Das Gleichnis vom vierfältigen Acker
1. Einleitung
Ich mache heute etwas, was ich nur sehr selten bis gar nicht mache: ich nehme als Grundlage der Predigt den Predigttext des heutigen Sonntages. Das hat verschiedene Gründe, aber letztendlich war ich v.a. der Meinung, dass es für uns aktuell passt, sich mit diesen Text einmal neu auseinanderzusetzen.
Predigttext (Lk. 8, 4-15 NGÜ):
„Die Menschen scharten sich in großer Zahl um Jesus, und von Ort zu Ort wurden es mehr, die mit ihm gingen. Da erzählte er ihnen folgendes Gleichnis: »Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen. Beim Ausstreuen der Saat fiel einiges auf den Wegrand, wo es zertreten und von den Vögeln des Himmels aufgepickt wurde. Einiges fiel auf felsigen Boden. Die Saat ging zwar auf, verdorrte aber bald, weil die nötige Feuchtigkeit fehlte. Einiges fiel mitten ins Dornengestrüpp. Die Dornbüsche wuchsen mit der Saat in die Höhe und erstickten sie. Und einiges fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfache Frucht.« Jesus schloss mit dem Ausruf: »Wer Ohren hat und hören kann, der höre!«
Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. Da sagte er: »Euch ist es von Gott gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen; den Übrigen jedoch werden sie nur in Gleichnissen verkündet. Denn ›sie sollen sehen und doch nicht sehen, sie sollen hören und doch nichts verstehen.‹ Das Gleichnis bedeutet Folgendes: Die Saat ist das Wort Gottes. Bei einigen, die es hören, ist es wie mit der Saat, die auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt das Wort wieder aus ihrem Herzen weg, sodass sie nicht glauben und daher auch nicht gerettet werden. Bei anderen ist es wie mit der Saat, die auf felsigen Boden fällt. Wenn sie das Wort hören, nehmen sie es mit Freuden auf. Aber sie sind wie Pflanzen ohne Wurzeln; zunächst glauben sie, doch wenn eine Zeit der Prüfung kommt, wenden sie sich wieder ab. Wieder bei anderen ist es wie mit der Saat, die ins Dorngestrüpp fällt. Sie hören das Wort, doch im Lauf der Zeit wird es von den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden, die das Leben bietet, verdrängt, sodass keine Frucht reifen kann. Bei anderen jedoch ist es wie mit der Saat, die auf guten Boden fällt. Mit aufrichtigem und bereitwilligem Herzen hören sie das Wort; sie halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und bringen Frucht.«“
Wir haben diesen Text wohl schon viele Male gehört oder gelesen. Und eigentlich ist er ja klar, Jesus legt ihn ja selbst aus: die einen sind offen für das Evangelium, die anderen nicht; die einen vollziehen eine tiefgehende Lebensübergabe und bringen Frucht, die anderen nur eine oberflächliche und fallen wieder vom Glauben ab. Da wir heute hier sitzen, sind wir noch dabei und gehören zu den Guten. Also brauchen wir uns damit gar nicht mehr auseinandersetzen, Punkt, aus, fertig, nächster Text. Irgendwelche Fragen? Danke, nein, dann kann ich mich ja wieder setzen. Es ist doch angenehm, wenn es Texte in der Bibel gibt, wo man guten Gewissens sagen kann, die habe ich schon abgehandelt, über diese Stufe auf meiner geistlichen Entwicklungsleiter bin ich schon drüber hinweg.
Aber könnte es nicht sein, dass der Text doch noch Aussagen enthält, die uns was zu Sagen haben?
2. Unser Herz
Ich denke, dass es durchaus noch wichtige Aussagen in diesem Text gibt. Ich denke, dass Jesus hier zu allererst eine Warnung ausspricht und diese Warnung lautet: Achte auf dein Herz! Achte auf dein Herz!
Der Ackerboden in diesem Gleichnis ist ja unser Herz und da merkt man, dass Gleichnisse oft nicht bis ins letzte Detail übertragbar sind. Denn in der Natur kann ein Acker nichts dafür, ob er gut oder schlecht, weich oder hart, ob er ertragreich ist oder ob die Nährstoffe ausgewaschen sind. Aber wir, wir können etwas dafür, wie unser Herz ist. Wir können sehr wohl etwas dafür ob unser Herz „aufrichtig und bereitwillig“ (V.15) ist. Wen gegenüber? Dem Wort Gottes! „Die Saat ist das Wort Gottes.“ (V.11)
Aber der Reihe nach. Betrachten wir zunächst einmal, was die Bibel über das Herz des
Menschen sagt. Wenn die Bibel vom Herzens des Menschen spricht, meint sie nicht in erster Linie das Körperorgan, sondern das Herz als Sitz des geistigen und seelischen Leben des Menschen Das Herz als Zentrum des Denkens, Wollens und Fühlens. Während in unserem Sprachgebrauch das Herz ausschließlich für den emotionalen Bereich zuständig ist - im Gegensatz zum Denken, zum Kopf -, ist im bibl. Verständnis das Herz auch für die Erkenntnis zuständig:
Mose spricht zum Volk Israel in der Wüste: „Aber der Herr hat euch bis zum heutigen Tag weder ein Herz gegeben zu erkennen noch Augen zu sehen, noch Ohren zu hören.“ (5. Mose 29,3)
Erkannt wird also mit dem Herzen, es ist ein ganzheitliches Erkennen, kein rein vernunftgemäßes logisches Nachvollziehen von Wahrheiten. Mit dem Herzen wird erkannt. Deshalb kann ich auch - wenn ich bspw. in einer Astronomie-Zeitschrift lese - feststellen, mit meinem Verstand bring ich diese ganzen Entfernungen und Zeitangaben nicht auf die Reihe, aber mit meinem Herzen weiß ich, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist.
Ich kann mich noch erinnern, dass am Tag nach meiner Bekehrung ich mich auf einer Party zurückgezogen habe, in den klaren Sternenhimmel geschaut habe und bei diesem herrlichen Anblick mir sofort die Gegenwart des Schöpfers bewusst war. Mit dem Herzen wird geglaubt!
„Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit“ (Röm. 10,10a)
Aber das Herz wird auch dargestellt als Quelle des Begehrens und zwar sowohl im Negativen, wie auch im Positiven. Es heißt ja zum einen:
„Habe deine Lust am Herrn, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt.“ (Ps. 37,4)
und zum anderen
„das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an.“ (1. Mo. 8,21)
Das Herz ist aber auch der Ort der Liebe zu Gott und der Kommunikation mit Gott. Was sagt Jesus über das größte Gebot? Wir sollen Gott lieben mit ganzem Herzen (Mt. 22,37)! Wieder das Herz. Im Herzen vollziehen sich Glaube und Gehorsam gegen Gott. So ist das Herz auch der Sitz des geistlichen Lebens. Und dies umso mehr wir ja eine neue Schöpfung geworden sind durch unsere Bekehrung. Der Heilige Geist wohnt nun in uns. Unser Geist ist erneuert und befähigt zur Kommunikation mit Gott. Aber wo wohnt der Heilige Geist? Auch er wohnt in unserem Herzen:
„der uns auch versiegelt hat und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.“ (2. Kor. 1,22)
Der Heilige Geist ist es, der in uns das neue Herz hervorbringt. Das Herz das fähig ist nach dem Willen Gottes zu leben. Glaube der nicht in das Herz sinkt und damit nicht das Denken, Wollen und Fühlen bestimmt, ist nur ein Teil-Glaube. Man könnte vielleicht sagen, so ein Glaube ist eigentlich nur Religion.
Trotzdem meine ich gilt auch uns „Neu-Beherzten“ noch die Ermahnung:
„Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“ (Spr. 4,23)
Sei achtsam! Behüte dein Herz!
3. Die ersten beiden Ackerböden
Dies ist also das Herz, das Jesus im Gleichnis vom Ackerboden im Blick hat. Jesus beschreibt hier vier verschiedene Herzen (= Ackerböden) bzw. Menschen. Lasst uns zunächst einmal einen Blick auf die ersten beiden Typen werfen:
1. Die Desinteressierten oder Hartherzigen
Hier fällt die Saat auf den Wegrand. Sie wird zertreten oder von den Vögeln aufgefressen. Jesus erklärt, dass das Gehörte vom Teufel wieder geraubt wird. Es sind Menschen, die das Evangelium zwar hören, aber kein Interesse daran haben, ihm keine Relevanz beimessen.
Ich denke, solche Menschen kennen wir alle und diejenigen unter uns, die nicht von Kindesbeinen an durchgehend geglaubt haben, waren auch mal solche Menschen. Ich kann mich noch sehr gut an die ersten Bekehrungsversuche erinnern, als man mich in eine Jugendevangelisation schleppte und ich dem Ganzen überhaupt nichts abgewinnen konnte. Nicht, dass ich die Leute verachtet hätte, aber es hat mich einfach überhaupt nicht interessiert. Aber es hat wohl jmd. weiter gebetet.
Interessant finde ich hier auch das Bild von den Vögeln des Himmels. Die Bibel und jüd. Überlieferungen sprechen ja von mehreren Himmeln. Der zweite Himmel wird hier als Sitz der satanischen Mächte angesehen. So kann dieses Bild Zufall sein, aber es ist auch möglich, dass Jesus hier mit den Vögeln auf diese Mächte verweist. Auf jeden Fall scheint es ihnen erlaubt zu sein das Gehörte wieder zu rauben.
Könnte es nicht auch sein, dass unsere Gebete und auch die Antworten erst diesen Himmeln durchdringen müssen und dadurch manches oft so schwer geht. Zumindest die Geschichte aus Daniel mit dem Engel der berichtet aufgehalten worden zu sein, erlaubt eine derartige Interpretation (vgl. Dan. 10).
2. Die Oberflächlichen oder Wetterwenderischen
Die Saat fällt auf felsigen Boden, sie geht zwar schnell auf, aber sie vertrocknet mangels Feuchtigkeit, sie bildet keine Wurzeln aus. Es sind Menschen, die sich in Zeiten der Anfechtung wieder vom Glauben abwenden. Der Glaube wird nicht mit der nötigen Nahrung versorgt. Das Wort Gottes, das Gebet, die Gemeinschaft, der Gottesdienst wird nicht in der nötigen Art und Weise gepflegt, so dass dem Glaube der Saft abgedreht wird. Und so ist der Mensch den Schwierigkeiten schutzlos ausgeliefert und kann nichts dagegen setzen. Es sind Menschen, deren Quelle der „Rat der Gottlosen“ ist und die nicht an den „Wasserbächen“ des Wortes Gottes gepflanzt sind, wie es im Psalm 1 beschrieben wird. Es ist wichtig wo meine Quellen sind. Gerade für die Jugendlichen, denen es oft noch an Stabilität und Fundament mangelt, ist dies eminent wichtig.
