich! Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Jungen, und tu ihm nichts! Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest, da du deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast. Und Abraham erhob seine Augen und sah; und siehe, da war ein Widder hinten im Gestrüpp an seinen Hörnern festgehalten. Da ging Abraham hin, nahm den Widder und opferte ihn anstelle seines Sohnes als Brandopfer. Und Abraham gab diesem Ort den Namen "Der HERR wird ersehen (Jahwe Jireh)“, von dem man heute noch sagt: Auf dem Berg des HERRN wird ersehen. Und der Engel des HERRN rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel her zu und sprach: Ich schwöre bei mir selbst, spricht der HERR, deshalb, weil du das getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, darum werde ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist; und deine Nachkommenschaft wird das Tor ihrer Feinde in Besitz nehmen. Und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde dafür, dass du meiner Stimme gehorcht hast. Dann kehrte Abraham zu seinen Knechten zurück, und sie machten sich auf und zogen miteinander nach Beerscheba; und Abraham ließ sich in Beerscheba nieder.“ (1. Mose 22, 1-19 Rev. Elb.)

Das ist jetzt die sog. Bindung Isaaks, wohl eine der schwierigsten Stellen des AT.

Wie kann Gott sowas nur verlangen? Eigentlich unglaublich und unvorstellbar .

Hättest Du diese Prüfung bestanden? Ich hätte meine Familie gepackt und wäre wie Jona ans äußerte Ende der Welt geflohen. Ab mit Walexpress. Niemals hätte ich mein Kind geopfert. Ich wäre glatt durchgefallen. Aber Abraham war da ganz anders.

Aber schauen wir mal nicht auf Abraham, diesen großen Glaubenshelden, schauen wir mal auf Isaak. Was macht der eigentlich?

Isaak macht nichts, er ist sowas von passiv, er ergibt sich in seine Opferrolle. Okay, wir wissen nicht wie alt er war, war er ein Kind, ein Jugendlicher oder gar schon älter (in manchen jüd. Überlieferungen wird sein Alter gar mit über 30 angegeben). Aber egal wie alt er tatsächlich war, es kommt überhaupt kein Widerstand. Er lässt alles mit sich geschehen. Er reißt sich nicht vom Vater los, er schlägt nicht um sich (müsste mit Sicherheit stärker gewesen sein als ein über 100jähriger), er schreit nicht. Nichts.
Es steht auch nichts dort, dass er irgendwie betäubt wurde. Völlig fatalistisch ergibt er sich in sein Schicksal. Vielleicht hat er resigniert, vielleicht hat sich gedacht, jetzt ist sowieso alles wurscht, vielleicht war er so schockiert, dass er wie betäubt war, völlig katatonisch ….vielleicht war er aber auch voller Glauben oder voll Heiligen Geistes, dass er auf einen positiven Ausgang gehofft hat. Wir wissen es nicht. Es scheint auf jeden Fall kein gutes Vater-Sohn-Ding gewesen zu sein, es hat vielleicht seine Beziehung zu seiner Mutter nur verstärkt. Wir lesen später nur von seiner Liebe zur Mutter in der Bibel. Aber wir wollen hier nicht psychologisieren und nichts hinein interpretieren.

Was mir aufgefallen ist: wenn man sich so vorstellt, wie Isaak gebunden auf dem Opferaltar liegt, dann kann er überhaupt nichts mehr tun. Als „Opfertier“ verschnürt, hat er keine Chance mehr, kann er gar nichts tun, er hat überhaupt keine Möglichkeit mehr sich selbst zu befreien, sich selbst aus der Misere zu erlösen. Ab dem Zeitpunkt wo er zur Opferung bereitet ist, geht nichts mehr. Ab diesem Zeitpunkt ist er abhängig von der Gnade anderer, von der Gnade des Vaters und der Gnade Gottes.

Wir deuten ja dieses alt. Geschehen als ein Bild für das später tatsächlich vollzogene Opfer Jesu am Kreuz (z.B. trägt Isaak sein Holz für die Opferung genauso wie Jesus das Holz, an dem er gekreuzigt wurde). Ich möchte es ein bisschen anders deuten, einen geringfügig anderen Akzent setzen: ich sehe Isaak hier als ein Bild für uns, für den erlösungsbedürftigen Menschen.

