„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell…Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jes. 9,1.5.6a)
So lesen wir die Geburt Jesu im Propheten Jesaja beschrieben.
Es ist schon eine eigenartige Sache mit diesem Weihnachten. Irgendwie scheint dieses christliche Fest eine Kraft, ein Licht, eine Dynamik in sich zu haben, die Dinge verändert, die Verhärtungen löst oder zumindest lösen kann.
In der bekannten Kindergeschichte "Hilfe! Die Herdmanns kommem!", sind auf einmal aus Außenstehenden ganz besondere Menschen geworden. Menschen, die abgelehnt wurden, belächelt oder schief angeschaut wurden, standen auf einmal im Mittelpunkt und wurden wertgeschätzt.
Nun ist das nur eine Geschichte gewesen, aber auch in der Bibel geschieht im Umfeld der Geburt Jesu Ähnliches. Da sind es bspw. die Hirten, die als Außenstehende, Geringgeachtete und Randfiguren der Gesellschaft auf einmal in den Mittelpunkt des Weltgeschehens gerückt werden.
Etwas ganz Besonderes ist am Heiligabend vor 100 Jahren geschehen. Es war am Anfang des 1. Weltkriegs. Deutsche Soldaten lagen sich auf er einen und französische und britische Soldaten auf der anderen Seite in Schützengräben gegenüber. Alle hatten gedacht, bis Weihnachten ist der Krieg vorbei und man ist wieder zu Hause. Aber daraus ist nichts geworden. Ein jahrelanger Stellungskrieg stand ihnen stattdessen noch bevor. Aber an diesem Weihnachten ist es geschehen, dass ein deutscher Kammersänger namens Walter Kirchhoff angefangen hat Weihnachtslieder im Graben zu singen. Die französischen Soldaten waren davon so begeistert, dass sie Zugaben forderten und so entstand nach und nach ein gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern. Mehr und mehr Soldaten haben ihre Schützengräben verlassen und sind im Niemandsland aufeinander zu gegangen. Man hat Vertrauen gefasst. Es wurde ein gemeinsamer mehrsprachiger Gottesdienst gefeiert. Es wurden Geschenke ausgetauscht: Tabak, Alkohol, Süßigkeiten. Man zeigte einander die Bilder seiner Lieben, es gab ein gemeinsames Fußballspiel. Und dies geschah gleichzeitig an mehreren Stellen der Westfront. Dieser Weihnachtsfrieden hielt teilweise sogar bis zum 6. Januar.
Weihnachten hat eine Kraft in sich. Die Kraft der Geburt Christi. Den Soldaten erschien ein großes Licht. Es war für die Beteiligten ein großes Wunder. Und es hatte Auswirkungen. Den meisten war es danach nicht mehr möglich auf die neu gewonnenen Freunde zu schießen. Wie sollte man denn auch die versuchen zu töten, mit denen man gerade sein Leben geteilt hat?!
Der Heeresleitung war dies natürlich überhaupt nicht recht. Auf allen Seiten. Da man aber nicht ganze Garnisonen erschießen lassen konnte wegen Verbrüderung mit dem Feind, blieb nichts anders übrig, als sie an andere Stellen der Front zu versetzen.
Heute würden wir aus unserer charismatisch geprägten Theologie heraus vielleicht sagen, da ist ein Stück vom Reich Gottes auf die Erde durchgebrochen. Da ist etwas sichtbar geworden von der Herrschaft Christi, von seinem Friedensreich.
Wenn wir heute in die Welt schauen, dann wissen wir, dass es noch viele Kriege und Konflikte, viel Ablehnung gibt. Wir brauchen gar nicht in den Nahen Osten schauen, wir brauchen nur nach Dresden - in den noch näheren Osten - schauen, Stichwort: Pegida. Aber auch in unserem Lebensumfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, gibt es Menschen die ausgegrenzt oder abgelehnt werden.
Aber wenn etwas deutlich wird bei diesem Weihnachtsfrieden des 1. Weltkriegs, dann ist es das, dass die Menschen es sind, dass wir es sind, mit denen Gott die Welt verändert, mit denen er sein Reich, seine Herrschaft, sein Friedensreich baut. Wie im Himmel, so auf Erden. Wie im Himmel, so auch da wo ich lebe, da wo ich stehe.
Ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Der Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.“ Wir haben diesen Glauben. Um uns herum ist oft Dunkelheit, aber wir haben eine andere Hoffnung, eine andere Zukunftserwartung, als diejenigen, die Jesus Christus nicht kennen. Wir wissen von der Liebe und der Güte Gottes, wir wissen von Christi Geburt und von seiner Wiederkunft. Diese Hoffnung gibt Licht in jede Dunkelheit.
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16)
FROHE WEIHNACHTEN.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen