Das prophetische Wort Gottes
Es wird heute nur eine halbe Predigt geben, da wir auch noch einen interaktiven Teil in Kleingruppen haben werden.
Als Jesus vom Teufel in der Wüste versucht wurde und er aus Steinen Brot machen sollte, antwortete er:
„Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes.“ (Lk. 4,4 Rev. Elb.)
In der Parallelstelle bei Matthäus heißt es:
„...sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.“ (Mt. 4.4 Rev. Elb.)
Das Wort Gottes ist die Bibel und so bezieht man diesen Text meist einfach auf die Bibel, auf das dort niedergeschriebene Wort Gottes, das nützlich ist zur Lehre, uns Kraft gibt für den Alltag, uns in den Wirren des Lebens den Weg weißt, uns Trost spendet und uns eben auch helfen kann den listigen Anschlägen des Feindes zu begegnen und zu widerstehen. Alles gut und richtig, aber ist es wirklich das, was Jesus hier meint? Jedes Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht?!
Wir wissen, dass Jesus in seinem Disput mit dem Teufel ja die Bibel, also das AT zitiert. Und dieses Zitat hier findet sich in Deuteronomium. Dort steht:
5. Mose 8, 2.3 (Rev. Elb.) „Und du sollst an den ganzen Weg denken, den der HERR, dein Gott, dich diese vierzig Jahre in der Wüste hat wandern lassen, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen und um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. Und er demütigte dich und ließ dich hungern. Und er speiste dich mit dem Man, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt. Sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN hervorgeht, lebt der Mensch.“
Interessant, nicht wahr? Es geht hier in diesem Kontext eigentlich überhaupt nicht um die Bibel als Wort Gottes, so wie wir es verstehen - so uns die typische evangelikale Sichtweise zu eigen ist, sondern es geht um das kraftvolle, kreative, schöpferische, verändernde Wirken des Wortes das Gott spricht.
„Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand da.“ (Ps. 33,9 Rev. Elb.)
Sicherlich kann dies auch auf die Bibel zutreffen, da wo sie diese lebensverändernde Wirkung in uns oder durch uns entfaltet, aber so wie Jesus es hier verwendet ist es sicherlich weiter zu fassen und schließt eine besondere Form des Wort Gottes mit ein, nämlich das prophetische Wort. Ja wahrscheinlich lässt sich das prophetische Wort hier sogar noch leichter darunter einordnen als manche Bücher die Bibel.
Letztlich ist es so, dass ein großer Teil des AT aus Prophetie besteht: die prophetischen Bücher sowieso, aber auch die fünf Bücher Mose. Mose wird ja auch als Prophet bezeichnet, da er die Aussprüche Gottes weitergegeben hat. Und so heißt es auch im Hebräerbrief, das
„Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten“ (Hebr. 1,1 Schl. 2000)
„Der Prophet ist der von Gott berufene Mittler des Wortes.“ So steht es in einem Bibellexikon. Wenn wir uns die vielen Prophetien in der Bibel vor Augen halten, dann fällt auf, dass nur ein Teil davon in die Zukunft gerichtet ist. Das Wesen der Prophetie war es vielmehr, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft unter das Licht Gottes zu stellen, sie von Gott bewerten zu lassen, sie aus der Perspektive Gottes heraus zu reflektieren.
Im Alten Bund war dies der Dienst von nur wenigen, seit der Verwirklichung der Verheißung des Joel, ist es die Aufgabe vieler.
„Und nach diesem wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Ältesten werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen; und auch über die Knechte und über die Mägde will ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen“ (Joel 3, 1.2 Schl. 2000)
Gott macht hier keinen Unterschied: ob alt oder jung, Mann oder Frau, Bonze oder Prolet, jeder und jede ist eingeschlossen in die Verheißung des Geistes, die seit Pfingsten Wirklichkeit geworden ist. Lutheraner oder Katholik, Pfingstler oder Baptist, FCGFler oder CGFler, wir alle haben Teil an dieser Verheißung, wenn wir der Erfüllung mit Heiligen Geist teilhaftig geworden sind.
Aber es gilt uns nicht nur die Verheißung, es gilt uns auch der Auftrag. Und so sagt Paulus im Korintherbrief:
„(1) Strebt nach der Liebe, doch bemüht euch auch eifrig um die Geisteswirkungen; am meisten aber, dass ihr weissagt! (3) Wer aber weissagt, der redet für Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und zum Trost. (4) Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde. (5a) Ich wünschte, dass ihr alle in Sprachen reden würdet, noch viel mehr aber, dass ihr weissagen würdet. (31) Denn ihr könnt alle einer nach dem anderen weissagen, damit alle lernen und alle ermahnt werden. (39) Also, ihr Brüder, strebt danach, zu weissagen, und das Reden in Sprachen verhindert nicht.“ (1. Kor. 14 Schl. 2000)
Mit was für einer Selbstverständlichkeit geht Paulus hier davon aus, dass diese Gabe und gleichsam auch dieser Auftrag allen gegeben ist. Strebt alle danach! Ihr könnt alle!
Trotzdem ist diese Gabe oft unterentwickelt in unseren Gemeinden. Woran liegt es? Sind wir nicht heilig, nicht demütig, nicht gesalbt genug? Oder vielleicht zu demütig? Oder sind wir zu gleichgültig? Ist es uns vielleicht einfach egal? Oder sind wir vielleicht enttäuscht und resigniert?