Genauso wenig wie der gefesselte Isaak, haben wir irgendeine Möglichkeit irgendetwas zu unserer Rettung beizutragen. Gebunden am Opferaltar gibt es keine Möglichkeit irgendwelche gottgefälligen Werke zu vollbringen. Lesen wir dazu einmal ein Gleichnis Jesu:

„Jesus wandte sich nun an einige, die in ´falschem` Selbstvertrauen meinten, ´in Gottes Augen` gerecht zu sein, und die deshalb für die anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgendes Beispiel: »Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich selbstbewusst hin und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen – ich bin kein Räuber, kein Betrüger und kein Ehebrecher, und ich bin auch nicht wie jener Zolleinnehmer dort. Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften.‹ Der Zolleinnehmer dagegen blieb in weitem Abstand stehen und wagte nicht einmal, aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: ›Gott, vergib mir sündigem Menschen meine Schuld!‹ Ich sage euch: Der Zolleinnehmer war ´in Gottes Augen` gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.«“ (Lk. 18, 9-14 NGÜ)

Genauso wie bei diesem Zöllner. Er wusste, er ist schuldig, gebunden in seiner Sünde, er kann nichts tun um Gottes Rechtfertigung zu erwirken. Er kann nur auf Gott vertrauen.

Isaak hätte auch keine Möglichkeit gehabt sich seine Freiheit zu erkaufen. Was hätte er denn seinen Vater Abraham anbieten können? Alles was er hatte, hat er ja sowieso nur von ihm gehabt. Genauso wenig wie ein Reicher sich den Zugang zum Himmel hätte erkaufen können, so wie es Jesus in einem anderen Gleichnis darstellt. (Mk. 10, 17-27)

Die einzige Wahl ist sich zu demütigen und das eigene Unvermögen, die eigene Schuld, die Unfähigkeit zur Selbsterlösung annehmen wie ein kleines Kind.

(Jesus)… sagte: »Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Darum: Wer sich selbst erniedrigt und wie dieses Kind wird, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Mt. 18, 3.4 NGÜ)

Ein kleines Kind kann nichts Großes für Gott vollbringen. Es ist schwach, verletzlich, hilfebedürftig, abhängig. Schwach, verletzlich, hilfebedürftig und abhängig beschreibt die Situation Isaaks. Er weiß, er kann nichts mehr tun.

Vielleicht war er voll kindlichen Vertrauen. Nur eine Frage von ihm ist berichtet auf dem gemeinsamen Weg nach Morija: Vater, Feuer und Holz ist da, aber wo ist das Opfertier?
Und Abraham antwortet: „Mein Sohn, Gott wird für ein Lamm zum Brandopfer sorgen!“  (1. Mose 22,8 Schlachter 2000)

Und Gott hat für ein Lamm als Brandopfer gesorgt. Statt Isaaks wurde ein Widder geopfert und für uns wurde Christus, das Lamm Gottes geopfert.

Der Widder verfängt sich mit seinem Horn. Nach jüdischer Überlieferung wurde die Welt durch den Ruf Gottes durch das Schofar, das Widderhorn erschaffen. Der Lebensatem Gottes strömt durch das Horn und erzeugt dabei einen bestimmten Klang („Kol“). Und nur durch diesen Klang kann etwas erschaffen werden. Das ist jetzt rabbinische Mystik, aber man kann es durchaus auf Jesus deuten: das Horn war hier bei Isaak die Voraussetzung für die Erlösung, so konnte das Opfertier gefangen werden. Und Jesus Christus ist das von Gott ausgegangene Wort, das Fleisch wurde zu unserer Erlösung.

Es wird auch angenommen, dass dieser Berg im Land Morija der Ort ist, auf dem später der Tempel in Jerusalem erbaut wurde (2. Chr. 3,1).


3. Nachfahren Isaaks - Kinder der Verheißung

„Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak, Kinder der Verheißung.“ (Gal. 4, 28 Rev. Elb.)
Wir sind Kinder der Verheißung wie Isaak. So schreibt es Paulus. Es gibt also auch einen neutestamentlichen Bezug zu Isaak. Interessant ist, wir finden diese Stelle im Galaterbrief. Dort also wo Paulus sich auf´s Schärfste gegen jegliche Verbindung mit dem Gesetz zur Wehr setzt.

Er stellt dort dar, dass wir Kinder der Freien (Sarah) sind, durch die Verheißung geboren und nicht Kinder von der Magd (Hagar) sind, die durch das Fleisch geboren wurden. Die Magd ist die Leibeigene, das ist ein Bild für das Gesetz, für den Bund des Fleisches, der in die Abhängigkeit führte.

Isaak war frei, nachdem der Widder für ihn geopfert wurde und seinen Platz am Altar eingenommen hat. Isaak wurde als Kind der Verheißung geboren, aber nur durch das Opfer konnte er (weiter) darin leben. Das Leben eines Freien und Gesegneten.

Sein Platz wurde vom Widder eingenommen.