Ich habe Menschen erlebt, die sehr schnell begeistert waren vom Glauben, sich bekehrt haben, sogar innerhalb von wenigen Tagen die Glaubenstaufe vollzogen haben und als sie dann nach weiteren Tagen gemerkt haben, dass die Nachfolge mit Konsequenzen verbunden ist, das man bspw. nicht alle paar Tage in einem anderen Bett aufwachen sollte (ich rede jetzt nicht von Hotels!), haben sie sich schnell wieder dafür entschieden den alten Lebensstil zu folgen.
Bevor wir uns den nächsten beiden Menschentypen bzw. Ackerböden zuwenden, schauen wir uns an von welcher Art eigentlich die Saat ist.
4. Die Saat
Jesus sagt: „Die Saat ist das Wort Gottes“ (V. 11.). Aus unserer gemeindlichen Perspektive bedeutet das im allgemeinen die Lehre von der Errettung durch den Glauben an Jesus. Und wirklich spricht Jesus ja auch bei der ersten Gruppe davon, dass sie „nicht glauben und daher auch nicht gerettet werden“ (V. 12). Und so interpretieren wir das ganze Gleichnis hinsichtlich Bekehrung und Errettung. Vielleicht ist es ja auch so gedacht. Ich denke aber, dass Jesus dem Gleichnis noch eine umfangreichere Bedeutung zugedacht hat.
Wenn Jesus der Sämann ist, stellt sich die Frage welches Wort Gottes sät er denn aus? Die Propheten des AT haben auf den Erlöser hingewiesen. Die Apostel des Neuen Bundes erklären und vermitteln das Erlösungswerk Christi. Und Jesus? Jesus hat dieses Erlösungswerk eigentlich nur am Rand gelehrt, es war nicht seine zentrale Botschaft. Er hat es gelebt. Er hat es vollbracht. Und er war das Erlösungswerk in Person. Aber gelehrt hat er v.a. ein anderes Thema: die Botschaft vom Reich Gottes.
Und so kann er auch zu den Jüngern sagen, als sie ihn fragen, was das Gleichnis zu bedeuten hat: „Euch ist es von Gott gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen“ (V. 10.).
Der Same der hier gesät wird ist nach m.M. das Wort vom Reich Gottes. Und damit erhält dieses Gleichnis eine umfangreichere Bedeutung. Es geht hier nicht nur speziell um das Annehmen der Erlösungsbotschaft, es geht um das Annehmen der Botschaft vom Reich Gottes, in der die Botschaft von der Errettung ja enthalten und das grundlegende Element ist.
5. Die zentralen Aussagen der Lehre vom Reich Gottes
Erinnern wir uns an einige zentrale Botschaften vom Reich Gottes:
a) Jesus ist der König über das Reich Gottes (darauf weisen v.a. die at. Prophetien hin)
b) das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, es ist übernatürlich, es ist innerlich und es ist zwischenmenschlich (Lk. 17,20.21; Joh. 18,36)
c) das Reich Gottes ist gleichzeitig bereits da, im Werden und noch in der Zukunft
d) die Botschaft vom Reich Gottes ist die zentrale nt. Verkündigung (es wird nach Johannes bis ans Ende der Zeit verkündet; Lk. 16,16; Mt. 24,14; Apg. 1,3; 8,12)
e) das Reich Gottes zeigt sich in Kraft (sowohl Jesus, als auch die Jünger und Apostel
demonstrieren die Autorität im Reich Gottes über Dämonen und Krankheiten; Mt. 12,28, Lk. 10,9; 1. Kor. 4,20)
f) die zentrale Methode im Reich Gottes ist der Glauben (es wird im kindlichen Glauben angenommen; Mk. 10,14.15; Wunder werden im Glauben gewirkt und empfangen)
g) das Reich Gottes soll das Zentrum unseres Strebens sein (wir sollen zuerst an seine
Umsetzung und seine Gerechtigkeit denken; Mt. 6,33; und dabei nicht zurücksehen; Lk. 9,62)
6. Der Lebensstil im Reich Gottes
Und: das Reich Gottes hat eine eigene Ethik, es hat einen eigenen Lebensstil. Vieles davon ist in der Bergpredigt beschrieben.
Jesus verdeutlicht immer wieder, das im Reich Gottes andere Maßstäbe gelten. So streiten sich die Jünger bspw. darum wer der Größte unter ihnen ist. Jesus hält dagegen wer der Größte sein will, der soll der Sklave oder der Diener der anderen sein (Mt. 20, 26.27) und gibt selbst durch sein Leben das passende Beispiel. Es geht im Reich Gottes nicht um Ehre und Anerkennung, es geht um Dienen und Demut. Eine völlig neue Ethik.
Oder Jesus verdeutlicht, dass es nicht nur auf Reichtum nicht ankommt, sondern das im Gegenteil überhaupt nicht danach gestrebt werden soll, denn ein Reicher wird es schwer haben ins Reich Gottes hineinzukommen (Mt. 19,23). Vielmehr geht es darum Schätze im Himmel sammeln (z.B. durch Geben, Großzügigkeit, Barmherzigkeit), denn da wo der Schatz ist, ist auch das Herz. Und wie ich vorhin ausgeführt habe ist das Herz das Zentrum all meines Denkens und Wollens. Der Mammon verführt das Herz, er nimmt es gefangen, er verändert es (Mt. 6, 19-24).
Bereitwillig geben, teilen, freiwillige Armut (Sozialarbeiter!) statt dem Streben nach Reichtum. Auch wieder ein völlig neuer Maßstab. Viele haben jetzt im Zuge der Bankenkrise erkennen müssen, dass die Gier nach Profit letztlich ein dem Mammon Nachjagen ist. Im Reich Gottes gilt nicht reich sein im Nehmen, sonder reich sein im Geben.
Jesus hat uns gelehrt, dass wir nicht unser Recht durchsetzen sollen, sondern nachgeben sollen. Die andere Backe hinhalten, wenn wir beleidigt werden; freiwillig die zweite Meile gehen, wenn wir genötigt werden; den Mantel noch dazu geben, wenn man uns verklagt; nicht nur die Freunde, sondern auch die Feinde lieben (Mt. 5, 38-48). Eine völlig neue Form des menschlichen Verhaltens. Keiner macht so was doch freiwillig. (Ich habe diese Woche bei Ebay zwei Kunden angemahnt, weil sie nicht gezahlt hatten. Hinterher habe ich mir gedacht, wäre das richtige Verhalten - gemäß der Ethik des Reiches Gottes - nicht gewesen, nachzufragen, ob sie vielleicht Zahlungsaufschub benötigen oder ob wir den Kaufvertrag in beiderseitigen Einverständnis stornieren wollen, anstatt sie in Zahlungsverzug zu setzen?)
Oder Jesus verdeutlicht uns, dass es nicht auf die eigene Stärke, nicht in erster Linie auf das eigene Schaffen ankommt, sondern darauf dass wir unsere Bedürfnisse Gott anvertrauen und in allem auf seine Versorgung vertrauen, anstatt uns in materielle Sorgen zu verstricken. Ein Leben im Glauben und Vertrauen. Auch dies ist eine neue Verhaltensethik.
Nicht die Mächtigen, sondern die Verfolgten erben das Reich Gottes; nicht die Reichen, sondern die Armen usw. Es gibt noch viele Aussagen Jesu, die verdeutlichen, dass ein Leben nach der Gerechtigkeit des Reiches Gottes etwas ganz andersartiges ist. Anders als es die Pharisäer zu Jesu Wirkenszeiten zu leben pflegten. Keine Selbstgerechtigkeit des Buchstabens, sondern eine geistgewirkte des Herzens.
Dies alles ist ein Teil der Saat, die Jesus aussät. Und es wird deutlich, dass es um ein sehr ganzheitliches und umfassendes Christsein geht. Ich glaube ein Leben nach der Gerechtigkeit des Reiches Gottes enthält noch viel mehr radikale Freisetzungsqualität, als wir schon erkannt haben.
7. Die Dynamik des Reiches Gottes
Es wird deutlich, es geht nicht nur um ein Abnicken, um ein einmaliges Ja-Sagen, es geht um eine lebensdurchdringende Maßnahme. Dies wird auch in zwei anderen Gleichnissen Jesu verdeutlicht, im Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig.
„Dann sagte Jesus: »Mit welchem Bild lässt sich das Reich Gottes darstellen? Womit soll ich es vergleichen? Es ist mit dem Reich Gottes wie mit einem Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten sät. Es geht auf und wächst und wird zu einem Baum, in dessen Zweigen die Vögel nisten.«
Jesus fuhr fort: »Womit kann ich das Reich Gottes noch vergleichen? Es ist mit dem Reich Gottes wie mit dem Sauerteig. Eine Frau nimmt eine Hand voll davon, mengt ihn unter einen halben Sack Mehl, und am Ende ist die ganze Masse durchsäuert.“ (Lk. 13, 18-21 NGÜ)
In diesen beiden Gleichnissen werden m.M. mach zwei Prinzipien deutlich:
1. Das Reich Gottes hat in sich das Potenzial das ganze Leben eines Menschen umzukrempeln. Ich interpretiere das Bild vom Senfkorn nicht auf ein globales Wachstum, sondern bezogen auf das Wachstum innerhalb des Menschen. Ein einfaches kleines Ja zu Jesus, ein Senfkorn, ein bisschen Sauerteig, beinhaltet - wenn es ernst gemeint ist - die Dynamik und die Kraft die ganze Person, das ganze Leben, das ganze Herz umzukrempeln. Und wenn wir an Aspekte des Lebens im Reich Gottes denken, wie Dienen, Geben, Glauben, die Dimension der Kraft, dann entsteht dadurch eine völlig neue Lebensqualität.
2. Die Entwicklung des Reiches Gottes in mir benötigt meine aktive Beteiligung
(= Arbeit), zumindest aber mein aktives Zulassen. Das zweite Prinzip scheint jetzt fast ein Widerspruch zum ersten zu sein, aber Jesus benutzt verschiedene Bilder zum Reich Gottes, die sich durchaus ergänzen können. Wie komme ich darauf. Wenn man eine Handvoll Sauerteig in 40 Kg Mehl einarbeitet, dann erscheint mir dies doch erstmal Arbeit zu sein. Damit er gleichmäßig durchmengt wird, bevor der Sauerteig seine Kraft gleichmäßig entfalten kann, ist erstmal Handarbeit notwendig. Ich muss mich aktiv daran beteiligen, wenn ich will das sich die Dimension des Reiches in allen meinem Lebensbereichen verwirklicht.
8. Die letzten beiden Ackerböden
Und jetzt schließe ich meinen Kreis und komme zu den letzten beiden Ackerböden. Erinnern wir uns, der erste war der Desinteressierte. Der zweite war der Oberflächliche. Der dritte ist der Geteilte, der Halbherzige. Die Dornen verdrängen die Saat. Durch die „Sorgen, dem Reichtum und den Freuden, die das Leben bietet“ (V.14). Die Saat kann lange Zeit wachsen, es ist ein langandauernder Prozess, sie konkurriert mit den Dornen, aber sie kann sich nicht entfalten und das Wachstum von Frucht wird verhindert, wird minimiert und letztlich wird das Leben in der Gerechtigkeit und in der Kraft und in der Qualität des Reiches Gottes nicht in Fülle freigesetzt. In anderen Bildern ist davon die Rede, dass der Feind dieses Unkraut sät. Er ist es der uns daran hindern will, dass sich göttliche Lebensqualität freisetzt.
Dies ist die Stelle, die uns zuruft: Achtet auf Euer Herz. Wir alle laufen Gefahr uns zu verstricken in Sorgen, Materiellem, sich irgendwelchen Dingen des Lebens in einem Umfang hinzugeben, der alles Geistliche erstickt. Es können Dinge sein, die an sich nicht schlecht sind. Kein säkularer Mensch würde sich etwas dabei denken. Ich denke nicht dass Jesus hier irgendwelche Perversionen im Blick hat, sondern eher alltägliche Dinge. Freundschaften, Hobbys, Arbeit, Genuss. Alles was in sich gut ist, kann zu einem Dornengestrüpp werden und mein geistliches Leben ersticken, wenn das Geschenk die Position des Schenkenden einnimmt. Es muss mich ja gar nicht ganz ersticken, aber es kann die Frucht minimieren.
Der vierte Typ ist nun endlich der fruchtbare Boden. „Mit aufrichtigem und bereitwilligem Herzen hören sie das Wort; sie halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und bringen Frucht.“ (V.15)
Festhalten, es bewahren, sich nicht entmutigen lassen, ausharren. Das sind die Eigenschaften dieses Menschen. D.h. es gibt genug Grund entmutigt zu sein, verzweifelt sein. Aber er hat den richtigen Boden. Er ist an den Wasserbächen gepflanzt. Hier kann die Pflanze ihre Wurzeln ausstrecken und Frucht bringen. Hundertfach.
Wollen wir nicht alle so sein? - und oft sind wir es auch. Aber wir dürfen und sollen und müssen immer wieder neu zu unserem Herrn kommen und ihm sagen, dass wir seine Hilfe brauchen, damit die Wurzeln wieder richtig ausgerichtet werden, dass die Dornen entfernt werden sollen, dass der Boden bearbeitet werden muss.
Lasst uns gemeinsam daran festhalten, dass uns das Streben nach dem Reich Gottes, nach seiner Kraft und nach seiner Gerechtigkeit immer wieder neu zum Wichtigsten in unserem Leben wird und lasst uns gemeinsam entdecken welch großen Schatz der Lebensdynamik und Qualität es noch zu entdecken gibt.
AMEN.
Sonntag, 22. Februar 2009
Sonntag, 8. Februar 2009
Sonntag, 1. Februar 2009
Termine und Aktuelles Februar 2009
So 01.02. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Günther Kerschbaum, Thema: Wo ist Euer Glaube?)
Sa 07.02. 19.30 Alpha-Fest (Predigt Norbert Wohlrab)
So 15.02. 10.00 Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)
Di 17.02. 19.30 Gebetsabend
So 22.02. 19.30 Lobpreis & Segnung
Sa 07.02. 19.30 Alpha-Fest (Predigt Norbert Wohlrab)
So 15.02. 10.00 Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)
Di 17.02. 19.30 Gebetsabend
So 22.02. 19.30 Lobpreis & Segnung
Sonntag, 11. Januar 2009
Predigt von Norbert Wohlrab (11.01.09)
Gedanken zur Jahreslosung 2009
„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“ (Lk. 18,27)
Dieser Vers aus dem Lukas-Evangelium steht ja eigentlich im Kontext der Frage an Jesus, wie können denn reiche Menschen überhaupt in den Himmel kommen, wenn es schon leichter für das Kamel ist, durch das kleine Nadelöhrtor nach Jerusalem hineinzugehen oder ein Schiffstau durch ein kleines Nadelöhr zu fädeln (die unterschiedlichen griechischen Abschriften lassen hier beide Möglichkeiten zu: „kamelos“ für Kamel und „kamilos“ für Tau, die beide aber gleichermaßen die Unmöglichkeit verdeutlichen). Aber die Antwort die Jesus hier gibt, ist nicht nur gültig für diesen spezifischen Zusammenhang, sie ist von allgemeingültiger Wahrheit: Gott ist nichts unmöglich! Unserem Gott ist alles Unmögliche möglich!
In der wohl ersten Stellen in der Schrift, in der diese Aussage getroffen wird, ist es Gott selbst, der es über sich ausspricht. Und zwar als er den alten Abraham mit seiner greisen Sara besucht, die immer noch keinen Isaak empfangen hat. Sara steht in der Küche und ist innerlich amüsiert über diesen Zuspruch, dass sie in ihrem hohen Alter gegen alle Natur noch einmal schwanger werden soll. Und Gott spricht: „Sollte für den Herrn eine Sache zu wunderbar sein?“ (1. Mose 18,14) oder „Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“ (1. Mose 18,14 Luther) wie es Luther übersetzt hat. Gott selbst weist daraufhin, dass ihm nichts unmöglich ist.
Nein, nichts ist unserem Gott unmöglich. Die ganze Bibel ist voll von den Wundertaten Gottes. Unmögliche Empfängnisse und Geburten (es scheint Gott ein besonderes Vergnügen zu bereiten unfruchtbaren Frauen zu helfen, dass sie empfangen können), unmögliche Bestrafungen und Zeichen (z.B. die Plagen Ägyptens), unmögliche Heilungen und Befreiungen, unmögliche Machterweise und Überwindung der Naturkräfte (z.B. Erddrehung stoppt damit Kampf bei Tageslicht zu Ende geführt werden kann), unmögliche Transportsysteme (z.B. Philippus) und Zahlungswege (z.B. Geld im Bauch des Fisches um Steuern zahlen zu können), unmögliche Bekehrungen, unmögliche Auferstehungen, unmögliche geistliche Siege (wer hätte gedacht, dass durch den Tod am Kreuz Satan besiegt wird?) oder auch unmögliche Essensvermehrungen (z.B. Mehl und Öl enden nicht). Nichts, gar nichts ist Gott unmöglich, denn er ist ja Gott.
Vor zwei Jahren auf der Vineyard-Konferenz in Speyer habe ich gehört, dass sie in Reading (Gemeinde von Bill Johnson) erlebt haben, dass die Schüssel mit den Hackfleischbällchen bei einer Armenspeisung nicht leer wurde. Gott kann auch heute noch so wirken. Wie geht es uns, wenn wir sowas hören? Denken wir: Naja die Amerikaner, die können sowieso nicht zählen oder sie haben halt nicht gemerkt, dass jemand Nachschub gebracht hat oder sie haben halt einfach nicht soviel gegessen?
Gott ist nicht beschränkt, aber wir sind es, wir sind beschränkt und wir sind es, die ihn
beschränken wollen. Wir aufgeklärten, intelligenten, gebildeten, von allem Aberglauben befreiten Deutschen wollen diesen Gott erklären, verstehen, beschränken, in unser Denksystem, in unser Verstehen und Erkennen einsperren. Gott darf nicht größer sein, als wir verstehen können. Sein Wirken, seine Wunder, seine Möglichkeiten müssen unseren Möglichkeiten angepasst werden, müssen mit dem naturwissenschaftlich Erfassbaren in Einklang stehen. Alles andere ist Humbug. (Wie absurd dies ist zeigt sich schon daran, wie schell die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Gebieten wie Physik, Medizin, Biologie usw. wieder verworfen werden und mit den gegenteiligen Erkenntnissen ersetzt werden. Was gestern noch als gesund galt, steht heute im Verruf Krebs zu erzeugen usw.)
Gott ist der Schöpfer alles Geschaffenen. Und seit jeher ist es ihm möglich im Natürlichen, als auch im Übernatürlichen zu wirken, innerhalb oder außerhalb der Naturgesetze. Ob er die Erde in 7 x 10 hoch x Jahren oder in 7 Tagen geschaffen hat: ihm war beides möglich, so wie es ihm gefallen hat. Ich war nicht dabei und kein Naturwissenschaftler. Aber ich brauche ihn wieder hier, noch auf anderen Gebieten seines Wirkens einschränken. Denn wenn wir ihn selbst einschränken, wie wollen wir denn dann selbst im Übernatürlichen dienen?
Denn dieser das unmöglich-möglich-machende Gott geht ja noch weiter. Er sagt in Jesus: „Ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin! und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein.“ (Mt. 17,20)
Ich vermute, dass Jesus hier keine oder zumindest nicht in erster Linie physikalische Berge gemeint hat. Welchen Sinn hätten solche Erdbewegungen? Er sagt dies ja auch im Kontext eines Befreiungsdienstes an einem fallsüchtigen Jungen. Ich denke er meint, dass geistliche Gebieten in dem uns nichts unmöglich sein soll. Krankheiten, Gebundenheiten, Bedrückungen, geistliche Kämpfe, geistliche Herausforderungen usw. „Dem Glaubenden ist alles möglich.“ sagt Jesus dem Vater des Jungen (Mk. 9,24). Der Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten unseres Gottes ist der Zugangsweg zu allen Verheißungen.
Ich denke wir im Westen tun uns deshalb so schwer Wunder und Heilungen und übernatürliches Wirken Gottes zu erleben, weil wir zum einen Gott beschränken in unserem Denken und zum anderen den Zwang verstehen alles Übernatürliche naturwissenschaftlich erklären zu wollen. Aber das ist nicht nur Bullshit, das ist die Zersetzung unseres Glaubens an den Gott der unendlichen Möglichkeiten. In Ländern wie Indien, das voll ist von Göttern, Dämonen und satanischen Wirkungsweisen haben die Menschen keinen Zweifel am Übernatürlichen und sind deshalb auch offen für das Übernatürliche, das von Gott kommt. Muss deshalb die Befreiung vom Aberglauben im Westen gleichzeitig auch ein Hindernis sein beim Glauben?
