Freitag, 16. Dezember 2011

Freundesbrief von Sabine Auerochs

Straßenkinderprojekt Sibirien - nehemiateam

Nürnberg, 9. Dezembe
r 2011

Liebe Freunde,


jetzt sind schon einige Monate vergangen, seit ich von Sibirien zurückgekommen bin - trotzdem möchte ich Euch nicht vorenthalten, was ich während dieser Sommermonate erlebt habe.

Zu Beginn meiner Reise war ich in Prokopjewsk. Dort habe
ich wieder Rita und Maxim besucht. Die 12-köpfige Familie (Eltern und 10 Kinder, von denen 5 HIV positiv sind) wohnt jetzt in dem kleinen Häuschen, das sie selbst ausgebaut haben. Zudem haben sie noch eine obdachlose Familie mit zwei Kindern aufgenommen.

Die ehemalige Schule, die später als eine Art SOS-Kinderdorf funktionieren soll, wird zurzeit grundrenoviert. So werden unter anderem Böden und Mauern rausgerissen, um das Gebäude für den späteren Zweck einsetzen zu können. Es ist weiterhin sehr erfreulich, dass die Stadt das Gebäude mit einer Bezusch
ussung von neuen Fenstern unterstützt. Die aufgenommene Familie hilft dabei mit, um dann später auch dort wohnen und voraussichtlich weitere Kinder mit aufnehmen zu können. Einzelne Räume werden aktuell schon von Drogenrehabilitanden bewohnt, die bei der Renovierung mitarbeiten. Das Grundstück um die beiden Häuser ist einerseits zu einem tollen Garten - insbesondere einem Gemüsegarten - geworden, andererseits gibt es jetzt neben dem Kuhstall mit einer Kuh auch noch einen Schweinestall mit vier Schweinen. Ihr seht, sie sind wirklich einfallsreiche Selbstversorger. Es hat mich wieder neu begeistert, wie Rita und Maxim ihre Vision vorantreiben und was für großartige Eltern sie für ihre vielen Kinder sind. Innerhalb der Familie ist eine liebevolle und herzliche Atmosphäre zu spüren. Für den zweitältesten angenommenen Sohn - der älteste adoptierte Sohn ist bereits verheiratet - wurde während meines Besuches eine Abschiedsparty veranstaltet, da er in die Armee einrücken musste. Er hat dann vor den Gästen eine Dankesrede für seine Pflegeeltern gehalten, die alle Anwesenden, einschließlich mir, zu Tränen berührt hat. Es war so ergreifend zu hören, wie aus einem Teenager ohne Zukunft ein so großartiger junger Mann wurde, weil er solche Eltern wie Rita und Maxim bekommen hat. So stimmt Ihr bestimmt mit mir überein, dass die 1.500 Euro, die ich Rita und Maxim übergeben konnte, einem sehr guten Zweck dienen. Die Unterstützung dieser tollen Familie wird auch in Zukunft einen großen Anteil des Sibirien-Nehemia-Projektes darstellen.

In Krasnojarsk waren, wie s
chon während der letzten beiden Male in Sibirien Kinder- und Jugendcamps angesagt. Zu beiden Camps konnten dank Eurer finanziellen Unterstützung wieder ehemalige Straßenkinder teilnehmen. So hatten wir im Juli für beide Camps ideales Hochsommerwetter und ich bin als schöner Nebeneffekt so braun wie schon lange nicht mehr zurückgekommen! Beim Kindercamp für Kinder von 6- 11 Jahren hatten wir, bei Geländespielen und abends dann beim Singen, Tanzen und den Andachten viel Spaß. Thematisch wurden die „Narniafilme“ von C.S. Lewis ausschnittweise angeschaut und dann über die jeweiligen im Film angeschnittenen Themen gesprochen. Ich durfte auch ein Thema übernehmen: - die Auswirkungen von Stolz - und es war lustig, mit den Kids zur Anschauung als stolze Gockel durch den Raum zu laufen. Für die Kinder waren es wieder sehr gesegnete 10 Tage und mich hat es begeistert, mit was für strahlen- den Augen und Gesichtern alle nach Hause gegangen sind. Das Teeniecamp war wieder eine Mischung von Abenteuer, miteinander und voneinander lernen, Spaß haben und aufblühen in einer liebevollen Atmosphäre.

Es waren einig
e Teenies dabei, die ich bereits vom letzten Jahr kannte, und so wurde ich von den Kids und Betreuern herzlich aufgenom- men, dass ich mir den Sommer in Sibirien ohne die Camps kaum vorstellen kann. Zudem hatte ich wieder sehr aufmerksame 15 jährige Gentlemen, die mir bei den teilweise sehr herausfordernden Höhlenexpeditionen geholfen haben. So kann ich nur sagen, dass auch die Camps in Krasnojarsk sich als unterstützungswerte Projekte etabliert haben.

Während meines Aufenthalts war es mir leider nicht möglich, in den Dörfern medizinische Hilfe anzubieten, da die bürokratischen Hindernisse einfach zu groß waren. Somit habe ich beschlossen, mich in Zukunft erst mal nicht mehr um medizinische Tätigkeit zu be
mühen. Da mir allerdings die Menschen in Sibirien und ihre Lebenssituationen im Laufe der Jahre ans Herz sind, möchte ich mich auch im kommenden Jahr wieder vor Ort einsetzen.

An dieser Stelle danke ich Euch deshalb nochmal für all Eure Unterstützung und hoffe, dass Ihr weiterhin meine Begeisterung mit mir darüber teilt, was einzelne Menschen in einem Land, in dem sowohl die staatliche als auch die soziale Unterstützung mangelhaft ist, im Kleinen bewirken können.


Ich wünsche Euch schon mal eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit


Eure Sabine

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