Samstag, 26. Juli 2008

Predigt von Norbert Wohlrab (20.07.08)

Ringen

1. Das christliche Leben ist ein Kampf

Ich möchte heute morgen über etwas sprechen, das auf den ersten Blick nicht viel mit dem christlichen Glauben zu tun hat. Ich möchte über Ringen sprechen. Ich meine jetzt nicht griechisch-römisch und auch nicht Freistil - es sind ja bald wieder Olympische Spiele und dann werden solche Sportarten für zwei Wochen wieder interessant, wenn es darum geht Medaillen für Deutschland zu gewinnen - nein, ich meine jetzt das Ringen im christlichen Leben.

Hier gibt es verschiedene Situationen, in denen es gilt zu ringen. Ringen gegen den Feind, gegen Versuchungen, um den richtigen Weg, um Erkenntnis, um Wachstum, um Gebetserhörungen usw.usf. Vielleicht steht in diesem Zusammenhang oft ein anderes Wort, vielleicht steht in der Bibel strebt, eifert, kämpft, sucht, widersteht, fleht usw., aber ich finde Ringen ist ein guter Überbegriff. Warum ist dieses Ringen eigentlich so relevant für unser Leben?

Paulus schreibt dem Timotheus:
„Kämpfe den guten Kampf, der zu einem Leben im Glauben gehört, und gewinne den Siegespreis - das ewige Leben, zu dem Gott dich berufen hat.“ (1. Tim. 6, 12a NGÜ)

Das Ringen, das Kämpfen ist deshalb relevant für unser Leben, weil es untrennbar mit dem christlichen Leben verbunden ist.

2. Das Ringen mit dem Feind

„Widersteht aber dem Teufel und er wird von euch fliehen.“ (Jak. 4, 7b) heißt es im Jakobusbrief.

Und in einer weiteren Stelle:
„Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die Geister der Bosheit in der Himmelswelt. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, wenn ihr alles ausgerichtet habt, stehen könnt.“ (Eph. 6, 12.13)

Kämpfen und Ringen sind deshalb so wesentliche Merkmale der Nachfolge Jesu, weil wir mitten in einem Kampf stehen. Wir können aufhören zu kämpfen, weil wir die Kraft, den Glauben, die Vision verloren haben, aber wir können das Schlachtfeld nicht verlassen.

Jesus sagt, dass die Tore (= Autoritäten) der Hölle die Gemeinde nicht überwältigen werden oder anders herum übersetzt, dass sie der Gemeinde nicht standhalten werden (Mt. 16,18). Dies macht deutlich: hier knallen zwei Reiche aufeinander, hier knallt das Reich Gottes auf das Reich des Teufels und was vielleicht sogar noch erschreckender ist: nur hier! Diese direkte Konfrontation gibt es nicht in anderen Religionen und nicht in Weltanschauungen, nicht im Islam, nicht im Humanismus, nicht im Materialismus. Dies sind ja alles bereits Bereiche des Feindes. Diese Konfrontation gibt es nur da, wo die Hölle geplündert werden soll. Und wir stehen mitten drin.

Als wir letzte Woche unseren „CGF Denkraum“ hatten, so wie Mathias Hühnerbein es genannt hat, wurden fünf Begriffe genannt, die das beschreiben, was nun dran ist: Bereitschaft, Beweglichkeit, Notwendigkeit einer Veränderung, Fokussierung und Mut. All diese Begriffe haben eine gemeinsame Konsequenz, wenn wir beginnen neue Ziele anzustreben, führt uns dies in einen neuen geistlichen Kampf.

„Es ist uns nicht verheißen in einem Federbett in den Himmel zu reisen.“ wurde neulich in einem Film gesagt. Kämpfen kann man nicht vom Sofa aus, Kämpfen geht nicht ohne Einsatz, ohne Mühe, ohne persönliche Anstrengung.

Als Gaby vor einigen Wochen nach 10 Jahren ihre Heilung empfangen hat und die Schmerzen nach kurzer Zeit zurück kamen (was bei Heilungen nicht selten vorkommt), hätten wir uns passiv in die Situation ergeben können, aber wir haben es vorgezogen zu kämpfen, den Feind immer wieder zu gebieten und die Schmerzen immer wieder zurückzuschicken, die Heilung immer wieder neu im Glauben in Anspruch zu nehmen um immer wieder neu zu erleben, dass unser Gebieten Erfolg hatte. Manchmal ging es schlagartig, manchmal dauerte es etwas länger. Bis es der Feind mittlerweile fast vollständig aufgegeben hat, nur ganz selten kommt noch eine leichte Attacke, die Gaby dann schnell wieder zurückschickt. Dies drückt aus: wir sind im Kampf!

Wenn wir uns die verschiedenen Heilungsgeschehen im NT anschauen, dann wird deutlich: es ist für unser griechisch-geprägtes Denken ganz schwierig die verschiedenen Heilungen und Befreiungen zu differenzieren. Mal wird bei einer Krankheit ein Dämon ausgetrieben, mal wird bei der selben Krankheit eine Person „nur“ geheilt, mal wird eine Krankheit behandelt, als sei sie ein Dämon. Ganz schwierig zu klassifizieren. Man kann den Eindruck bekommen, als ob die Schreiber der Evangelien gar nicht daran interessiert sind uns eine Differenzierungshilfe zu geben, denn für sie und auch für Jesus war die Perspektive klar: hinter jeder Krankheit steckt letztlich Satan, d.h. nicht, dass überall Dämonen am Werk sind oder es keine psychische oder psycho-somatische Komponente von Krankheiten gibt, aber in der Tiefe, letzten Endes ist „der Mörder von Anfang an“ der Verursacher aller Krankheit.

Deshalb heißt es:
„Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels
zerstöre.“ (1. Joh. 3,8b Luther)

Und die Werke des Teufels waren die Krankheiten durch die Menschen geknechtet und gebunden wurden. Deshalb spricht Petrus über Jesus:

„Jesus von Nazareth, wie Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging und wohltat und alle heilte, die von
dem Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm.“ (Apg. 10.38)

Auch hier wieder der Zusammenhang: Heilung kontra das Wirken des Feindes. Die Ausbreitung des Reiches Gottes durch Heilung und Befreiung, was ja auch unser Auftrag ist, ist ein Kampf gegen die Macht des Bösen. Aber dieser Kampf ist möglich, weil Jesus den Starken gebunden hat.

Jesus sagt:
„Niemand aber kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken gebunden hat, und dann wird er sein Haus berauben.“ (Mk. 3,27)

Jesus hat den Teufel besiegt und wir sollen nun mit dem Raubzug beginnen: das Evangelium vom Reich Gottes predigen, Kranke heilen, Dämonen austreiben (Mt. 10,8a).

Und wenn unsere Gebete und Worte kraftlos erscheinen, wenn die Gebetserhörung ausbleibt, heißt das nicht automatisch Gott erhört das Gebet nicht, weil er nicht will oder wir übel bitten und es heißt auch nicht automatisch, das uns die Salbung fehlt (kann natürlich alles sein), vielleicht heißt es einfach, dass wir weiterkämpfen sollen, so wie bei Daniel, der 21 Tage auf Antwort von Gott warten musste, weil die Engelsfürsten gegen die Fürsten de Finsternis im Kampf beschäftigt waren und so nicht zu Daniel durchkommen mussten (Dan. 10,13). Dies drückt auch aus, dass die Umsetzung des Willen Gottes, seines Plans, nicht unumkämpft geschieht. Deshalb sollen wir ja auch beten: Herr, dein Wille soll geschehen, dein Reich soll kommen. Wenn Gottes Wille immer so einfach sich entfalten würde, dann wären unsere Gebete diesbezüglich überflüssig. Aber diese Bitten waren Jesus so wichtig, dass sie sogar im Vaterunser vorkommen. Es ist zwar gefährlich aus einer Bibelstelle eine Theologie zu entfalten, aber ich denke das dort geistliche Realitäten dargestellt werden, in denen wir auch heute noch stehen.

3. Das Ringen gegen uns selbst

Manchmal müssen wir aber auch gegen uns selbst kämpfen. Gegen die eigene Trägheit, gegen falsche Prioritäten, gegen Unglauben, gegen unrealistische Erwartungen usw.

Jeder von uns weiß, dass es mühevolle Arbeit ist den Garten von Unkraut zu befreien (ich sag bei so was immer, dass der Garten meiner Frau gehört und ich nur für den Rasen zuständig bin; der Löwenzahn im Rasen gehört dann auch wieder meiner Frau). Wie kommen wir eigentlich auf die Idee, dass Menschen zum Glauben zu führen, sie zu Jüngern zu machen, weniger anstrengend und schweißtreibend ist? Jesus sagt: „Macht zu Jüngern...“ Machet, das schreit nach Arbeit. Das hat was mit Aktivität, mit Mühe zu tun. Aber Gott sei Dank fließt auch wieder viel Segen zurück.

Ich weiß nicht ob diese Denke unter uns auch verbreitet ist, aber ich kenne Gemeinden und Strömungen, die sind davon überzeugt, wenn sie nur in guter geistlicher Gemeinschaft zusammen leben, dann tut Gott automatisch neue Gläubige dazu. Dabei berufen sie sich auf die Urgemeinde in Jerusalem, die in der Apg beschrieben wird und wo es dann heißt
„Der Herr aber tat täglich hinzu, die gerettet werden sollten.“ (Apg. 2,47b). Einfach in völliger Verklärung und geistlicher Hingabe zusammen sein und Gott wirken lassen. Das klingt so demütig, so fromm.

Aber mir ist aufgefallen: wir finden nirgends im NT eine Aufforderung uns so zu verhalten. Eine derartige Beschreibung finden wir nur bei der Urgemeinde in Jerusalem, nur in den Anfängen der Apostelgeschichte. Und da müssen wir uns vergegenwärtigen, die neu bekehrten Christen in Jerusalem hatten drei Jahre Lehre und Wirken Jesu mit Zeichen und Wundern, sie hatten den Dienst der Apostel mit Zeichen und Wundern und sie hatten mehrere Tausend jahre jüdische Geschichte. Wer sich da nicht bekehrt ist selber schuld. Die mussten nicht überzeugt werden, dass es Gott gibt, dass es Jesus gab usw., sondern nur davon überzeugt werden, dass Jesus der verheißene Messias ist. Überhaupt nicht zu vergleichen mit unserer Situation, auch nicht zu vergleichen mit der Situation der ersten Heidenchristen in Europa und Asien vor 2000 Jahren. Deshalb sagt Jesus ja auch: „MACHET!“. Natürlich bewirkt die letztendliche Wiedergeburt der Heilige Geist, aber in 99% der Fälle ist vorher unser Einsatz notwendig. Unser Ringen im Gebet, unser Bemühen um eine Person. Keine Bekehrung im Alpha-Kurs oder sosntwo ohne „MACHET“.

Manchmal müssen wir auch gegen unsere eigenen falschen Prioritäten kämpfen. Habt Ihr Euch schon mal angeschaut, welche seltsamen Ausreden die Leute Jesus gegenüber gebracht haben, als sie von ihm eingeladen wurden?

„Jesus antwortete ihm darauf mit einem Gleichnis. Er sagte: »Ein Mann bereitete ein großes Festessen vor, zu dem er viele Gäste einlud. Als es dann soweit war, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen sagen: ›Kommt, alles ist bereit!‹ Doch jetzt brachte einer nach dem anderen eine Entschuldigung vor. Der erste sagte: ›Ich habe einen Acker gekauft und muss unbedingt hingehen und ihn besichtigen. Bitte entschuldige mich.‹ Ein anderer sagte: ›Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und gehe sie mir jetzt genauer ansehen. Bitte entschuldige mich.‹ Und ein dritter sagte: ›Ich habe gerade erst geheiratet; darum kann ich nicht kommen.‹ Der Diener kam zu seinem Herrn zurück und berichtete ihm das alles. Da wurde der Herr zornig und befahl ihm: ›Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen, die Behinderten, die Blinden und die Gelähmten herein.‹ Bald darauf meldete der Diener: ›Herr, was du befohlen hast, ist ausgeführt. Aber es ist noch mehr Platz vorhanden.‹ Da befahl ihm der Herr: ›Geh auf die Feldwege und an die Zäune und dränge alle, die du dort findest, zu kommen, damit mein Haus voll wird. Denn eines sage ich euch: Von jenen Leuten, die ursprünglich eingeladen waren, wird keiner etwas von meinem Festessen bekommen.‹“ (Lk. 14, 16-24 NGÜ).

Ich finde diesen Text äußerst amüsant, weil die Ausreden so dumm-genial sind. Ich habe einen Acker gekauft und muss ihn jetzt besichtigen. Hallo? Der Acker ist doch bereits gekauft, da muss überhaupt nichts mehr besichtigt werden, jetzt lässt sich sowieso nichts mehr ändern, selbst wenn der Acker schlecht wäre. Oder ich will mir meine fünf Ochsengespanne näher ansehen, die ich gekauft habe. Das ist so, wie wenn ich sage: ich kann nicht kommen, weil ich mir gestern ein Auto gekauft habe und es jetzt erst mal tausend Kilometer einfahren muss oder - wenn man bei der Landwirtschaft bleiben will - ich habe mir einen neuen Traktor gekauft, da muss ich heute abend mal ein paar Runden drehen, damit ich mit ihm vertraut bin. Die beiden Ausreden verdeutlichen Bindungen an den Besitz. Es geht darum sich an dem Erworbenen zu ergötzen. Weder der Acker noch die Ochsen machen es notwendig die Teilnahme am Festmahl nicht wahrnehmen zu können. Die Betroffenen haben falsche Prioritäten gesetzt. Auch der dritte, der seine Heirat als Entschuldigungsgrund gebraucht, benutzt eine Ausrede, die eigentlich keine ist. Er wird wohl noch länger verheiratet sein, so dass auch kein objektiver Entschuldigungsgrund vorliegt. „Haben, als hätten sie nicht.“ sagt Paulus dazu (1. Kor. 7, 29-31).

Und wie ist es bei uns? Natürlich gibt es tatsächliche Gründe die uns verhindern, Verpflichtungen die wir haben und denen wir uns nicht entziehen können, aber ich denke wir kennen auch die „Ausreden“, die eigentlich keine sind, weil wir Sachen durchaus aufschieben oder sogar bleiben lassen könnten. Ein jeder kennt sich hier selbst am besten.

4. Das Ringen gegen unseren Unglauben

Noch ein weiteres Kampffeld möchte ich erwähnen - unser Glaube bzw. der in bestimmten Situationen nicht vorhandene Glaube.

Eine bekannte Bibelstelle:
„Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht.“ (Hebr. 11.1)

Was steht hier eigentlich? Zunächst mal hier ist nicht der Glaube an Gott i.d.S. gemeint: ich glaube, dass es einen Gott gibt. Diese Denke ist der Bibel sowieso logischerweise fremd. Der Schreiber (evt. Barnabas) schreibt an die Judenchristen in Jerusalem, mit solchen Banalitäten müssen sich die nicht auseinandersetzen, davon abgesehen, dass selbst die Dämonen einen höheren Erkenntnisstand haben, denn es heißt:

„Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern.“ (Jak. 2,19)

Nebenbei bemerkt wird hier deutlich, dass das Wissen, dass es Gott gibt, noch niemanden vor der Hölle befreit.

Es geht auch nicht um den Glauben (= Vertrauen) an das Erlösungswerk Christi, sondern es geht um den Glauben an die Zusagen und Verheißungen Gottes, von denen im ganzen Kapitel 11 des Hebräerbriefs die Rede ist.
Und hier steht nun diese seltsame Formulierung, der Glaube ist die Verwirklichung dessen, was man hofft. Es wäre doch logisch zu sagen, das aus dem Glauben heraus Dinge verwirklicht werden, aber hier steht der Glaube ist die Verwirklichung der Hoffnung bzw. das Überführtsein des Zukünftigen. Also genau die umgekehrte Reihenfolge. Das gr. hypostatis, das hier für Verwirklichung steht, kann auch mit Zuversicht, Abdruck oder Substanz übersetzt werden. Und dieses Wort wurde v.a. bei Eigentumsverträgen verwendet, da wo ein Eigentumsrecht garantiert wurde. Der Glaube ist eine Art Eigentumsrecht am Künftigen. Wenn ich eine Immobile kaufe und beim Notar den Vertrag abschließe, besitze ich die Immobilie dann bereits? Nein, der Kaufpreis muss bezahlt werden, es muss ins Grundbuch eingetragen werden und dann erfolgt der Eigentumsübergang. Aber durch den Vertrag habe ich bereits einen Rechtsanspruch erworben. Wenn ich das meine dazutue, wird sie in meinem Besitz übergehen.

D.h. man kann die Aussage des Hebräerbriefs hier so wiedergeben: Der Glaube ist der notariell bestätigte Rechtsanspruch auf das, was noch nicht eingetreten ist, aber mir von Gott zugesagt wurde.

Dieses Prinzip galt auch bei den Juden. Wenn jmd. von Gotte eine Verheißung empfangen hatte und die Person, die mit dieser Verheißung verbunden war, starb bevor sie sich erfüllen konnte, hatte sie einen Rechtsanspruch von Gott wieder zum Leben erweckt zu werden. Deshalb wusste Abraham auch, wenn er Isaak wirklich töten muss, dann hat er einen Rechtsanspruch darauf, dass Gott ihn wieder zum Leben erweckt, da seine Nachkommenschaft ja durch Isaak gezeugt werden soll.

Das ist das Prinzip des Glaubens, ein Überzeugtsein von dem Verheißenen. Dieses Prinzip hatte auch Josua und Kaleb, als sie das verheißene Land auskundschafteten. Sie haben das Land gesehen und gewusst Gott wird seine Verheißung wahr machen und ihnen das Land geben und daraus kam die Kühnheit das Land einnehmen zu wollen. Sie sagen: jawohl wir nehmen das Land ein. Sie sind bereit das volle Risiko auf sich zu nehmen. Und die anderen sind dagegen, sie haben Angst, Josua und Kaleb werden fast gesteinigt und am Ende heißt es: 40 Jahre Wüste und Tausende Beerdigungen, erst danach werden sie ins Land Kanaan einziehen. (Nachzulesen in 4. Mose 13 + 14).

Josua und Kaleb haben auf Gott geschaut, auf seine Verheißung, die anderen haben vielleicht zuviel Nachrichten gesehen in ntv über die starken Kanaaniter oder hingen mit einem Ohr ständig am Eroberungsrundfunk mit all seinen Schreckensmeldungen oder vielleicht haben sie zu viele Statistiken gelesen und festgestellt: oh, oh, das Land wurde ja noch nie eingenommen. Wie auch immer, sie haben sich negativ beeinflussen lassen und ihre negative Rede an das ganze Volk weitergegeben und somit 40 Jahre Wüste und ein unerfülltes Leben für Tausende Menschen verursacht.

Wenn wir neue Wege gehen, Verheißungen verwirklichen, Berufungen entfalten wollen, ist immer Glaube notwendig. Ohne Glaube geht gar nichts. Aber es ist unsere Entscheidung Gott zu glauben oder Angst vor den Riesen zu haben. Wir ernten, was wir säen. Säen wir die Zusagen Gottes entwickeln wir Glauben, säen wir Angst- und Schreckensberichte ernten wir Unglauben. Es geht nicht darum überhastet (die Kundschafter hatten 40 Tage Zeit zur Meinungsbildung) oder unüberlegt Dinge umsetzen zu wollen (man muss schon wissen was Gottes Plan ist), aber es geht darum in Gott dem zu sehen, dem nichts unmöglich ist und der sein Reich mit uns als CGF und mit uns als einzelne bauen möchte.

AMEN.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Termine und Aktuelles Juli 2008

So 06.07. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Bob Hatton, Forum Leben; Thema: Prophetie)

Do 10.07. 19.30 Gemeindeversammlung
(Thema: Wo stehen wir und wo wollen wir hin?
Moderation: Mathias Hühnerbein)

So 13.07. 16.00 Gemeinsam für die Stadt,
Open Air-Gottesdienst im Südstadtpark

So 20.07. 10.00 Gottesdienst
(Predigt Norbert Wohlrab; Thema: Ringen)

Di 22.07. 19.30 Gebets- und Infoabend

So 27.07. Gemeindeausflug nach Rennhofen

Mittwoch, 4. Juni 2008

Predigt von Norbert Wohlrab (01.06.08)

Die Heiligkeit Gottes

1. Ehrfurcht vor Gott

Ich habe für heute statt dem Abschluss des Philipperbriefes ein anderes Thema auf´s Herz gelegt bekommen:

„Denn Gott bin ich und nicht ein Mensch, in deiner Mitte der Heilige.“ (Hos. 11,9)

die Heiligkeit Gottes.
Wir haben uns letzte Woche viel mit christlichen Werten im allgemeinen und mit unseren CGF-Werten im speziellen beschäftigt (in Arbeit: neuer Blog zu CGF-Werten!) und dabei ist mir aufgefallen, dass ein christlicher Wert dabei vielleicht etwas zu kurz gekommen ist, nämlich die Ehrfurcht vor dem heiligen Gott.
Alle unsere Werte (mit Ausnahme vielleicht von Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes) waren oder sind horizontal ausgerichtet, beziehen sich auf den Nächsten, auf das menschliche Miteinander. Natürlich geht es bei vielen dieser Werte um ein effizientes Dienen im Reich Gottes, d.h. Gott kommt da schon irgendwie drin vor, aber er ist nicht der alleinige Adressat. Es geht beim Dienen im Reich Gottes ja auch darum den Auftrag Gottes zu erfüllen: Macht zu Jüngern alle Völker usw. und dieser Auftrag hat ja auch speziell die horizontale Ebene im Blick und somit haben diese Werte natürlich ihren Sinn und Zweck, aber trotzdem denke ich, dass es wichtig ist die vertikale Ebene, die Ausrichtung zu Gott, die Ehrfurcht vor Gott, die Anbetung Gottes, das Stehen in der Gegenwart Gottes als eigenständigen Wert speziell im Blick zu haben.
Werte brauchen einen Wertschöpfer. Menschliche Werte sind meist der Veränderung unterworfen, je nachdem wie sich die Gesellschaft verändert (siehe Drittes Reich). Ist Gott der Wertschöpfer haben diese Werte eine Beständigkeit in sich, die über das zeitlich Begrenzte hinausgeht. Ansonsten sind sie variabel, jederzeit veränderbar, individuell anpassbar. Unser Gott dagegen ist der Einzige, der ewig ist und dessen Charakter (der ja die Grundlage all unserer christlichen Werte ist) sich nie ändert.

„bei dem keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten.“ (Jak. 1,17b)

2. Profan oder sakral?

Es gibt ja diese Aussage, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen sakral und profan, zwischen heilig und weltlich gibt; dass diese Differenzierung dem griechischen Denken entspringt und dass das hebräische Denken ganzheitlich angelegt ist und diesen Dualismus nicht kennt. Nobbi hat uns dies auch so dargestellt.
Die Fragestellung, dies sich daraus ergibt ist die: Ist das tatsächlich so und wenn ja, wie ist das dann zu verstehen? Was hat das für Konsequenz für unseren Alltag?

3. Gottes Heiligkeit im Alten Bund

Wenn wir einen Roman lesen, fangen wir beim Anfang an und nicht mittendrin, sonst verstehen wir die Handlung nicht. Wenn wir Mathematik lernen, steigen wir auch nicht gleich mit der Kurvendiskussion ein, sondern fangen mit dem kleinen 1 x 1 an. Und wenn wir Erkenntnisse aus der Schrift über das Wesen Gottes ziehen wollen, wenn wir erkennen wollen, was es bedeutet, dass Gott heilig ist, ist es auch förderlich zunächst im AT zu beginnen.
Das was dem Volk Israel im AT auf´s Eindringlichste vermittelt wird ist: Gott ist der heilige (Reine, Unnahbare, Schrecken erzeugende) Gott und dem Menschen ist es nicht möglich sich ihm ohne weiteres zu nahen.

3.1 Das Gesetz

Dies wird z.B. im Gesetz deutlich. Es hält den Menschen bis ins kleinste Detail vor (durch das komplizierte Opfersystem, durch die Reinigungsvorschriften, durch die Anforderungen an die Priester, durch den streng geregelten Ablauf der Festtage etc.): Gott ist so rein, so heilig, dass es kaum möglich ist, sich ihm zu nähern, v.a. dann nicht, wenn man durch irgendetwas verunreinigt wird (z.B. durch unreines Essen, Aussatz, Menstruationsblutung, geschlechtliche Ausflüsse, Kontakt mit Toten). Dies machte unbedingt bestimmte Reinigungsrituale zwingend notwendig. Und dabei geht es nicht nur um Hygiene, sondern um kultische Reinheit, um Reinheit vor dem Heiligen.
Und wenn nicht? Ein Beispiel:

„Wer einen Toten berührt, die Leiche irgendeines Menschen, der wird sieben Tage unrein sein. Dieser soll sich am dritten Tag damit entsündigen, und am siebten Tag
wird er rein sein; und wenn er sich nicht entsündigt am dritten Tag, dann wird er am siebten Tag nicht rein sein. Jeder, der einen Toten berührt, die Leiche eines Menschen, der gestorben ist, und sich nicht entsündigt, hat die Wohnung des Herrn unrein gemacht; und diese Seele soll ausgerottet werden aus Israel. Weil das Wasser der Reinigung nicht auf ihn gesprengt wurde, ist er unrein; seine Unreinheit ist noch an ihm.“ (4. Mose 19, 11-13)

Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter unterlassen der Priester und der Levit vielleicht sogar aus Furcht vor der möglichen Verunreinigung und den damit verbundenen Reinigungsprozedere die notwendige Hilfeleistung.
Für diese vielfältigen Reinigungszwecke gab es um dem Tempel verschiedenen Ritualbäder und gemauerte Teiche.

Eine Erklärung warum gerade solche Ausflüsse den Menschen vor Gott unrein machen ist folgende: das was dem Wesen Gottes gänzlich widerspricht ist der Tod. Der Tod ist die Folge der Sünde und ist der letzte Feind (1. Kor. 15). Der Mensch wird in Sünde geboren und erleidet den Tod als Folge der Sünde („Der Stachel des Todes ist die Sünde.“ 1. Kor. 15, 56a). Die Körperflüssigkeiten haben alle etwas mit Geburt (Menstruationsblut, Samen) oder Tod zu tun. Bei Toten treten Körperflüssigkeiten aus. Die Flüssigkeiten, die bei Lebenden austreten (z.B. Eiter, Aussatz) stehen quasi für ein vorweggenommenes Sterben und machen den Menschen dadurch in den Augen Gottes unrein.

3.2 Kontaktversuche mit Folgen

Der Gegensatz von der Heiligkeit Gottes und der Unreinheit des Menschen wird auch in verschiedenen Situationen deutlich, in denen die Kontaktaufnahme mit tödlichen Folgen verbunden war.
Hier einige Beispiele:

„Und die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes Feuer vor dem Herrn dar, das er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer vom Herrn aus und verzehrte sie. Und sie starben vor dem Herrn. Und Mose sagte zu Aaron, Dies ist es, was der Herr geredet hat: Bei denen, die mir nahen, will ich geheiligt, und vor dem ganzen Volk will ich verherrlicht werden.“ (3. Mose 10, 1-3)

Die Söhne Aarons brachten aus falschen Motiven und in der inhaltlich falschen Art (fremdes Feuer, vgl. 2. Mose 30,9) Gott ein Opfer dar und starben, weil ihr eigenmächtiges Opfer nicht den heiligen Ansprüchen genügte.

Ein weiteres fatales Missgeschick ereignete sich bei der Heimholung der Bundeslade.

Und David machte sich auf und zog hin mit dem ganzen Volk, das bei ihm war, nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes heraufzuholen, über die der Name des Herrn, der Name des Herrn der Heerscharen, der über den Cherubim thront, ausgerufen worden ist. Und sie stellten die Lade Gottes auf einen neuen Wagen. So brachte man sie aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Hügel war. Usa aber und Achjo, die Söhne Abinadabs, führten den neuen Wagen. Und sie trugen sie aus dem Haus Abinadabs weg, das auf dem Hügel war; Usa ging neben der Lade Gottes, während Achjo vor der Lade herging. Und David und das ganze Haus Israel tanzten vor dem Herrn mit allerlei Instrumenten aus Wacholderhölzern, mit Zithern und mit Harfen und mit Tamburinen und mit Rasseln und mit Zimbeln. Und als sie zur Tenne kamen, da streckte Usa seine Hand nach der Lade Gottes aus und fasste sie an, denn die Rinder hatten sich losgerissen. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Usa, und Gott schlug ihn dort wegen der Unehrerbietigkeit. Und er starb dort bei der Lade Gottes.“ (2. Sam. 6, 2-7)

Diese Strafe wird wohl jeden als zu hart erscheinen. Usa wollte wahrscheinlich die Bundeslade nur davor bewahren umgeschmissen zu werden. Aber die Lade durfte nicht berührt werden. Nur an den Stangen durfte man sie auf der Schulter tragen (4. Mose 4,14.15). Gott ist ein heiliger Gott! Die Berührung war eine Missachtung der Heiligkeit Gottes (vgl. Szene mit der Bundeslade aus Indiana Jones 1).

Auch bei der Gesetzgebung am Berg Sinai lesen wir Ähnliches. Dort warnt Gott das Volk Israel, dass sie die Grenze um den Berg nicht übertreten dürfen, sonst müssen sie sterben (2. Mose 19, 12.13.21). Sogar den Tieren war es verboten.
Selbst Mose, der ja mehrfach in die Nähe Gottes durfte, war es nicht erlaubt das Angesicht Gottes zu sehen. Gott spricht zu ihm:

„Du kannst es nicht ertragen, mein Angesicht zu sehen, denn kein Mensch kann
mich sehen und am Leben bleiben.“ (2. Mose 33,20)

So heilig ist der Herr. Auch in den ersten drei Geboten (nach at. Zählweise), in denen dem Volk Israel verboten wird andere Götter anzubeten, Abbilder zu machen und den Namen Gottes zu Nichtigem auszusprechen wird diese Heiligkeit deutlich. Oder im Vermeiden des Schreibens oder Aussprechens von Gottes Namen wird dies ausgedrückt.
Von Anfang an wird dem Volk Israel der Blick auf die Heiligkeit Gottes ausgerichtet, noch vor allen anderen Wesenszügen Gottes. Gott sagt:

„Ihr sollt heilig sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“ (2. Mose 19.6)

Bezogen auf meine Fragestellung am Anfang an: profan oder sakral - gibt es diesen Unterschied? bedeutet es erstmal: Gott sagt, dass er heilig (sakral) ist und wir auch heilig (sakral) sein sollen. Dies bedeutet im AT bezogen auf das Volk Israel kultische und auch moralische Reinheit, die ich bisher noch gar nicht erwähnt habe, die aber in vielen Gesetzen genauso gefordert wird.

4. Reinigung der Herzen

Gott ist der Gleiche, bei ihm ist keine Veränderung haben wir vorhin gehört. Nehmt mal den Satz: „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie“ und lest ihn rückwärts. - Es kommt genau derselbe Satz heraus. Ich will damit sagen, egal ob ich die Bibel von der Offenbarung her, mit den Evangelien, mit den Propheten oder mit Genesis beginne - Gott ist der gleiche Gott.

Trotzdem stellen wir eine Entwicklung (besser: Verdeutlichung) in der Bibel fest, die bereits in den späteren Schriften des AT beginnt und von Jesus fortgesetzt wird. Eigentlich geht es Gott um innere Reinheit, um Reinheit der Herzen und nicht um reine Pflichterfüllung, Formalien und Rituale.

„Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer dienen? - spricht der Herr....Lernt Gutes tun, fragt nach dem recht, weist die Unterdrücker zurecht! Schafft Recht der
Waise, führt den Rechtsstreit der Witwe,“ (Jes. 1, 11.16.17)

„Denn an Güte habe ich gefallen, nicht an Schlachtopfern“ (Hos. 6,6)

„kehrt um zu mir mit ganzen Herzen...zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider“
(Joel 2,12.13)

Bei allen kultischen Ritualen geht es Gott eigentlich um die Reinheit des Herzens. Die Rituale dienten v.a. dazu die Notwendigkeit der Reinigung von Sünde zu erkennen. Deutlich wird dies bei Jesus im Umgang mir der blutflüssigen Frau (Dauerblutung) (Mk. 5, 25-34). Diese Frau war dauerhaft unrein, sie musste in ständiger Absonderung leben und durfte niemanden berühren und nie in die Nähe Gottes kommen. Diese Frau berührte Jesus. Sie durfte Gott berühren ohne zu sterben. Es geht Gott um das Herz, um ihren Glauben und nicht um die äußere Unreinheit. Und was passiert? Die Unreinheit vertrocknet.
Ich denke dies ist hier mehr als die Heilung durch Glauben die hier geschieht, es ist auch die Symbolik, dass Gott die Unreinheit in Reinheit umwandelt. Gott reinigt die Rebe, die Frucht bringt (Joh. 15,2).
Den Pharisäern dagegen, die so auf ihre Reinheit und Vollkommenheit bedacht waren und die bspw. sogar die kultischen Reinigungsvorschriften des Tempels auf das normale Essen ausgedehnt hatten, wirft Jesus vor:

„Heuchler! Trefflich hat Jesaja über euch geweissagt, indem er spricht: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir.““ (Mt. 15, 7.8)

5. Der freie Zugang


Um es noch mal kurz zusammenzufassen: Gott ist heilig und dieselbe Heiligkeit erwartet er von seinen Nachfolgern.
Der eigentliche Unterschied zwischen dem Heiligen Gott des AB und des NB ist der freie Zugang, denn Jesus ermöglicht hat.

„Denn mit diesem einen Opfer hat er alle, die sich von ihm heiligen lassen, völlig und für immer von ihrer Schuld befreit. Das bestätigt uns auch der Heilige Geist. In der Schrift heißt es nämlich zunächst: »Der zukünftige Bund, den ich mit ihnen schließen werde, wird so aussehen: Ich werde – sagt der Herr – meine Gesetze in ihre Herzen legen und werde sie in ihr Innerstes schreiben.« Und dann heißt es weiter: »Ich werde nie mehr an ihre Sünden und an ihren Ungehorsam gegenüber meinen Geboten denken.«“ (Hebr. 10, 14-17)

Galt im AT der Befehl: „Ihr sollt heilig sein!“ heißt es jetzt: „Ihr seid Heilige!“ (geheiligt) Gott ist der Heilige und nun sind auch wir heilig - und heilig und heilig gesellt sich gern - der Finger Gottes und der Finger des Menschen kommen nun zusammen (Michelangelo) - Gott ist der König und wir sind die Royals.
Und wenn wir zusammenkommen ist der Heilige unter uns (Mt. 18,20) und wir sind der Tempel des lebendigen Gottes (1. Kor. 3,17).

Die Schwierigkeit/Herausforderung ist in Gott gleichzeitig den heiligen Gott und den liebenden Vater zu sehen. Aber er ist beides, es ist kein Widerspruch. Aber wir müssen uns vergegenwärtigen: Gott ist nur deshalb der Vater der Liebe, weil wir Geheiligte sind, nur deshalb sind wir Söhne und Töchter, nur durch Jesus haben wir Zugang ins Allerheiligste, nur durch unseren Glauben wurden wir versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe (Kol. 1,13). Für alle anderen steht noch der Zorn des heiligen Gottes im Raum.
Ein schwacher Vergleich: wenn wir uns irgendeinen König vorstellen, irgendeine Autorität. Wenn wir seine Kinder sind, dürfen wir uns in seiner Nähe aufhalten und spielen und in vertrauter Weise mit ihm umgehen. Alle anderen wären gleich wegen unerlaubtem Eindringen verhaftet worden (übrigens nachzulesen im Gleichnis vom Hochzeitsmahl in Mt. 22, 1-14). Aber das Gute ist, dass Gott ja will, dass alle seine Kinder werden.

6. Profan oder sakral?

Zurück zur Ausgangsfrage: gibt es jetzt einen Unterschied zwischen profan und sakral? Wir haben gesehen Gott ist der wahrhaft heilige Gott, der uns durch Jesus ebenfalls zu Heiligen gemacht hat. Wir sind nun mit Gott gleichermaßen im Stand des Sakralen. Ist damit automatisch nicht nur unser Sein, sondern auch unser ganzes Tun und Wirken geheiligt und vom Profanen befreit?
Dass wir nicht sündigen sollen und sich dies nicht mit heiligem Wandel vereinbaren lässt ist klar, selbst wenn man sich etwas vorgaukelt und Sünde „in Dankbarkeit empfängt“ (vgl. Bsp. von Nobbi Knöll auf der Freizeit über Ehebruch in der Gemeinde). Aber wird alles Weltliche gleich heilig?

Meine Antwort ist Nein. Sonst hätte Jesus uns nicht aufgefordert zuerst nach dem Reich Gottes zu trachten und einfach gesagt: „Passt schon. Alles was ihr macht ist Dienst im Reich Gottes!“ Und Paulus hätte uns nicht ermahnt unser ganzes Leben als einen lebendigen Gottesdienst zu leben und uns nicht der Welt gleichzustellen (Röm. 12, 1.2), sondern einfach gesagt: „Alles was tust ist Gottesdienst.“

Die Herausforderung ist unser ganzes Leben vom Profanen ins Sakrale zu erheben, indem wir lernen alles zur Ehre Gottes tun. Nicht umgekehrt. Manche Menschen mit denen ich gesprochen habe, denken, wenn sie Christ sind, wird automatisch alles heilig, weil es die Trennung zwischen weltlich und heilig nicht mehr gibt. Das ist Unsinn. Diese Trennung gibt es sehr wohl, weil Gott aus seiner Perspektive ganz andere Maßstäbe hat, genauso wie es eine Trennung zwischen himmlisch und irdisch gibt. Es gibt nur innerhalb unserer verschiedenen Lebensbereiche eine derartige Trennung nicht mehr, da alle Bereiche gleichermaßen geheiligt werden können, d.h. für den Dienst an Gott (= Gottesdienst) hingegeben werden können. Ich kann Gott gleichermaßen ehren mit einer Predigt, einer Umarmung einer weinenden Person, einer Geldspende, als auch mit dem Bau einer Schule in einem Entwicklungsland um nur einige Beispiele zu nennen. Nicht nur das Geistige (wie im griechischen Denken) oder Geistliche (wie früher in der Kirche) ist wertvoll bzw. es ist nicht mehr wert als alles andere.

Unser Leben als Gottesdienst zu gestalten, zur Ehre Gottes zu leben, das ist Jüngerschaft, Heiligung, Nachfolge. Da gibt es Bereiche, in denen dies leichter fällt, z.B. wenn man einen Dienst tut in der Gemeinde oder am Nächsten, in anderen Lebensbereichen ist das deutlicher schwieriger: zur Ehre Gottes im Büro sein bei Siemens oder bei Telekom. Was heißt das? Dankbarkeit für die Arbeitsstelle, meinen Berufsalltag nach Gottes Maßstäben gestalten, ehrlich sein. die Kollegen achten. ich denke es geht auf jeden Fall um Grundhaltungen und nicht darum nach jedem dritten Arbeitszug im Gebet innezuhalten.
In der Natur sein zur Ehre Gottes - beim Joggen oder Spazieren klingt wieder einfach, innerlich die Schöpfung preisen. Haushalt oder Einkaufen zur Ehre Gottes ist schon wieder eine ganz andere Herausforderung. Viele Fragen, über die es sich immer wieder neu nachzudenken lohnt.

„Richtet euch in allem nach Gottes Willen aus. Denn ohne ein geheiligtes Leben wird niemand den Herrn sehen.“ (Hebr. 12,14 NGÜ)

AMEN.

Sonntag, 1. Juni 2008

Termine und Aktuelles Juni 2008


So 01.06. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Norbert Wohlrab; Thema: Der Heilige Gott)

So 08.06. 19.00 Lobpreis & Segnung

So 15.06. 10.00 Gottesdienst
(Bibellesung: Hebräerbrief)

So 22.06. Besuchsgottesdienst:
10.00 FCGF und 19.00 JG St. Paul mit Stefan Driess

Di 24.06. 19.30 Gebets- und Infoabend

Sa 28.06. 19.00 Info-Abend mit Buffet
(Vorstellung des Girls Care Projekts -
gegen Sextourismus & Kinderprostitution in Thailand)

Donnerstag, 15. Mai 2008

Predigt von Norbert Wohlrab (11.05.08)

Der Preis der Nachfolge (Phil. 3, 1-17)

1. Die Entstehung der Gemeinde in Philippi


Ich möchte heute die Predigt von letzter Woche wie angekündigt fortführen und mit der Betrachtung des Philipperbriefes, insbesondere des 3. Kapitels weiter machen. Man kann sich natürlich mit Recht fragen, ob da irgendein Zusammenhang mit Pfingsten besteht.Vielleicht werden wir ja einen entdecken. Lasst uns zunächst mal die Entstehung der Gemeinde in Philippi betrachten.

„Paulus und seine Begleiter zogen nun durch den Teil Phrygiens, der zur Provinz Galatien gehört. Eigentlich hatten sie vorgehabt, die Botschaft Gottes in der Provinz Asien zu verkünden, aber der Heilige Geist hatte sie daran gehindert. Als sie sich dann Mysien näherten, versuchten sie, nach Bithynien weiterzureisen, aber auch das ließ der Geist Jesu nicht zu. Da zogen sie, ohne sich aufzuhalten, durch Mysien, bis sie in die Hafenstadt Troas kamen. Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Er sah einen Mazedonier vor sich stehen, der ihn bat: „Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!“ Daraufhin suchten wir unverzüglich nach einer Gelegenheit zur Überfahrt nach Mazedonien; denn wir waren überzeugt, dass Gott selbst uns durch diese Vision aufgerufen hatte, den Menschen dort das Evangelium zu bringen.“ (Apg. 16, 6-10 NGÜ)

Hier kommt auch schon der Heilige Geist ins Spiel. Paulus möchte weiter nach Asien, er hat das sog. Kleinasien (die heutige Türkei) bereits einmal bereist und möchte dort noch weiter vordringen um das Evangelium zu verkündigen. Der Heilige Geist selbst aber leitetPaulus nach Philippi. Er verbietet die Reise nach Phrygien und Bithynien - wie auch immer das geschehen ist, ich persönliche denke durch einen starken Unfrieden - und ruft ihn durch einen Traum nach Mazedonien.
Und so entsteht etwas ganz Wesentliches in der Geschichte des Christentums: das Evangelium kommt nach Europa. Es entsteht die erste Missionsbasis in Europa. Es ist natürlich spekulativ, aber vielleicht wäre die ganze Menschheits- und Kirchengeschichte ganz anders verlaufen, hätte Paulus Europa links liegen lassen. Vielleicht würden wir noch auf den Bäumen sitzen und alte keltische Götter anbeten, so wie in Asien heute noch alle möglichen Götter angebetet werden. Vielleicht wäre Europa mit der technischen Entwicklung jetzt gerade zum Schwellenland geworden. Vielleicht hätte sich der Islam in Europa breit gemacht. Vielleicht hätten die Chinesen Amerika entdeckt. Wäre alles denkbar.
Wie geht es weiter mit Paulus?

„...und von dort ging die Reise landeinwärts nach Philippi. Philippi, eine römische Kolonie, war die bedeutendste Stadt in diesem Teil der Provinz Mazedonien. Hier blieben wir einige Tage und warteten, bis es Sabbat war. Am Sabbat gingen wir vor das Stadttor an den Fluss, wo wir eine jüdische Gebetsstätte vermuteten und dann auch tatsächlich einige Frauen antrafen, die sich dort versammelt hatten. Wir setzten uns zu ihnen und begannen mit ihnen zu reden. Eine dieser Frauen - sie hieß Lydia - war eine Purpurhändlerin aus Thyatira, die an den Gott Israels glaubte. Während sie uns zuhörte, öffnete ihr der Herr das Herz, sodass sie das, was Paulus sagte, bereitwillig aufnahme. Nachdem sie sich dann mit allen, die in ihrem Haus lebten, hatte taufen lassen, lud sie uns zu sich ein.“ (Apg. 16, 12-15a NGÜ)

Paulus macht das, was er immer getan hat: er beginnt mit den Juden. Nun war zwar Philippi eine bedeutende Militärbasis, aber es gab keine Synagoge in Philippi, d.h. es gab nicht mindestens zehn männliche Juden. Aber, die Frauen treffen sich am Sabbat zum Gebet und zu rituellen Waschungen am Fluss. Es ist nicht wie heute: es ist kein Gottesdienst und man bleibt im Bett, nein es waren gottesfürchtige Frauen, die auch ohne Gottesdienst zusammen kamen. Eine davon - Lydia - öffnet mit ihrem gesamten Haus ihr Herz für das Evangelium. Gott sät hier ein kleines Samenkorn zur Durchdringung Europas mit dem Evangelium.

Nachdem Paulus einer Frau einen Wahrsagegeist ausgetrieben hatte, der interessanterweise auf das Evangelium hingewiesen hat („Diese Leute sind Diener des höchsten Gottes! Sie sagen euch, wie ihr gerettet werden könnt!“) und dafür ins Gefängnis musste, woraus er übernatürlich frei kam, was die Bekehrung des Kerkermeisters zur Folge hatte, entstand hier eine kleine Gemeinde (Apg. 16, 16-40). An diese Gruppe, die inzwischen gewachsen ist, wendet sich Paulus in seinem Brief.

2. Allgemeines zum Brief

Der Brief - aus dem Gefängnis geschrieben - ist besonders unter den Schriften des Paulus. Er ist in einer besonderen Warmherzigkeit und Liebe abgefasst. Paulus lässt sich hier nicht den Apostel raushängen, sondern schreibt ihn als „Mit-Heiliger“, als Knecht an die Gemeinde der Heiligen. Er ist besonders froh über ihren Glauben und ist mit ihnen im Geben und Nehmen verbunden. Diese partnerschaftliche Beziehung hat er zu keiner anderen Gemeinde. Er hat die Philipper ganz besonders ins Herz geschlossen.
In den ersten beiden Kapitel lässt Paulus ihnen einige persönliche Mitteilungen zukommen (z.B. das letzte Woche gehörte über den Dienst des Epaphroditus) und einige Ermahnungen für das Zusammenleben. Er beschreibt sein Leben in der Gefangenschaft und dass es sich sogar positiv auf die Verkündigung des Evangeliums auswirkt. Seine Erklärungen gipfeln in den Versen:

„Denn der Inhalt meines Lebens ist Christus, und deshalb ist Sterben für mich ein
Gewinn. Andererseits kann ich, solange ich noch hier auf der Erde lebe, eine Arbeit tun, die Früchte trägt. Daher weiß ich nicht, was ich vorziehen soll. Ich bin hin- und hergerissen: Am liebsten würde ich das irdische Leben hinter mir lassen und bei Christus sein; das wäre bei weitem das Beste. Doch ihr braucht mich noch, und deshalb - davon bin ich überzeugt - ist es wichtiger, dass ich weiterhin hier auf der Erde bleibe.“ (Phil. 1, 21-24 NGÜ)

Hier in diesen Versen wird seine ganze Hingabe deutlich, seine Hingabe an Christus, seinen Auftrag und an seine gegründeten Gemeinden.
Nun zum dritten Kapitel des Philipperbriefs.

3. Das Alte und das Neue
3.1 Der Rückblick

„Vor allem, liebe Geschwister: Freut euch darüber, dass ihr mit dem Herrn verbunden
seid! Was ich euch im Folgenden schreibe, sind Dinge, die ich euch schon früher gesagt habe. Mir macht es nichts aus, mich zu wiederholen, und euch gibt es eine umso größere Sicherheit im Glauben. Nehmt euch in Acht vor den unreinen Hunden! Nehmt euch in Acht vor den Unruhestiftern! Nehmt euch in Acht vor denen, die letztlich nicht beschneiden, sondern verstümmeln!“ (Phil. 3, 1-2 NGÜ)

Paulus warnt hier vor einer bestimmten Gruppe von Menschen, den sog. „unreinen Hunden“. Dies ist eine Bezeichnung für die Juden, die versuchen die philippische Gemeinde zur Haltung des Gesetzes zu verführen. Dies war für Paulus immer die größte Sorge, dass den Heidenchristen das Halten des jüdischen Gesetzes auferlegt wurde und sie somit die Gerechtigkeit durch das Evangelium der Gnade mit der Gerechtigkeit durch das Halten von Gesetzen eintauschen würden. Hier ging es insbesondere darum, dass man sie hat beschneiden wollen, weil man ihnen glauben machen wollte, dass der Glaube nicht ausreicht, sondern noch die Beschneidung notwendig ist um gerettet zu werden. Aber es gibt nichts, was man dem Kreuz noch hinzufügen kann.Nun stellt Paulus klar.

„Die wirklich Beschnittenen sind wir, denn wir dienen Gott unter der Leitung seines Geistes und vertrauen nicht auf unsere Vorrechte und auf eigene Leistungen, sondern auf Jesus Christus; er ist unser ganzer Stolz. Dabei hätte gerade ich allen grund, mich auf Vorrechte und Leistungen zu verlassen. Wenn andere meinen, sie könnten auf solche Dinge bauen - ich könnte es noch viel mehr. Ich wurde, wie es das Gesetz des Mose vorschreibt, acht Tage nach meiner Geburt beschnitten. Ich bin meiner Herkunft nach ein Israelit, ein Angehöriger des Stammes Benjamin, ein Hebräer mit rein hebräischen Vorfahren. Meine Treue zum Gesetz zeigt sich darin, dass ich zu den Pharisäern gehörte, und in meinem Eifer, für das Gesetz zu kämpfen, ging ich so weit, dass ich die Gemeinde verfolgte. Ja, was die vom gesetz geforderte Gerechtigkeit betrifft, war mein Verhalten tadellos.“ (Phil. 3, 3-6 NGÜ)

Paulus selbst hätte allen Grund stolz zu sein. Er hätte allen Grund - und hat das früher auch getan - sich etwas einzubilden auf seine Herkunft, ein reiner Israelit zu sein (die Juden glaubten ja bereits durch ihre Zugehörigkeit zum Volk Israel privilegiert und errettet zu sein), auf seine Gesetzestreue, er führte ein tadelloses Leben nach pharisäischen Ansprüchen, er war wohl Mitglied des Hohen Rats gewesen und hatte damit eine bedeutende religiöse und gesellschaftliche Position inne. Also wenn jmd. hätte stolz sein können auf seine Leistung, dann er. Wenn jmd. berechtigt wäre von anderen irgendwelche Leistungen zu fordern, dann er. Aber Paulus sagt:

„Doch genau die Dinge, die ich damals für einen Gewinn hielt, haben mir - wenn ich es von Christus her ansehe - nichts als Verlust gebracht. mehr noch: Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen ist etwas so unüberbietbar Großes, dass ich, wenn ich mich auf irgendetwas anderes verlassen würde, nur verlieren könnte. Seinetwegen habe ich allem, was mir früher ein Gewinn zu sein schien, den Rücken gekehrt; es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll. Denn der Gewinn, nach dem ich strebe, ist Christus; es ist mein tiefster Wunsch, mit ihm verbunden zu sein. Darum will ich nichts mehr wissen von jener Gerechtigkeit, die sich auf das Gesetz gründet und die ich mir durch eigene Leistungen erwerbe. Vielmehr geht es mir um die Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben an Christus geschenkt wird - die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und deren Grundlage der Glaube ist.“ (Phil. 3, 7-9 NGÜ)

„Ich achte es für Kot!“ übersetzt Luther. Das griechische „skybalon“ bedeutet Mist, Abfall, Kehricht, Kot oder einfach auf neudeutsch: Scheiße. Paulus sagt: All das was mir früher wichtig war, ist jetzt Scheiße in meinen Augen. Meine Leistung, mein Ansehen, meine Position ist alles nur Dreck gegenüber dem, was ich jetzt habe - Christus.
Das klingt ja alles ganz nachvollziehbar, wenn das Leben vorher wirklich Mist war. Wenn ich das sagen würde, das ganze Leben mit Drogen, das ich vor meiner Bekehrung geführt habe, war nur Mist, dann kann man das objektiv nachvollziehen. Aber das Leben von Paulus war ja nicht so verkehrt. Es war angesehen und erfolgreich. Aber es war Mist, weil es auf die eigene Leistung gegründet war. Das was ihn früher als Gewinn erschien, ist nun Verlust. Paulus benutzt hier Begriffe des Glücksspiels, er hat nun alles auf eine Karte, auf die Karte Jesus gesetzt.

Diese klare Betonung der Rechtfertigung aus Gnade finden wir übrigens hauptsächlich bei ihm. Die Judenchristen hatten immer Schwierigkeiten damit ihre Gesetzlichkeit loszulassen. Wie ist es mit unserem Leben: Können wir sagen, es war alles nur Mist im Vergleich zu dem, was ich jetzt habe oder sind wir wie manche Judenchristen, die zu ihrem relativ erfolgreichen Leben noch Christus dazu packen? Eine Frage, die wir uns immer wieder stellen müssen.

3.2 Der neue Ehrgeiz

Aber Paulus macht noch etwas anderes: er entwickelt einen neuen Ehrgeiz.

„Ja, ich möchte Christus durch und durch kennen; ich möchte die Kraft, mit der Gott ihn von den Toten auferweckt hat, an mir selbst erfahren und möchte an seinem Leiden teilhaben, sodass ich ihm bis in sein Sterben hinein ähnlich werde. Dann werde auch ich - das ist meine feste Hoffnung - unter denen sein, die von den Toten auferstehen. Es ist also nicht etwa so, dass ich das alles schon erreicht hätte und schon am Ziel wäre. Aber ich setze alles daran, ans Ziel zu kommen und von diesen Dingen Besitz zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat. Geschwister, ich bilde mir nicht ein, das Ziel schon erreicht zu haben. Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück, konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt, und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen - den Preis, der in der Teilhabe an der himmlischen Welt besteht, zu der uns Gott durch Jesus Christus berufen hat.“ (Phil. 3, 10-14 NGÜ)

Paulus ist schon ein besonderer Mensch. Es ist eigentlich so, dass er nun mit dem selben Eifer, mit dem er vorher nach religiöser und judaistischer Tadellosigkeit gestrebt hat, nun danach strebt Jesus ähnlicher zu werden. Es ist wahrscheinlich sogar so, dass sein Ehrgeiz noch stärker geworden ist.
Das Bild vom Wettkampf ist - denke ich - besonders für Männer geeignet. Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber wenn ich in einem Wettkampf bin, dann will ich auch gewinnen, ansonsten hat das Ganze keinen wirklichen Wert, ist allenfalls Training. Wenn Hans Marathon läuft, dann will er auf´s Treppchen. Wenn ich Badminton spiele, will ich gewinnen. Und wenn ich früh mit dem Rad in die Arbeit fahre und so ein junger Schnösel bildet sich ein, mich überholen zu können, dann will ich, dass er mich schnellstmöglich nur noch von hinten sieht. Ein Mann, der im Wettkampf steht, will normalerweise gewinnen - oder zumindest möglichst weit vorne landen.
Frauen sind im allgemeinen nicht ganz so ehrgeizig.

Übrigens habe ich neulich eine Statistik gelesen, die widerlegt, dass Frauen in ihrer beruflichen Position benachteiligt sind, denn im Durchschnitt findet sich nämlich kein signifikanter Unterscheid. Der Unterschied ist nur der, dass Männer extremer sind. Sie sind entweder extrem ehrgeizig und landen deshalb überdurchschnittlich in gehobenen Positionen oder sie sind die extremen Looser, denn bei den Junkies, Alkoholikern, Obdachlosen etc. findet man auch fast keine Frauen.
Paulus war also extrem ehrgeizig und nur auf ein Ziel ausgerichtet: Christus.

John Stott schreibt:
„Sicher kennt sich kein Mensch selbst, solange er sich nicht die Frage nach seinen Motiven stellt. Was ist die treibende Kraft in seinem Leben? Welcher Ehrgeiz treibt ihn an und beherrscht und lenkt ihn? Letztlich gibt es nur zwei beherrschende Ziele, auf die sich menschlicher Ehrgeiz richtet und reduzieren lässt. Der eine ist unser eigener Ruhm, der andere ist der Ruhm Gottes.“

Was ist unser Ehrgeiz? Der Ruhm Gottes oder der eigene Ruhm? Christus ähnlicher zu werden oder Selbstverwirklichung? Das eigene Reich oder die Ausbreitung des Reiches Gottes?
Nehmt es mir nicht übel, aber wenn ich den Besuch der monatlichen Gebetsabende als Indikator dafür nehme, wie wichtig uns Christus und sein Reich ist, dann schneidet es nicht besonders gut in unserer Wertigkeit ab.

3.3 Die Bedingungen der Nachfolge

Man könnte nun meinen diese klare Ausrichtung in der Nachfolge ist jetzt eine Eigenart des paulinischen Ehrgeizes, aber wir haben diese Woche im HK eine Text gelesen, in dem Jesus folgendes über die Nachfolge sagte:

„Als sie weitergingen, wurde Jesus von einem Mann angesprochen. „Ich will dir folgen, wohin du auch gehst“, sagte er. Jesus erwiderte. „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann.“ Zu einem anderen sagte Jesus: „Folge mir nach!“ Er aber antwortete. „Herr, erlaube mir, zuerst noch nach Hause zu gehen und mich um das Begräbnis meines Vaters zu kümmern.“ Jesus erwiderte: „Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber geh und verkünde die Botschaft vom Reich Gottes!“ Wider ein anderer sagte: „Ich will dir nachfolgen, Herr, doch erlaube mir, dass ich zuerst noch von meiner Familie Abschied nehme.“ Jesus erwiderte: „Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.“ (Lk. 9, 57-62 NGÜ)

Der erste, bei Matthäus ein Schriftgelehrter, machte sich wohl keine klaren Gedanken über die Entbehrungen, die die Nachfolge mit sich bringt. Vermutlich gab es bei anderen Rabbis auch nicht diese Entbehrungen wie bei Jesus. Der zweite, war zu schwerfällig, der Vater war wohl noch gar nicht gestorben, er wollte seiner Sohnespflicht nachkommen, aber Jesus stellte klar, dass die Sorge um das Reich Gottes über seiner familiären Pflicht steht. Ähnlich wie ein Hoherpriester davon befreit war seine toten Eltern zu begraben (3. Mose 21,11). Und der dritte wollte wahrscheinlich wohl noch eine Abschiedsfeier geben, die über ein „Auf Wiedersehen“ hinausging. Was dem Elisa erlaubt war (1. Kön. 19, 19-21), er durfte noch Ochsen schlachten und feiern bevor er in die Nachfolge Elias eintrat, wurde dem potenziellen Jünger Jesu nicht gestattet. Jesus will ganze Selbstverleugnung. Volle Entschiedenheit mit heiligem Ernst. Er ist hier ganz auf einer Linie mit Paulus.

Was uns oft abgeht ist eine Prise Radikalität. Vielleicht schauen wir am Pflug nicht zurück, aber vielleicht schauen wir zu viel nach rechts und links. Vielleicht ist es nicht die erste oder zweite soziale Pflicht oder gesellschaftliche Aufgabe, die uns bindet oder der wir uns verpflichtet fühlen, aber vielleicht ist es die dritte, vierte und fünfte, die uns unbrauchbar macht für das Reich Gottes. Salz und Licht in der Welt zu sein, heißt nicht überall mitmischen zu müssen. Vielleicht ist es nicht die Scheu vor der Wohnungslosigkeit, sondern die Scheu vor dem Verlust anderer Annehmlichkeiten des Lebens. Jesus ist all diese Risiken eingegangen und Paulus ebenfalls. Was mir den Paulus etwas angenehmer macht ist sein Eingeständnis: Ich hab´s auch noch nicht erreicht, ich bin auch noch auf dem Weg. Aber trotzdem ruft er uns zu.

„Wir alle, die der Glaube an Christus zu geistlich reifen Menschen gemacht hat, wollen uns ganz auf dieses Ziel ausrichten. Und wenn eure Einstellung in dem einen oder anderen Punkt davon abweicht, wird Gott euch auch darin die nötige Klarheit schenken. Doch von dem, was wir bereits erreicht haben, wollen wir uns auf keinen Fall abbringen lassen. Folgt alle meinem Beispiel, Geschwister, und richtet euch auch an denen aus, deren Leben dem Vorbild entspricht, das ihr an uns habt.“ (Phil. 3, 15-17 NGÜ)

Auch wenn Paulus bisher immer von sich gesprochen hat und noch kein direktes Gebot an die Gemeinde gerichtet hat, so fordert uns doch hier eindeutig auf ihn nachzuahmen. Und dies ist die Spannung in der wir stehen und in der auch Paulus sich bewegt hat: Einerseits zu wissen allein aus Gnade bin ich gerechtfertigt, ohne eigene Werke und andererseits in einem Eifer in die Nachfolge gehen, so als würde mein Heil davon abhängen.
Das schenke Gott uns allen.
AMEN

Freitag, 2. Mai 2008

Termine und Aktuelles Mai 2008

So 04.05. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Friedhelm Ernst, Gemeinde am Wetterkreuz Erlangen,
Thema: Epaphroditus (Phil. 2))

So 11.05. 10.00 Pfingsten Gottesdienst
(Predigt Norbert Wohlrab; Thema: Der Preis der Nachfolge (Phil. 3))

So 18.05. 19.30 Lobpreis & Segnung

Di 20.05. 19.30 Gebets- und Infoabend

Do 22.05. - So 25.05. Gemeindefreizeit in Sulzbürg

Mittwoch, 2. April 2008

Termine und Aktuelles April 2008

So 06.04. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Christiane Schönberger, JG St. Paul; Thema: Bei Gott ist nichts unmöglich)

So 13.04. 19.30 Lobpreis & Segnung

So 20.04. 10.00 Gottesdienst
(Predigt Mathias Hühnerbein, Nehemia-Team; Thema: Gott sucht Wohnraum in uns)

Di 22.04. 19.30 Gebets- und Infoabend

Fr 25.04. 19.30 Alpha-Fest

So 27.04. 19.30 Lobpreis & Segnung