Wie dem auch sei. Wir können weder unsere Kultur noch unsere Geschichte ändern,
aber wir können unseren Glauben fördern.
„So kommt der Glaube aus der Predigt“ (Röm. 10,17a Luther) schreibt Paulus. Unser Glaube wird gefördert durch die Predigt über den „unmöglichen“ Gott und durch die Zeugnisse über sein „unmögliches“ Wirken - auch das ist Predigt - und vielleicht sogar die bessere.
Wenn wir Zeugnisse hören von Bekehrungen, dann stärkt das unseren Glauben und hilft weiter für Menschen zu beten. Wenn wir Zeugnisse hören von Heilungen, dann stärkt das unseren Glauben und hilft glaubensstärker für Menschen um Heilung zu beten. Wenn wir Berichte über Wunder hören, dann macht es uns Mut selber um Wunder zu beten.
Wir dürfen das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Nur weil es extreme Bewegungen gab und gibt, in denen gelehrt wird: „Glaube nur, dann bekommst du jeden materiellen Segen, den du dir wünscht!“, heißt es nicht, dass wir die Wichtigkeit des Glaubens unterbetonen dürfen. Denn ohne Glauben gibt es gar nichts, sagt Jakobus (Jak. 1, 6-8).
Wir haben alle in unseren vielen Jahren als Christ Gott als übernatürlichen und das unmöglich-möglich-machenden Gott erlebt. Davon wollen wir uns jetzt mitteilen, damit die Jahreslosung für 2009 eine Vision für unser persönliches Erleben 2009 wird.
AMEN.
„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“ (Lk. 18,27)
Dieser Vers aus dem Lukas-Evangelium steht ja eigentlich im Kontext der Frage an Jesus, wie können denn reiche Menschen überhaupt in den Himmel kommen, wenn es schon leichter für das Kamel ist, durch das kleine Nadelöhrtor nach Jerusalem hineinzugehen oder ein Schiffstau durch ein kleines Nadelöhr zu fädeln (die unterschiedlichen griechischen Abschriften lassen hier beide Möglichkeiten zu: „kamelos“ für Kamel und „kamilos“ für Tau, die beide aber gleichermaßen die Unmöglichkeit verdeutlichen). Aber die Antwort die Jesus hier gibt, ist nicht nur gültig für diesen spezifischen Zusammenhang, sie ist von allgemeingültiger Wahrheit: Gott ist nichts unmöglich! Unserem Gott ist alles Unmögliche möglich!
In der wohl ersten Stellen in der Schrift, in der diese Aussage getroffen wird, ist es Gott selbst, der es über sich ausspricht. Und zwar als er den alten Abraham mit seiner greisen Sara besucht, die immer noch keinen Isaak empfangen hat. Sara steht in der Küche und ist innerlich amüsiert über diesen Zuspruch, dass sie in ihrem hohen Alter gegen alle Natur noch einmal schwanger werden soll. Und Gott spricht: „Sollte für den Herrn eine Sache zu wunderbar sein?“ (1. Mose 18,14) oder „Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“ (1. Mose 18,14 Luther) wie es Luther übersetzt hat. Gott selbst weist daraufhin, dass ihm nichts unmöglich ist.
Nein, nichts ist unserem Gott unmöglich. Die ganze Bibel ist voll von den Wundertaten Gottes. Unmögliche Empfängnisse und Geburten (es scheint Gott ein besonderes Vergnügen zu bereiten unfruchtbaren Frauen zu helfen, dass sie empfangen können), unmögliche Bestrafungen und Zeichen (z.B. die Plagen Ägyptens), unmögliche Heilungen und Befreiungen, unmögliche Machterweise und Überwindung der Naturkräfte (z.B. Erddrehung stoppt damit Kampf bei Tageslicht zu Ende geführt werden kann), unmögliche Transportsysteme (z.B. Philippus) und Zahlungswege (z.B. Geld im Bauch des Fisches um Steuern zahlen zu können), unmögliche Bekehrungen, unmögliche Auferstehungen, unmögliche geistliche Siege (wer hätte gedacht, dass durch den Tod am Kreuz Satan besiegt wird?) oder auch unmögliche Essensvermehrungen (z.B. Mehl und Öl enden nicht). Nichts, gar nichts ist Gott unmöglich, denn er ist ja Gott.
Vor zwei Jahren auf der Vineyard-Konferenz in Speyer habe ich gehört, dass sie in Reading (Gemeinde von Bill Johnson) erlebt haben, dass die Schüssel mit den Hackfleischbällchen bei einer Armenspeisung nicht leer wurde. Gott kann auch heute noch so wirken. Wie geht es uns, wenn wir sowas hören? Denken wir: Naja die Amerikaner, die können sowieso nicht zählen oder sie haben halt nicht gemerkt, dass jemand Nachschub gebracht hat oder sie haben halt einfach nicht soviel gegessen?
Gott ist nicht beschränkt, aber wir sind es, wir sind beschränkt und wir sind es, die ihn
beschränken wollen. Wir aufgeklärten, intelligenten, gebildeten, von allem Aberglauben befreiten Deutschen wollen diesen Gott erklären, verstehen, beschränken, in unser Denksystem, in unser Verstehen und Erkennen einsperren. Gott darf nicht größer sein, als wir verstehen können. Sein Wirken, seine Wunder, seine Möglichkeiten müssen unseren Möglichkeiten angepasst werden, müssen mit dem naturwissenschaftlich Erfassbaren in Einklang stehen. Alles andere ist Humbug. (Wie absurd dies ist zeigt sich schon daran, wie schell die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Gebieten wie Physik, Medizin, Biologie usw. wieder verworfen werden und mit den gegenteiligen Erkenntnissen ersetzt werden. Was gestern noch als gesund galt, steht heute im Verruf Krebs zu erzeugen usw.)
Gott ist der Schöpfer alles Geschaffenen. Und seit jeher ist es ihm möglich im Natürlichen, als auch im Übernatürlichen zu wirken, innerhalb oder außerhalb der Naturgesetze. Ob er die Erde in 7 x 10 hoch x Jahren oder in 7 Tagen geschaffen hat: ihm war beides möglich, so wie es ihm gefallen hat. Ich war nicht dabei und kein Naturwissenschaftler. Aber ich brauche ihn wieder hier, noch auf anderen Gebieten seines Wirkens einschränken. Denn wenn wir ihn selbst einschränken, wie wollen wir denn dann selbst im Übernatürlichen dienen?
Denn dieser das unmöglich-möglich-machende Gott geht ja noch weiter. Er sagt in Jesus: „Ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin! und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein.“ (Mt. 17,20)
Ich vermute, dass Jesus hier keine oder zumindest nicht in erster Linie physikalische Berge gemeint hat. Welchen Sinn hätten solche Erdbewegungen? Er sagt dies ja auch im Kontext eines Befreiungsdienstes an einem fallsüchtigen Jungen. Ich denke er meint, dass geistliche Gebieten in dem uns nichts unmöglich sein soll. Krankheiten, Gebundenheiten, Bedrückungen, geistliche Kämpfe, geistliche Herausforderungen usw. „Dem Glaubenden ist alles möglich.“ sagt Jesus dem Vater des Jungen (Mk. 9,24). Der Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten unseres Gottes ist der Zugangsweg zu allen Verheißungen.
Ich denke wir im Westen tun uns deshalb so schwer Wunder und Heilungen und übernatürliches Wirken Gottes zu erleben, weil wir zum einen Gott beschränken in unserem Denken und zum anderen den Zwang verstehen alles Übernatürliche naturwissenschaftlich erklären zu wollen. Aber das ist nicht nur Bullshit, das ist die Zersetzung unseres Glaubens an den Gott der unendlichen Möglichkeiten. In Ländern wie Indien, das voll ist von Göttern, Dämonen und satanischen Wirkungsweisen haben die Menschen keinen Zweifel am Übernatürlichen und sind deshalb auch offen für das Übernatürliche, das von Gott kommt. Muss deshalb die Befreiung vom Aberglauben im Westen gleichzeitig auch ein Hindernis sein beim Glauben?
Wie dem auch sei. Wir können weder unsere Kultur noch unsere Geschichte ändern,
aber wir können unseren Glauben fördern.
„So kommt der Glaube aus der Predigt“ (Röm. 10,17a Luther) schreibt Paulus. Unser Glaube wird gefördert durch die Predigt über den „unmöglichen“ Gott und durch die Zeugnisse über sein „unmögliches“ Wirken - auch das ist Predigt - und vielleicht sogar die bessere.
Wenn wir Zeugnisse hören von Bekehrungen, dann stärkt das unseren Glauben und hilft weiter für Menschen zu beten. Wenn wir Zeugnisse hören von Heilungen, dann stärkt das unseren Glauben und hilft glaubensstärker für Menschen um Heilung zu beten. Wenn wir Berichte über Wunder hören, dann macht es uns Mut selber um Wunder zu beten.
Wir dürfen das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Nur weil es extreme Bewegungen gab und gibt, in denen gelehrt wird: „Glaube nur, dann bekommst du jeden materiellen Segen, den du dir wünscht!“, heißt es nicht, dass wir die Wichtigkeit des Glaubens unterbetonen dürfen. Denn ohne Glauben gibt es gar nichts, sagt Jakobus (Jak. 1, 6-8).
Wir haben alle in unseren vielen Jahren als Christ Gott als übernatürlichen und das unmöglich-möglich-machenden Gott erlebt. Davon wollen wir uns jetzt mitteilen, damit die Jahreslosung für 2009 eine Vision für unser persönliches Erleben 2009 wird.
AMEN.
Mittwoch, 7. Januar 2009
Termine und Aktuelles Januar 2009
So 11.01. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen (Gedanken zur Jahreslosung 2009 von Norbert Wohlrab und Zeugnisse)
So 11.01. - 18.01. Allianz-Gebetswoche (siehe Veranstaltungshinweise)
http://www.ead.de/gebet/allianzgebetswoche/gebetswoche-2009/editorial.html
Di 13.01. 19.30 Allianz-Gebet, Matthias Weber (FeG)
So 18.01. 10.00 St. Paul, Matthias Weber (FeG)
So 25.01. 19.30 Lobpreis & Segnung
So 11.01. - 18.01. Allianz-Gebetswoche (siehe Veranstaltungshinweise)
http://www.ead.de/gebet/allianzgebetswoche/gebetswoche-2009/editorial.html
Di 13.01. 19.30 Allianz-Gebet, Matthias Weber (FeG)
So 18.01. 10.00 St. Paul, Matthias Weber (FeG)
So 25.01. 19.30 Lobpreis & Segnung
Freitag, 26. Dezember 2008
Predigt von Norbert Wohlrab (21.12.08)
Gottes Gericht und sein Ja in Jesus
1. Einleitung: Advent
Heute ist ja der vierte Sonntag im Advent und ich dachte es wäre mal angebracht, sich mit einem Aspekt der Adventszeit zu beschäftigen.
Die Adventszeit war ursprünglich gedacht als 40tägige Bußzeit. Sie begann am 11. November und endete am 6. Januar. Diese acht Wochen ergaben dann ohne die fastenfreien Samstag und Sonntage 40 Tage. Später wurden sie dann in vielen Kirchen und Regionen auf die uns bekannten 4 Wochen reduziert. In Mailand dauert sie auch heute noch diese 40 Tage. Dabei entwickelten sich unterschiedliche Schwerpunkte; das Warten auf die Wiederkunft Christi und damit verbunden eine Zeit der ernsthaften Buße und Vorbereitung und im Gegensatz dazu das weihnachtlich-freudige Motiv der Menschwerdung Gottes, das eher bei uns verbreitet ist.
Eigentlich gehört beides zusammen: Menschwerdung und Wiederkunft, Krippe und Kreuz. Auch in der Bibel, insbesondere bei den alttestamentlichen Prophetien ist da ja auch vieles von der ersten und der zweiten Wiederkunft Jesu miteinander vermischt.
Ernsthafte Buße bedeutet sich selbst, sein eigenes Leben, sei Denken zu überprüfen.
„Der Mensch aber prüfe sich selbst“ sagt Paulus (1. Kor. 11.28a) und weiter:
„Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.“ (1. Kor. 11, 31.32)
Im übergeordneten Kontext dieses Textes geht es um Lieblosigkeiten beim Abendmahl. Es wird hier aber ein allgemeingültiges Prinzip deutlich: Wir haben den Auftrag uns selbst zu prüfen um Züchtigung Gottes und Gericht zu vermeiden. Und das grie. Wort „dokimazein“ beinhaltet nicht nur den Vorgang der Selbstkritik, sondern auch der Verhaltenskorrektur. Es geht also darum sich selbst und sein erhalten im Sinne Gottes zu ändern um nicht gezüchtigt und nicht gerichtet zu werden. Ob es sich dabei jetzt um ein dieseitiges oder jenseitiges Gericht Gottes sei erstmal dahingestellt.
Züchtigung? Gerichtet werden? Gehört dies zu unserem Bild von Gott? Und was verbinden wir damit für Inhalte?
2. Züchtigung
Züchtigen ist bei uns ein negativ besetzter Begriff. Wir denken an Schläge und Strafen, bis Ende der 60er Jahre gab es bspw. auch die Zuchthäuser, die nur den Strafcharakter kannten. Der moderne Strafvollzug hingegen soll ja - zumindest theoretisch - die Besserung der Insassen als Ziel haben.
Das grie. Wort „paideuo“ meint aber eigentlich das elterliche Erziehen - mit Worten, aber auch mit Schlägen. Das Wort Pädagogik hat hier seine Wurzel. Für den Leser der damaligen Zeit, war dies also kein negativ besetzter Begriff, sondern zumindest ein neutraler Begriff, da jeder die Notwendigkeit des Erziehens und Erzogenwerdens aus eigener Erfahrung kannte. So wird bspw. das Gesetz Israels als Zuchtmeister (Erzieher) auf Christus hin beschrieben (Gal. 3,24). Es hatte die Aufgabe die Erlösungsbedürftigkeit aufzuzeigen und auf den Erlöser vorzubereiten. Und so kann der Schreiber des Hebräerbriefs mit voller Überzeugung sagen:
„›Denn wen der Herr liebt, den erzieht er mit der nötigen Strenge; jeden, den er als seinen Sohn annimmt, lässt er auch seine strafende Hand spüren.‹ Wenn ihr also Nöte durchmachen müsst, dann seht darin Gottes Absicht, euch zu erziehen. Er macht es mit euch wie ein Vater mit seinen Kindern. Oder gibt es einen Sohn, der von seinem Vater nicht mit strenger Hand erzogen wird? Mit allen seinen Kindern ist Gott auf diese Weise verfahren. Wenn er euch nicht erziehen würde, würde das heißen, dass ihr gar nicht seine rechtmäßigen Kinder seid. Und überlegt euch auch Folgendes: Unsere leiblichen Väter haben uns mit der nötigen Strenge erzogen, und wir hatten Respekt vor ihnen. Müssen wir uns da nicht noch viel mehr dem Vater unterordnen, der allen Wesen Geist und Leben gibt? Denn sich ihm unterzuordnen bedeutet wahres Leben. Unsere leiblichen Väter haben uns nur eine verhältnismäßig kurze Zeit erzogen, und zwar so, wie es ihren Vorstellungen entsprach. Gott aber weiß wirklich, was zu unserem Besten dient; er erzieht uns so, dass wir an seiner Heiligkeit Anteil bekommen. Mit strenger Hand erzogen zu werden tut weh und scheint zunächst alles andere als ein Grund zur Freude zu sein. Später jedoch trägt eine solche Erziehung bei denen, die sich erziehen lassen, reiche Früchte: Ihr Leben wird von Frieden und Gerechtigkeit erfüllt sein.“ (Hebr. 12, 6-11 NGÜ)
Die Züchtigung durch Gott ist also nicht nur Pädagogik, sie ist auch eine Ausdrucksform seiner Liebe. Er erzieht ausdrücklich seine Kinder - wohl auch noch die, die auf dem Weg sind, auf der Suche nach ihm sind um sie gänzlich zu ihm zu ziehen. Und wir können feststellen: gezüchtigt zu werden macht erstmal keinen Spaß, aber rückblickend erkennen wir darin die Fürsorge Gottes. Und das Ziel aller Erziehung ist eine Zunahme an Heiligkeit in unserem Leben.
Wie kann so was aussehen in unserem Leben? Ich denke, wir haben dies alle schon in den unterschiedlichsten Situationen erlebt.
Ich bin ja Sozial-Pädagoge und kein "Theo-Pädagoge", also ich seh mich nicht als Experte für göttliche Erziehung. Aber ich denke mal, es gibt zum einen die Wege, in denen Gott uns einfach die schlechten Früchte unseres Verhaltens kosten lässt, also eine Art passive Erziehung, ein Zulassen. Wo wir ernten, was wir gesät haben und aus der bitteren Frucht dann lernen müssen. Und es gibt die aktive Variante, in denen Gott uns direkt korrigiert und wir unser Fehlverhalten erkennen.
Wenn wir in der Bibel nach Beispielen suchen, werden wir v.a. im AT fündig:
David, dessen Kind sterben musste, damit er lernte Gott wieder an erste Stelle zu stellen;
Mose, dem sich Gott in den Weg stellte, weil er die Beschneidung nicht vollzogen hatte;
seine Schwester Mirijam, die wegen ihres Lästerns vorübergehend aussätzig wurde;
Joseph, der wegen seiner Überheblichkeit in die Sklaverei verkauft wurde usw. usf.
Im NT sind die Beispiele schon etwas rarer:
Zacharias, der wegen seines Unglaubens vorübergehend stumm wurde;
der Dorn im Fleisch des Paulus, damit er sich nicht überhebt (2. Kor. 12, 7-10);
der dreimal krähende Hahn bei Petrus verbunden mit dem dreimaligen Fragen des
Herrn nach seiner Liebe, wodurch ihm seine Überheblichkeit und Schwachheit vor Augen geführt wurde;
vielleicht auch noch die Tatsache, dass ausgerechnet Petrus als stolzer Judaist von Gott ausdrücklich beauftragt wurde den ersten Heiden zu predigen, damit das Evangelium auch die Nicht-Juden erreichen konnte (Apg. 10);
die eingangs erwähnte Gemeinde in Korinth, die aufgrund vom Einnehmen des Abendmahls in einer unwürdigen Art und Weise zahlreiche Kranke und Schwache in den Reihen zu beklagen hatte (1. Kor. 11, 29.30).
Vielmehr Beispiele werden wir aus dem Leben der Gemeinde im NT wohl nicht finden.
Aber es wird deutlich die Zucht des Herrn kann sehr unterschiedlich ausfallen: von einem inneren Überführen von Sünde bis hin zu Krankheiten und Schwachheiten scheint alles möglich zu sein. Trotzdem ist dies ein Bereich, den die Gemeinde Jesu heutzutage gerne übersieht. Wenn Ihr den christlichen Buchmarkt durchforstet oder in Google sucht, werdet ihr dazu fast gar nichts finden. Und dies obwohl der Gott aus dem Jahre 50, der gleiche Gott ist, wie aus dem Jahr 2008. Es haben sich die Kultur, die Lebensbedingungen, die Sprache in den 2000 Jahren geändert, aber Gott ist noch derselbe.
Haben wir es nicht mehr nötig? Sind wir in unserer geistlichen Entwicklung schon soweit vorangeschritten? Oder übersehen wir diesen Aspekt des Wesens Gottes vielleicht einfach nur? Vielleicht erkennen wir die Erziehungsmaßnahme Gottes auch bloß nicht und sie wird sich immer wieder wiederholen und wiederholen und wiederholen, bis wir daraus lernen. Die meisten Menschen in der Bibel, die von Gott erzogen wurden, haben gewusst warum; manchen musste es jedoch erst erklärt werden. David hat erst einen Propheten gebraucht, die Korinther haben erst den Paulus gebraucht. Vielleicht brauchen wir auch manchmal Geschwister, die uns korrigieren, auf jeden Fall aber benötigen wir den Geist und das Wort Gottes als Korrektiv.
Wenn ich in meinem Leben zurückdenke, dann sind es v.a. falsche innere Haltungen, die von Gott korrigiert wurden. In Situationen, in denen ich über Geschwister innerlich geurteilt habe, weil sie sich falsch verhalten hatten; in Situationen, in denen ich gerichtet habe, wo ich aus einer Haltung des Stolzes heraus gedacht habe: wie kann man als Christ nur so oder so handeln, mit seinen Nächsten umgehen, den Kindern soetwas durchgehen lassen, lügen o.ä.; musste ich dann meist kurz darauf erleben, dass ich zu genau den gleichen Fehlern fähig war. Das macht mit der Zeit demütig, öffnet die Herzen für die Gnade Gottes und macht einen nachsichtig anderen gegenüber. (Alle anderen Erziehungsmaßnahmen Gottes muss ich verdrängt haben, weil mehr ist mir für mich persönlich nicht weiter eingefallen.)