Ähnlich war es bei Barrabas und Jesus. Barrabas hätte gekreuzigt werden sollen, er hätte den Tod verdient. Aber die Menge wählte Jesus. So wurde Jesus für ihn gekreuzigt. Er hat seinen Platz eingenommen. Er hat den Platz für ihn besetzt. So wie in der U-Bahn oder auf der Toilette der Platz manchmal besetzt ist. Und so hat Jesus Christus unseren Platz eingenommen und ihn dauerhaft für uns besetzt.

Und so leben wir als Kinder der Freien, freigesprochen und gerechtfertigt durch das stell-vertretende Opfer Christi. Wir können nichts leisten und es gibt auch nichts mehr zu leisten, denn Jesus hat alles geleistet. Das ist - könnte man sagen - das Evangelium nach Isaak.

Nur müssen wir aufpassen, dass wir auch tatsächlich als Kinder der Freien leben. Juan Carlos Ortiz (ein argentinischer Pastor) hat einmal gesagt: „Das Gesetz ist ein Witwer, der eine Freundin sucht, und sie ohne Probleme in der Gemeinde findet.“ (1961)

Und so hielt in die Gemeinden vom Beginn der Kirchengeschichte bis heute immer wieder der morbide Gestank des todbringenden Gesetzes Einzug. Der Fluch des Gesetzes. Der „Dienst des Todes mit Buchstaben in Steine eingegraben“ (2. Kor. 3, 7), sagt Paulus. Damit meinte er die zehn Gebote.

Immer wieder, 2000 Jahre Kirchengeschichte hindurch, lebten die Gemeinden eine Mischform aus Neuem und Alten Bund, angefangen beim Judaismus zur Zeit der Apostel bis zur Gegenwart. Die Freiheit durch Glauben vermengt mit einer mehr oder weniger großen Prise Gesetz. Manchmal ist es sogar eher umgekehrt: Gesetz gewürzt mit einer Prise Gnade. Gerechtfertigt aus Glauben, durch das Opfer Jesu? Ja, aber für den Alltag bitte das Leben nach dem Gesetz (bspw. Zehnten, Sonntag nicht arbeiten, nicht ins Kino, in den Gottesdienst..…, Kleiderordnungen, kein Alkohol usw.).

Und Paulus sagt: Nein, Stopp! Ihr seid Kinder Isaaks! Kinder der Freien! Kehrt nicht zurück zur Sklaverei des Gesetzes! Das Gesetz erfüllte seinen Zweck bis der verheißene Nachkomme kam, bis Jesus kam (Gal. 3,19). Von da an gilt:

„In Wirklichkeit jedoch ´habe ich mit dem Gesetz nichts mehr zu tun;` ich bin durch das Urteil des Gesetzes dem Gesetz gegenüber gestorben, um ´von jetzt an` für Gott zu leben; ich bin mit Christus gekreuzigt.“ (Gal. 2,19 NGÜ)

Der Platz am Kreuz wurde durch Jesus nicht nur besetzt, sondern ich wurde mit hineingenommen. Ich war in Christus immanent. Und so bin ich allen Forderungen abgestorben.

Wir müssen uns das folgendermaßen vorstellen: Heutzutage spielt Ernährungsberatung, gesunde Ernährung, Fitness, Gesundheitsvorsorge eine große Rolle. Und es ist ja auch wichtig auf seinen Körper und seine Gesundheit zu achten. Setzen wir diese Gesundheitsvorsorge mal mit dem Gesetz gleich. Aber wenn Du jetzt als Gesundheitscoach im Einsatz bist und findest einen frisch Verstorbenen und dann anfängst seinen BMI zu bestimmen und ihm Vorträge über gesunde Ernährung zu halten, dann macht das überhaupt keinen Sinn. Er ist völlig unerreichbar für jeglichen Diät- oder Fitnessplan; er ist absolut unansprechbar in Bezug auf jedes der 613 Gebote des Alten Bundes. So abgestorben sind wir den Forderungen des Gesetzes (Röm. 7, 4.6).

Und nun dürfen wir als Kinder der Verheißung, als Söhne und Töchter der Freien, unsere Freiheit dazu verwenden um unsere Mitmenschen zu lieben (1. Tim. 1,5.9; Röm. 13, 9.10):

„Denn das ganze Gesetz ist in einem einzigen Wort zusammengefasst, in dem Gebot: „Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich selbst.““ (Gal. 5,14 NGÜ)
Darum geht es in unserem Leben als Christ, als Sohn und Tochter der Verheißung, als Erbe der Verheißung.

Umso länger ich Christ bin, umso mehr konzentriert sich alles auf so einfache Aussagen: liebe! …und glaube an Jesus Christus, das ist der einfache Wille Gottes, so schreibt es Johannes. (1. Joh. 3,23).


4. Schluss - Die Isaak-Gemeinden

Ich habe vor ein paar Jahren mal eine Predigt von Mathias Hühnerbein gehört über die Isaak-Generation. Da ging es noch um einen ganz anderen Aspekt im Leben Isaaks. Er war mittendrin zwischen den großen Männern des Glaubens, zwischen Abraham und Jakob und Josef und er selber spielte keine große Rolle, wie anfangs erwähnt.

Uns geht es in unseren Gemeinden vielleicht ähnlich. Wir blicken zurück auf die großen Männer des Glaubens, die viel aufgebaut haben in der JG St. Paul und in der CGF, auf die ruhmreichen Zeiten und fetten Jahre, sehen dann den Mangel der Gegenwart und sehen - wenn wir uns vergegenwärtigen, dass unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihr Zuhause größtenteils südlich von uns gefunden haben (ihr habt sie mittels eurem DISCO-Konzept mit der FCGF outgesourct, wir haben sie als Kuckuckskinder verteilt) - dass es eigentlich keine Zukunft gibt, nach menschlichem Ermessen. Wenn alles normal weiter läuft, wird es irgendwann keine JG St. Paul und keine CGF mehr geben. Und die Jüngeren werden ihren Glauben fulminant in anderen Gemeinden leben.

Haben wir unseren Zweck verfehlt? Nein, Isaak hatte seine Bedeutung. Ohne Isaak, kein Jakob, Josef…..Jesus. Er hat seinen Glauben eingesetzt, dass es überhaupt Jakob und Esau geben konnte. Und er hat die Brunnen Abrahams ausgegraben, aus denen frisches Wasser geschöpft werden konnte.

Auch wir haben geistliche Quellen entdeckt und davon weiter gegeben, untereinander, an unsere Kinder, an Außenstehende und Suchende und geben noch davon weiter.
Irgendwann ist vielleicht unsere Zeit als Organisation, als Gemeinde oder Gemeinschaft abgelaufen, aber wir haben zwischenzeitlich viel weiter gegeben, viel gesät und geerntet. Und dieser Dienst, diese Aufgabe, hört erst auf mit unserem letzten Atemzug. Bis dahin dürfen wir Wasser schöpfen und weiter geben. Kombiniert mit unserer Lebenserfahrung und geistlicher Weisheit haben wir unermesslich (unerträglich) viel davon weiter zu geben. Gerade auch an jüngere Menschen und junge Christen. (Die es am meisten nötig haben, wollen es leider oft nicht hören. Aber das war auch schon zu unserer Zeit so.) Keinesfalls aber ist unsere Zeit abgelaufen. Unser Verfallsdatum liegt noch in der Zukunft.

Dazu helfe Gott uns allen, dass wir weiterhin von unseren Quellen weitergeben und Oasen sind.

AMEN.

Sonntag, 2. November 2014

Termine und Aktuelles November 2014

30.10.-02.11.    CGF-Gemeindefreizeit in Kastell Windsor (mit Klaus Sparla, Vineyard Nürnberg, Thema: "jesusmäßig")

09.11.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Hans Heidelberger)


16.11.    kein Gottesdienst


23.11.    10.00 Uhr St. Paul Gemeindehaus (gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul) (Predigt Norbert Wohlrab; Thema: "Die Bindung Isaaks")


30.11.    10.30 Gottesdienst Arche (Predigt Birgit Oechsle)



LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50 

St. Paul Gemeindehaus = Dr. Martin-Luther-Platz 2

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Termine und Aktuelles Oktober 2014

05.10.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen auf der Kirchweih (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Die Bedeutung des christlichen Sonntags")

12.10.    10.00 Uhr St. Paul Gemeindehaus (gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul)


19.10.    10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


26.10.    10.30 Uhr Gottesdienst Arche (Predigt Bob Lidfors, Dynamis)

30.10.-02.11.    CGF-Gemeindefreizeit in Kastell Windsor (mit Klaus Sparla, Vineyard Nürnberg, Thema "jesusmäßig")


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50 

St. Paul Gemeindehaus = Dr. Martin-Luther-Platz 2

Montag, 25. August 2014

Termine und Aktuelles August/September 2014

03.08. 11.00 Uhr Open-Air-Gottesdienst der Evang. Allianz im Stadtpark (Predigt Norbert Wohlrab)

--- Sommerpause ---


14.09. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


21.09. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Knöll, Vaterhaus)


28.09. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Claus Buschmann, Giedeons)

Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste)
auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Freitag, 4. Juli 2014

Termine und Aktuelles Juli 2014

06.07. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Andrea Gabler)

13.07. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst (entfällt)


20.07. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


22.07. 19.30 Uhr Gebetsabend


27.07. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst
mit anschl. Essen (Predigt alle)
 
Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste)
auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50