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir diese Aufforderung des Paulus falsch verstanden haben. Heißt „streben“ Gott immer wieder anflehen, dass er mir diese Gabe gibt und dann darauf zu warten, dass sie mir übergestülpt wird und dann die Worte und Eindrücke und Visionen nur so aus mir heraussprudeln? So jedenfalls war meine Sichtweise. Aber heute denke ich, dass es vielmehr heißt, ja zu beten und dann aber es zu probieren, indem wir im betenden Vertrauen anfangen Worte aus unserem Geist auszusprechen und hoffen, dass dies Worte Gottes sind.
Wenn Gott es allen Christen verheißen hat, wenn Paulus so selbstverständlich davon ausgeht, dass alle dazu befähigt sind, dann wird es doch auch für uns gelten.
Das Ganze birgt natürlich eine Gefahr. Nämlich das sich Gottes Wort mit Menschen Wort vermischt. Dies ist ein Risiko, auf dass Gott sich von Anfang an eingelassen hat. Von Anfang an, hat er seine Aufträge, seine Worte schwachen Menschen anvertraut. Die ganze Heilsgeschichte zeugt davon. Die ganze Bibel ist von vorne bis hinten Gottes Wort in den und durch die verschiedensten menschlichen Gefäßen geoffenbart. Ich glaube weder Petrus noch Paulus hatten daran gedacht, als sie ihre Briefe aufschrieben, dass sie uns einmal als Wort Gottes, als NT zur Verfügung stehen. Aber trotzdem hat Gott dies so bewerkstelligt.
Die prophetischen Worte Gottes unserer Zeit werden gegeben durch fehlerhafte und mangelhafte irdische Gefäße. Je nach dem, welche Reife der Prophet erlangt hat, sind sie vermischt mit menschlichen Gedanken und Reden - von 1% bis 99%. So war es auch schon in der Apostelgeschichte. Auch der anerkannte Prophet Agabus hat sich in seinen Aussagen über Paulus in den Details getäuscht (Apg. 21).
„Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.“ (1. Kor. 13,9 Luther) sagt Paulus.
Dies bedeutet für uns, dass wir prophetische Worte, die uns gegeben werden oder auch wir selber an andere weitergeben, nicht überschätzen, aber auch nicht unterschätzen sollen.
Wir sollen mit ihnen in dem Bewusstsein umgehen, dass Gottes Wort in unvollkommenen menschlichen Worten und Ausdrücken wieder gegeben wird. Jeder prophetisch Aktive kann sich nicht nur irren, sondern er versucht das was er empfängt oder glaubt empfangen zu haben mit seinen Worten weiterzugeben. Und dabei kann manches verfälscht oder fehlinterpretiert werden. Ich denke dies ist ein lebenslanger Wachstumsprozess.
Es gibt hierzu sehr gute Bücher, z.B. „Willkommen in der Zukunft von Martin Scott“, die viele praktische Tipps und Anleitung darin geben, wie man erkennen kann, ob ein Eindruck von Gott oder von einem selbst stammt.
Aber wenn das so schwierig ist, sollte man es dann nicht lieber lassen? Auf keinen Fall!
„Den Geist dämpft nicht. Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ (1. Thes. 5, 20-21 Luther)
Der Mensch lebt von jedem Wort Gottes, hat Jesus gesagt. Wir brauchen dieses lebendige Wort.
So haben wir es auch bei den Worten von Anbu erlebt. Gerade bei den Worten, die er uns im Hauskreis gegeben hat, war eine große Präzision vorhanden. Manche Worte im Gottesdienst fand ich persönlich jetzt etwas oberflächlicher. Ich denke, auch Propheten können sich mental verausgaben. Vielleicht war das an dem Abend der Fall.
Aber es kommt vor, dass wir Worte empfangen, gerade wenn sie in die Zukunft gerichtet sind, bei denen wir den Eindruck haben, die passen überhaupt nicht. Und hier denke ich, wir dürfen das prophetische Wort auch nicht unterschätzen, denn manchmal will es uns herausfordern entsprechende Wege zu gehen.
Es könnte nämlich sein, dass ich nicht nur passiv darauf warten soll, dass sich entsprechende Umstände in meinem Leben ergeben, sondern dass ich dezente, aber aktive Schritte in diese Richtung gehen soll. Gerade wenn es um Veränderungen im Beruf oder im Dienst geht.
So könnte es z.B. sein, wenn ich das prophetische Wort erhalte, dass ich künftig viele Geschäfte mit Osteuropa machen werde, ich aber in einer Abteilung tätig bin, wo ich nur mit internen Sachen zu tun habe, dass es dran ist, schon mal die Fühler auszustrecken, ob sich hier Veränderungen in der Firma ergeben und mich dann auf die entsprechende Stelle zu bewerben. Anbu hat bspw. erzählt, dass er zu einen Zeitpunkt, an dem er noch kein Englisch kannte, die Prophetie bekam, dass er englische Bücher übersetzen wird. Anstatt zu sagen, dass ist Unsinn, hat er sich bemüht Englisch zu lernen. Und als Gaby vor Jahren das Wort erhalten hat, dass ihre Schmerzen verschwinden werden, haben wir nicht passiv abgewartet, sondern es betend erkämpft - auch wenn der Sieg auch heute noch nicht 100%ig ist.
Natürlich darf man hier nichts übers Knie brechen und alles muss geprüft werden.
Aber ein prophetisches Wort muss manchmal einfach aktiv angenommen werden, dass nennt man dann Glauben.
Amen.
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