Aber auch als Gemeinde kann man von Gott gezüchtigt werden. Ich denke, auch der Bruch in der CGF vor vielen Jahren, könnte so eine Erziehungsmaßnahme Gottes gegen geistliche Überheblichkeit gewesen sein. Aus einer wachsenden und sich profilierenden Gemeinde wurde eine der kleinsten in der Region. Das macht demütig.
Und ich denke, dass man kein Prophet sein muss, um auszusprechen, dass die Gemeinden, die jetzt gerade eine elitäre und stolze Haltung kultivieren und denken, sie sind was Besseres, weil nur sie die richtige Lehre haben oder nur sie die richtige Dynamik haben, irgendwann von Gott gedemütigt werden, wenn sie sich nicht selbst demütigen.
3. Das Gericht über die Gläubigen
Paulus sagt der Zweck von Züchtigung ist das Bewahren vor dem Gerichtet werden.
Wenn wir uns die Aussagen der Bibel zu dem Themenkomplex Gericht ansehen, müssen wir feststellen, dass hier eine große Anzahl verschiedener Gerichte beschrieben werden.
Wir lesen dort von Gerichten, die bereits zu Lebzeiten des Gläubigen stattfinden; von Gerichten über Israel; von Gerichten über Satan und seine Engel; von Gerichten über Nationen; vom großen Weltgericht und vom Gericht über die Gläubigen.
Die Differenzierung ist teilweise nicht einfach und führt auch zu unterschiedlichen Interpretationen.
Welches Gericht erwartet die Gläubigen? Entscheidend ist folgende Aussage Jesu:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“ (Joh. 5,24)
Wenn wir an Jesus glauben, kommen wir nicht ins Gericht, sondern haben bereits ewiges Leben, weil wir das Gericht, das am Kreuz verübt wurde (Joh. 12, 31.32), bereits in Anspruch genommen haben und unseren alten Menschen in den Tod verabschiedet haben. Dort am Kreuz wurde Jesus stellvertretend an unserer Statt gerichtet und wir geben uns in seinen Tod hinein und somit haben wir das Gericht schon passiert. Jede Aussage, jede Theologie muss diesem Wort Jesu standhalten: Du kommst nicht ins Gericht! Du bist bereits vom Tod ins Leben übergegangen!
Im grie. steht hier das Wort „krisis“, dass außer Gericht, noch Trennung, Absonderung
und Entscheidung bedeutet.
Soweit so gut. Nun haben wir aber das Problem, dass Paulus folgendes sagt:
„Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib vollbracht, dementsprechend, was er getan hat, es sei Gutes oder Böses.“ (2. Kor. 5,10)
An anderer Stelle redet er auch vom Richterstuhl Gottes (Röm. 15,10). Was hat das zu
bedeuten, kannte Paulus die Aussage Jesu nicht?
Hier ist die Rede von einem anderen Gericht. Im grie. „bema“, dass Tritt oder Stufe bedeutet, ein nur um eine Stufe erhöhter Stuhl. Ein Stuhl auf dem Jesus sitzt um uns nicht abzuurteilen, sondern um uns zu belohnen.
„dann wird jedem sein Lob werden von Gott“ (1. Kor. 4,5)
Hier werden zwar auch unsere Werke beurteilt, unsere Bauten im Reich Gottes beurteilt und geprüft und wir können den Lohn einbüßen, wenn wir nur Holz, Heu und Stroh darauf gebaut haben, statt kostbarer Steine, aber wir selbst werden gerettet werden (1. Kor. 3, 11-15). Wobei es diesbezüglich auch unterschiedliche Meinungen gibt, ob dieses Verbrennen der Werke bereits auf der Erde stattfindet oder erst später und wir dann quasi bei jedem einzelnen Objekt zuschauen müssen.
Auf jeden Fall heißt es: ich brauche mich nicht zu fürchten, ich kann meine Erlösung nicht verlieren, solange ich Kind Gottes bleibe.
Die Ausleger erwarten diese Beurteilung unmittelbar nach der Entrückung der Gläubigen. Dann werden die Kinder Gottes offenbar werden (Kol. 3,4). Und dieses Offenbarwerden ist ja nicht nur ein Sichtbarwerden der Taten, sondern unsere göttliche Natur wird offenbar. Unser Stand als Söhne und Töchter Gottes wird dann endlich sichtbar werden.
4. Das Gericht über die Nationen
Wie passen aber die anderen Gerichtsszenarien aus dem NT zusammen. Wie ist es bspw. mit der Stelle bzgl. dem Verhalten gegenüber den geringsten Brüdern?
ich war durstig, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben; ich war ein Fremder, und „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommen wird und mit ihm alle Engel, dann wird er in königlichem Glanz auf seinem Thron Platz nehmen. Alle Völker werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie der Hirte die Schafe und die Ziegen voneinander trennt. Die Schafe wird er rechts von sich aufstellen und die Ziegen links. Dann wird der König zu denen auf der rechten Seite sagen: ›Kommt her, ihr seid von meinem Vater gesegnet! Nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch vorbereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen; ich hatte nichts anzuziehen, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt euch um mich gekümmert; ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.‹ Dann werden ihn die Gerechten fragen: ›Herr, wann haben wir dich denn hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden bei uns gesehen und haben dich aufgenommen? Oder wann haben wir dich gesehen, als du nichts anzuziehen hattest, und haben dir Kleidung gegeben? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und haben dich besucht?‹ Darauf wird der König ihnen antworten: ›Ich sage euch: Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen –, das habt ihr für mich getan.‹ Dann wird er zu denen auf der linken Seite sagen: ›Geht weg von mir, ihr seid verflucht! Geht in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben;ihr habt mich nicht aufgenommen; ich hatte nichts anzuziehen, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und war im Gefängnis, und ihr habt euch nicht um mich gekümmert.‹ Dann werden auch sie fragen: ›Herr, wann haben wir dich denn hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder ohne Kleidung oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht geholfen?‹ Darauf wird er ihnen antworten: ›Ich sage euch: Was immer ihr an einem meiner Brüder zu tun versäumt habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen –, das habt ihr mir gegenüber versäumt. So werden sie an den Ort der ewigen Strafe gehen, die Gerechten aber werden ins ewige Leben eingehen.“ (Mt. 25, 31 - 46 NGÜ)
Diese Stelle ist in meiner Bibel fälschlicherweise mit „Das Endgericht“ überschrieben und sie ist dazu geeignet uns Angst zu machen. Werden wir jetzt doch nach Werken gerichtet?
Habe ich mich denn genug um geringe Brüder gekümmert? Reicht es, wenn ich bei AI Mitglied bin?
Eine wesentliche Aussage fällt gleich zu Beginn des Textes: dieses Gericht findet statt, wenn der Sohn in Herrlichkeit kommt.
Wo befindet sich zu diesem Zeitpunkt die Gemeinde? Sie wurde bereits entrückt und kommt mit Jesus wieder (1. Thes. 3,13).
Wann findet das Endgericht über alle toten und dann noch lebenden Menschen statt? Am Ende dieser Welt, bevor eine neue Erde und ein neuer Himmel geschaffen wird. Was sich noch dazwischen ereignet ist das 1000jährige Reich. Bevor dieses Reich beginnt, findet ein Gericht statt. Und dies ist das Gericht von dem wir hier lesen: es ist das Gericht über die Nationen. In diesem Gericht wird darüber gerichtet, wie sich die Nationen während der Trübsalszeit zu Israel gestellt haben (vgl. Joel 4, 1-3) und diejenigen, die sich positiv zu Israel gestellt haben, dürfen in das 1000jährige Reich eintreten. Jetzt beginnt die Zeit, die viele alttestamentliche Propheten mit dem Kommen des Messias verknüpft haben, sich aber tatsächlich erst beim zweiten Kommen ereignen wird. Die Zeit in der Israel friedlich mit den Nationen zusammen leben wird, die Zeit in der Christus herrscht, Gerechtigkeit und Wohlstand werden herrschen, die Erde wird vom Fluch erlöst sein, Lamm und Löwe werden nebeneinander wohnen, der Teufel wird gebunden sein.
Und wir? Wir werden in dieser Zeit einiges zu tun haben, wir werden zusammen mit Christus herrschen und regieren (Offb. 5, 9.10; 20, 1-6). Wahrscheinlich werden wir Leiber haben wie Christus nach seiner Auferstehung, mit denen wir sowohl auf der Erde leben können, als auch in den Himmel eingehen können.
5. Das letzte Gericht
Erst nach dieser Zeit findet das letzte Gericht statt, das Gericht über die Gestorbenen aller Zeitalter. Wer hier steht, weiß spätestens jetzt, dass er den „point of no return“ überschritten hat.
„Nun sah ich einen großen weißen Thron, und ich sah den, der auf dem Thron saß. Himmel und Erde flohen vor ihm, weil sie seine Gegenwart nicht ertragen konnten; sie verschwanden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, vom Kleinsten bis zum Größten. Es wurden Bücher aufgeschlagen, in denen stand, was jeder getan hatte, und aufgrund dieser Eintragungen wurden die Toten gerichtet; jeder empfing das Urteil, das seinen Taten entsprach. Und noch ein anderes Buch wurde geöffnet: das Buch des Lebens. Das Meer gab seine Toten heraus, und auch der Tod und das Totenreich gaben ihre Toten heraus. Bei jedem Einzelnen entsprach das Urteil dem, was er getan hatte. Der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen; der Feuersee ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingetragen war, wurde er ebenfalls in den Feuersee geworfen.“ (Offb. 20, 11-15)
Wer hier steht ist schon gerichtet, weil er nicht an Jesus geglaubt hat (Joh. 3,18). Es wird unterschiedliche Strafen geben, aber für alle bleibt ein Zustand der Gottesferne.
Unsere Namen jedoch sind im Himmel, im Buch des Lebens geschrieben (Lk. 10,20; Offb. 3,5). Für uns bleibt die Zusage Jesu:
„Denn der Sohn Gottes, Christus Jesus...war nicht Ja und Nein, sondern in ihm ist ein Ja geschehen.“ (2. Kor. 1,19)
AMEN.
1. Einleitung: Advent
Heute ist ja der vierte Sonntag im Advent und ich dachte es wäre mal angebracht, sich mit einem Aspekt der Adventszeit zu beschäftigen.
