Jahreslosung 2019
1. Frieden
Ich möchte heute über die Jahreslosung sprechen. Sie lautet:
„Suche Frieden und jage ihm nach“ (Ps 34,15b Luther)
Suche Frieden und jage ihm nach. Im hebr. steht hier für Frieden das Wort „schalom“
(שלום).
Wir kennen alle verschiedene Begrüßungen: Hallo, Servus, Grüß Dich, Guten Tag, Grüß Gott, Moin Moin….Ahoi, Ciao, Hola usw. Juden begrüßen sich dagegen mit Schalom (ähnlich Araber mit Salem).
Dieses Wort bedeutet nicht nur einfach Frieden. Also nicht nur das Gegenteil von Krieg, die Abwesenheit von Krieg und Streit. Sondern, es meint einen ungestörten, heilen Zustand voller Harmonie, Wohlergehen, Sicherheit und Frieden, ganzheitlichem umfassenden Glück.
Der jüdische Gruß ist also der Zuspruch und der Wunsch nach Frieden und Lebensglück.
Es erinnert mich ein bisschen an das Recht auf „Streben nach Glück“ in der amerikanischen Verfassung. Es ist auf jeden Fall ein Zustand, in dem wir uns gerne befinden möchten, den wir uns gerne für uns und auch für andere wünschen.
Der Begriff „schalom“ ist jedenfalls umfassender als wir ihn mit unserer Sprache wiedergeben könnten.
2. Jagen
Doch jetzt heißt es hier: Suche Frieden, suche Schalom und jage ihm nach! Schalom/Frieden und jagen bzw. nachjagen?! Das bekommt man jetzt erstmal nur schwer unter einem Hut.
Ich habe mal nachgesehen. Mit dem „Bibleserver“ ist es ganz einfach. Das Verb „jagen“ finden wir nur rund 30 x in der Bibel und meistens geht es dabei wirklich um Tiere jagen oder auch Menschen nachjagen. Und das macht auch Sinn, denn das hebr. Wort „radaph“ ist in der Militär- und Jagdsprache zu Hause. Es meint ein „eifriges Nachlaufen, Nachstellen, Verfolgen mit dem Ziel den Feind zur Strecke zu bringen oder das Tier zu erlegen.
Aber wir finden in der Bibel auch Aussagen wie:
„und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ (Phil. 3,14 Luther)
„Flieh die Begierden der Jugend! Jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.“ (2. Tim. 2,22 Luther)
„So lasst uns ihn erkennen, ja, lasst uns nachjagen der Erkenntnis des HERRN!“
(Hos. 6, 3a Rev. Elb.)
Hier wird das Nachjagen mit geistlichen Zielen und Werten in Verbindung gebracht, mit Erkenntnis, Heil, Gerechtigkeit. Hier verdeutlicht das Wort „nachjagen“ die Ernsthaftigkeit und Intensität des Bemühens.
3. Psalm 34: Lobpreis
Schauen wir uns die Jahreslosung mal im Zusammenhang an. Sie steht im Psalm 34.
Ein Psalm Davids. Es ist einer von acht Psalmen (7, 52, 54, 56, 57, 59 und 142), die durch ihre Einleitung im Zusammenhang stehen. Sie beinhalten alle Davids Erleben auf der Flucht vor Saul. Hier ist es die Begebenheit, als David sich vor Abimelech wahnsinnig stellte. (Dies ist nachzulesen in 1. Sam. 21, 12 - 22, 1).
Und es gibt noch eine weitere Besonderheit: der Psalm ist alphabetisch geschrieben, d.h. die Anfänge der einzelnen Zeilen beginnen nacheinander mit den verschiedenen Buchstaben des hebräischen Alphabets (akrostisch). Merkt man natürlich in der Übersetzung nicht.
Der Psalm beginnt erst mal mit einem Lobpreis Gottes.
„2 Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
3 Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen.
4 Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
5 Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.
6 Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
7 Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten.
8 Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
9 Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!“ (Luther)
Ein wunderbarer Lobpreis. Manches findet sich in unseren Lobpreisliedern wieder.
Aufgeschrieben auf der Flucht. Im Zustand der Angst. Angst um das eigene Leben.
David schafft es Gott trotz der Umstände, entgegen der Umstände, unabhängig von den Umständen zu loben. David hat grenzenloses Vertrauen zu Gott.
Er kann uns hier ein Vorbild sein.
Er kann uns Mut machen von den Umständen weg hinzu Gott zu schauen.
Nicht in Ängsten, Nöten und Sorgen zu versinken.
Nicht wie das Kaninchen vor der Schlange zu sitzen.
Nicht den Fokus auf die Probleme legen….sondern auf Gott zu vertrauen.
Bis hierher schaff ich es oft noch ganz leicht. Zum Lobpreis Gottes zu kommen wie David ist dann noch mal eine Stufe weiter.
Vielleicht geht es Dir gerade genauso wie David? Bedrängt von Nöten.
David macht uns Mut Gott zu vertrauen und ihn stattdessen zu preisen. Wir wollen dazu später eine kleine praktische Übung machen.
4. Psalm 34: Furcht Gottes
Zunächst noch einmal zu unserem Psalm. Wir sind ja noch nicht beim Kontext der Jahreslosung angelangt.
In der Mitte des Psalmes kommt jetzt ein belehrender Einschub. Hier erklärt David was es heißt Gott zu fürchten, d.h. ehrfürchtig nach seinem Willen zu leben.
„12 Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren.
13 Wer ist's, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte?
14 Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
15 Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“
(Luther)
Wer ist es, der nicht gerne lebensfroh leben möchte? Sich seines Lebens, seiner Tage freuen? Natürlich jeder will das.
Aber damit ich mit meinem Nächsten in einem Zustand von Schalom/Frieden leben kann, ist etwas nötig. Ich muss da auch was dazu beitragen. Das kommt nicht einfach so über Dich, sagt David.
Denn es geht ja nicht darum, dass ich mich in einer opiumhaltigen Blase der Glückseligkeit in eine Art geistlichem „Nirwana“ versenke. Nur ich mit mir im Zustand des Schalom. Ab und zu wäre das sicherlich auch nicht schlecht. Aber im realen Leben geht es um ein Miteinander, um ein (hoffentlich) soziales Leben mit anderen Menschen.
3 Dinge sind es, die David hier beschreibt:
- Nichts Böses und Unwahres reden!
- Einander nichts Böses sondern Gutes tun!
- Sich aktiv um Frieden miteinander bemühen!
Das sind ganz praktische, alltägliche Ausprägungen eines Miteinanders nach dem Willen Gottes.
Und David wusste ja wovon er hier schreibt. Er hat den Frieden mit Saul gesucht, der ihn lange Jahre verfolgt hat und töten wollte. David hätte Saul töten können, aber er hat es nicht getan.
Und wir lesen an anderer Stelle auch, dass er mit seinen Männern in diesen Zeiten sich vorbildlich verhalten hat:
„Und doch sind die Männer sehr gut zu uns gewesen. Wir sind nicht belästigt worden, und wir haben nicht das Geringste vermisst alle Tage, die wir mit ihnen umhergezogen sind, wenn wir auf dem Feld waren. Sie sind eine Mauer um uns her gewesen bei Nacht und bei Tag, alle die Tage, die wir in ihrer Nähe waren und die Schafe weideten.“ (1. Sam. 25, 15.16 Rev. Elb.)
So wird das Verhalten von Davids Truppe beschrieben. Sie haben sich anständig und gut gegenüber den Schwächeren verhalten.
Tut einander Gutes und jagt dem Frieden nach!
Jetzt könnte man ja meinen, alles schön und gut. Das ist jetzt halt einfach so ein Loblied Davids. Ist das wirklich so relevant für uns.?
5. Identische Anweisungen im NT
„Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, demütig, und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt!
"Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der halte Zunge und Lippen vom Bösen zurück, dass sie nicht Trug reden; er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach!“ (1. Petr. 3, 8 - 11 Rev. Elb.)
So finden wir es im NT bei Petrus. Petrus gibt hier ganz praktische Anweisungen an die Gemeinde. Kombiniert mit der Stelle aus dem Psalm 34. Ach ja, und auch die Christen in Kleinasien (der heutigen Türkei) an die Petrus seinen Brief schrieb, waren Verfolgungen und Bedrückungen ausgesetzt.
Die Bibel ist manchmal sowas von praxisbezogen, sowas von (krass) alltagsrelevant.
Christen streiten sich oft über das richtige Tauf- oder Abendmahlverständnis. Sie belehren einander in Fragen der Geistestaufe und der Geistesgaben. Sie bekämpfen einander bei unterschiedlichen Ansichten zu Abtreibung oder Homosexualität. Wetteifern über die richtigen Gottesdienst-, Gemeinde- und Erweckungsstrukturen und -programme.
Und übersehen doch oft worum es im praktischen Leben, im Alltag eigentlich geht. Und der Alltag ist doch ein recht großer Teil unseres Lebens.
Es geht doch darum mein Umfeld zu lieben:
Nichts Böses, sondern Gutes tun! Den Frieden miteinander suchen! Barmherzig und mitleidig sein! Eigentlich sind das alles nur Teilaspekte von: Liebt einander! Liebt Eure Nächsten!
6. Suchen
Ein Wort haben wir uns jetzt noch gar nicht angeschaut. Frieden, jagen. Fehlt noch suchen.
Wir kennen alle Beziehungen ohne Frieden. Unversöhnlichkeit. Gegeneinander statt miteinander. Der Frieden ist nicht mehr da. Er ist abhanden gekommen. Verloren gegangen. Vielleicht war er auch noch nie da.
Deshalb werden wir aufgefordert ihn zu suchen! Das hebr. Wort „bakasch“ heißt soviel wie wühlen, scharren, alles durchsuchen, angestrengt nach etwas suchen.
Leute, wir werden hier ganz schön gefordert:
Angestrengt nach dem verloren gegangenen Frieden zu suchen und wenn wir ihn gefunden haben, dann ihn auch noch nachzujagen, damit er nicht wieder verlustig geht.
Ich sag mal, es gab schon durchaus bequemere Jahreslosungen.
Nicht jeder Konflikt lässt sich lösen, wenn der andere sich dagegen wehrt und sich verweigert. Der Friede zwischen Saul und David war nie wirklich stabil. Aber es lag nicht an David. Wir sind nur für uns verantwortlich. Für unser Verhalten. Unser Suchen und Jagen.
Bei alldem brauchen wir Gottes Unterstützung. David schreibt weiter:
„18 Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not.
19 Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ (Luther)
Nichts muss aus eigener Kraft geschehen. Manches übersteigt das menschlich Mögliche.
(Bsp. Versöhnung von x mit ihrer Mutter).
7. Frieden mit Gott
Für David war die Basis für dies alles sein Vertrauen auf Gott, sein Ruhen in Gott, sein Frieden mit Gott. Das war die Basis für sein Leben, für sein Streben, sein Ausharren, sein Suchen und Jagen.
Wenn man Frieden mit anderen leben will, die es einem schwer machen, braucht man den Frieden mit Gott. Nur aus diesem Frieden heraus ist das überhaupt machbar.
Ich denke es passt ganz gut, dass dieser Psalm 34 auch noch ein messianischer Psalm ist, d.h. er beinhaltet Stellen, die auf Jesus als Messias hinweisen.
„21 Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.“ (Luther)
(vgl. Joh. 19, 33 - 36; 2. Mo. 12, 46)
Wenn Du Jesus noch nicht kennst, er bietet Dir seinen Frieden an.
Einen Frieden, der nur er Dir geben kann. Er hat am Kreuz Frieden gemacht zwischen Gott und mir und alle Schuld getilgt. Jesus Christus ist unser Friede! Er ist der Friedensstifter.
AMEN.
(Übung: Kurzen Psalm schreiben in dem wir Gott über die Umstände erheben)
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