Die Adventszeit war ursprünglich gedacht als 40tägige Bußzeit. Sie begann am 11. November und endete am 6. Januar. Diese acht Wochen ergaben dann ohne die fastenfreien Samstag und Sonntage 40 Tage. Später wurden sie dann in vielen Kirchen und Regionen auf die uns bekannten 4 Wochen reduziert. In Mailand dauert sie auch heute noch diese 40 Tage. Dabei entwickelten sich unterschiedliche Schwerpunkte; das Warten auf die Wiederkunft Christi und damit verbunden eine Zeit der ernsthaften Buße und Vorbereitung und im Gegensatz dazu das weihnachtlich-freudige Motiv der Menschwerdung Gottes, das eher bei uns verbreitet ist.
Eigentlich gehört beides zusammen: Menschwerdung und Wiederkunft, Krippe und Kreuz. Auch in der Bibel, insbesondere bei den alttestamentlichen Prophetien ist da ja auch vieles von der ersten und der zweiten Wiederkunft Jesu miteinander vermischt.
Ernsthafte Buße bedeutet sich selbst, sein eigenes Leben, sei Denken zu überprüfen.
„Der Mensch aber prüfe sich selbst“ sagt Paulus (1. Kor. 11.28a) und weiter:
„Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.“ (1. Kor. 11, 31.32)
Im übergeordneten Kontext dieses Textes geht es um Lieblosigkeiten beim Abendmahl. Es wird hier aber ein allgemeingültiges Prinzip deutlich: Wir haben den Auftrag uns selbst zu prüfen um Züchtigung Gottes und Gericht zu vermeiden. Und das grie. Wort „dokimazein“ beinhaltet nicht nur den Vorgang der Selbstkritik, sondern auch der Verhaltenskorrektur. Es geht also darum sich selbst und sein erhalten im Sinne Gottes zu ändern um nicht gezüchtigt und nicht gerichtet zu werden. Ob es sich dabei jetzt um ein dieseitiges oder jenseitiges Gericht Gottes sei erstmal dahingestellt.
Züchtigung? Gerichtet werden? Gehört dies zu unserem Bild von Gott? Und was verbinden wir damit für Inhalte?
2. Züchtigung
Züchtigen ist bei uns ein negativ besetzter Begriff. Wir denken an Schläge und Strafen, bis Ende der 60er Jahre gab es bspw. auch die Zuchthäuser, die nur den Strafcharakter kannten. Der moderne Strafvollzug hingegen soll ja - zumindest theoretisch - die Besserung der Insassen als Ziel haben.
Das grie. Wort „paideuo“ meint aber eigentlich das elterliche Erziehen - mit Worten, aber auch mit Schlägen. Das Wort Pädagogik hat hier seine Wurzel. Für den Leser der damaligen Zeit, war dies also kein negativ besetzter Begriff, sondern zumindest ein neutraler Begriff, da jeder die Notwendigkeit des Erziehens und Erzogenwerdens aus eigener Erfahrung kannte. So wird bspw. das Gesetz Israels als Zuchtmeister (Erzieher) auf Christus hin beschrieben (Gal. 3,24). Es hatte die Aufgabe die Erlösungsbedürftigkeit aufzuzeigen und auf den Erlöser vorzubereiten. Und so kann der Schreiber des Hebräerbriefs mit voller Überzeugung sagen:
„›Denn wen der Herr liebt, den erzieht er mit der nötigen Strenge; jeden, den er als seinen Sohn annimmt, lässt er auch seine strafende Hand spüren.‹ Wenn ihr also Nöte durchmachen müsst, dann seht darin Gottes Absicht, euch zu erziehen. Er macht es mit euch wie ein Vater mit seinen Kindern. Oder gibt es einen Sohn, der von seinem Vater nicht mit strenger Hand erzogen wird? Mit allen seinen Kindern ist Gott auf diese Weise verfahren. Wenn er euch nicht erziehen würde, würde das heißen, dass ihr gar nicht seine rechtmäßigen Kinder seid. Und überlegt euch auch Folgendes: Unsere leiblichen Väter haben uns mit der nötigen Strenge erzogen, und wir hatten Respekt vor ihnen. Müssen wir uns da nicht noch viel mehr dem Vater unterordnen, der allen Wesen Geist und Leben gibt? Denn sich ihm unterzuordnen bedeutet wahres Leben. Unsere leiblichen Väter haben uns nur eine verhältnismäßig kurze Zeit erzogen, und zwar so, wie es ihren Vorstellungen entsprach. Gott aber weiß wirklich, was zu unserem Besten dient; er erzieht uns so, dass wir an seiner Heiligkeit Anteil bekommen. Mit strenger Hand erzogen zu werden tut weh und scheint zunächst alles andere als ein Grund zur Freude zu sein. Später jedoch trägt eine solche Erziehung bei denen, die sich erziehen lassen, reiche Früchte: Ihr Leben wird von Frieden und Gerechtigkeit erfüllt sein.“ (Hebr. 12, 6-11 NGÜ)
Die Züchtigung durch Gott ist also nicht nur Pädagogik, sie ist auch eine Ausdrucksform seiner Liebe. Er erzieht ausdrücklich seine Kinder - wohl auch noch die, die auf dem Weg sind, auf der Suche nach ihm sind um sie gänzlich zu ihm zu ziehen. Und wir können feststellen: gezüchtigt zu werden macht erstmal keinen Spaß, aber rückblickend erkennen wir darin die Fürsorge Gottes. Und das Ziel aller Erziehung ist eine Zunahme an Heiligkeit in unserem Leben.
Wie kann so was aussehen in unserem Leben? Ich denke, wir haben dies alle schon in den unterschiedlichsten Situationen erlebt.
Ich bin ja Sozial-Pädagoge und kein "Theo-Pädagoge", also ich seh mich nicht als Experte für göttliche Erziehung. Aber ich denke mal, es gibt zum einen die Wege, in denen Gott uns einfach die schlechten Früchte unseres Verhaltens kosten lässt, also eine Art passive Erziehung, ein Zulassen. Wo wir ernten, was wir gesät haben und aus der bitteren Frucht dann lernen müssen. Und es gibt die aktive Variante, in denen Gott uns direkt korrigiert und wir unser Fehlverhalten erkennen.
Wenn wir in der Bibel nach Beispielen suchen, werden wir v.a. im AT fündig:
David, dessen Kind sterben musste, damit er lernte Gott wieder an erste Stelle zu stellen;
Mose, dem sich Gott in den Weg stellte, weil er die Beschneidung nicht vollzogen hatte;
seine Schwester Mirijam, die wegen ihres Lästerns vorübergehend aussätzig wurde;
Joseph, der wegen seiner Überheblichkeit in die Sklaverei verkauft wurde usw. usf.
Im NT sind die Beispiele schon etwas rarer:
Zacharias, der wegen seines Unglaubens vorübergehend stumm wurde;
der Dorn im Fleisch des Paulus, damit er sich nicht überhebt (2. Kor. 12, 7-10);
der dreimal krähende Hahn bei Petrus verbunden mit dem dreimaligen Fragen des
Herrn nach seiner Liebe, wodurch ihm seine Überheblichkeit und Schwachheit vor Augen geführt wurde;
vielleicht auch noch die Tatsache, dass ausgerechnet Petrus als stolzer Judaist von Gott ausdrücklich beauftragt wurde den ersten Heiden zu predigen, damit das Evangelium auch die Nicht-Juden erreichen konnte (Apg. 10);
die eingangs erwähnte Gemeinde in Korinth, die aufgrund vom Einnehmen des Abendmahls in einer unwürdigen Art und Weise zahlreiche Kranke und Schwache in den Reihen zu beklagen hatte (1. Kor. 11, 29.30).
Vielmehr Beispiele werden wir aus dem Leben der Gemeinde im NT wohl nicht finden.
Aber es wird deutlich die Zucht des Herrn kann sehr unterschiedlich ausfallen: von einem inneren Überführen von Sünde bis hin zu Krankheiten und Schwachheiten scheint alles möglich zu sein. Trotzdem ist dies ein Bereich, den die Gemeinde Jesu heutzutage gerne übersieht. Wenn Ihr den christlichen Buchmarkt durchforstet oder in Google sucht, werdet ihr dazu fast gar nichts finden. Und dies obwohl der Gott aus dem Jahre 50, der gleiche Gott ist, wie aus dem Jahr 2008. Es haben sich die Kultur, die Lebensbedingungen, die Sprache in den 2000 Jahren geändert, aber Gott ist noch derselbe.
Haben wir es nicht mehr nötig? Sind wir in unserer geistlichen Entwicklung schon soweit vorangeschritten? Oder übersehen wir diesen Aspekt des Wesens Gottes vielleicht einfach nur? Vielleicht erkennen wir die Erziehungsmaßnahme Gottes auch bloß nicht und sie wird sich immer wieder wiederholen und wiederholen und wiederholen, bis wir daraus lernen. Die meisten Menschen in der Bibel, die von Gott erzogen wurden, haben gewusst warum; manchen musste es jedoch erst erklärt werden. David hat erst einen Propheten gebraucht, die Korinther haben erst den Paulus gebraucht. Vielleicht brauchen wir auch manchmal Geschwister, die uns korrigieren, auf jeden Fall aber benötigen wir den Geist und das Wort Gottes als Korrektiv.
Wenn ich in meinem Leben zurückdenke, dann sind es v.a. falsche innere Haltungen, die von Gott korrigiert wurden. In Situationen, in denen ich über Geschwister innerlich geurteilt habe, weil sie sich falsch verhalten hatten; in Situationen, in denen ich gerichtet habe, wo ich aus einer Haltung des Stolzes heraus gedacht habe: wie kann man als Christ nur so oder so handeln, mit seinen Nächsten umgehen, den Kindern soetwas durchgehen lassen, lügen o.ä.; musste ich dann meist kurz darauf erleben, dass ich zu genau den gleichen Fehlern fähig war. Das macht mit der Zeit demütig, öffnet die Herzen für die Gnade Gottes und macht einen nachsichtig anderen gegenüber. (Alle anderen Erziehungsmaßnahmen Gottes muss ich verdrängt haben, weil mehr ist mir für mich persönlich nicht weiter eingefallen.)
Aber auch als Gemeinde kann man von Gott gezüchtigt werden. Ich denke, auch der Bruch in der CGF vor vielen Jahren, könnte so eine Erziehungsmaßnahme Gottes gegen geistliche Überheblichkeit gewesen sein. Aus einer wachsenden und sich profilierenden Gemeinde wurde eine der kleinsten in der Region. Das macht demütig.
Und ich denke, dass man kein Prophet sein muss, um auszusprechen, dass die Gemeinden, die jetzt gerade eine elitäre und stolze Haltung kultivieren und denken, sie sind was Besseres, weil nur sie die richtige Lehre haben oder nur sie die richtige Dynamik haben, irgendwann von Gott gedemütigt werden, wenn sie sich nicht selbst demütigen.
3. Das Gericht über die Gläubigen
Paulus sagt der Zweck von Züchtigung ist das Bewahren vor dem Gerichtet werden.
Wenn wir uns die Aussagen der Bibel zu dem Themenkomplex Gericht ansehen, müssen wir feststellen, dass hier eine große Anzahl verschiedener Gerichte beschrieben werden.
Wir lesen dort von Gerichten, die bereits zu Lebzeiten des Gläubigen stattfinden; von Gerichten über Israel; von Gerichten über Satan und seine Engel; von Gerichten über Nationen; vom großen Weltgericht und vom Gericht über die Gläubigen.
Die Differenzierung ist teilweise nicht einfach und führt auch zu unterschiedlichen Interpretationen.
Welches Gericht erwartet die Gläubigen? Entscheidend ist folgende Aussage Jesu:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“ (Joh. 5,24)
Wenn wir an Jesus glauben, kommen wir nicht ins Gericht, sondern haben bereits ewiges Leben, weil wir das Gericht, das am Kreuz verübt wurde (Joh. 12, 31.32), bereits in Anspruch genommen haben und unseren alten Menschen in den Tod verabschiedet haben. Dort am Kreuz wurde Jesus stellvertretend an unserer Statt gerichtet und wir geben uns in seinen Tod hinein und somit haben wir das Gericht schon passiert. Jede Aussage, jede Theologie muss diesem Wort Jesu standhalten: Du kommst nicht ins Gericht! Du bist bereits vom Tod ins Leben übergegangen!
Im grie. steht hier das Wort „krisis“, dass außer Gericht, noch Trennung, Absonderung
und Entscheidung bedeutet.
Soweit so gut. Nun haben wir aber das Problem, dass Paulus folgendes sagt:
„Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib vollbracht, dementsprechend, was er getan hat, es sei Gutes oder Böses.“ (2. Kor. 5,10)
An anderer Stelle redet er auch vom Richterstuhl Gottes (Röm. 15,10). Was hat das zu
bedeuten, kannte Paulus die Aussage Jesu nicht?
Hier ist die Rede von einem anderen Gericht. Im grie. „bema“, dass Tritt oder Stufe bedeutet, ein nur um eine Stufe erhöhter Stuhl. Ein Stuhl auf dem Jesus sitzt um uns nicht abzuurteilen, sondern um uns zu belohnen.
„dann wird jedem sein Lob werden von Gott“ (1. Kor. 4,5)
Hier werden zwar auch unsere Werke beurteilt, unsere Bauten im Reich Gottes beurteilt und geprüft und wir können den Lohn einbüßen, wenn wir nur Holz, Heu und Stroh darauf gebaut haben, statt kostbarer Steine, aber wir selbst werden gerettet werden (1. Kor. 3, 11-15). Wobei es diesbezüglich auch unterschiedliche Meinungen gibt, ob dieses Verbrennen der Werke bereits auf der Erde stattfindet oder erst später und wir dann quasi bei jedem einzelnen Objekt zuschauen müssen.
Auf jeden Fall heißt es: ich brauche mich nicht zu fürchten, ich kann meine Erlösung nicht verlieren, solange ich Kind Gottes bleibe.
Die Ausleger erwarten diese Beurteilung unmittelbar nach der Entrückung der Gläubigen. Dann werden die Kinder Gottes offenbar werden (Kol. 3,4). Und dieses Offenbarwerden ist ja nicht nur ein Sichtbarwerden der Taten, sondern unsere göttliche Natur wird offenbar. Unser Stand als Söhne und Töchter Gottes wird dann endlich sichtbar werden.
4. Das Gericht über die Nationen
Wie passen aber die anderen Gerichtsszenarien aus dem NT zusammen. Wie ist es bspw. mit der Stelle bzgl. dem Verhalten gegenüber den geringsten Brüdern?
ich war durstig, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben; ich war ein Fremder, und „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommen wird und mit ihm alle Engel, dann wird er in königlichem Glanz auf seinem Thron Platz nehmen. Alle Völker werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie der Hirte die Schafe und die Ziegen voneinander trennt. Die Schafe wird er rechts von sich aufstellen und die Ziegen links. Dann wird der König zu denen auf der rechten Seite sagen: ›Kommt her, ihr seid von meinem Vater gesegnet! Nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch vorbereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen; ich hatte nichts anzuziehen, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt euch um mich gekümmert; ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.‹ Dann werden ihn die Gerechten fragen: ›Herr, wann haben wir dich denn hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden bei uns gesehen und haben dich aufgenommen? Oder wann haben wir dich gesehen, als du nichts anzuziehen hattest, und haben dir Kleidung gegeben? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und haben dich besucht?‹ Darauf wird der König ihnen antworten: ›Ich sage euch: Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen –, das habt ihr für mich getan.‹ Dann wird er zu denen auf der linken Seite sagen: ›Geht weg von mir, ihr seid verflucht! Geht in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben;ihr habt mich nicht aufgenommen; ich hatte nichts anzuziehen, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und war im Gefängnis, und ihr habt euch nicht um mich gekümmert.‹ Dann werden auch sie fragen: ›Herr, wann haben wir dich denn hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder ohne Kleidung oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht geholfen?‹ Darauf wird er ihnen antworten: ›Ich sage euch: Was immer ihr an einem meiner Brüder zu tun versäumt habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen –, das habt ihr mir gegenüber versäumt. So werden sie an den Ort der ewigen Strafe gehen, die Gerechten aber werden ins ewige Leben eingehen.“ (Mt. 25, 31 - 46 NGÜ)
Diese Stelle ist in meiner Bibel fälschlicherweise mit „Das Endgericht“ überschrieben und sie ist dazu geeignet uns Angst zu machen. Werden wir jetzt doch nach Werken gerichtet?
Habe ich mich denn genug um geringe Brüder gekümmert? Reicht es, wenn ich bei AI Mitglied bin?
Eine wesentliche Aussage fällt gleich zu Beginn des Textes: dieses Gericht findet statt, wenn der Sohn in Herrlichkeit kommt.
Wo befindet sich zu diesem Zeitpunkt die Gemeinde? Sie wurde bereits entrückt und kommt mit Jesus wieder (1. Thes. 3,13).
Wann findet das Endgericht über alle toten und dann noch lebenden Menschen statt? Am Ende dieser Welt, bevor eine neue Erde und ein neuer Himmel geschaffen wird. Was sich noch dazwischen ereignet ist das 1000jährige Reich. Bevor dieses Reich beginnt, findet ein Gericht statt. Und dies ist das Gericht von dem wir hier lesen: es ist das Gericht über die Nationen. In diesem Gericht wird darüber gerichtet, wie sich die Nationen während der Trübsalszeit zu Israel gestellt haben (vgl. Joel 4, 1-3) und diejenigen, die sich positiv zu Israel gestellt haben, dürfen in das 1000jährige Reich eintreten. Jetzt beginnt die Zeit, die viele alttestamentliche Propheten mit dem Kommen des Messias verknüpft haben, sich aber tatsächlich erst beim zweiten Kommen ereignen wird. Die Zeit in der Israel friedlich mit den Nationen zusammen leben wird, die Zeit in der Christus herrscht, Gerechtigkeit und Wohlstand werden herrschen, die Erde wird vom Fluch erlöst sein, Lamm und Löwe werden nebeneinander wohnen, der Teufel wird gebunden sein.
Und wir? Wir werden in dieser Zeit einiges zu tun haben, wir werden zusammen mit Christus herrschen und regieren (Offb. 5, 9.10; 20, 1-6). Wahrscheinlich werden wir Leiber haben wie Christus nach seiner Auferstehung, mit denen wir sowohl auf der Erde leben können, als auch in den Himmel eingehen können.
5. Das letzte Gericht
Erst nach dieser Zeit findet das letzte Gericht statt, das Gericht über die Gestorbenen aller Zeitalter. Wer hier steht, weiß spätestens jetzt, dass er den „point of no return“ überschritten hat.
„Nun sah ich einen großen weißen Thron, und ich sah den, der auf dem Thron saß. Himmel und Erde flohen vor ihm, weil sie seine Gegenwart nicht ertragen konnten; sie verschwanden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, vom Kleinsten bis zum Größten. Es wurden Bücher aufgeschlagen, in denen stand, was jeder getan hatte, und aufgrund dieser Eintragungen wurden die Toten gerichtet; jeder empfing das Urteil, das seinen Taten entsprach. Und noch ein anderes Buch wurde geöffnet: das Buch des Lebens. Das Meer gab seine Toten heraus, und auch der Tod und das Totenreich gaben ihre Toten heraus. Bei jedem Einzelnen entsprach das Urteil dem, was er getan hatte. Der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen; der Feuersee ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingetragen war, wurde er ebenfalls in den Feuersee geworfen.“ (Offb. 20, 11-15)
Wer hier steht ist schon gerichtet, weil er nicht an Jesus geglaubt hat (Joh. 3,18). Es wird unterschiedliche Strafen geben, aber für alle bleibt ein Zustand der Gottesferne.
Unsere Namen jedoch sind im Himmel, im Buch des Lebens geschrieben (Lk. 10,20; Offb. 3,5). Für uns bleibt die Zusage Jesu:
„Denn der Sohn Gottes, Christus Jesus...war nicht Ja und Nein, sondern in ihm ist ein Ja geschehen.“ (2. Kor. 1,19)
AMEN.
Freitag, 5. Dezember 2008
Termine und Aktuelles Dezember 2008
So 07.12. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Bob Hatton, Forum Leben; Thema: Der Kreislauf der Prophetie)
So 14.12. 19.30 Lobpreis & Segnung
So 21.12. 10.00 Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab; Thema: Gottes Gericht und sein Ja in Jesus)
Mi 24.12. 15.00 Familiengottesdienst
So 28.12. - So 04.01. Winterpause
(Predigt Bob Hatton, Forum Leben; Thema: Der Kreislauf der Prophetie)
So 14.12. 19.30 Lobpreis & Segnung
So 21.12. 10.00 Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab; Thema: Gottes Gericht und sein Ja in Jesus)
Mi 24.12. 15.00 Familiengottesdienst
So 28.12. - So 04.01. Winterpause
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